kleist-digital
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse
  •  Lexikalische Suche
  •  Semantische Suche
kleist-digital
  •  Suche
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse

  • Stellenkommentar
  • Emendationen
  • Textkonstitution
  • Editorial Artikel
  • Erwähnte Personen
  • Erwähnte Orte
  • Kollation Editionen
    Zu den Artikeln
    Kunst-Ausstellung. (Beschluß.)Theater. Den 15. Octob. Achilles von Paer.Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken.Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [19.10.1810]
  • Home
  • Werke
  • Berliner Abendblätter
  • 17tes Blatt. Den 19ten October 1810.
17tes Blatt. Den 19ten October 1810.

Textwiedergabe  nach Erstdruck.

  • Fassung Erstdruck
    emendiert
  • Textversion
    ohne orig. Zeilenfall
  • Textversion
    [+] ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ

Alle Textversionen sind inhaltlich identisch und folgen dem angegebenen Textzeugen.
Die Fassung Erstdruck/Textzeuge zeigt die zeichengenaue Wiedergabe des Textzeugen. Nur offensichtliche Fehler sind emendiert. Alle Emendationen sind im Apparat verzeichnet. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.

In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Ansonsten folgt sie der angegebenen Textquelle.

In der Textversion ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ sind zusätzlich das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Orthographie angepasst.

67

Berliner Abendblätter.

17tes Blatt. Den 19ten October 1810.

Kunst-Ausstellung.

(Beschluß.)

Aber auch in Rücksicht der Ausführung darf diesem
Bilde das gebührende Lob nicht entzogen werden.

Richtige Zeichnung, höchste Sorgfalt im Einzelnen, 5
Ebenmaaß, Faltenwurf, Farbenreitz und wahre Grazie
werden bei einem unbefangenen Beschauer ihre Wir¬
kung
nicht verfehlen, so wie das gelungene Unterneh¬
men
, im vollen, gradauf fallenden Sonnenlicht zu mah¬
len
, für seine Kühnheit schon Bewunderung verdient.
10
Ausserdem endlich muß die kräftige, charaktervolle Be¬
handlung
des ersten Porträts, die Zierlichkeit, An¬
muth
und der geistreiche, sinnige Ausdruck des zwei¬
ten
und die Vollendung des fünften mit verdientem
Ruhme erwähnt werden.
15

Wir haben anjetzt erfüllt, was wir uns vorgenom¬
men
hatten.
Veranlaßt durch die diesjährige Kunst-¬
Ausstellung
wollten wir im Allgemeinen unsere Ge¬
danken
über das Porträt äußern, als über denjeni¬
gen
Theil der Mahlerkunst, welche von der gegenwär¬20
tigen
Zeit am meisten begünstigt wird und werden
muß.
Die Menge leerer und gedankenloser Bilder
machten es uns zur Pflicht, wieder an Charakter und
Bedeutung in der Kunst zu erinnern.
Zu dem Ende
haben wir einen jungen talentvollen, nach Wirkung 25
strebenden Mahler, einem erfahrnen, strengfleißigen,
bescheidenen Meister entgegengestellt, keinesweges —
wir betheuern es — um durch die Vergleichung jenen
persönlich zu demüthigen, oder diesen über die Gebühr
zu erheben, sondern um die unterdrückte Sache der 30
Idee gegen die herrschende Aeußerlichkeit und Manier
[ 17 ] 68 in der Kunst zu verfechten, um dem Gedanken und
der Absicht wieder zu ihrem Rechte zu verhelfen, aus
welchem ein inhaltloses Streben nach Effect sie ver¬
drängeu
ver¬
drängen
zu wollen scheint.
35

Nicht ohne Vorliebe haben wir diese unsere Sache
in diesen Blättern geführt; aber wir sind uns dessen
sehr wohl bewußt; wir haben es absichtlich gethan und
Niemand kann uns deshalb mißverstehen, wenn wir
nun zum Schlusse noch erklären, daß wir gar wohl 40
wissen: der Gipfel aller Kunst, also die Kunst selbst,
bestehe, gleich wie die Natur, deren ewiges Gegenbild
sie ist, nur in der vollkommnen Verschmelzung und
Vermählung der Idee mit der Darstellung, des Cha¬
rakters
mit der Schönheit, des Wesens mit der Gestalt.
45

L. B.

Theater.

Den 15. Octob. Achilles von Paer.

(Beschluß.)

Achilles ward Hrn. Brizzi zugetheilt dessen schön¬50
ste
Töne Bariton waren.
Der Meister kannte die
Vollkommenheiten wie die Schwächen dieses Künstlers,
daher schrieb er viel Noten in die Partie, indem das
Tragen der Stimme Brizzis glänzende Seite nicht war.

