[051] An Wilhelmine v. Zenge, 15. August 1801
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[1]
[BKA IV/2 86]
[DKV IV 258]
[SE:1993 II 680]
[Heimböckel:1999 (Reclam) 267]
[MA II 760]
Paris,
d.]den
15t
]15.
August,
]August
1801.
]1801
Mein
liebes
Minchen,
Dein
Brief,
u.]und
die
Paar]paar
paar
Zeilen
von
Carln
u.]und
Louisen
haben
mir
außerordentlich
viele
Freude
gemacht.
Es
waren
seit
10
Wochen
wieder
die
ersten
Zeilen, die
ich
von
Deiner
Hand
laß]las;
denn
die
Briefe, die
Du
mir, wie
Du
sagst, während
dieser
Zeit
geschrieben
hast, müssen
verloren
gegangen
sein,5
weil
ich
sie
nicht
empfangen
habe.
Desto
größer
war
meine
Freude, als
ich
heute
auf
der
Post
meine
Adresse
u.]und
Deine
Hand
erkannte —
Aber
denke
Dir
meinen
Schreck, als
der
Postmeister
meinen
Paß
zu
sehen
verlangte,
u.]und
ich
gewahr
[MA II 761]
ward, daß
ich
ihn
unglücklicherweise
vergessen
hatte — ?
Was
war
zu
thun]tun?
Die
Post
ist
eine
starke
halbe
Meile
von
meiner
Wohnung
entfernt
—
Sollte
ich
zurücklaufen,10
sollte
ich
noch
zwei
Stunden
warten, einen
Brief
zu
erbrechen, den
ich
schon
in
meiner
Hand
hielt?
— Ich
bat
den
Postmeister, er
mögte]möchte
einmal
eine
Ausnah⸗
me
von
der
Regel
machen, ich
stellte
ihm
die
Unbequemlichkeit
des
Zurücklaufens
vor, ich
vertraute
ihm
an, wie
viele
[Heimböckel:1999 (Reclam) 268]
Freude
es
mir
machen
würde, wenn
ich
den
Brief
mit
mir
zurücknehmen
könnte, ich
schwor
ihm
zu, daß
ich
Kleist
sei
u.]und
ihn
nicht
be⸗15
trüge —
Umsonst!
Der
Mann
war
unerbittlich.
Schwarz
auf
weiß
wollte
er
sehen, Mienen
konnte
er
nicht
lesen —
Tausendfältig
betrogen, glaubte
er
nicht
mehr, daß
in
Paris
jemand
ehrlich
sein
könnte.
Ich
verachtete, oder
vielmehr
ich
bemitleidete
ihn, hohlte]holte
meinen
Paß, u.]und
vergab
ihm, als
er
mir
Deinen
Brief
überlieferte.
Ganz
ermüdet
lief
ich
in
ein
Caffehaus]Kaffeehaus
u.]und
laß]las
ihn — u.]und
der
Ernst, der
20
in
Deinem
Briefe
herrscht,
Deine
stille
Bemühung, Dich
immer
mehr
u.]und
mehr
zu
bilden,
die
Beschreibung
Deines
[DKV IV 259]
Zustandes, in
welchem
Du
Dich, so
sehr
ich
Dich
auch
betrübe, doch
noch
so
ziemlich
glücklich
fühlst, das
Alles]alles
rührte
mich
so
innig, daß
ich
es
in
dem
Schauspielhause,
in
welches
ich
gegangen
war, ein
großes
Stück
zu
sehen, gar
nicht
aushalten
konnte,
noch
vor
dem
Anfang
der
Vorstellung
wieder
herauslief, u.]und
jetzt, noch
mit
25
aller
Wärme
der
ersten
Empfindung, mich
niedersetze, Dir
zu
antworten.
Du
willst, ich
soll
Dir
etwas
von
meiner
Seele
mittheilen]mitteilen?
Mein
[SE:1993 II 681]
liebes
Mädchen, wie
gern
thue]tue
ich
das, wenn
ich
hoffen
kann, daß
es
Dich
erfreuen
wird.
