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  • Die beiden Tauben

(Textwiedergabe  nach Erstdruck.)

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32

II. Die beiden Tauben, eine Fabel Das Original von Lafontaine ›Les deux Pigeons‹ findet sich hier. nach Lafontaine.

Zwei Täubchen liebten sich mit zarter Liebe. / f_cpg_4 Jedoch, der weichen Ruhe überdrüßig, / f_cpg_4 Ersann der Tauber eine Reise sich. / f_cpg_4 Die Taube rief: „Was unternimmst du, Lieber? / f_cpg_4 Von mir willst du, der süßen Freundinn, Freundin, scheiden: / f_cpg_4 Der Übel Größtes, ist’s die Trennung nicht? / f_cpg_4 Für dich nicht, leider, Unempfindlicher! / f_cpg_4 Denn selbst nicht Mühen können, und Gefahren, / f_cpg_4 Die schreckenden, an diese Brust dich fesseln. / f_cpg_4 Ja, wenn die Jahrszeit freundlicher dir wäre! / f_cpg_4 Doch bei des Winters immer regen Stürmen / f_cpg_4 Dich in das Meer hinaus der Lüfte wagen! / f_cpg_4 Erwarte mindestens den Lenz: was treibt dich? / f_cpg_4 Ein Rab’ auch, der den Himmelsplan durchschweifte, / f_cpg_4 Schien mir ein Unglück anzukündigen. / f_cpg_4 Ach, nichts als Unheil zitternd werd’ ich träumen, / f_cpg_4 Und nur das Netz stets und den Falken sehn. / f_cpg_4 Jetzt, ruf’ ich aus, jetzt stürmt’s: mein süßer Liebling, / f_cpg_4 Hat er jetzt Alles auch was er bedarf, / f_cpg_4 Schutz und die goldne Nahrung, die er braucht, / f_cpg_4 33 Weich auch und warm, ein Lager für die Nacht, / f_cpg_4 Und alles Weitre, was dazu gehört?“ — / f_cpg_4 Dies Wort bewegte einen Augenblick / f_cpg_4 Den raschen Vorsatz unsers jungen Thoren; / f_cpg_4 Doch die Begierde trug, die Welt zu sehn, / f_cpg_4 Und das unruh’ge Herz, den Sieg davon. / f_cpg_4 Er sagte: „Weine nicht! Zwei kurze Monden / f_cpg_4 Befriedigen jedweden Wunsch in mir. / f_cpg_4 Ich kehre wieder, Liebchen, um ein Kleines, / f_cpg_4 Jedwedes Abentheuer, Zug vor Zug, / f_cpg_4 Das mir begegnete, dir mitzutheilen. / f_cpg_4 Es wird dich unterhalten, glaube mir! / f_cpg_4 Ach, wer nichts sieht, kann wenig auch erzählen. / f_cpg_4 Hier, wird es heißen, war ich; dies erlebt’ ich; / f_cpg_4 Dort auch hat mich die Reise hingeführt: / f_cpg_4 Und du, im süßen Wahnsinn der Gedanken, / f_cpg_4 Ein Zeuge dessen wähnen wirst du dich.“ — / f_cpg_4 Kurz, dies und mehr des Trostes zart erfindend, / f_cpg_4 Küßt er, und unterdrückt was sich ihm regt, / f_cpg_4 Das Täubchen, das die Flügel niederhängt, / f_cpg_4 Und fleucht. —
Und aus des Horizontes Tiefe / f_cpg_4 Steigt mitternächtliches Gewölk empor, / f_cpg_4 Gewitterregen häufig niedersendend. / f_cpg_4 Ergrimmte Winde brechen los: der Tauber / f_cpg_4 Kreucht unter’n ersten Strauch, der sich ihm beut. / f_cpg_4 Und während er, von stiller Öd’ umrauscht, / f_cpg_4 Die Fluth von den durchweichten Federn schüttelt, / f_cpg_4 Die strömende, und seufzend um sich blickt, / f_cpg_4 Denkt er, nach Wandrerart, sich zu zerstreun, / f_cpg_4 Des blonden Täubchens heim, das er verließ. / f_cpg_4 Und sieht erst jetzt, wie sie beim Abschied schweigend / f_cpg_4 Das Köpfchen niederhieng, die