Hrn. Eunickens Mittel-Töne oder eigentliche Tenor-55
Töne
sind die schönsten und besten in dem ganzen Um¬
fange
seiner Stimme; er selbst ist sehr guter Musiker,
weiß daher, was er uns oft zeigt, daß das Tragen der
Stimme die erste Regel des Gesanges ist, die in ihrer
Ausübung das Gefühl ergreift, und den Beifall rege 60
macht.
Wenn daher Hr. Paer, statt für Brizzi für
Eunicke componirt hätte, so stehen wir nicht an, zu
glauben, daß er seiner Feder eine ganz andere Weisung
gegeben hätte. —
Indeß hat Hr. Eunicke mit vielem
Ausdruck und richtiger Declamation (in so fern die 65
Declamation der Musik richtig ist) gesungen und von
neuem sich als ein sinniger Künstler bezeugt, dessen wirk¬
lich
große Verdienste oft nicht so anerkannt werden,
als sie es verdienen.
Wem Hr. Paer die Parthie des
Patroklus zugedacht hatte, ist unbekannt: jedoch 70
69 scheint es unwahrscheinlich daß er sich bei dieser interes¬
santen
Rolle das musikalische Talent des Hrn. Blume
gedacht hat.
Wer diese Singe-Partie Singe-Parthie übernimmt, übernimmmt, der
scheue nicht, manche sauere Stunde in Uebung der
Skala zu verleben; sonst wagt er, allein der Freund 75
des Achilles zu sein, und alle Uebrigen wenig zu be¬
friedigen
.
Welch einen Begriff bekömmt man von der
göttlichen Musik des Apollon, wenn ein solcher Prie¬
ster
, als Hr. Wauer, sie absingt?
Doch vielleicht war
dies sein Probe-Gesang, der freilich bei einen ziem¬80
lich
guten Organ noch vervollkommnet werden kann,
wenn er auf die Töne des Meisters horcht.
Hipoda¬
mia
, Mad. Herbst, sollte der Rolle der Oberpriesterinn
mehr Bedeutnng Bedeutung geben.
Der Beurtheilung der Baß-
Parthien
in dieser Vorstellung, wollen wir uns ent¬85
schlagen
, da die Talente dieser Sänger schon öfter ge¬
prüft
und hinlänglich beurtheilt sind. — sind.
In welcher
Sprache die Chöre gegeben sind, ist bisjetzt noch unbe¬
kannt
. —
Den Unkundigen müssen sich noch, bei dieser
Vorstellung, unwillkührlich einige Fragen aufdringen: 90
einmal ob es Agamemnons Liebhaberei war, einen
weißen Adler auf dem Schilde zu tragen: und dann,
ob die Brücken in Griechenland mit seidnen Umhän¬
gen
verziert waren, welche eine alte Baumstange zu¬
sammenhielt
?
95

v. M.

Der Branntweinsäufer und die Berliner
Glocken.

(Eine Anekdote.)

Ein Soldat vom ehemaligen Regiment Lignowsky, ein heillo¬100
ser
und unverbesserlicher Säufer, versprach nach unendlichen Schlä¬
gen
, die er deshalb bekam, daß er seine Aufführnng Aufführung [liest ›Aufführung‹] bessern und sich
des Braunteweins Brannteweins [liest ›Brannteweins‹] enthalten wolle.
Er hielt auch, in der That,
Wort, während drei Tage: ward aber am Vierten wieder besoffen
in einem Rennstein gefunden, und, von einem Unterofficier, in Arrest 105
gebracht.
Im Verhör befragte man ihn, warum er, seines Vorsatzes
uneingedenk, sich von Neuem dem Laster des Trunks ergeben habe?

„Herr Hauptmann!“ antwortete er; „es ist nicht meine Schuld.
Ich ging in Geschäften eines Kaufmanns, mit einer Kiste Färbholz,
über den Lustgarten; da läuteten vom Dom herab die Glocken: 110
„Pommeranzen! Pommeranzen! Pommeranzen!“
Läut, Teu¬
fel
, läut! sprach ich, und gedachte meines Vorsatzes und trank nichts.
70
In der Königsstraße, wo ich die Kiste abgeben sollte, steh ich einen
Augenblick, um mich anszuruhen, auszuruhen, [liest ›auszuruhen,‹] vor dem Rathhaus still: da
bimmelt es vom Thurm herab: „Kümmel! Kümmel! Kümmel! — 115
Kümmel! Kümmel! Kümmel!“
Ich sage zum Thurm: bimmle du,
daß die Wolken reißen — und gedenke, mein Seel, gedenke meines
Vorsatzes, ob ich gleich durstig war, und trinke nichts.
Drauf führt
mich der Teufel, auf dem Rückweg, über den Spittelmarkt; und da
ich eben vor einer Kneipe wo mehr denn dreißig Gäste beisammen 120
waren, stehe, geht es, vom Spittelthurm herab: „Anisette! Ani¬
sette
! Anisette!“
Was kostet das Glas, frag’ ich? Der Wirth
spricht: Sechs Pfennige.
Geb’ er her, sag’ ich — und was weiter
aus mir geworden ist, das weiß ich nicht.

xyz.125

Polizeiliche Tages-Mittheilungen.

