[006] An Ulrike v. Kleist, 12. Nov. 1799
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[1] [BKA IV/1 74] [DKV IV 44] [SE:1993 II 493] [Heimböckel:1999 (Reclam) 44] [MA II 564] Frankfurt a/d]a. d. Oder / d. ]den 12t ]12. Novmbr]November 99. ]1799 /
Ich war zuerſt willends,]willens, der langen Verſpä/tung dieſes Briefes eine Rechtfertigung / voranzuſchicken; aber es fällt mir ein, / daß es daß daß [lt. Textkonst. emendiert] daß [ohne Kommentarhinweis] daß [ohne Kommentarhinweis] ]daß doch eben nicht viele Billigkeit dazu / gehört, ſie zu entſchuldigen, [SE:1993 II 494] wenn man / mich u.]und die Abſicht meines [Heimböckel:1999 (Reclam) 45] Hierſeins kennt. / Ich habe mir ein Ziel geſteckt, das die ununter/brochene Anſtrengung aller meiner Kräfte / 10 u.]und die Anwendung jeder Minute Zeit erfor/dert, wenn es erreicht werden ſoll. Ich habe / beſonders in dieſem meinem zweiten aka/demiſchen Curſus]Kursus eine [MA II 565] Maſſe von Geſchäften / auf mich geladen, die ich nicht anders als mit / dem allermühſamſten Fleiße bearbeiten / kann; eine Maſſe von Geſchäften, die ſelbſt / nach dem Urtheile]Urteile Hüllmanns zu ſchwer für / mich iſt, u.]und von der ich daher, wenn ich ſie den/noch trage, mit Recht ſagen kann, daß ich / 20 das faſt Unmögliche möglich gemacht habe. / Unter dieſen Umſtänden ſiehſt Du wohl ein, / daß es bisher nöthig]nötig war, mich oft mit einem / augenblicklichen Andenken an Dich zu begnü/gen; u.]und daß mir ſelbſt jetzt die Zeit einer / ſchriftlichen Unterhaltung mit Dir noch nicht / geworden wäre, wenn durch den Eintrit]Eintritt / der Meſſe die akademiſchen Vorleſungen / [2] [BKA IV/1 77] nicht ausgeſetzt worden wären. Dieſe / vierzehn Tage der Ruhe, dieſen Sonntag für / 30 meine lange geſchäftsvolle Woche, benutze ich, / um mich einmal nach Herzensluſt zu vergnü/gen; u.]und dieſes Vergnügen ſoll ein Brief an / Dich ſein. /
Wenn man ſich ſo lange mit ernſthaften / abſtrakten Dingen beſchäftigt hat, wobei / der Geiſt zwar ſeine Nahrung [DKV IV 45] findet, aber / das arme Herz leer ausgehen muß, dann / iſt es eine wahre Freude, ſich einmal ganz / ſeine Ergießungen zu überlaſſen; ja es / 40 iſt ſelbſt nöthig,]nötig, daß man es zuweilen in’s]ins / Leben zurückrufe. Bei dem ewigen Beweiſen / u.]und Folgern verlernt das Herz faſt zu fühlen; u.]und / doch wohnt das Glück nur im Herzen, nur / im Gefühl, nicht im Kopfe, nicht im Ver/ſtande. Das Glück kann nicht, wie ein / mathematiſcher Lehrſatz bewieſen wer/den, es muß empfunden werden, wenn es / da ſein ſoll. Daher iſt es wohl gut, es zuweilen / durch den Genuß ſinnlicher Freuden von Neuem]neuem / 50 zu beleben; u.]und man müßte wenigſtens / täglich ein gutes Gedicht leſen, ein ſchönes / Gemälde ſehen, ein ſanftes Lied hören / — oder ein herzliches Wort mit einem Freunde / reden, um [Heimböckel:1999 (Reclam) 46] auch den ſchönern, ich mögte]möchte ſagen sagen, sagen, / den menſchlicheren Theil]Teil unſeres Weſen / zu bilden. /
