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25tes Blatt. Den 29ten October 1810.

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99

Berliner Abendblätter.

25tes Blatt. Den 29ten October 1810.

Zu welchen abentheuerlichen Unternehmungen, sei
es nun das Bedürfniß, sich auf eine oder die andere
Weise zu ernähren, oder auch die bloße Sucht, neu
zu sein, die Menschen verführen, und wie lustig
dem zufolge oft die Insinuationen sind, die an die 5
Redaction dieser Blätter einlaufen: davon möge fol¬
gender
Aufsatz, der uns kürzlich zugekommen ist, eine
Probe sein.

Allerneuester Erziehungsplan.

Hochgeehrtes Publicum, 10
Die Experimental-Physik, in dem Capitel von den
Eigenschaften elektrischer Körper, lehrt, daß wenn man
in der Nähe dieser Körper, oder, um kunstgerecht zu
reden, in ihre Atmosphäre, einen unelektrischen (neu¬
tralen
) Körper bringt, dieser plötzlich gleichfalls elek¬15
trisch
wird, und zwar die entgegengesetzte Elektricität
annimmt.
Es ist als ob die Natur einen Abscheu hätte,
gegen Alles, was, durch eine Verbindung von Umstän¬
den
, einen überwiegenden und unförmlichen Werth an¬
genommen
hat; und zwischen je zwei Körpern, die sich 20
berühren, scheint ein Bestreben angeordnet zu sein, das
ursprüngliche Gleichgewicht, das zwischen ihnen aufge¬
hoben
ist, wieder herzustellen.
Wenn der elektrische
Körper postitiv positiv [Keine Emendation notiert.] ist: so flieht, aus dem unelektrischen
Alles, was an natürlicher Elektricität darin vorhanden 25
ist, in den äußersten und eutferntesten entferntesten Raum desselben,
und bildet, in den, jenen zunächst liegenden, Theilen
eine Art von Vacuum, das sich geneigt zeigt, den Elek¬
tricitäts
-Ueberschuß, woran jener, auf gewisse Weise,
krank ist, in sich aufnehmen; aufzunehmen; und ist der elektrische 30
Körper negativ, so häuft sich, in dem unelektrischen,
und zwar in den Theilen, die dem elektrischen zunächst
liegen, die natürliche Elektricität schlagfertig an, nur
auf den Augenblick harrend, den Elektricitäts-Mangel
umgekehrt, woran jener krank ist, damit zu ersetzen.
35
Bringt man den unelektrischen Körper in den Schlag¬
raum
des elektrischen, so fällt, es sei nun von diesem
[ 25 ] 100 zu jenem, oder von jenem zu diesen, diesem, der Funken: das
Gleichgewicht ist hergestellt, und beide Körper sind ein¬
ander
an Elektricität, völlig gleich.
40

Dieses höchst merkwürdige Gesetz findet sich, auf
eine, unseres Wissens, noch wenig beachtete Weise, auch
in der moralischen Welt; dergestalt, daß ein Mensch,
dessen Zustand indifferent ist, nicht nur augenblicklich
aufhört, es zu sein, sobald er mit einem Anderen, des¬45
sen
Eigenschaften, gleichviel auf welche Weise, be¬
stimmt
sind, in Berührung tritt: sein Wesen sogar
wird, um mich so auszudrücken, gänzlich in den ent¬
gegengesetzten
Pol hinübergespielt; er nimmt die Be¬
dingung
+ an, wenn jener von der Bedingung —, 50
und die Bedingung —, wenn jener von der Bedin¬
gung
+ ist.

(Die Fortsetzung folgt.)

Aëronautik.

S. Haude u. Spenersche Zeitung, den 25. Okt. 1810.55

Der, gegen die Abendblätter gerichtete, Artikel
der Haude und Spenerschen Zeitung, über die angeb¬
liche
Direction der Luftbälle ist mit soviel Einsicht,
Ernst und Würdigkeit abgefaßt, daß wir geneigt sind
zu glauben, die Wendung am Schluß, die zu dem 60
Ganzen wenig paßt, beruhe auf einem bloßen bloßem bloßem Mi߬
verständni
ß.