Ein Zimmergesell war vorgestern bei einem Bau
in der Behrenstraße beschäftiget, mit einem seiner Ka¬
meraden
einen Balken aus dem Hause zu tragen.
Ein
noch nicht ausgemittelter Fuhrmann fuhr mit seinem 130
Wagen so heftig gegen den Balken, daß dieser den
Zimmergesellen umwarf und auf der Stelle todtschlug.

Auf dem Gensd’armen-Markt sind zweien Bauern,
einem Jeden eine ungestempelte Metze konfiszirt und
2 Rthlr. Strafe eingezogen worden.
135

Auf dem Spittelmarkt hat eine Gärtnerin sich
verbotwidrig über einen offenen Kohlentopf gesetzt, wel¬
cher
in Beschlag genommen worden ist.

Einem Bäcker ist für 6 Gr. zu leichtes Brod kon¬
fiszirt
.
140

Einem Schlächter eine unrichtige Waage. Die
Schaale auf welcher das Fleisch gelegt wurde, war um
2 Loth schwerer, als die Schaale zu den Gewichten.

An einem Haufen Torf, den ein hiesiger Einwoh¬
ner
von einem Schiffer gekauft hat, fehlten bei der 145
Revision 26½ Kiepen, weshalb eine Untersuchung ein¬
geleitet
ist.

Kunst-Ausstellung. (Beschluß.); Theater. Den 15. Octob. Achilles von Paer.; Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken.; Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [19.10.1810];

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n74

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-17, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

Zeilen- u. Seitennavigation

Apparat

  • Emendationen
  • Erwähnte Personen
  • Erwähnte Orte
  • Kollation Editionen
  • Stellenkommentar
Stellenkommentar

24erinnern.Punkt im Druck nicht erkennbar. Das etwas größere Spatium spricht dafür, dass in der Druckform ein Punkt vorhanden ist, entsprechend ergänzt.

 Emendationen (insges. 5)
  • 34verdrängeuverdrängen
  • 84BedeutnngBedeutung
  • 102AufführnngAufführung
  • 103BraunteweinsBrannteweins
  • 114anszuruhen,auszuruhen,

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 17tes Blatt. Den 19ten October 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 19.10.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 67–70

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Kunst-Ausstellung. (Beschluß.)

Zur Autorschaft: Autor-Zn: L. B. [= Ludolph Beckedorff]

Zur Textchronologie:

  • 1. Teil: 6. Blatt
  • 2. Teil: 7. Blatt
  • 3. Teil: 8. Blatt
  • 4. Teil: 9. Blatt
  • 5. Teil: 14. Blatt
  • 6. Teil: 15. Blatt
  • 7. Teil: 16. Blatt
  • 8. Teil: 17. Blatt

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 67f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 88f

Theater. Den 15. Octob. Achilles von Paer.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: v. M. [= von Möllendorff]

Zur Textchronologie:

  • 1. Teil: 16. Blatt
  • 2. Teil: 17. Blatt

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 68f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 89f

Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: xyz. [= Heinrich von Kleist]

Kleist ist erstmalig von Köpke als Autor benannt worden [Köpke:1862; S. 29]

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 69f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 90f [MA] II 372f [DKV] III 360 [SE:1993] II 267f

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [19.10.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Von Kleist redigierte Texte aus den Polizei-Rapporten vom 18. Oktober 1810. (Vgl. BKB 11, hier S. 86–88)

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 70

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 91f

 Erwähnte Personen
  • []Blume, Heinrich (1)
  • []Brizzi, Antonio Giovanni Maria (3)
  • []Bury, Friedrich (1)
  • []Eunicke, Friedrich (1)
  • []Herbst, Emilie (1)
  • []Paër, Ferdinando (3)
  • []Wauer, Johann Gottfried Karl (1)
  • [»]Alle Personen anzeigen +/–
 Erwähnte Orte
  • []Behrenstraße (1)
  • []Berlin, Gendarmenmarkt (1)
  • []Berliner Dom (1)
  • []Königsstraße (1)
  • []Lustgarten (1)
  • []Rathaus (1)
  • []Spittelmarkt (2)
  • []Spittelthurm (1)
  • [»]Alle Orte anzeigen +/–
 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [6 Abw.]
  • 73Singe-Partie ] Singe-Parthie
  • 73übernimmt, ] übernimmmt,
  • 87sind. — ] sind.
  • 102Aufführnng ] [liest ›Aufführung‹]
  • 103Braunteweins ] [liest ›Brannteweins‹]
  • 114anszuruhen, ] [liest ›auszuruhen,‹]
WERKE
  • Dramen
  • Erzählungen
  • Lyrik
  • Sonstige Prosa
  • Berliner Abendblätter
  • Phöbus
VERZEICHNISSE
  • Personen
  • Orte
  • Kleist Texte (alphabetisch)
  • Von Kleist erwähnte Werke
  • Literaturverzeichnis
SONSTIGES
  • Über die Edition
  • Kleist-Wörter-Rätsel
  • Handschriften-Simulator
  • Handschriften-Fonts
  • Kontakt Herausgeber
  • Impressum / Haftungsausschluss
  • Datenschutzerklärung
  • Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter einer
    Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz