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Kunst-Ausstellung./
(Fortsetzung.)/
Dieses im Allgemeinen vorauszuschicken, schien um /deswillen nöthig, damit die tiefsinnigen und gehaltrei/chen Büryschen Bilder überhaupt verstanden und mit /der Menge flacher und gedankenloser Gemählde nicht /verwechselt werden möchten, von denen es heut zu Tage /überall und auch auf der diesjährigen Ausstellung wim/melt. Dem, vornehmlich durch Mengs, verbreiteten /Glauben, als könne das Gebiet der Kunst von aussen / 10 gleichsam Provinzen weise zusammen erobert werden, /ist der gegenwärtige Zustand der Mahlerei unter uns, /ihre Leere, Bedeutungslosigkeit und Allerwelts-Manier [liest ›Allerwelts Manier‹] /hauptsächlich zuzuschreiben. Um so erfreulicher ist es /daher, einen Künstler anzutreffen, der es unternimmt, /den Gedanken und die Idee, als den Kern und das /Wesen der Kunst, wieder in ihr gebührendes Recht ein/zusetzen, sollte es auch auf die Gefahr geschehen, daß /seinen Werken dagegen ein Uebergewicht der Idee über /die Darstellung vorgeworfen würde. Doppelte Freude / 20 aber verschafft es, wenn man gewahr wird, daß durch /dieses sinnvolle Streben nach Inhalt und Bedeutung, /welches überhaupt der eigenthümliche Charakter Deut/scher Art und Kunst ist, dieser Künstler den großen /Deutschen Meistern der Vorzeit verwandt wird, als /welche in ihren Bildern ebenfalls durchaus nichts zu/fälliges oder unbedeutendes verstatteten, sondern al/lenthalben, selbst im geringfügigsten Détail, überlegt, /sinnreich und beziehungsvoll erschienen./
Unter den fünf Porträten des Herrn Büry, die / 30 anjetzt nach der Stufenfolge ihrer Behandlungsarten / 60 genannt werden sollen, muß aber zuvörderst ein we/sentlicher Unterschied nicht übersehen werden. Zwei /derselben sind die Porträte von Privatpersonen, näm/lich: die Brustbilder 1) des Mahlers Herrn Genelli /und 2) der jungen Frau Gräfinn von Voß; die drei /anderen hingegen sind die Porträte Fürstlicher Perso/nen, nehmlich: die Bilder in Lebensgröße 3) des jun/gen Prinzen von Hessen 4) Ihrer Königl. Hoheiten, /der Prinzessinnen von Oranien und von Hessen, nebst / 40 der jüngsten Tochter der letzteren und 5) das Brust/bild der Prinzessinn von Hessen. Wenn daher an die /beiden ersteren keine anderen Ansprüche gemacht wer/den können, als welche überhaupt das Charakterbild /zu befriedigen im Stande ist, und denen in den beiden /genannten Bildern ein so vorzügliches Genüge geschieht; /so machen dagegen die drei letzteren, als die Bildnisse /öffentlicher Charaktere und historischer Personen, eine /ganz andere, beziehungsvollere und ideenreichere Be/handlung von Nöthen./ 50
Ehe aber von diesen Bildern im Einzelnen gere/det wird, können [liest ›können‹] [liest ›können‹] wir nicht verschweigen, wie wunder/bar wir in den drei letzten Porträten Bürys an Van /Dyck erinnert worden sind, keinesweges durch Aehn/lichkeit der Behandlung oder durch irgend eine andere /Uebereinstimmung, sondern einzig und allein durch /den Umstand, daß Van Dyck zu seiner Zeit der Mah/ler der Stuarts gewesen ist./
(Wird fortgesetzt.)/
Theater./ 60
Unmaßgebliche Bemerkung./
Wenn man fragt, warum die Werke Göthe’s so /selten auf der Bühne gegeben werden, so ist die Ant/wort gemeinhin, daß diese Stücke, so vortrefflich sie /auch sein mögen, [liest ›mögen‹] [liest ›mögen‹] der Casse nur, nach einer häufig wie/derholten Erfahrung, von unbedeutendem Vortheil / sind. Nun geht zwar, ich gestehe es, eine Theater Di/rection, die, bei der Auswahl ihrer Stücke, auf nichts, /61 als das Mittel sieht, wie sie besteht, auf gar einfachem /und natürlichem Wege, zu dem Ziel, der Nation ein / 70 gutes Theater zu Stande zu bringen. Denn so wie, /nach Adam Smith, der Bäcker, ohne weitere chemische /Einsicht in die Ursachen, schließen kann, daß seine Seṁel [liest ›Semel‹] [liest ›Semel‹] /gut sei, wenn sie fleißig gekauft wird: so kann die Direc/tion, ohne sich im Mindesten mit der Kritik zu befassen, /auf ganz unfehlbare Weise, schließen, daß sie gute Stücke /auf die Bühne bringt, wenn