[3] [BKA IV/1 78]Dieſes letzte Vergnügen habe ich ſeit Dei/ner Abweſenheit von hier gänzlich ent/behren müſſen, u.]und grade dieſes iſt es, deſſen / 60 ich am meiſten bedarf. Vorſätze u.]und Ent/ſchlüſſe wie die meinigen bedürfen der / Aufmunterung u.]und der Unterſtützung mehr als / [SE:1993 II 495] andere vielleicht, um nicht zu ſinken. Verſtan/den wenigſtens mögte]möchte ich gern zuweilen ſein, / wenn auch nicht aufgemuntert u.]und gelobt, gelobt; [Graph uneindeutig] / von einer Seele wenigſtens mögte]möchte ich gern / zuweilen verſtanden werden, wenn auch / alle andern mich ver[MA II 566] kennen. Wie man in / einem heftigen Streite mit vielen Gegnern / 70 ſich umſieht, ob nicht Einer]einer unter allen iſt, der / uns Beifall zulächelt, ſo ſuche ich zuwei/ len Dich; u.]und wie man unter fremden Völ/kern freudig einem Landsmann entgegen/fliegt, ſo werde ich Dir, mein liebes Ulrikchen / entgegenkommen. Nenne es immerhin Schwäche / von mir, daß ich mich ſo innig hier nach Mit/theilung]Mitteilung ſehne, wo ſie mir ſo ganz fehlt. / Große Entwürfe mit ſchweren Aufop/ferungen auszuführen, ohne ſelbſt auf / 80 den Lohn verſtanden zu werden Anſpruch / zu machen, iſt eine Tugend, die wir wohl / bewundern, aber nicht verlangen dürfen. / Selbſt die größten Helden der Tugend, die / jede andere Belohnung verachteten, rechne/ten doch auf dieſen Lohn; u.]und wer weiß, was / Sokrates u.]und Chriſtus gethan]getan haben würden, / [4] [BKA IV/1 81] [DKV IV 46] wenn ſie voraus gewußt hätten, daß / keiner unter ihren Völkern den Sinn / ihres Todes verſtehen würde. Willſt / 90 Du es doch eine Schwäche nennen, ſo iſt / es höchſtens die Schwäche eines Münzenſamm/lers z. B. der zwar hauptſächlich für ſich / u.]und zu ſeinem Vergnügen, zu ſeinem Nutzen / ſammelte, u.]und daher auch nicht zürnt, wenn / die Meiſten]meiſten gleichgültig bei ſeiner ſorgfäl/tig geordneten Sammlung vorübergehen, aber / eben deswegen um ſo viel lieber ein/mal einen Freund der Kunſt in ſein / Cabinet]Kabinett führt. Denn meine Abſichten / 100 u.]und meine Entſchlüſſe ſind ſolche Schau/münzen, die aus dem Gebrauche gekommen / ſind u.]und nicht mehr gelten; daher zeige ich / ſie gern zuweilen einem Ken[Heimböckel:1999 (Reclam) 47] ner der / Kunſt, damit er ſie prüfe u.]und mich über/zeuge, ob, was ich ſo emſig u.]und eifrig / ſammle u.]und aufbewahre, auch wohl ächte]echte Stücke / ſind, oder nicht. /
— Ich überleſe jetzt den eben vorangegang/nen Punct,]Punkt, u.]und finde, daß er mir misfal/ 110 len]mißfallen würde, wenn ich ihn, ſo wie Du hier, / aus dem Munde eines jungen Menſchen / hörte. Denn mit Recht kann man ein / Mistrauen]Mißtrauen in ſolche Vorſätze ſetzen, / die unter ſo vielen Menſchen keinen / [5] [BKA IV/1 82] finden, der ſie verſtünde u.]und billigte. / Aber doch iſt es mit den meinigen ſo; ver/ſtanden werden ſie nicht, das iſt gewiß, / u.]und daher, denke ich, werden ſie nicht gebilligt. / Weſſen Schuld es iſt, daß ſie nicht verſtanden / 120 werden — [SE:1993 II 496] das getraue ich mich wenigſtens / nicht zu meinem Nachtheil]Nachteil zu entſcheiden. / Wenn