Ja, seit
einigen
Wochen
scheint
es
mir, als
hätte
sich
der
Sturm
ein
wenig
gelegt —
Kannst
Du
Dir
wohl
vorstellen, wie
leicht, wie
wehmüthig]wehmütig
30
froh
dem
Schiffer
zu]zumute
Muthe]
sein
mag, dessen
Fahrzeug
in
einer
langen
finstern
stürmenden
Nacht, gefährlich-wankend, umhergetrieben
ward,
wenn
er
nun
an
der
sanftern
Bewegung
fühlt, daß
ein
stiller, heitrer
Tag
anbrechen
wird?
Etwas
Ähnliches
empfinde
ich
in
meiner
Seele —
O
mög⸗
test]möchtest
Du
auch
ein
wenig
von
der
Ruhe
genießen, die
mir
seit
einiger
35
Zeit
zu]zuteil
Theil]
geworden
ist, mögtest]möchtest
Du, wenn
Du
diesen
Brief
liesest]liesest,
auch
einmal
ein
wenig
froh
sein, so
wie
ich
es
jetzt
bin, da
ich
ihn
schreibe.
Ja,
vielleicht
werde
ich
diese
Reise
nach
Paris,
von
[MA II 762]
welcher
ich
keinem
Menschen,
ja
sogar
mir
selbst
nicht
Rechenschaft
geben
kann, doch
noch
segnen.
Nicht
wegen
der
Freuden, die
ich
genoß, denn
sparsam
waren
sie
mir
zugemessen;40
aber
alle
Sinne
bestätigen
[Heimböckel:1999 (Reclam) 269]
mir
hier, was
längst
mein
Gefühl
mir
sagte, nämlich
daß
uns
die
Wissenschaften
weder
besser
noch
glücklicher
machen, u.]und
ich
hoffe
daß
mich
das
zu
einer
Entschließung
führen
wird.
[2]
[BKA IV/2 89]
O
ich
kann
Dir
nicht
beschreiben, welchen
Eindruck
der
erste
Anblick
dieser
höchsten
Sittenlosigkeit
bei
der
höchsten
Wissenschaft
auf
mich
machte.
45
Wohin
das
Schicksal
diese
Nation
führen
wird — ?
Gott
weiß
es.
Sie
ist
reifer
zum
Untergange
als
irgend
eine
andere
europäische
Nation.
Zu⸗
weilen, wenn
ich
die
Bibliotheken
ansehe, wo
in
prächtigen
Sälen
u.]und
in
präch⸗
tigen
Bänden
die
Werke
Rousseaus,
Helvetius,]Helvetius’,
Voltaires
stehen, so
denke
ich, was
haben
sie
genutzt?
Hat
ein
einzi[DKV IV 260] ges
seinen
Zweck
erreicht?
Haben
50
sie
das
Rad
aufhalten
könnten;
können;
]können,
das
unaufhaltsam
stürzend
seinem
Abgrund
entgegeneilt?
O
hätten
alle, die
gute
Werke
geschrieben
haben,
die
Hälfte
von
diesem
Guten
gethan,]getan,
es
stünde
besser
um
die
Welt.
Ja
selbst
dieses
Studium
der
Naturwissenschaft, auf
welches
der
ganze
Geist
der
französischen
Nation
mit
fast
vereinten
Kräften
gefallen
ist, wohin
55
wird
es
führen?
Warum
verschwendet
der
Staat
Millionen
an
alle
diese
Anstalten
zur
Ausbreitung
der
Gelehrsamkeit?
Ist
es
ihm
um
Wahrheit
zu
thun]tun?
Dem
Staate?
Ein
Staat
kennt
keinen
andern
Vortheil,]Vorteil,
als
den
er
nach
Procenten]Prozenten
berechnen
kann.
Er
will
die
Wahrheit
anwenden, ]anwenden
—
Und
worauf?
Auf
Künste
u.]und
Gewerbe.
Er
will
das
Bequeme
noch
beque⸗60
mer
machen, das
Sinnliche
noch
ver[SE:1993 II 682] sinnlichen,
den
raffinirtesten]raffiniertesten
Luxus
noch
raffiniren]raffinieren.
— Und
wenn
am
Ende
auch
das
üppigste
u.]und
verwöhnteste
Bedürfniß]Bedürfnis
keinen
Wunsch
mehr
ersinnen
kann, was
ist
dann — ?
O
wie
unbegreiflich
ist
der
Wille, der
über
die
Menschengattung
waltet!