Logen und Bänke immer, /bei ihren Darstellungen, von Menschen wacker erfüllt /sind. Aber dieser Grundsatz ist nur wahr, wo das Ge/werbe frei, und eine uneingeschränkte Concurrenz der / 80 Bühnen eröffnet ist. In einer Stadt, in welcher meh/rere Theater nebeneinander bestehn, wird allerdings, /sobald auf irgend einem derselben, durch das einseitige /Bestreben, Geld in die Casse zu locken, das Schauspiel /entarten sollte, die Betriebsamkeit eines andern Thea/terunternehmers, unterstützt von dem Kunstsinn des /besseren Theils der Nation, auf den Einfall gerathen, /die Gattung, in ihrer ursprünglichen Reinheit, wieder /festzuhalten. Wo aber das Theater ein ausschließen/des Privilegium hat, da könnte uns, durch die Anwen/ 90 dung eines solchen Grundsatzes, das Schauspiel ganz /und gar abhanden kommen. Eine Direction, die einer /solchen Anstalt vorsteht, hat eine Verpflichtung sich mit /der Kritik zu befassen, und bedarf wegen ihres natür/lichen Hanges, der Menge zu schmeicheln, schlechthin /einer höhern Aufsicht des Staats. Und in der That, /wenn auf einem Theater, wie das Berliner, mit Ver/nachlässigung aller anderen Rücksichten, das höchste Ge/setz, die Füllung der Casse wäre: so wäre die Scene un/mittelbar, den spanischen Reutern, Taschenspielern und / 100 Faxenmachern einzuräumen: ein Specktakel, bei wel/chem die Casse, ohne Zweifel, bei weitem erwünschtere /Rechnung finden wird, als bei den göthischen Stük/ken. Parodieen hat man schon, vor einiger Zeit, auf /der Bühne gesehen; und wenn ein hinreichender Auf/wand von Witz, an welchen [emendiert in ›welchem‹] es diesen Producten zum /Glück gänzlich gebrach, an ihre Erfindung gesetzt worden wäre, so würde [liest ›würde‹] [liest ›würde‹] es, bei der Frivolität der Gemü/ther, ein Leichtes gewesen sein, das Drama vermittelst /ihrer, ganz und gar zu verdrängen. vedrängen. Ja, gesetzt, die / 110 Direction käme auf den Einfall, die göthischen Stücke /so zu geben, daß die Männer die Weiber- und die /Weiber die Männerrollen spielten: falls irgend auf /Costüme und zweckmäßige Carrikatur einige Sorgfalt /verwendet ist, so wette ich, man schlägt sich an der Casse /62 um die Billets, das Stück muß drei Wochen hinter /einander wiederholt werden, und die Direction ist mit /einemmal wieder solvent. — Welches Erinnerungen sind, /werth, wie uns dünkt, daß man sie beherzige./
H. v. K./ 120
An die Nachtigall./
(Als Mammsell Schmalz die Camilla sang.)/
Nachtigall, sprich, wo birgst du dich doch, wenn der /tobende Herbstwind /Rauscht? — In der Kehle der Schmalz überwin/tere ich./
Vx./
Miscellen./
Nach einem Briefe aus Fontainebleau in der Liste der Bör/senhalle ist am 31 September die Schwangerschaft Ihrer Majestät / 130 der Kaiserinn dem diplomatischen Korps officiel angezeigt, auch der /Reichserzkanzler nach Paris abgefertigt worden um dem Senate /diese erfreuliche Mittheilung zu machen./
Die Miszellen der neuesten Weltkunde vom 3 Oktober (ein /auswärtiges, in der Schweiz erscheinendes Blatt) enthalten /eine Rechtfertigung des glorreichen Andenkens König Friedrich /Wilhelms II von Preussen gegen die Angriffe der topographischen /Chronik von Breslau./
Polizeiliche Tages-Mittheilungen./
Einem Lieutenant von [emdendiert in ›vom‹] Brandenburgschen Husaren-/ 140 Regiment sind aus einer verschlossenen Stube mehrere /Uniformstücke gestohlen, und /einem Schiffer aus seinem Kahne hinter dem /Stralauer Kohlenmarkt durch Erbrechung der Kajüte /und eines darin befindlichen Schrankes 150 Thlr. in /verschiedenen Münzsorten./
Ein Hausknecht ist, durch einen herabgestürzten /Dachstein, fast tödlich am Kopf verwundet./
Ein Dienstmädchen ist beim Messerputzen plötzlich /an einem Blutsturz gestorben./ 150
Freitag früh sprang in einer hiesigen Brennerei /der Blasenkopf ab. Vier Kinder von resp. 14 und 11 /Jahren, welche in der Brennerei waren, um sich zu /wärmen, sind durch die heiße Masse verbrüht. [liest ›verbrüht.‹] Indeß /ist die Beschädigung nicht lebensgefährlich, und vom /sogleich herbeigerufenen Arzt sind Heilmittel ange/ordnet./