[234] An Christoph Ernst Friedrich Peguilhen, d. 21. November 1811
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[Henriette
Vogel:]
Mein
ſehr
werther]werter
Freund!
Ihrer
Freundſchaft
die
Sie
für
mich, bis
dahin
immer
ſo
treu
bewieſen, iſt
es
vorbehalten, eine
wunderbare
Probe
zu
be⸗
ſtehen,
denn
wir
beide, nehmlich]nämlich
der
bekannte
Kleiſt
und
ich
befinden
uns
hier
bei
Stimmings
]Stimmings,
auf
dem
Wege
nach
Potsdamm,]Potsdam,
in
einem
ſehr
unbeholfenen
Zu⸗
ſtande,
indem
wir
erſchoſſen
da
liegen, und
nun
der
Güte
eines
wohlwollen⸗5
den
Freundes
entgegen
ſehn, um
unſre
gebrechliche
Hülle, der
ſichern
ſicheren
]sicheren
Burg
der
Erde
zu
übergeben.
Suchen
Sie
liebſter
Pequilhen
Peguilhen
]Peguilhen
dieſen
Abend
hier
einzutreffen
und
alles
ſo
zu
veranſtalten, daß
mein
guter
Vogel
mög⸗
lichſt
wenig
dadurch
erſchrekt
erſchreckt
erschreckt
erschreckt
]erschreckt
wird, dieſen
Abend
oder
Nacht
wollte
Louis
ſeinen
Wagen
nach
Potsdamm]Potsdam
ſchicken,
um
mich
von
dort, wo
ich
vorgab
hinzu⸗10
reiſen,
abholen
zu
laßen,]lassen,
dies
mögte]möchte
ich
Ihnen
zur
Nachricht
ſagen,
damit
Sie
die
beſten
Maasregeln]Maßregeln
darnach
treffen
können.
Grüßen
Sie
Ihre
von
mir
herzlich
geliebte
Frau
und
Tochter
viel
tauſendmal, und
ſein
Sie
theurer]teurer
Freund
ueberzeugt]überzeugt
daß
Ihre
und
Ihrer
Angehörigen
Liebe
und
Freundſchaft
mich
noch
im
letzten
15
Augenblick
meines
Lebens
die
größte
Freude
macht.
Ihre
A]A.
Vogel.
Einen
Ein
]Ein
kleines
verſiegeltes
ſchwarzes
ledernes
Felleiſen, und
einen
verſiegelten
Kaſten
worinn]worin
noch
Nachrichten
für
Vogel,
Briefe, 20
Geld
und
Kleidungsſtücke
auch
Bücher
vorhanden, werden
Sie
bei
Stimmings
finden.
Für
die
darin
befindlichen
10
rh]Rth.
Courant]Kurant
wünſchte
ich
eine
recht
ſchöne
blaß
graue
Taße
Taße,
]Tasse
inwendig
vergoldet, mit
einer
goldnen
Arabeske
auf
weißem
weisem
Grunde
zum
Rand, und
am
Oberkopf
im
weißen
Felde
mein
Vorname,
Vornamen,
]Vornamen,
die
Façon]Fasson
wie
ſie
jetzt
am
modernsten
iſt.
Wenn
Sie
ſich
25
[2]
dieſer
Comiſſion
Commiſſion
]Kommission
halber
am
an
an
]an
Buchhalter
Meves
auf
der
Porzellan]Porzellanfabrik
Fabrick
Fabrik
wendeten, mit
dem
Bedeuten
dieſe
Taße
Tasse
]Tasse
am
Weinachts-Heiligabend
Weihnachts-Heiligabend
Weihnachts-Heiligabend
]Weihnachts-Heiligabend
Louis
eingepackt
zuzuſchicken,
doch
würden
Sie
mein
lieber
Freund
mit
der
Beſtellung
eilen
müßen,]müssen,
weil
ſie
ſonſt
nicht
fertig
werden
mogte.
mögte.
]möchte.
30
Leben
Sie
wohl
und
glücklich. —
Einen
kleinen
Schlüßel]Schlüssel
werden
Sie
noch
eingeſiegelt
im
Kaſten
finden, er
gehört
zum
Vorhängeſchloß
des
einen
Koffern]Koffer
zu
Hauſe
bei
Vogel,
worin
noch
mehrere
Briefe
und
an⸗
dre
Sachen
zum
beſorgen]Besorgen
liegen.
35
[Kleist:]
Ich
kann
wohl
Ihre
Freundſchafft]Freundschaft
auch
auch,
mein
liebſter
Peguillhin
Peguillhin,
für
einige
kleine
Gefälligkeiten
in
Anſpruch
nehmen.
