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Uebersicht der Kunstausstellung./
(Fortsetzung.)/
Wir schließen mit Ludwig am besten die Reihe der /Oehlporträts
und
historischen Bilder und wenden uns /zu den Pastell- und
Miniaturbildern. Die Aehnlich/keit mehrerer Pastellbilder von Ternite
wurde allge/mein
anerkannt, das Bild seiner Mutter erhielt vor/zügliches Lob der Wahrheit und Ausführung; diese /Wahrheit bei vorzüglicher Behandlung der Farbe mach/te auch auf mehrere Bildnisse der M. Robert auf/ 10 merksam. Unter den vielen artigen
Miniatüren war /das Bildniß der Königinn von Dähling eins der /anziehendsten. Heusingers kleine Familienbilder /in Sepia befriedigten alle Anforderungen, die an so /kleinen Raum
gemacht werden konnten. Das Natür/liche in der Zusammenstellung der artigsten
Mädchen/gestalten machte seine Arbeiten zu willkommenen Ru/hepunkten für jedes Auge, das an dem
Wechsel der /verschiedensten Bestrebungen ermüdete. Unter den /Landschaftern müssen wir wohl Friedrich zuerst auf/ 20 führen, weil seine Kraft, ausgezeichnete
Momente der /Himmelsconstellation, die selbst arme Gegenden für /einzelne Stunden sehr anziehend machen können, auf/zufassen und seine Ungeschicklichkeit in
der Behandlung /der Farben, zu den widersprechendsten Urtheilen
hin/riß; die Wirkung
seiner Winterlandschaft war meist /entschieden, seine viel
ausgezeichnetere Landschaft in /Sepia wurde meist übersehen. Von Rheinhardt in /Rom waren eine
große und zwei kleine Gegenden aus/gestellt; Farbelosigkeit und Willkührlichkeit der Far/ 30 ben wurde allen dreyen vorgeworfen; überhaupt
er/hielten sie weniger
Beifall als die Erfindung und Vol/lendung mancher einzelnen Theile gefordert hätte. Ein /seltenes Talent, die Manier zweier so entgegengesetzter /Meister wie Claude und Ruisdael in eigenthümlichen /Erfindungen darzustellen, bewährte Wolter; unserem /Gefühle war der Wasserfall besonders zusprechend,
und
ein
Oelporträt von ihm bewährte die seltene Verbindung /des
mannichfaltigsten Talents in diesem ausgezeichneten / 148 jungen Künstler.
Die beiden großen Phantasiebilder / 40 von Weitsch,
zwei entfernte Gegenden darstellend, /machten die größte Wirkung auf die
Jugend, die gern /ihre Sehnsucht nach der Ferne befriedigt, ohne gerade
/mit Ernst zu fordern: ob es wirklich dort ganz so aus/sehe, wie es ihr vorgestellt
wird. Es sind Bilder nach
/Beschreibung und Umrissen, die Gegenstände aber fast /einzig und über alles Maaß, und wie wir schon in der
/Natur bei großen Bergen so leicht das Augenmaaß /der
Entfernung bis zu ihnen verlieren, so ist es schwer, /von einem Maler zu
verlangen, daß er uns die Weite / 50 der Ebene bis zum Chimbarasso kenntlich machen soll. /Die Landschaften von Lüttke erinnern sehr treu an /Gegenden, die unsrer Geschichte wichtig geworden /sind. — Den Landschaften schließen sich ein Paar treff/liche architektonische Zeichnungen von Schinkel an. /Der Plan
seines Denkmals auf die verewigte Köni/ginn vereinigt den
Kirchendienst, der den Ort nach /einer ehrwürdigen Volksgesinnung
heiligen muß, wo /die Herrscher begraben liegen, mit der Gesinnung, daß
/diese Kirche ausschließlich zu ihrem Andenken erbaut / 60 sey; allgemein war das Bedauern, daß derselbe nicht /ausgeführt
worden. Eine Zeichnung von ihm auf /Stein,
eine alte Kirche halb von Bäumen versteckt, /hat gleichviel
Verdienstliches in Erfindung und Aus/führung. Der Münster in Freiburg von
Moller
ist /zierlich und treu./
(Beschluß folgt.)/
Von einem Kinde, das kindlicher Weise ein /anderes Kind umbringt./
In einer Stadt Franecker genannt, gelegen in / 70 Westfriesland, da ist es geschehen, daß junge Kinder, /fünf, sechsjährige, Mägdlein und Knaben mit einander /spielten. Und sie ordneten ein Büblein an, das solle /der Metzger sein, ein anderes Büblein, das solle Koch /sein, und ein drittes Büblein, das solle eine Sau sein. /Ein Mägdlein, ordneten sie, solle Köchin sein, wieder /ein anderes, das solle Unterköchin sein; und die Unter/köchin solle in einem Geschirrlein das Blut von der /Sau empfahen, daß man Würste könne machen. Der /Metzger gerieth nun verabredetermaßen an das Büb/ 80 lein, das die Sau sollte sein, riß es nieder und schnitt /ihm mit einem Messerlein die Gurgel auf; und die /Unterköchinn empfing das Blut in ihrem Geschirrlein. /149Ein Rathsherr, der von ungefähr vorübergeht, sieht /dies Elend; er nimmt von Stund’ an den Metzger /mit sich, und führt ihn in des Obersten Haus, welcher /sogleich den ganzen Rath versammeln ließ. Sie saßen /all über diesen Handel, und wußten nicht, wie sie ihm /thun sollten, denn sie sahen wohl, daß es kindlicher /Weise geschehen war. Einer unter ihnen, ein alter / 90 weiser Mann, gab den Rath, der oberste Richter solle /einen schönen, rothen Apfel in die eine Hand nehmen, /in die andere einen rheinischen Gulden, solle das /Kind zu sich rufen, und beide Hände gleich gegen das/selbe ausstrecken; nehme es den Apfel, so solle es le/dig erkannt werden, nehme es aber den Gulden, so /solle man es auch tödten. Dem wird gefolgt; das /Kind aber ergreift den Apfel lachend, wird also aller /Strafe ledig erkannt.“/