Ohne
Wissenschaft
zittern
wir
vor
jeder
Lufterscheinung, unser
Leben
ist
65
jedem
Raubthier]Raubtier
ausgesetzt, eine
Giftpflanze
kann
uns
tödten]töten
— und
sobald
wir
in
das
Reich
des
Wissens
treten, so]sobald
bald]
wir
unsre
Kenntnisse
anwenden, uns
zu
sichern
u.]und
zu
schützen, gleich
ist
der
erste
Schrit]Schritt
zu
dem
Luxus
u.]und
mit
ihm
zu
allen
Lastern
der
Sinnlichkeit
gethan]getan.
Denn
wenn
wir
zum
[Heimböckel:1999 (Reclam) 270]
Beispiel
die
Wissenschaften
nutzen, uns
vor
dem
Genuß
giftiger
70
Pflanzen
zu
hüten, warum
sollen
wir
sie
nicht
auch
nutzen, [MA II 763]
wohlschme⸗
ckende
zu
sammeln, u.]und
wo
ist
nun
die
Grenze
hinter
welcher
die
pou⸗
lets]Poulets
à
la
suprême
u.]und
alle
diese
raffinements]Raffinements
der
französischen
Kochkunst
liegen?
Und
doch — gesetzt,
Rousseau
hätte
in
der
Beantwortung
der
Frage, ob
die
Wissenschaften
den
Menschen
glücklicher
gemacht
haben,75
recht, wenn
er
sie
mit
nein]Nein
beantwortet, welche
seltsamen
seltsame [uneindeutig]
Widersprüche
würden
aus
dieser
Wahrheit
folgen!
Denn
es
mußten
viele
Jahrtausende
vergehen, ehe
so
viele
Kenntnisse
gesammelt
werden
konnten, wie
nöthig]nötig
waren, ein⸗
zusehen, daß
man
keine
haben
müßte.
Nun
also
müßte
man
alle
Kenntnisse
vergessen, den
Fehler
[DKV IV 261]
wieder
gut
zu
machen; u.]und
somit
fienge]finge
80
das
Elend
wieder
von
vorn
an.
Denn
der
Mensch
hat
ein
unwidersprech⸗
liches
Bedürfniß]Bedürfnis
sich
aufzuklären.
Ohne
Aufklärung
ist
er
nicht
viel
mehr
als
ein
Thier]Tier.
Sein
moralisches
Bedürfniß]Bedürfnis
treibt
ihn
zu
den
Wissenschaften
an, wenn
dies
auch
kein
physisches
thäte]täte.
Er
wäre
also, wie
Ixion,
verdammt,
ein
Rad
auf
einen
Berg
zu
wälzen, das
halb
erhoben, immer
wieder
in
85
den
Abgrund
stürzt.
Auch
ist
immer
Licht, wo
Schatten
ist, u.]und
umgekehrt.
Wenn
[3]
[BKA IV/2 90]
die
Unwissenheit
unsre
Einfalt, unsre
Unschuld
u.]und
alle
Genüsse
der
fried⸗
lichen
Natur
sichert, so
öffnet
sie
dagegen
allen
Gräueln]Greueln
des
Aberglaubens
die
Thore]Tore
—
Wenn
dagegen
die
Wissenschaften
uns
in
das
Labyrinth
des
Luxus
führen, so
schützen
sie
uns
vor
allen
Gräueln]Greueln
des
Aberglaubens.
Jede
reicht
90
uns
Tugenden
u.]und
Laster, u.]und
wir
mögen
am
Ende
aufgeklärt
oder
unwissend
sein, so
haben
wir
dabei
so
viel
verloren, als
gewonnen.
— Und
so
mögen
wir
denn
vielleicht
am
Ende
thun,]tun,
was
wir
wollen, wir
thun]tun
recht —
Ja, wahrlich, wenn
man
überlegt, daß
wir
ein
[SE:1993 II 683]
Leben
bedürfen,
um
zu
lernen, wie
wir
leben
müßten, daß
wir
selbst
im
Tode
noch
95
nicht
ahnden, was
der
Himmel
mit
uns
will, wenn
niemand
den
Zweck
seines
Daseins
u.]und
seine
Bestimmung
kennt, wenn
die
menschliche
Vernunft
nicht
hinreicht, sich
u.]und
die
Seele
u.]und
das
Leben
[Heimböckel:1999 (Reclam) 271]
und
die
Dinge
um
sich
zu
begreifen,
wenn
man
seit
Jahrtausenden
noch
zweifelt, ob
es
ein
Recht
giebt]gibt
—
— kann
Gott
von
solchen
Wesen
Verantwortlichkeit
fordern?
