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  • [046] W. v. Zenge, 3.6.1801

[046] An Wilhelmine v. Zenge, 3. Juni 1801

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[1] [BKA IV/2 28] [DKV IV 228] [SE:1993 II 654] [Heimböckel:1999 (Reclam) 236] [MA II 733] Göttingen, d.]den 3t]3. Juni, ]Juni 1801. ]1801 /

Mein liebes Minchen, ich habe Deinen Brief, Nicht überliefert. der mir aus mehr / als einer Rücksicht herzlich wohl that,]tat, gestern hier erhalten u.]und eile ihn / zu beantworten. — Du bist nicht zufrieden, daß ich Dir das Äußere / meiner Lage beschreibe, ich soll Dir auch etwas aus meinem Innern / mittheilen?]mitteilen? Ach, [Heimböckel:1999 (Reclam) 237] liebe Wilhelmine, leicht ist das, wenn Alles]alles in der / Seele klar u.]und hell ist, wenn man nur in sich selbst zu blicken braucht,/ um deutlich darin zu lesen. Aber wo Gedanken mit Gedanken, Gefühle / mit Gefühlen kämpfen, da ist es schwer zu nennen, was in der Seele / herrscht, weil noch der Sieg unentschieden ist. Alles liegt in mir / 10 verworren, wie [MA II 734] die Werchfasern]Wergfasern Vgl. ›DWB‹ zu ›Werg‹: »1) die beim schwingen und hecheln des flachses (oder hanfes) abfallenden kürzeren fasern […], die, sofern sie lang genug sind, zu werggarn versponnen werden, sonst als putzmittel, als polsterungsmaterial, zum abdichten usw. verwandt werden und in früheren zeiten auch als verbandwatte dienten«. Zur Formentwicklung in Dt. ebd.: »im späten mhd. und älteren nhd. erscheint das wort in den formen wer(c)k, werch, werg, zuweilen auch werrig«. im Spinnrocken, Spinnerocken, [Graph uneindeutig] Vgl. ›DWB‹ zu ›Rocken‹: »2) rocken, sowol das werkzeug, auf welchem flachs, hanf und wolle gesponnen wird, als auch der zum spinnen am rocken bestimmte flachs, hanf u. s. w., welcher ausgedehnt und um den rockenstock gewunden wird.« durcheinander,/ u.]und ich bin vergebens bemüht mit der Hand des Verstandes den Faden / der Wahrheit, den das Rad der Erfahrung hinaus ziehen [DKV IV 229] soll, um die / Spule des Gedächtnisses zu ordnen. Ja selbst meine Wünsche wechseln,/ und bald trit]tritt der eine, bald der andere ins Dunkle, wie die Gegen/stände einer Landschaft, wenn die Wolken drüber hinziehn. — Was Du / mir zum Troste sagst, ist wirklich das Tröstlichste, das ich kenne. Ich selbst / fange an, zu glauben, daß der Mensch zu etwas mehr da ist, als bloß zu / denken — Arbeit, fühle ich, wird das Einzige]einzige sein, was mich ruhiger / machen kann. Alles was mich beunruhigt ist die Unmöglichkeit, mir ein / 20 Ziel des Bestrebens zu setzen, und die Besorgniß,]Besorgnis, wenn ich zu schnell / ein falsches ergriffe, die Bestimmung zu verfehlen u.]und so ein ganzes Leben / zu verpfuschen — Aber sei ruhig, ich werde das rechte schon finden. Falsch / ist jedes Ziel, das nicht die reine Natur dem Menschen steckt. Ich / habe fast eine Ahndung von dem rechten — wirst Du, Wilhelmine, / mir dahin folgen, wenn Du Dich überzeugen kannst, daß es das rechte / ist — ? Doch laß mich lieber schweigen von dem, was selbst in mir noch / ganz undeutlich ist. Die Geschichte Deines Lebens während der Abwe/senheit Deiner Eltern, und besonders die Art von / Freude, welche Du da genossen hast, hat mich ganz unbeschreiblich / 30 gerührt — Diese Freude, Wilhelmine, ist Dir gewiß; aber wirst / Du Dich mit dieser einzigen begnügen können — ? Kann es ein Mäd/chen von Deinem Stande, so bist Du es, u.]und dieser Gedanke stärkt / mich ganz unbeschreiblich. — Sei zufrieden mit diesen wenigen Zügen / aus meinem Innern. Es ist darin so [SE:1993 II 655] wenig bestimmt, daß ich mich / fürchten muß etwas aufzuschreiben, [Heimböckel:1999 (Reclam) 238] weil es dadurch in gewisser / Art bestimmt wird. Errathe]Errate daraus was Du willst — gewiß ist es,/ daß ich kein andres Erdenglück wünsche, als durch Dich. Fahre fort, liebes / [2] [BKA IV/2 31] Mädchen, Dich immer fähiger zu machen, zu beglücken. Rousseau / ist mir der liebste durch den ich Dich bilden lassen