Ich
habe
nämlich
vergeſſen, meinen
Barbier
für
den
laufenden
Monat
zu
bezahlen, und
bitte, ihm
1 Thl.
1 Rth.
]1 Rth.
à
⅓
C
zu
geben, die
Sie
eingewickelt
in
dem
Kaſten
Kästen
Kästen
der
Mad:
Mad
]Mad.
Vogel
40
finden
werden.
Die
Vogeln
ſagt
mir
eben, daß
Sie
den
Kaſten
aufbrechen
und
alle
Commiſſionen
Commissionen,
die
ſich
darin
finden
beſorgen
mogten:
mögten:
]möchten:
damit
Vogel
nicht
gleich
damit
behelligt
würde
— Endlich
bitte
ich
noch, das
ganze, kleine, ſchwarzlederne
Fell
eiſen,
das
mir
gehört, mit
Ausnahme
der
Sachen
Sachen,
die
etwa
zu
meiner
45
Beſtattung
gebraucht
werden
mogten,
mögten,
]möchten,
meinem
Wirth,]Wirt,
dem
Quartiermeiſter
Müller,
Mauerſtraße
N 53,
N. 53.
Nr. 53
Nr. 53
]Nr. 53,
als
einen
kleinen
Dank
für
ſeine
gute
[3]
Aufnahme
und
Bewirthung,]Bewirtung,
zu
ſchenken. —
Leben
Sie
recht
wohl,
mein
lieb⸗
ſter
Peguillhin;
meinen
Abſchiedsgruß
und
Empfehlung
an
Ihre
vortreffliche
Frau
und
Tochter
50
HvKleiſt
H. v. Kleiſt
]H. v. Kleist.
man]Man
ſagt
hier
d.
21t
]21.
Nov;
Nov.;
]Nov.;
wir
wiſſen
aber
nicht
ob
es
wahr
iſt.
N. S.
In
dem
Koffer
der
Mad.
Vogel,
der
in
Berlin
in
ihrem
Hauſe
in
der
Geſindeſtube
mit
meſſingnem
Vorlegeſchloß
ſteht, und
wozu
der
kleine
55
verſiegelte
Schlüſſel, der
hier
im
Kaſten
liegt, paßt — in
die⸗
ſem
Koffer
befinden
ſich
drei
Briefe
von
mir
mir,
]mir,
die
ich
Sie
noch
herzlichſt
zu
beſorgen
bitte.
Nämlich:
1) Einen]einen
Brief
an
die
Hofräthin]Hofrätin
Müller,
nach
Wien]Wien;
2) Einen]einen
Brief
an
meinen
Bruder
Leopold
nach
Stolpe,
60
welche
beide
mit
der
Poſt
zu
beſorgen
ſind (der
erſtere
kann
vielleicht
durch
den
guten
BrillenVoß
Brillen Voß
]Brillen-Voß
ſpedirt]spediert
werden); und
3) Einen]einen
Brief, an
Fr.
v.
Kleiſt, geb.
v.
Gualtieri,
welchen
ich
an
den
Major
v.
Below
Below,
]Below,
Gouverneur
des
Prinzen
Frie⸗
drich
von
Heſſen,
auf
dem
Schloſſe,
abzugeben
bitte.
65
Endlich
liegt
4) noch
ein
Brief
an
Fr.
v.
Kleiſt,
in
den
hieſigen
Kaſten
der
Mad.
Vogel,
welchen
ich
gleichfalls
und
zu
gleicher
Zeit
Zeit,
an
den
Major
v.
Below,
abzugeben
bitte. —
Adieu!
]›[Auf einem nachträglich eingeschobenen Zettel]‹
N. S.
Kommen
Sie
recht
bald
zu
Stimmings
hinaus, mein
liebſter70
Peguillhin,
damit
Sie
uns
beſtatten
können.
Die
Koſten,
was
mich
betrifft, werden
Ihnen
von
Frankfurt
aus, von
meiner
Schweſter
Ulrike
wieder
erſtattet
werden. —
Die
Vogeln
be⸗
merkt
noch, daß
zu
dem
Koffer
mit
dem
meſſingnen
Vorhänge⸗
ſchloß, der
in
Berlin,
in
ihrer
Geſindeſtube
ſteht, und
worin75
viele
Commiſſionen]Kommissionen
ſind, der
Schlüſſel
hier
verſiegelt
in
dem
hölzernen
Kaſten
liegt. —
Ich
glaube]glaube,
ich
habe
dies
ſchon
einmal
geſchrieben, aber
die
Vogel
beſteht
darauf, daß
ich
es
noch
ein⸗
mal
ſchreibe.