ein Türke u.]und ein Franzoſe zuſammen/kommen, ſo haben ſie wenigſtens gleiche Ver/pflichtung, die Sprache des Andern]andern zu lernen, / um ſich verſtändlich [MA II 567] zu machen. Tauſend / Bande knüpfen die Menſchen aneinander, / gleiche Meinungen, gleiches Gleiches Gleiches Intereſſe, gleiche / Wünſche, Hoffnungen u.]und Ausſichten; — alle / dieſe Bande knüpfen mich nicht an ſie, und / 130 dieſes mag ein Hauptgrund ſein, warum / wir uns nicht verſtehen. Mein Intereſſe / beſonders iſt dem ihrigen ſo fremd, und / ungleichartig, daß ſie — gleichſam wie aus / den Wolken fallen, wenn ſie etwas davon / ahnden. Auch haben mich einige mislun/gene]mißlungene Verſuche, es ihnen näher vor die Augen, / näher an’s]ans Herz zu rücken, für immer da/von zurückgeſchreckt; u.]und ich [DKV IV 47] werde mich / dazu bequemen müſſen, es immer tief / 140 in das Innerſte meines Herzens zu / verſchließen. /
Was ich mit dieſem Intereſſe im Buſen, / [6] [BKA IV/1 85] mit dieſem heiligen, mir ſelbſt von der / Religion, von meiner Religion gegebnen / Intereſſe im engen Buſen, für eine Rolle / unter den Menſchen ſpiele, denen ich von / dem, was meine ganze Seele erfüllt, / nichts merken laſſen darf, — das weißt / Du zwar nach dem äußern Anſchein, / 150 aber ſchwerlich weißt Du, was oft dabei / im Innern mit mir vorgeht. Es ergreift / mich zuweilen plötzlich eine Ängſtlichkeit, / eine Beklommenheit, die ich [Heimböckel:1999 (Reclam) 48] zwar aus / allen Kräften zu unterdrücken mich be/ſtrebe, die mich aber dennoch ſchon mehr / als einmal in die lächerlichſten Situa/tionen geſetzt hat. /
Die einzige Geſellſchaft, die ich täglich / ſehe, iſt Zengen’s,]Zengens, u.]und ich würde um dieſer / 160 peinlichen Verlegenheit willen, auch / dieſe Geſellſchaft ſchon aufgegeben haben, wenn / ich mir nicht vorgenommen hätte, mich / durchaus von dieſem unangenehmen / Gefühl zu entwöhnen. Denn auf meinem / Lebenswege werden mir Menſchen aller / Art begegnen, u.]und jeden muß ich zu nutzen / verſtehen. Dazu kommt, daß es mir / auch zuweilen gelingt, recht froh in / dieſer Geſellſchaft zu ſein; denn ſie / 170 beſteht aus lauter guten Menſchen, / [7] [BKA IV/1 86] u.]und es herrſcht darin viele Eintracht, / u. und [in Errata-Verz. korr. in ›u‹] ]und das Äußerſte von Zwangloſigkeit. / Die älteſte Zengen, Minette, hat ſogar / einen feineren Sinn, der für ſchöne/re Eindrücke zuweilen empfänglich iſt; / wenigſtens bin ich zufrieden, wenn ſie / mich zuweilen mit Intereſſe anhört, / ob ich gleich nicht viel von ihr wieder er/fahre. Aber von allem dieſen iſt nichts, / 180 wenn der ganze [SE:1993 II 497] Haufen beiſammen iſt. / Ein Geſpräch kann man ihr ſich durchkreut/zendes]durchkreuzendes Geſchwätz nicht nennen. Wenn / ein Geſpräch geführt werden ſoll, ſo muß / man [MA II 568] bei dem Gegenſtande desſelben ver/weilen, denn nur dadurch gewinnt es / Interreſſe;]Interesse; man muß ihn von allen ſeinen / Seiten betrachten, denn nur dadurch wird / es mannichfaltig]mannigfaltig u.]und anziehend. Aber / hier — doch Du kennſt das. Ich wollte Dir / 190 nur zeigen, daß das Intereſſe, das mir die / Seele erfüllt, ſchlecht mit dem Geiſte / harmonirt,]harmoniert, der in dieſer Geſell[DKV IV 48] ſchaft / weht; u.]und daß die Beklommenheit, die mich / zuweilen ergreift, hieraus ſehr gut / erklärt werden kann. /
