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Allerneuester Erziehungsplan.
                (Fortsetzung.)
Aber das Gesetz, von dem wir sprechen, gilt nicht 
bloß von Meinungen und Begehrungen, sondern, auf 
weit
                    allgemeinere Weise, auch von Gefühlen, Affecten, 5
Eigenschaften und
                    Charakteren.
Ein 
                    
                        Portugiestscher
                        Portugiesischer
                        
                    [liest ›Portugiesischer‹]
                     Schiffskapitain, der, auf dem 
Mittelländischen Meer, von drei
                    Venetianischen Fahr⸗
zeugen angegriffen ward, befahl, entschlossen wie er 
war,
                    in Gegenwart aller seiner Officiere und Solda⸗10
ten, einem Feuerwerker, daß sobald irgend auf dem 
Verdeck ein Wort von Uebergabe laut werden würde, 
er,
                    ohne weiteren Befehl, nach der Pulverkammer ge⸗
hen, und das Schiff in die Luft sprengen mögte. Da 
man sich vergebens, bis gegen Abend, gegen die
                    Ueber⸗15
macht
                    herumgeschlagen hatte, und allen Forderungen 
die die Ehre an die
                    Equipage machen konnte, ein Ge⸗
nüge geschehen war: traten die Officiere in vollzähli⸗
ger Versammlung den Capitain an, und
                    forderten 
ihn auf, das Schiff zu übergeben. Der Capitain, ohne 20
zu antworten, kehrte sich um, und fragte, wo der
                    
Feuerwerker sei; seine Absicht, wie er nachher versichert 
hat, war, ihm aufzugeben, auf der Stelle den Befehl, 
den
                    er ihm ertheilt, zu vollstrecken. Als er aber den 
Mann schon, die brennende Lunte in der Hand, unter 25
den
                    Fässern, in Mitten der Pulverkammer fand: ergriff 
er ihn plötzlich, vor
                    Schrecken bleich, bei der Brust, 
riß ihn, in Vergessenheit aller
                    anderen Gefahr, aus 
der Kammer heraus, trat die Lunte, unter Flüchen
                    
und Schimpfwörtern, mit Füßen aus und warf sie in’s 30
Meer. Den Officieren aber sagte er, daß sie die weiße 
Fahne aufstecken mögten, indem er sich übergeben wolle.
Ich selbst, um
                    ein Beispiel aus meiner Erfahrung 
zu geben, lebte, vor einigen Jahren,
                    aus gemeinschaft⸗
licher Kasse, in einer kleinen Stadt am Rhein, mit 35
einer Schwester. Das Mädchen war in der That
                    bloß, 
was man, im gemeinen Leben, eine gute Wirthinn 
nennt; freigebig sogar in manchen Stücken; ich hatte 
es selbst
                    erfahren. Doch weil ich locker und lose war, 
[ 27 ] 108 und das Geld auf keine Weise achtete: so fieng sie an 40
zu knickern
                    und zu knausern; ja, ich bin überzeugt, 
daß sie geizig geworden wäre,
                    und mir Rüben in den 
Caffe und Lichter in die Suppe gethan hätte.
                    Aber das 
Schicksal wollte zu ihrem Glücke,
                    daß wir uns trennten.
(Die Fortsetzung
                    folgt.)45
Noch ein Wort der Billigkeit über
                    Christ. 
Jacob Kraus.
                Mit dem
                    Verfasser 
                    des
                    der
                     ersten Aufsatzes (S. 11 B.) 
ganz einig in seiner
                    Charakterisirung von Kraus als 
Schriftsteller, müssen wir ihm doch
                    darin widersprechen, 50
wenn er von dessen Rufe als Schriftsteller einen
                    im⸗
ponirenden
                    Einfluß auf angehende Staatswirthe be⸗
fürchtet; ausser Königsberg wissen die meisten erst seit 
der Herausgabe seiner Schriften, also nach seinem 
Tode,
                    von ihm und von seiner Lehre, ja es ist eine 55
oft gehörte Bemerkung, daß sich Leser der Abendblät⸗
ter beschwerten, warum sie
                    so viel von dem einen 
Mann jezt noch hören sollten, dessen Schriften zu
                    spät 
gekommen, nachdem die Theorie schon weiter vorge⸗
rückt, die praktischen
                    Beobachtungen mannigfaltig be⸗60
richtigt worden seien. In dieser Bemerkung liegt
                    