Diese rührende Geschichte aus einem alten Buche / 100 gewinnt ein neues Interesse durch das letzte kleine /Trauerspiel Werners, der vier und zwanzigste Februar /genannt, welches in Weimar und Lauchstädt schon oft /mit einem so lebhaften Antheil gesehen worden ist, /als vielleicht kein Werk eines modernen Dichters. Das /unselige Mordmesser, welches in jener Tragödie der /unruhige Dolch des Schicksals ist, (vielleicht derselbe, /den Mackbeth vor sich her zur Schlafkammer des Kö/nigs gehen sieht) ist dasselbe Messer, womit der eine /Knabe den andern getödtet, und er empfängt in jener / 110 That seine erste blutige Weihe. Wir wissen nicht, ob /Werner die obige Geschichte ganz gekannt oder erzählt /hat, denn jenes treflichste und darstellbarste Werk Wer/ners, zu dem nur drei Personen, Vater und Mutter /und Sohn, nur eine doppelte durchgeschlagene Schwei/zer Bauerstube, ein Schrank, ein Messer und etwas /Schnee, den der Winter gewiß bald bringen wird, die /nöthigen Requisite sind, ist auf unsrer Bühne noch /nicht aufgeführt worden. Gleichwohl besitzen wir /mehr, als die Weimaraner, um es zu geben, einen / 120 Iffland, eine Bethmann und Schauspieler, um den /Sohn darzustellen, im Ueberfluß. Möge diese kleine /Mittheilung den Sinn und den guten Willen dazu /anregen./
Theater-Neuigkeit. [liest ›Theater-Nenigkeit‹] /
Das Singspiel: die Schweizerfamilie, vom /Hrn. Kapellm. Weigl, das in Wien, Stuttgart, Mün/chen, Frankfurt u. s. w. mit lebhaftem fast ausschwei/fendem Beifall aufgeführt worden ist, wird nun auch /150auf dem hiesigen Königl. Nationaltheater einstudirt. / 130 Die Direktion verdient dafür den lebhaftesten Dank; /wir zweifeln, daß im Fach des Gefälligen und Anmu/thigen etwas Vorzüglicheres geleistet worden ist. Wie /nun die Rolle der Emeline (von welcher, als der /Hauptfigur, das ganze Glück dieses Stückes abhängt) /besetzt werden wird, und ob sie der Mmslle. Schmalz, /wegen des Umfangs und der Gediegenheit ihrer Stim/me — wegen Uebung und Gewandheit im Spiel der /Mdm. Müller, oder wegen der glücklichen Verbindung /beider der Mdm. Eunicke (welches wohl das Zweckmäßigste [liest ›Zweckmäßigste‹] wäre) zufallen wird, steht dahin; in Wien ist /sie der Mmslle. Milder übertragen, eine der tüchtig/sten, von Seiten der musikalischen sowohl als mimischen /Kunst, trefflichsten Schauspielerinnen, die Deutschland /in diesem Augenblicke besitzt./
rz./
Glückwunsch./
Ich gratulire, Stax, denn ewig wirst du leben; /Wer keinen Geist besitzt, hat keinen aufzugeben./
Miscellen./ 150
London, den 22 u. 23. Oct. /
Die Stärke Lord Wellingtons in seiner Position zu Torres /Vedras, zwischen dem Tago und dem Meere, ist 30000 Engländer /und Deutsche, ohne die portug. Truppen zu erwähnen. La Romana /ist mit 10000 Mann am Ufer des Tago, und setzt hinüber, um sich /mit der engl. Armee zu vereinigen. Der Admiral Berkeley, der mit /den Schaluppen der Linienschiffe sowohl als andern Canonierscha/luppen den Tago heraufsegelt, sucht den rechten Flügel Wellingtons /damit zu decken und zu unterstützen. Massena der 50000 M. Inf. /und 10000 M. Cavallerie zählt, hat sich 3 Meilen von der engl. / 160 Armee zwischen Villanova und Lourihna aufgestellt. Binnen we/niger als 10 Tagen wird eine Hauptschlacht statt gefunden haben./
(Moniteur.)/
Petersburg, d. 25. Oct. /
In der Nacht vom 14ten auf den 15ten Sept. wüthete ein so /entsetzlicher Sturm zu Archangel, daß die Meeresfluth 6 Fuß höher /stieg, als gewöhnlich. Alle umliegenden Inseln wurden plötzlich /überschwemmt, und ein Schiff nebst einer großen Menge Balken, /Holz und Heu, das auf den Inseln befindlich war, ging verloren./
Gusdal in Norwegen d. 11. Oct. / 170
Den 8ten Nachm. 5½ Uhr hatten wir hier einen sehr fühlbaren /Erdstoß, der ohngefähr 10 bis 15 Secunden währte, doch ohne Scha/den zu thun. Seine Richtung war von Norden nach Süden. /
(Liste der Börsenh.)/
Paris, den 3. Nov. /
Es heißt S. Maj. der Kaiser werden bald nach ihrer Zurück/kunft von Fontainebleau eine Reise nach Cherbourg vornehmen. /
(Jour. de l’Emp.)/