Ich ſage mir zwar häufig zu meinem / Troſte, daß es nicht die Bildung für die / Geſellſchaft iſt, die mein Zweck iſt, / [8] [BKA IV/1 89] daß dieſe Bildung, u.]und mein Zweck, zwei / 200 ganz verſchiedne Ziele ſind, zu denen / zwei ganz verſchiedne Wege nach ganz / verſchiednen Richtungen führen — denn / wenn man z. B. durch häufigen Umgang, / vieles Plaudern, durch Dreiſtigkeit / u.]und Oberflächlichkeit zu dem einen Ziele / [Heimböckel:1999 (Reclam) 49] kommt, ſo erreicht man dagegen nur durch / Einſamkeit, Denken, Behutſamkeit u.]und / Gründlichkeit das andere & ]uſw. Auch ſoll / mein Betragen jetzt nicht gefallen, das Ziel, / 210 das ich im Sinne habe, ſoll für thörigt]töricht / gehalten werden, man ſoll mich auf / der Straße, die ich wandle]wandle, auslachen, wie / man den Colomb auslachte, weil er / Oſtindien in Weſten ſuchte. Nur dann / erſt bewunderte man ihn, als er noch mehr / gefunden hatte, als er ſuchte — &]uſw. Das / alles ſage ich mir zu meinem Troſte. Aber / dennoch mögte]möchte ich mich gern von dieſer Beklom/menheit entwöhnen, um ſo viel mehr, da / 220 ich mit Verdruß bemerke, daß ſie mich / immer öfter u.]und öfter ergreift. /
Aber ich fürchte, daß es mir in der Folge wie / den meiſten Gelehrten von Profeſſion gehen / wird; ſie werden in ihrem äußern Weſen / rauh, rêche, wie der Franzoſe ſagt, und / für das geſellige Leben untauglich. Ich finde / [9] [BKA IV/1 90] das aus vielen Gründen ſehr natürlich. Sie / haben ein höheres Interreſſe Interesse Interesse ]Interesse lieb gewonnen, / u.]und können ſich nicht mehr an dem gemeinen / 230 Intereſſe erwärmen. Wenn ein Anderer ]anderer z. B. / ein Buch, ein Gedicht, einen Roman gele/ſen hat, das einen ſtarken Eindruck auf / ihn machte u.]und ihm die Seele füllte, wenn / er nun mit dieſem Eindruck in eine Geſell/ſchaft trit, ]tritt, er ſei nun froh oder ſchwer/müthig]ſchwermütig geſtimmt, er kann ſich mittheilen,]mitteilen, / u.]und man verſteht ihn. Aber wenn ich einen / mathematiſchen Lehr[SE:1993 II 498] ſatz ergründet habe, deſſen / Erhabenheit u.]und Größe mir auch die Seele / 240 füllte, wenn ich nun mit dieſem Eindruck / in eine Geſellſchaft trete, wem darf ich / mich [MA II 569] mittheilen,]mitteilen, wer verſteht mich? Nicht / einmal ahnden darf ich laſſen, was mich / zur Bewunderung hinriß, nicht einen von allen / Gedan[DKV IV 49] ken darf ich mittheilen,]mitteilen, die mir die / Seele füllen. — Und ſo muß man denn / freilich zuweilen leer u.]und gedankenloos]gedankenlos er/ſcheinen, ob man es gleich wohl nicht iſt. /