mag, da ich es selbst / 40 nicht mehr unmittelbar, wie sonst, kann. Ach, Wilhelmine, Du hast / mich an frohe Zeiten erinnert, u.]und Alles]alles ist mir dabei eingefallen, auch / das, woran Du mich nicht erinnert hast. Glaubst Du wohl, daß ein Tag / vergeht, ohne daß ich an Dich dächte — ? Dein Bild darf ich so oft nicht / be[DKV IV 230] trachten als ich wohl mögte,]möchte, weil mir jeder unbe[MA II 735] scheidner Zeuge / zuwider ist. Mehr als einmal habe ich gewünscht, meinem ersten / Entschluß, Vgl. Brief v. 23.3. an Ulrike v. Kleist, in dem er sich an ein Versprechen gebunden fühlt. allein zu reisen, treu geblieben zu sein — Ich ehre Ulrike / ganz unbeschreiblich, sie trägt in ihrer Seele Alles,]alles, was achtungswürdig / u.]und bewundrungswerth]bewundrungswert ist, vieles mag sie besitzen, vieles geben / können, aber es läßt sich, wie Göthe]Goethe sagt, nicht an ihrem Busen / 50 ruhen — Doch dies bleibt, wie Alles,]alles, unter uns — Von unsrer Reise / kann ich Dir auch Manches]manches wieder erzählen. Wir reisen, wie Du / vielleicht noch nicht weißt, mit eignen Pferden, die wir in Dreßden]Dresden / gekauft haben. Johann leistet uns dabei treffliche Dienste, wir / sind sehr mit ihm zufrieden, und denken oft mit Dankbarkeit / an Carln, der ihn uns freiwillig abtrat. — Carl ist wohl jetzt in Frank/furt? Oder ist er in Magdeburg? Wenn Du ihn siehst oder schreibst,/ so sage ihm doch auch ein Wörtchen von mir. Ich hatte versprochen, ihm / auch zuweilen zu schreiben, aber das Schreiben wird mir jetzt so schwer,/ daß ich oft selbst die nothwendigsten]notwendigsten Briefe vernachläßige.]vernachlässige. Gestern end/ 60 lich habe ich zum erstenmale an meine Familie nach Pommern ge/schrieben — sollte man wohl glauben, daß ein Mensch, der in seiner / Familie Alles]alles fand, was ein Herz binden kann, Liebe, Vertrauen,/ Schonung, Unterstützung mit Rath]Rat u.]und That, Tath, ]Tat, sein Vaterland ver/lassen kann, ohne selbst einmal schriftlich Abschied zu nehmen von / seinen Verwandten? — Und doch sind sie mir die liebsten u.]und theuersten]teuersten / Menschen auf der [Heimböckel:1999 (Reclam) 239] Welt! So wiedersprechen]widersprechen sich in mir Handlung u.]und / Gefühl — Ach, es ist ekelhaft, zu leben —— Schreibe also Carln, er / solle nicht zürnen, wenn Briefe von mir ausblieben, großmüthig]großmütig sein, u.]und / zuweilen etwas von sich hören lassen, Neuigkeiten schreiben u.]und dergleichen. / 70 Bitte ihn doch [SE:1993 II 656] auch, er mögte]möchte sich einmal bei Rühle erkundigen, ob / dieser denn gar keine Briefe von mir erhalten hat, auch nicht die / große Schrift, Um welchen Text es sich hierbei handelt, ist umstritten. Angenommen werden Kleists Text ›Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden‹ oder (der in seiner Existenz bestrittene Text) ›Geschichte meiner Seele‹ oder ein bislang völlig unbekannter Text. Auch die Briefe an Rühle sind überwiegend nicht überliefert. die ich ihm von Berlin aus schickte? Er mögte]möchte ihn doch / antreiben, einmal an mich zu schreiben, da mir sehr viel daran / gelegen wäre, wenigstens zu wissen, ob die Schrift nicht verloren / gegangen ist. — Ich will Dich doch von Leipzig nach Göt[DKV IV 231] tingen führen, / [3] [BKA IV/2 32] aber ein wenig schneller, als wir reiseten. Denn wir wandern,/ wie die alten Ritter, von Burg zu Burg, halten uns auf u.]und wechseln gern / ein freundliches Wort mit den Leuten. Wir suchen uns in jeder Stadt im/mer die Würdigsten auf, in Leipzig Plattner, Hinden[MA II 736] burg, in Halle / 80 Klügel, in Göttingen Blumenbach, Wrisberg & &]etc. etc. Aber Du kennst / wohl diese Namen nicht? Es sind die Lehrer der Menschheit. — In / Leipzig fand endlich Ulrike Gelegenheit zu einem Abendtheuer,]Abenteuer, und / hörte verkleidet einer öffentlichen Vorlesung Plattners zu. Das geschah / aber mit Vorwissen des Hofraths,]Hofrats, indem er selbst wünschte, daß sie,/ Störung zu vermeiden, lieber in Mannskleidern Mannskleider [uneindeutig] kommen mögte,]möchte, als in / Weiberröcken. Alles lief glücklich ab, der Hofrath]Hofrat u.]und ich, wir waren die / einzigen in dem Saale, die um das Geheimniß]Geheimnis wußten. — In / Halberstadt besuchten wir Gleim, den bekannten Dichter, einen / der rührendsten u.]und interessantesten interressantesten [uneindeutig] Greise, die ich kenne. An ihn waren / 90 wir zwar durch nichts addressirt,]adressiert, als durch unsern Namen; aber es giebt]gibt / keine bessere Addresse]Adresse als diesen. Er war nämlich einst ein vertrau/ter Freund Ewald Kleists, der bei Frankfurt fiel. Die Verwundung Ewald v. Kleists während der Schlacht bei Kunersdorf wird von Johann Thomas Edlen, dem Herausgeber seiner ›Sämmtliche[n] Werke‹, sehr eindrücklich geschildert (ebd. S. 5ff). Kurz / vor seinem Tode hatte dieser ihm noch einen Neffen Kleist em/pfohlen, für den jedoch Gleim niemals hatte etwas thun]tun können,/ weil er ihn niemals sah. Nun glaubte er, als ich mich melden ließ,/ ich sei es, u.]und die Freude mit der er uns entgegen kam kam, [uneindeutig] war unbeschreib/lich. Doch ließ er es [Heimböckel:1999 (Reclam) 240] uns nicht empfinden, als er sich getäuscht,/ denn Alles,]alles, was Kleist heißt, ist ihm theuer.]teuer. Er führte uns in sein / Cabinet,]Kabinett, Cabinet: Kammer, Raum mit bestimmter Funktion. geschmückt mit Gemälden seiner Freunde. Da ist keiner,/ 100 sagte er, der nicht ein schönes Werk schrieb, oder eine große That]Tat be/gieng.]beging. Kleist that]tat beides u.]und Kleist steht oben an — Wehmüthig]Wehmütig / nannte er uns die Namen der vorangegangnen Freunde, trauernd,/ daß er noch zurück sei. Aber er ist 83 Jahr u.],und so die Reihe wohl auch / bald an ihn — Er besitzt einige hundert Briefe von Kleist, auch sein / erstes Gedicht. Gleim war es eigentlich, der ihm zuerst die Aussicht nach / dem Parnaß ›Parnaß‹: In der griechischen Mythologie ist der Berg Parnass Apoll geweiht und Heimat der Musen, der Göttinnen der Künste. (Wikipedia) zeigte, [SE:1993 II 657] u.]und die Veranlassung ist seltsam u.]und merkwürdig / genug. Kleist war nämlich in einem Duell [DKV IV 232] blessirt,]blessiert, (Franz.:) blessieren: verwunden u.]und lag krank / im Bette zu Potsdam. Gleim war damals RegimentsQuartirmeister Regiments Quartirmeister ]Regiments-Quartiermeister Pierer’s Universal-Lexikon: »Regimentsquartiermeister, sonst der Beamte, welcher das Rechnungswesen eines Regiments, dessen Verpflegung, Bekleidung u. Besoldung besorgte, jetzt durch besondere Rechnungsführer der Bataillons ersetzt. Er hatte Offiziers-, zuweilen wohl Capitänsrang u. trug die Regimentsuniform.« / u.]und besuchte den Kranken, ohne ihn weiter genau zu kennen. könen. [Graph uneindeutig] Ach, sagte Kleist, / 110 ich habe die größte Langeweile, denn ich kann nicht lesen. Wissen Sie was,/ antwortete Gleim, ich will zuweilen herkommen u.]und Ihnen etwas vorlesen. / Damals eben hatte Gleim scherzhafte Gedichte Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ›Versuch in Scherzhaften Liedern.‹ Berlin, 1753 gemacht, im Geschmack / Anakreons, u.]und las ihm unter andern eine Ode an den Tod Gleims Ode ›An den Tod‹ (in: ›Versuch in Scherzhaften Liedern.‹ Berlin, 1753, S. 40) vor,/ die ohngefähr so lautet: Tod, warum entführst Du]du mir [MA II 737] mein / [4] [BKA IV/2 35] Mädchen? Kannst Du]du Dich]dich auch verlieben? — — Und so geht es fort. Am / Ende heißt es: Was willst Du]du mit ihr machen? Kannst Du du ]du doch mit / Zähnen ohne Lippen, wohl die Mädchen beißen, doch nicht küssen — [Kein Absatz] Gleims Ode ›An den Tod‹ hat folgende Verse: »Tod, kanst du dich auch verlieben? / Warum holst du denn mein Mädchen? / Kanst du nicht die Mutter holen? / Denn die sieht dir doch noch ähnlich. / Frische Rosenrote Wangen, / Die mein Wunsch so schön gefärbet, / Blühen nicht für blasse Knochen, / Blühen nicht für deine Lippen. / Tod! Was wilst du mit dem Mädchen? / Mit den Zähnen ohne Lippen / Kanst du es ja doch nicht küssen.« /

