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  • An Dorothee

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IV. An Dorothee.

Zum Dank für das reizende Bild meiner Julie.
1. Soll dieser Blick voll Huld und Güte Ein schnell verglommner Funken seyn? Webt keines diese Mädchenblüthe In einen ew’gen Schleier ein? Bleibt dies Gesicht der Treu und Milde Zum Trost der Nachwelt nicht zurück? Verklärt dies himmlische Gebilde Nur einen Ort und Augenblick?
2. Die Wehmuth flieſst in tiefen Tönen Ins frohe Lied der Zärtlichkeit. Niemals wird sich ein Herz gewöhnen An die Mysterien der Zeit. O! diese Knospe süſser Stunden, Dies edle Bild im Heil’genschein, Dies soll auf immer bald verschwunden, Bald ausgelöscht auf ewig seyn?
3. Der Dichter klagt, und die Geliebte Naht der Zypresse, wo er liegt. Kaum birgt die Thränen der Betrübte, Wie sie sich innig an ihn schmiegt. Er heftet unverwandte Blicke Auf diese liebliche Gestalt, Daſs er in sein Gemüth sie drücke, Eh sie zur Nacht hinüber wallt.
4. Wie, spricht die Holde, du in Thränen? Sag, welche Sorge flog dich an? Du bist so gut, ich darf nicht wähnen, Daſs meine Hand dir weh gethan. Sei heiter, denn es kommt so eben Ein Mädchen, wie die gute Zeit. Sie wird ein seltsam Blatt dir geben, Ein Blatt, das dich vielleicht erfreut.
5. Wie, ruft der Dichter, halb erschrocken Wie wohl mir jetzt zu Muthe ward! Den Puls des Trübsinns fühl’ ich stocken Und eine schöne Gegenwart. Die Muse tritt ihm schon entgegen Als hätte sie ein Gott gesandt, Und reicht, wie alte Freunde pflegen, Das Blatt ihm und die Lilienhand.
6. Du kannst nun deine Klagen sparen, Dein inn’rer Wunsch ist dir gewährt. Die Kunst vermag das zu bewahren, Was einmal die Natur verklärt. Nimm hier die festgehaltne Blüthe Sieh ewig die Geliebte jung: Einst Erd’ und Himmel, Frucht und Blüthe In reizender Vereinigung.
7. Wirst du gerührt vor diesen Zügen Im späten Herbst noch stille stehn, So wirst du leicht die Zeit besiegen Und einst das ew’ge Urbild sehn. Die Kunst in ihren Zauberspiegel Hat treu den Schatten aufgefaſst. Nur ist der Schimmer seiner Flügel Und auch der Strahlenkranz verblaſst.
8. Kann jetzt der Liebende wohl danken? Er sieht die Braut, er sieht das Blatt. Voll überschwänglicher Gedanken Sieht er sich ewig hier nicht satt. Sie schlüpft hinweg und hört von weiten Noch freundlich seinen Nachgesang, Doch bleibt ihr wohl zu allen Zeiten Der Freundinn Glück der liebste Dank.

Novalis.

http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2104383_001/41
An Dorothee

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/phoebus/01/06, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 08.06.2025

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Apparat

Die Transkription folgt der 1924 erschienenen Faksimile-Ausgabe der Phöbus-Erstdrucke:
Kleist, Heinrich v. / Müller, Adam H. (Hrsg.): Phöbus. Ein Journal für die Kunst. München: Meyer & Jessen, 1924. (= Neudrucke Romantischer Seltenheiten Bd. 2 – [Nachdruck in 400 Exemplaren besorgt v. Fritz Strich]).

Überlieferung

Generell zur Transkription des Phöbus: vgl. editorische Bemerkungen zur Textkonstitution des Phöbus.

Das Gedicht ist im Druck zweispaltig angeordnet, wobei die 1. bis 4. Strophe die linke Spalte belegen, die 5. bis 8. die rechte Spalte (vgl. Faksimile). Auf eine zweispaltige Wiedergabe ist hier verzichtet worden.

 Erwähnte Personen
  • []Stock, Dora (1)
Stellenkommentar

00An Dorothee.›Dorothee‹, das ist die Malerin Dora Stock, der Novalis das Gedicht widmete. Die Herausgeber des Phöbus haben sich offensichtlich entschieden, die Widmung zu anonymisieren. In einem späteren Abdruck im ›Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik‹ vom 1. Mai 1827 erschien das Gedicht dann auch unter dem Titel ›An Dora‹. Diese Version zeigt überdies einige Abweichungen bei Schreibungen und Interpunktion. Die im Untertitel erwähnte ›Julie‹ ist Novalis Verlobte Julie von Charpentier. Bei dem ›reizende[n] Bild‹ handelt es sich wahrscheinlich um folgende Silberstiftzeichnung von Dora Stock (siehe Wikipedia-Reproduktion).

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