Demnach dient dem unbekannten Hrn Verfasser
hiemit auf seine, in Anregung gebrachten Einwürfe
zur freundschaftlichen Antwort:
65

1) daß wenn das Abendblatt, des beschränkten
Raums wegen, den unverklausulirten Satz aufgestellt
hat: die Direction der Luftbälle sei erfunden; dasselbe
damit keinesweges hat sagen wollen: es sei an dieser
Erfindung nichts mehr hinzuzusetzen; sondern bloß: das 70
Gesetz einer solchen Kunst sei gefunden, und es sei,
nach dem, was in Paris vorgefallen, nicht mehr zweck¬
mäßig
, in dem Bau einer, mit dem Luftball verbunde¬
nen
, Maschiene eine Kraft zu suchen, die in dem Luft¬
ball
selbst, und in dem Element, das ihn trägt, vor¬75
handen
ist

2) Daß die Behauptung, in der Luft seien Strö¬
mungen
der vielfachsten und mannigfaltigsten Art ent¬
halten
, wenig Befremdendes und Außerordentliches in
sich faßt, indem unseres Wissens, nach den Aufschlüssen 80
der neuesten Naturwissenschaft, eine der Hauptursachen
101 des Windes, chemische Zersetzung oder Entwickelung
beträchtlicher Luftmassen ist.
Diese Zersetzung oder
Entwickelung der Luftmassen aber muß, wie eine ganz
geringe Einbildung lehrt, ein concentrisches oder ex¬85
centrisches
, in allen seinen Richtungen diametral ent¬
gegengesetztes,
entgegengesetzes, entgegengesetzes,
Strömen der in der Nähe befindlichen bef indlichen
Luftmassen veranlassen; dergestalt, daß an Tagen, wo
dieser chemische Prozeß im Luftraum häufig vor sich
geht, gewiß über einem gegebenen, nicht allzubeträcht¬90
lichen
Kreis der Erdoberfläche, wenn nicht alle, doch
so viele Strömungen, als der Luftfahrer, um die will¬
kührliche
Direction darauf zu gründen, braucht, vor¬
handen
sein mögen.

3) Daß der Luftballon des Hrn Claudius selbst 95
(in sofern ein einzelner Fall hier in Erwägung gezogen
zu werden verdient) zu dieser Behauptung gewisserma¬
ßen
den Beleg abgiebt, indem ohne Zweifel als der¬
selbe
½5 Uhr durchaus westlich in der Richtung nach
Spandau und Stendal aufstieg, niemand geahndet 100
hat, daß er, innerhalb zwei Stunden, durchaus süd¬
lich
, zu Düben in Sachsen niederkommen würde.

4) Daß die Kunst, den Ballon vertical zu di¬
rigiren
, noch einer großen Entwickelung und Ausbil¬
dung
bedarf, und derselbe auch wohl, ohne eben große 105
Schwierigkeiten, fähig ist, indem man ohne Zweifel
durch Veränderung nicht bloß des absoluten, sondern
auch specifischen Gewichts (vermittelst der Wärme und
der Expansion) wird steigen und fallen und somit den
Luftstrom, mit größerer Leichtigkeit wird aufsuchen ler¬110
nen
, dessen man, zu einer bestimmten Reise, bedarf.

5) Daß Hr. Claudius zwar wenig gethan hat, die
Aufmerksamkeit des Publikums, die er auf sich gezogen
hat, zu rechtfertigen; daß wir aber gleichwohl dahin¬
gestellt
sein lassen, in wiefern derselbe, nach dem Ge¬115
spräche
der Stadt, in der Kunst, von der Erdoberfläche
aus die Luftströmungen in den höheren Regionen zu
beurtheilen, erfahren sein mag: indem aus der Rich¬
tung
, die sein Ballon anfänglich westwärts gegen
Spandau und späterhin südwärts gegen Düben nahm, 120
mit sonderbarer Wahrscheinlichkeit hervor zu gehen
scheint, daß er, wenn er aufgestiegen wäre, sein Ver¬
sprechen
erfüllt haben, und vermittelst seiner mecha¬
nischen
Einwirkung, in der Diagonale zwischen beiden
Richtungen, über der Potsdammer Chaussee, nach dem 125
Luckenwaldischen Kreise, fortgeschwommen sein würde.

6) Daß wenn gleich das Unternehmen vermittelst
einer, im Luftball angebrachten Maschiene, den Wider¬
stand
ganz contrairer Winde aufzuheben, unübersteigli¬
102chen
Schwierigkeiten unterworfen ist, es doch vielleicht 130
bei Winden von geringerer Ungünstigkeit möglich sein
dürfte, den Sinus der Ungünstigkeit, vermittelst me¬
chanischer
Kräfte, zu überwinden, und somit, dem See¬
fahrer
gleich, auch solche Winde, die nicht genau zu
dem vorgeschriebenen Ziel führen, ins Interesse zu 135
ziehen.

(Beschluß folgt.)

Miscellen.

Nach Briefen aus Paris hat Fr. v. Stael nnmittelbar unmittelbar nach
der Confiscation ihres Werks binnen 2 mal 24 Stunden Frankreich 140
verlassen müssen.
Sie ist mit Hr. Aug. Wilh. Schlegel, von Cheau¬
mont
, wo sie sich aufhielt, nach der Schweiz zurückgegangen.