Über diese Vorstellung, wie der Tod mit seinen nackten, eckigen Zähnen,/ vergebens sich in die weichen Rosenlippen drückt, einen Kuß zu ver/ 120 suchen, geräth]gerät Kleist so ins Lachen, daß ihm bei der Erschütterung,/ das Band von der Wunde an der Hand abspringt. Man ruft einen / Feldscheer.]Feldscher. ›DWB‹: ›Feldscher‹: »chirurgus, eigentlich barbier«. (Meyer): »Feldscher (Feldscherer), in Deutschland frühere Bezeichnung der Militärärzte, die früher Kompagniechirurgen hießen.« Es ist ein Glück, sagt dieser, daß sie Sie ]Sie mich rufen lassen,/ denn unbemerkt ist der kalte Brand Wundbrand, Gangrän. Meist durch bakterielle Infektion ausgelöstes Gewebeabsterben. Häufig begleitet von starkem Anschwellen (›Blubbern‹) des Gewebes, früher auch Gasbrand genannt. Ausführliche Darstellung in zeitgenössischer Quelle: Charles White, Bemerkungen über den kalten Brand, Helwing, 1793 im Entstehen u.]und morgen wäre / es zu spät gewesen. — Aus Dankbarkeit widmete Kleist der Dichtkunst / das Leben, das sie ihm gerettet hatte. — In Wernigerode lernten / wir eine sehr liebenswürdige Familie kennen, die stollbergsche.]Stolbergsche. Bei der Familie handelt es sich um Graf Christian Friedrich von Stolberg-Wernigerode und seine Frau Gräfin Auguste Eleonore zu Stolberg-Stolberg. — In / Goßlar]Goslar fuhren wir in den Rammelsberg, wo in großen Höhlen die / [Heimböckel:1999 (Reclam) 241] Erze mit angezündeten Holzstößen abgebrannt Im Rammelsberg wurde das sog. Feuersetzen beim Abbau des massiven Lagererzes bis zum Ende der 1870er Jahre als Verfahren zur Gewinnung des Erzes eingesetzt. werden, und / Alles]alles vor Hitze nackend arbeitet. Man glaubt in der Hölle, oder / 130 doch wenigstens in der Werkstatt der Cyklopen]Zyklopen ›DWB‹: »ZYKLOP, m., lat. Cyclōps aus griech. Κύκλωψ 'der rundäugige'. im pl. Κύκλωπες als name der riesenhaften bewohner der sizilischen seeküste mit einem einzigen mitten auf der stirn stehenden auge«. In den Werkstätten des Hephaistos, Gott des Feuers in der griechischen Mythologie, arbeiteten die Zyklopen als seine Schmiedegesellen. (Wikipedia) zu sein. — Von Ilsenburg / aus bestiegen wir am Nachmittage des 31t]31. den Brocken, den Du / schon aus meiner früheren Reisebeschreibung kennst. Ich habe auch Qued/linburg lange wieder, aber nur von Weitem,]weitem, angesehen — In Ilsenburg / habe ich den Teich gesehen, auf welchem die Knobelsdorf als Kind / herumgefahren ist. Schreibe doch Carl, der alte Otto ließe die Kno/belsdorf grüßen. — Und nun lebe wohl. Heute sind wir hier / auf einem Balle, wo die Füße springen werden, indessen / das Herz weint. Dann geht der Körper immer [DKV IV 233] weiter und / weiter von Dir, indessen die Seele immer zu Dir zurück strebt. Bald / 140 an diesen, bald an jenen Ort treibt mich das wilde Geschick, indessen ich / kein innigeres Bedürfniß]Bedürfnis habe, als Ruhe — Können so viele [SE:1993 II 658] Wieder/sprüche]Widersprüche in meinem einem ]einem engen Herzen wohnen? — ? Lebe wohl. Hier / hast Du meine Reiseroute. Morgen geht es nach Frankfurt, Mainz, / Mannheim; dahin schreibe mir, u.]und theile]teile diese Adresse Carln mit. / Wir werden dann unsre Tour über die Schweiz u.]und Südfrankreich / nehmen — Südfrankreich! Du kennst doch noch das Land? / Und das alte Project]Projekt — ? Vgl. Brief an Wilhelmine v. Zenge v. 13.11.1800 In Paris werde ich schon das Studium / der Naturwissenschaft fortsetzen müssen u.],und so werde ich wohl am / Ende noch wieder in das alte Gleis kommen, vielleicht auch / 150 [MA II 738] nicht, wer kann es wissen — Ich bin an lauter Pariser Gelehrten / addressirt,]adressiert, u.]und die lassen Einen]einen nicht fort, ohne daß man etwas / von ihnen lernt. Lebe wohl, grüße die goldne Schwester, Carln, u.]und Alle]alle / die es gern hören, daß ich mich ihrer erinnere. Heinrich Kleist. /