Der größte Irrthum]Irrtum iſt dann wohl noch / 250 der, wenn man glaubt, ein Gelehrter / ſchweige aus Stolz, etwa, weil er die / Geſellſchaft nicht der Mittheilung]Mitteilung ſeiner / Weisheit werth]wert achtet. Ich wollte ſchwören / daß es meiſtens grade das Ge[Heimböckel:1999 (Reclam) 50] gentheil]Gegenteil / iſt, u.]und daß es vielleicht grade der äußerſte / [10] [BKA IV/1 93] Grad von Beſcheidenheit iſt, der ihm Still/ſchweigen auferlegt. Ich rede hier beſonders / von großen Gelehrten, die ihr Lob in allen / Zeitſchriften leſen. Man beſucht ſie häufig / 260 um den Giganten doch einmal in der Nähe / zu betrachten; man erwartet von ihnen, das / wiſſen ſie ſelbſt, lauter Sentenzen, man / glaubt, daß ſie wie in ihren Büchern reden / werden. Sie reden aber nur wenige / gemeine Dinge, man verläßt ſie mit / dem Verdacht, daß ſie aus Stolz geſchwiegen / haben, ob ſie zwar gleich nur aus Beſchei/denheit ſchwiegen, weil ſie nicht immer in / den erwarteten Sentenzen reden konnten, / 270 u.]und doch nicht gern, die gute Meinung, die man / von ihnen hatte, zerſtören wollten. /
In ſolchen Lagen hat man die gelehrteſten / Männer oft in der größten Verlegenheit / geſehen. Unſer geſcheuter Profeſſor / Wünſch, der gewiß hier in Frankfurt / oben]obenan an][] ſteht u.]und Alle]alle überſieht, würde doch / gewiß, des bin ich überzeugt, durch die abgeſchmack/teſten Neckereien des albernſten Mädchens / in die größte Verlegenheit geſetzt werden / 280 können. Du weißt, wie es Rouſſeau mit / dem Könige von Frankreich gieng;]ging; u.]und man / braucht daher weder dumm noch feig zu ſein, / um vor einem Könige zu zittern. Ein / franzöſiſcher Officier,]Offizier, der, als Ludwig / [11] [BKA IV/1 94] der 14t ]14. ihn heran rief, heranrief, heranrief, heranrief, heranrief, ]heranrief, ſich zitternd / ſeinem Könige näherte, u.]und von ihm / mit kalter königlicher Überlegenheit gefragt / wurde, warum er ſo zittere? hatte den/noch die Freimüthigkeit]Freimütigkeit zu antworten: / 290 Sire, ce n’est pas devant vos enne/mis, que je tremble ainsi. /
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[DKV IV 50]Meine Briefe werden lang, mein liebes / Ulrikchen; u.]und was [SE:1993 II 499] das Schlimmſte iſt, ich rede / immer von mir. Verzeihe mir dieſe / kleine menſchliche Schwachheit. Vieles / verſchweige ich noch, [MA II 570] das ich bis zu Deiner / Rückkunft aufbewahre. Ob Dich Neuig/keiten mehr intereſſirt]interessiert hätten, als der / Inhalt dieſes Briefes? — Wer weiß. Aber / 300 auf alle Fälle [Heimböckel:1999 (Reclam) 51] gab es keine Neuigkeiten, / außer die alte Leÿer,]Leier, daß die Meſſe / ſchlecht ſei. Die Kleiſt aus Schernwitz Schernewitz Schernewitz [Scherwitz?] Schernewitz ]Schernewitz / war hier, u.]und hat mir gut gefallen. Sie / will künftiges Jahr nach Flinzberg ins / Bad reiſen, u.]und wünſchte eine Reiſebeglei/terinn]Reisebegleiterin — wen habe ich ihr wohl vorge/ſchlagen? Sie hat mir alſo förmlich auf/getragen, Dich zu dieſer Reiſe ein/zuladen. / 310