Sr. Königl. Hoheit der Kronprinz von Schweden ist am 20ten
Oktober glücklich über den Sund, in Helsingborg eingetroffen.

Am 20 November fängt in England der Prozeß zwischen dem 145
Sprecher und Sir Francis Burdet an.

100 Spanische Mönche die sich nach Stenay begeben, sind kürz¬
lich
durch Lyon passirt.

Die Kaiserinn Josephine macht unter dem Namen Gräfinn
von Arberg fortdauernd kleine Reisen in der Schweiz.
150

In Frankreich sind beträchtliche Preise auf die Verfertigung
des Traubenzuckers gesetzt worden. Man beschäftigt sich jetzt stark
damit, fürchtet aber eine Vertheurung des Weins.

Polizeiliche Tages-Mittheilungen.

Ein Tagelöhner der wegen Diebstahl zu 15jähri¬155
ger
Festungs-Arbeit in Spandau verurtheilt, dort
entsprungen und durch Steckbriefe verfolgt war, ist
in Pankow erkannt und wieder zur Haft gebracht.

Auf dem neuen Markt ist einer Obsthändlerin ein
abgenutztes Gemäß zerschlagen.
160

Einem Bäcker ist für 4 Gr. verbackenes Brod zer¬
schnitten
.

Bei einem Kaufmann sind einige Gewichte, und
bei einem Schlächter die Waage nicht gehörig ajustirt
gefunden und daher dem Ajustirungs-Amte übergeben.
165

Einem Schneidermeister wurden aus seiner Woh¬
nung
mehrere Kleidungsstücke entwendet.

Allerneuester Erziehungsplan.; Aëronautik.; Miscellen. [29.10.1810]; Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [29.10.1810];

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n106

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-25, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

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Stellenkommentar

45aufhört,Das ›ö‹ ist im Druck nur als o erkennbar.

141Wilh.Der Punkt in ›Wilh.‹ ist im Druck nicht erkennbar.

164gehörigStatt des ›ö‹ ist nur ein gedrucktes ›o‹ erkennbar.

 Emendationen (insges. 5)
  • 24postitivpositiv
  • 26eutferntestenentferntesten
  • 30aufnehmen;aufzunehmen;
  • 38diesen,diesem,
  • 139nnmittelbarunmittelbar

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 25tes Blatt. Den 29ten October 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 29.10.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 99–102

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Allerneuester Erziehungsplan.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Der Artikel ist im letzten Teil (36. Blatt) unterschrieben mit C. A. Levanus, offensichtlich eine ironische Anspielung auf Jean Pauls ›Levana oder Erziehungslehre‹. Seit Köpke wird der Text Kleist als Autor zugeordnet. (Vgl. Köpke:1862, S. 136ff; Zolling:1885, Bd. 4, S. 350–357; Steig:1901, S. 330–338)

Zur Textchronologie:

  • 1. Teil: 25. Blatt
  • 2. Teil: 26. Blatt
  • 3. Teil: 27. Blatt
  • 4. Teil: 35. Blatt
  • 5. Teil (Beschluß): 36. Blatt

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 99f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 128f [MA] II 379–386 [DKV] III 545–552 [SE:1993] II 329–335

Aëronautik.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: rm. [= Heinrich von Kleist]

Der Beschluß des Artikels ist unterschrieben mit ›rm.‹, eine der Chiffren, die Kleist benutzte (vgl. Köpke:1862, S. 29).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 100–102

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 129–131 [MA] II 386–388 [DKV] III 599–602 [SE:1993] II 391–394

Miscellen. [29.10.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Bis auf die Miszelle zu Madame de Staël handelt es sich um von Kleist redigierte Texte aus der ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 26. Oktober. Kenntnis von dem Staël-Vorfall hat Kleist offenbar durch einen Brief von Chamisso an Hitzig vom 10. Oktober erhalten (vgl. Steig:1901, S. 498).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 102

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 132 [MA] II 389 [Miszelle zu Madame de Staël] [DKV] III 585 [Miszelle zu Madame de Staël]

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [29.10.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Von Kleist redigierte Texte aus den Polizei-Rapporten vom 27. Oktober 1810. (Vgl. BKB 11, hier S. 106f). Die Meldung bzgl. ›Schneidermeister‹ ist in den Rapporten nicht erwähnt.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 102

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 132

 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [3 Abw.]
  • 24postitiv ] [Keine Emendation notiert.]
  • 61bloßen ] bloßem
  • 86ent/gegengesetztes, ] entgegengesetzes,
[MA:2010] [3 Abw.]
  • 61bloßen ] bloßem
  • 86ent/gegengesetztes, ] entgegengesetzes,
  • 87befindlichen ] bef indlichen
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