46
An Wilhelmine v. Zenge, 3. Juni 1801

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/briefe/046, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 02.08.2025

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Apparat

Textwiedergabe nach Kopie der Handschrift. Die Handschrift ist in Besitz von:
Biblioteka Jagiellońska, Kraków; Sammlung Autographa (H. v. Kleist)

Erstdruck: [Bieder:1884] 189–195

Pagina Kleist-Ausgaben
  • [BKA] (045) IV/2 27–35
  • [MA] (045) II 733–738
  • [DKV] (049) IV 228–233
  • [SE:1993] (046) II 654–658
  • [Heimböckel:1999 (Reclam)] (045) 236–241
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 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[MP:1936] [5 Abw.]
  • 109RegimentsQuartirmeister Regiments Quartirmeister ]Regiments-Quartiermeister ] Regiments Quartirmeister
  • 117Du du ]du ] du
  • 118küssen — [Kein Absatz] ] [Kein Absatz]
  • 123sie Sie ]Sie ] Sie
  • 143meinem einem ]einem ] einem
[MA:2010] [6 Abw.]
  • 11Spinnrocken, Spinnerocken, [Graph uneindeutig] ] Spinnerocken, [Graph uneindeutig]
  • 64That, Tath, ]Tat, ] Tath,
  • 86Mannskleidern Mannskleider [uneindeutig] ] Mannskleider [uneindeutig]
  • 90interessantesten interressantesten [uneindeutig] ] interressantesten [uneindeutig]
  • 97kam kam, [uneindeutig] ] kam, [uneindeutig]
  • 110kennen. könen. [Graph uneindeutig] ] könen. [Graph uneindeutig]
Stellenkommentar

2 Deinen Brief, Nicht überliefert.

11 Werchfasern Vgl. ›DWB‹ zu ›Werg‹: »1) die beim schwingen und hecheln des flachses (oder hanfes) abfallenden kürzeren fasern […], die, sofern sie lang genug sind, zu werggarn versponnen werden, sonst als putzmittel, als polsterungsmaterial, zum abdichten usw. verwandt werden und in früheren zeiten auch als verbandwatte dienten«. Zur Formentwicklung in Dt. ebd.: »im späten mhd. und älteren nhd. erscheint das wort in den formen wer(c)k, werch, werg, zuweilen auch werrig«.