doch eine Unrichtigkeit, gelehrter Ruf und Anerken⸗
nung sind vom praktischen Einflusse sehr
                    verschieden, 
ein Schüler in einem großen Geschäftskreise wirkt 
mehr als tausend Andersgesinnte, die in andern Be⸗65
schäftigungen leben — und der Einfluß
                    Krausens auf 
die Verwaltung unsres Staats in den letzteren Jah⸗
ren wird dem Aufmerksamen nicht
                    entgangen sein, man 
vergleiche unter andern seinen Aufsatz, wie die
                    Kriegs⸗
schuld zu
                    tilgen sei. Schon früher war aber sein Ein⸗70
fluß auf Königsberg sowohl durch die Jugend,
                    die von 
ihm lernte, als auch durch die Geschäftsmänner, die 
seinen Rath mit seltenem und löblichen guten Willen 
anhörten und benutzten, sehr bedeutend und viel be⸗
deutender als in dem zweiten Aufsatze (S. 19
                    Blatt) 75
durchgeführt wird. Separationen und
                    Dienstaufhe⸗
bungen wurden viel früher schon von Friedrich II und 
beinahe in allen deutschen Staaten gefordert, ehe 
Kraus
                    lehrte, doch verdient es Lob zu einem nützlichen 
Geschäfte mit erneuter
                    Kraft anzuregen; sonderbar ist 80
es aber, daß ein würdiger Geschäftsmann,
                    den wir 
jedoch nicht zu nennen das Recht geben, uns versicherte 
109 daß jenes Geschäft in
                    Neuostpreussen, wovon der zweite 
Aufsatz ein burleskes Bild (wie jenes
                    was der Bauer 
dem Maler Frank in dem bekannten Liede „Mein 85
Herr Maler“ projektirt) ganz allein durch Hr. von 
Knoblauch, der mit Kraus in keiner Verbindung ge⸗
standen, zu Stande gebracht sei. Wir wünschten hier⸗
über Auskunft, wollen dies auch gar nicht gesagt ha⸗
ben, um das verdiente Lob unseres Kraus zu
                    mindern, 90
denn ihn schmückt ein höheres Lob, in einem Volke, 
wie die Deutschen, wo das Wissen 
                    
                        vvn
                        von
                        
                     dem Thun so 
ganz geschieden ist, durch eine lange Reihe von
                    Jahren 
ein Beispiel gegeben zu haben, wie ein Lehrer und 
Gelehrter mit Geschäftsmännern zum allgemeinen 95
Nutzen
                    thätig verbunden, sich ihnen deutlich und nütz⸗
lich machen könne. Wir können diese
                    Vereinigung 
wohl ein Wunder nennen, denn sie fordert von beiden 
Seiten mehr Nachgiebigkeit und guten Willen als ge⸗
wöhnlich gefunden wird, und gleichwie ein
                    Wunder 100
die Ausbreitung des christlichen Glaubens mehr geför⸗
dert hat, als die Lehren der
                    Weisheit, die erst später 
darin erkannt worden, so sind auch wir
                    unserm Kraus 
für diese Vereinigung viel eher eine Denksäule
                    schul⸗
dig, als für
                    Lehren, die ihm zum Theil nicht eigen, 105
theils von andern schon
                    berichtigt und erweitert 
worden.
Nützlich war es
                    auf dieses Letztere aufmerksam zu 
machen. Die Besorgniß des ersten
                    Verfassers über 
einen Streit zwischen Administration und den Ge⸗110
richtshöfen, der aus der
                    einseitigen Anhängerei an 
ein System folgen könnte, ist von seinen
                    beiden 
Gegnern nur mit Gegenversicherungen widerlegt 
worden, vielleicht giebt der erstere die Gründe sei⸗
ner Besorgniß an, die Erfahrung spricht für
                    ihn, 115
denn gerade das Durchbrechen
                    der Hindernisse 
was der Dritte rühmt, hat wohl schon manches der
                    