Flügel senkte, / f_cpg_4 Den weißen Schoos mit stillen Thränen netzend: / f_cpg_4 Und selbst, was seine Brust noch nie empfand, / f_cpg_4 Ein Tropfen, groß und glänzend, steigt ihm auf. / f_cpg_4 Getrocknet doch, beim ersten Sonnenstrahl, / f_cpg_4 So Aug’ wie Leib, setzt er die Reise fort, / f_cpg_4 Und kehrt, wohin ein Freund ihn warm empfohlen, / f_cpg_4 In eines Städters reiche Wohnung ein. / f_cpg_4 34 Von Moos und duft’gen Kräutern zubereitet, / f_cpg_4 Wird ihm ein Nest, an Nahrung fehlt es nicht, / f_cpg_4 Viel Höflichkeit, um dessen, der ihn sandte, / f_cpg_4 Wird ihm zu Theil, viel Gut’ und Artigkeit: / f_cpg_4 Der lieblichen Gefühle keins für sich. / f_cpg_4 Und sieht die Pracht der Welt und Herrlichkeiten, / f_cpg_4 Die schimmernden, die ihm der Ruhm genannt, / f_cpg_4 Und kennt nun Alles, was sie Würd’ges beut, / f_cpg_4 Und fühlt unseel’ger sich, als je, der Arme, / f_cpg_4 Und steht, in Öden steht man öder nicht, / f_cpg_4 Umringt von allen ihren Freuden, da. / f_cpg_4 Und fleucht, das Paar der Flügel emsig regend, / f_cpg_4 Unausgesetzt, auf keinen Thurm mehr achtend, / f_cpg_4 Zum Täubchen hin, und sinkt zu Füßen ihr, / f_cpg_4 Und schluchzt, in endlos heftiger Bewegung, / f_cpg_4 Und küsset sie, und weiß ihr nichts zu sagen — / f_cpg_4 Ihr, die sein armes Herz auch wohl versteht! / f_cpg_4
Ihr Seel’gen, die ihr liebt; ihr wollt verreisen? / f_cpg_4 O laßt es in die nächste Grotte sein! / f_cpg_4 Seid euch die Welt einander selbst und achtet, / f_cpg_4 Nicht eines Wunsches werth, das Übrige! / f_cpg_4 Ich auch, das Herz einst eures Dichters, liebte: / f_cpg_4 Ich hätte nicht um Rom und seine Tempel, / f_cpg_4 Nicht um des Firmamentes Prachtgebäude, / f_cpg_4 Des lieben Mädchens Laube hingetauscht! / f_cpg_4 Wann kehrt ihr wieder, o ihr Augenblicke, / f_cpg_4 Die ihr dem Leben einz’gen Glanz ertheilt? / f_cpg_4 So viele jungen, lieblichen Gestalten, / f_cpg_4 Mit unempfundnem Zauber sollen sie / f_cpg_4 An mir vorübergehn? Ach, dieses Herz! / f_cpg_4 Wenn es doch einmal noch erwarmen könnte! / f_cpg_4 Hat keine Schönheit einen Reiz mehr, der / f_cpg_4 Mich rührt? Ist sie entflohn, die Zeit der Liebe — ? / f_cpg_4

H. v. K.

Die beiden Tauben

Quellenangabe für Zitat:
https://kleist-digital.de/phoebus/02/02 [ + Angabe von Zeile / Vers oder Seite ], 20.05.2022

Apparat

Stellenkommentar

2 Fabel Das Original von Lafontaine ›Les deux Pigeons‹ findet sich hier.

Zur Textkonstitution
Die Transkription folgt der 1924 erschienenen Faksimile-Ausgabe der Phöbus-Erstdrucke:
Kleist, Heinrich v. / Müller, Adam H. (Hrsg.): Phöbus. Ein Journal für die Kunst. München: Meyer & Jessen, 1924. (= Neudrucke Romantischer Seltenheiten Bd. 2 – [Nachdruck in 400 Exemplaren besorgt v. Fritz Strich]).
Pagina Kleist-Ausgaben
  • [BKA] III 44–46
  • [MA] II 490–492
  • [DKV] III 409–411
  • [SE:1993] I 11–13
Erwähnte Personen
  • [] La Fontaine, Jean de (1)
Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[MA:2010] [1 Abw.]
  • 8 Freundinn, ] Freundin,
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