Bis dahin denke ich wirſt Du doch noch / [12] [BKA IV/1 97] einmal nach Frankfurt kommen? Was / in aller Welt machſt du denn in Werben? / Niemand von uns, ich ſelbſt nicht, kann / begreifen, was dir Dir Dir Dir Dir ]Dir den Aufenthalt dort / auf viele Monate ſo angenehm machen kann. / Wenn es kein Geheimniß]Geheimnis iſt, ſo ſchreibe / es mir. Grüße Schönfeld u.]und Frau, Oncel Onkel Onkel Onkel Onkel ]Onkel / u.]und Tante Pannwitz, kurz alles was Pannwitz / heißt, auch Caroline. Iſt ſie noch böſe? / 320 — Adieu. /
Dein treuer Bruder Heinrich. /
N. S. Hier kommen noch einige Supple/mente, die ich dir Dir Dir ]Dir zur Bekanntmachung / an Pannwitz, den das intereſſiren]interessieren wird, / mittheile]mitteile. Schätzel hat das 3t ]3. Batl. bekommen / aber ausgeſchlagen u.]und verlangt Penſion. / Gaudi]Gaudy iſt Major geworden u.]und hat Schätzels / Compagnie]Kompanie. Welchen Eindruck Eindruk Eindruk dies gemacht / hat, u.]und in welchem Tone die Grumbkow / 330 ſpricht, kannſt Du Dir denken. Daß Das [emendiert] ]Das ſon/derbarſte]Sonderbarste hierbei iſt, das daß [emendiert] ]daß Gen:]Gen. Kleiſt / an Hagen geſchrieben hat, es thäte]täte ihm / dieſer Einſchub, von dem er auf ſein / Ehrenwort nichts wüßte, ſehr leid. / Wir wollen nicht glauben, daß hier eine / Falſchheit zum Grunde liege, liegt, ob ich / Dir zwar gleich in der folgenden Neuig/ [13] [BKA IV/1 98] keit ein Beiſpiel von einer unerhörten unerhörten, ]unerhörten, / unmenſchlichen Falſchheit geben werde. / 340 Der Kaufmann Scholz iſt ſeines Arreſts / entlaſſen, ſtatt ſeiner ſitzt ſeine / Frau — warum? das haſt Du ſchon / zu Anfange der ganzen Geſchichte / [DKV IV 51] vorausgeſehen. Die Sache iſt keinem / Zweifel mehr unterworfen. Sie hat / ſich ſelbſt verrathen]verraten. Ein Fragment / aus einem Briefe von ihrem Manne, / worin ſie das Wort Geld in Gift um/gefälſcht hat, um den Verdacht gegen ihn / 350 [Heimböckel:1999 (Reclam) 52] zu verſtärken, hat ſie verrathen]verraten. Einige / Zeugen, ein Student u.]und 2]zwei Mädchen, die ſie / bewegt hatte, einen fal[SE:1993 II 500] ſchen Eid für ihren / Betrug zu ſchwören, haben ſie verrathen]verraten. / Sie ſelbſt hat es [MA II 571] ſchon eingeſtanden, / daß ſie einen Betrug geſpielt habe. — Iſt / es wohl glaublich, daß dies ein / Weib ſei? — — /
Zweite Nachſchrift. /
Ich liefre Dir noch ein Supplement zum / 360 Supplement. Schätzel iſt Gen:]Gen. Major / geworden, erhält 8s Rth. Penſion u.]und / bleibt nun in Frankfurt. /
Noch eine Hauptnachricht, die Dich / [14] [BKA IV/1 101] vielleicht bewegen wird, ſogleich nach / Frankfurt zu kommen. Zengen’s]Zengens u.]und un/ſre Familie nebſt viele vielen andere andern Damen / Frankfurt’s]Frankfurts nehmen ein Collegium]Kollegium / über Experimental-Phÿſik]Experimentalphysik bei Wünſch. / Nehmen, ſagte ich? Das klingt ja / 370 beinah, als wäre von Medicin]Medizin die / Rede. So übel ſchmeckt es indeſſen / nicht. Es iſt eine Brunnen-cur]Brunnenkur zum / Nutzen u.]und Vergnügen. Du wirſt ſie / nicht verſchmähen. Willſt du die Vor/leſung von Anfang an beiwohnen, / ſo mußt Du auf irgend eine Art / ſuchen, ſogleich nach Frkft. Frkft Frkft zu kommen. /
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