Art veranlaßt. Diesem Dritten (S. 24 Blatt)
                    der 
Kraus gegen das Rubriciren und Numeriren in Schutz 
nimmt, müssen wir bitten, die encyclopädischen Bände 120
von Kraus Schriften zu betrachten, wo dieses doch 
unmöglich von
                    fremder Hand beigefügt sein kann. 
Ferner
                    möchten wir fragen, wenn er von Kraus 
                    
                        rühmt.
                        rühmt,
                        
                     
daß er niemand geschätzt, der nicht etwas Mathemati⸗
sches erfunden, warum
                    Kraus selbst nichts erfunden 125
habe, um sich zu schätzen; gegen das
                    Mathematische 
in seinen staatswirthschaftlichen Aufsätzen ließe sich
                    
wohl manches sagen, so unbedeutend wenig Mathema⸗
tik dazu gehört, es zu machen. Wir verkennen übri⸗
110gens die Billigkeit in
                    den Gesinnungen dieses Dritten 130
keinesweges, und stellen ihn vielmehr
                    dem Zweiten als 
Muster vor, dem wir zugleich die Frage ans Herz
                    le⸗
gen möchten, was wohl
                    Kraus, der jede wohlthuende 
Freiheit des Lebens und der Untersuchung,
                    die Eng⸗
land so hoch
                    beglückt, auch bei uns zu fördern suchte, 135
zu einem Vertheidiger gesagt
                    haben mögte, der, an 
Gründen schwach, den Anders meinenden der
                    Regie⸗
rung als
                    gefährlich darzustellen sucht? Wir wollen 
in seinem Namen antworten: Bessert euch selbst, ehe 
ihr Staaten
                    verbessern wollt, werdet erst selbst frei, 140
das heißt edel in Gedanken
                    und Charakter, um zu 
wissen, was Freiheit eines Volkes sei, und wie
                    sie zu 
erreichen.
L. A. v. A.
Nothwehr.145
                Wahrheit gegen
                    den Feind? Vergieb mir! Ich lege 
zuweilen 
Seine Bind um
                    den Hals, um in sein Lager zu gehn.
xp.
Miscellen.150
                Am 25. Nov. wird in England das 50jährige Regierungs-Ju⸗
biläum des Königs
                    gefeiert werden. Der
                    Erzbischof von Canterbury 
hat dazu ein besonderes Kirchengebet
                    aufgesetzt. (Hamb. Z.)
In Frankfurt a. M., ist durch ein kais. Dekret vom 15ten Oct. 
der Sequester auf alle daselbst befindliche Englische oder Colonial, 155
vom Englischen Handel herrührende, Waaren gelegt worden. Dem 
gemäß hat der Divisionsgeneral Friant
                    sämmtliche Kaufleute auf⸗
gefordert, binnen 24 Stunden die benannten Waaren, bei Strafe 
der Confiscation anzugeben. (Hamb. Z.)
Aus London wird, über Frankreich, gemeldet, daß die Brittisch-160
Portugiesischen
                    Truppen am 27. Septemb. am Ufer des Mondego, 
1 Obristen, 3
                    Obristlieutenants, 7 Majors, 67 Officiers, und 1181 
Mann an Todten,
                    Verwundeten und Vermißten, eingebüßt haben. 
Von einem so bedeutenden
                    Gefecht zuin dieser Zeit, fehlen die bestimm⸗
ten, französischen Nachrichten.165
Polizeiliche
                    Tages-Mittheilungen.
                Einem hiesigen
                    Einwohner sind von einem ver⸗
schlossenen Boden mehrere Kleidungsstücke gestohlen.
In einer Tabagie
                    sind 20 Lehrbursche verhaftet.
In Heinersdorf
                    sind drei Personen als Herumtrei⸗170
ber arretirt.
Auf dem neuen
                    Markte ist eine durch Abnutzung 
zu klein gewordene halbe Metze
                    zerschlagen.