11 Spinnrocken, Vgl. ›DWB‹ zu ›Rocken‹: »2) rocken, sowol das werkzeug, auf welchem flachs, hanf und wolle gesponnen wird, als auch der zum spinnen am rocken bestimmte flachs, hanf u. s. w., welcher ausgedehnt und um den rockenstock gewunden wird.«

47 meinem ersten Entschluß, Vgl. Brief v. 23.3. an Ulrike v. Kleist, in dem er sich an ein Versprechen gebunden fühlt.

73 große Schrift, Um welchen Text es sich hierbei handelt, ist umstritten. Angenommen werden Kleists Text ›Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden‹ oder (der in seiner Existenz bestrittene Text) ›Geschichte meiner Seele‹ oder ein bislang völlig unbekannter Text. Auch die Briefe an Rühle sind überwiegend nicht überliefert.

93 Ewald Kleists, der bei Frankfurt fiel. Die Verwundung Ewald v. Kleists während der Schlacht bei Kunersdorf wird von Johann Thomas Edlen, dem Herausgeber seiner ›Sämmtliche[n] Werke‹, sehr eindrücklich geschildert (ebd. S. 5ff).

100 Cabinet, Cabinet: Kammer, Raum mit bestimmter Funktion.

107 Parnaß ›Parnaß‹: In der griechischen Mythologie ist der Berg Parnass Apoll geweiht und Heimat der Musen, der Göttinnen der Künste. (Wikipedia)

108 blessirt, (Franz.:) blessieren: verwunden

109 RegimentsQuartirmeister Pierer’s Universal-Lexikon: »Regimentsquartiermeister, sonst der Beamte, welcher das Rechnungswesen eines Regiments, dessen Verpflegung, Bekleidung u. Besoldung besorgte, jetzt durch besondere Rechnungsführer der Bataillons ersetzt. Er hatte Offiziers-, zuweilen wohl Capitänsrang u. trug die Regimentsuniform.«

113 scherzhafte Gedichte Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ›Versuch in Scherzhaften Liedern.‹ Berlin, 1753

114 Ode an den Tod Gleims Ode ›An den Tod‹ (in: ›Versuch in Scherzhaften Liedern.‹ Berlin, 1753, S. 40)

118 Kannst Du doch mit Zähnen ohne Lippen, wohl die Mädchen beißen, doch nicht küssen — Gleims Ode ›An den Tod‹ hat folgende Verse: »Tod, kanst du dich auch verlieben? / Warum holst du denn mein Mädchen? / Kanst du nicht die Mutter holen? / Denn die sieht dir doch noch ähnlich. / Frische Rosenrote Wangen, / Die mein Wunsch so schön gefärbet, / Blühen nicht für blasse Knochen, / Blühen nicht für deine Lippen. / Tod! Was wilst du mit dem Mädchen? / Mit den Zähnen ohne Lippen / Kanst du es ja doch nicht küssen.«

123 Feldscheer. ›DWB‹: ›Feldscher‹: »chirurgus, eigentlich barbier«. (Meyer): »Feldscher (Feldscherer), in Deutschland frühere Bezeichnung der Militärärzte, die früher Kompagniechirurgen hießen.«

124 kalte Brand Wundbrand, Gangrän. Meist durch bakterielle Infektion ausgelöstes Gewebeabsterben. Häufig begleitet von starkem Anschwellen (›Blubbern‹) des Gewebes, früher auch Gasbrand genannt. Ausführliche Darstellung in zeitgenössischer Quelle: Charles White, Bemerkungen über den kalten Brand, Helwing, 1793

127 Familie kennen, die stollbergsche. Bei der Familie handelt es sich um Graf Christian Friedrich von Stolberg-Wernigerode und seine Frau Gräfin Auguste Eleonore zu Stolberg-Stolberg.

129 Erze mit angezündeten Holzstößen abgebrannt Im Rammelsberg wurde das sog. Feuersetzen beim Abbau des massiven Lagererzes bis zum Ende der 1870er Jahre als Verfahren zur Gewinnung des Erzes eingesetzt.

131 Cyklopen ›DWB‹: »ZYKLOP, m., lat. Cyclōps aus griech. Κύκλωψ 'der rundäugige'. im pl. Κύκλωπες als name der riesenhaften bewohner der sizilischen seeküste mit einem einzigen mitten auf der stirn stehenden auge«. In den Werkstätten des Hephaistos, Gott des Feuers in der griechischen Mythologie, arbeiteten die Zyklopen als seine Schmiedegesellen. (Wikipedia)

148 alte Project — ?Vgl. Brief an Wilhelmine v. Zenge v. 13.11.1800

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