Man
100
sage
nicht, daß
eine
Stimme
im
Innern
uns
heimlich
u.]und
deutlich
anver⸗
traue, was
Recht]recht
sei.
Dieselbe
Stimme, die
dem
Christen
zuruft, seinem
Feinde
zu
vergeben, ruft
dem
Seeländer
zu, ihn
zu
braten]braten,
u.]und
mit
Andacht
ißt
er
ihn
auf —
Wenn
die
Überzeugung
solche
[MA II 764]
Thaten]Taten
rechtfertigen
kann,
darf
man
ihr
trauen?
— Was
heißt
das
auch, etwas
Böses
thun,]tun,
der
Wir⸗105
kung
nach?
Was
ist
böse?
Absolut
böse?
Tausendfältig
verknüpft
u.]und
verschlungen
sind
die
Dinge
der
Welt, jede
Handlung
ist
die
Mutter
von
Millionen
andern, u.]und
oft
die
schlechteste
erzeugt
die
beßten]besten
—
Sage
mir, wer
auf
dieser
Erde
hat
schon
etwas
Böses
gethan]getan?
Etwas, das
böse
wäre
in
alle
[DKV IV 262]
Ewigkeit
fort
— ?
Und
was
uns
auch
die
Geschichte
110
von
Nero,
u.]und
Attila,
u.]und
Cartouche,
von
den
Hunnen,
u.]und
den
Kreuzzügen,
u.]und
der
spanischen
Inquisition
erzählt, so
rollt
doch
dieser
Planet
immer
noch
freundlich
durch
den
Himmelsraum, u.]und
die
Frühlinge
wiederholen
sich, u.]und
die
Menschen
leben, genießen, u.]und
sterben
nach
wie
vor.
— Ja,
thun,]tun,
was
der
Himmel
sichtbar, unzweifelhaft
von
uns
fordert, das
ist
115
genug —
Leben, so
lange
die
Brust
sich
hebt, genießen, was
rundum
blüht, hin
u.]und
wieder
etwas
Gutes
thun]tun,
weil
das
auch
ein
Genuß
ist, arbeiten, damit
man
genießen
u.]und
wirken
könne, Andern]andern
das
Leben
geben, damit
sie
es
wieder
so
machen
u.]und
die
Gattung
erhalten
werde —
und
dann
sterben —
Dem
hat
der
Himmel
ein
Geheimniß]Geheimnis
eröff⸗120
net, der
das
thut]tut
u.]und
weiter
nichts.
Freiheit, ein
eignes
Haus, u.]und
ein
Weib, meine
drei
Wünsche, die
ich
mir
beim
Auf-
u.]und
Untergange
der
Sonne
wiederhole, wie
ein
Mönch
seine
drei
Gelübde!
O
um
diesen
Preis
will
ich
allen
Ehrgeiz
fahren
lassen
u.]und
alle
Pracht
der
Reichen
u.]und
allen
Ruhm
der
Gelehrten
— Nachruhm! Was
ist
das
für
ein
seltsames
125
Ding, das
man
erst
genießen
kann, wenn
man
nicht
mehr
ist?
O
über
den
Irrthum]Irrtum,
der
die
Menschen
um
zwei
Leben
betrügt, der
sie
selbst
nach
[Heimböckel:1999 (Reclam) 272]
dem
Tode
noch
äfft!
Denn
wer
kennt
die
Namen
der
[SE:1993 II 684]
Magier
u.]und
ihre
Weisheit?
Wer
wird
nach
Jahrtausenden
von
uns
und
unserm
[4]
[BKA IV/2 93]
Ruhme
reden?
Was
wissen
Asien, u.]und
Afrika
u.]und
Amerika
von
unsern
130
Genien?
Und
nun
die
Planeten — ?
Und
die
Sonne — ?
Und
die
Milch⸗
straße —
?
Und
die
Nebelflecke
— ?
Ja, unsinnig
ist
es, wenn
wir
nicht
grade
für
die
Quadratruthe]Quadratrute
leben, auf
welcher, u.]und
für
den
Augenblick,
in
welchem
wir
uns
befinden.
Genießen!
Das
ist
der
Preis
des
Lebens!
Ja, wahrlich, wenn
wir
seiner
niemals
froh
werden, kön⸗135
nen
wir
nicht
mit
Recht
den
Schöpfer
fragen, warum
gabst
Du
es
mir?
Lebensgenuß
seinen
Geschöpfen
zu
geben, das
ist
die
Verpflichtung
des
Himmels; die
Verpflichtung
des
Menschen
ist
es, ihn
zu
verdienen.
Ja, es
liegt
eine
Schuld
auf
den
Menschen, etwas
[MA II 765]
Gutes
zu
thun]tun,
ver⸗
stehe
mich
recht, ohne
figürlich
zu
reden, schlechthin
zu
thun]tun
—
Ich
wer⸗140
de
das
immer
deutlicher
u.]und
deutlicher
einsehen, immer
lebhafter
[DKV IV 263]
und
lebhafter
fühlen
lernen, bis
Vernunft
u.]und
Herz
mit
aller
Gewalt
meiner
Seele
einen
Entschluß
bewirken —
Sei
ruhig, bis
dahin.
Ich
bedarf
Zeit, denn
ich
bedarf
Gewißheit
u.]und
Sicherheit
in
der
Seele,
zu
dem
Schritte, der
die
ganze
Bahn
der
Zukunft
bestimmen
soll.
145
Ich
will
mich
nicht
mehr
übereilen — thue]tue
ich
es
noch
ein⸗
mal, so
ist
es
das
letztemal — denn
ich
verachte
entweder
alsdann
meine
Seele
oder
die
Erde, und
trenne
sie.
Aber
sei
ruhig, ich
werde
mich
nicht
übereilen.
Dürfte
ich
auf
meine
eigne
Bildung
keine
Kräfte
verschwenden, so
würde
ich
vielleicht
jetzt
schon
wählen.
Aber
150
noch
fühle
ich
meine
eigne
Blößen.
Ich
habe
den
Lauf
meiner
Studien
plötzlich
unterbrochen, u.]und
werde
das
Versäumte
hier
nach⸗
holen,
nachholen; [uneindeutig]
aber
nicht
mehr
bloß
um
der
Wahrheit
willen, sondern
für
meinen
menschenfreundlicheren
Zweck —
Erlaß
es
mir, mich
deutlicher
zu
erklären.
Ich
bin
noch
nicht
bestimmt
u.]und
ein
geschriebenes
Wort
ist
155
ewig.
Aber
hoffe
das
Beßte]Beste
—
Ich
werde
Dich
endlich
einmal
erfreu⸗
en
können,
Wilhelmine,
u.]und
Deine
Sorge
sei
es, mir
die
Innigkeit
Deiner
Liebe
aufzubewahren, ohne
welche
ich
in
Deinen
Armen
[Heimböckel:1999 (Reclam) 273]
niemals
glücklich
sein
würde.
Kein
Tag
möge
vergehen, ohne
mich
zu
sehen
—
Du
kannst
mich
leicht
finden, wenn
Du
in
die
Garten⸗160
laube,
oder
in
Carls
Zimmer, oder
an
den
Bach
gehst, der
aus
den
Linden
in
die
Oder
fließt —
So
möge
die
Vergangenheit
u.]und
die
Zukunft
Dir
die
Gegenwart
versüßen, so
mögest
Du
träumend
glück⸗
lich
sein, bis — bis — — —
Ja, wer
könnte
das
aussprechen — ?
Lebe
wohl.
Ich
drücke
Dir
einen
langen
Kuß
auf
die
Lippen —
165
——— Adieu
Adieu]adieu
———
N.
S.
Gieb]Gib
das
folgende
Blat]Blatt
Louisen,
das
Billet]Billett
schicke
Carln.
Grüße
Deine
Eltern — sage
mir, warum
bin
ich
unruhig
so
oft
ich
an
sie
denke, u.]und
doch
nicht, wenn
ich
an
Dich
denke?
— Das
macht,
weil
wir
uns
verstehen
—
O
mögte]möchte
doch
die
ganze
Welt
in
mein
Herz
170
sehen!
Ja, grüße
sie, u.]und
sage
ihnen
daß
ich
sie
ehre, sie
mögen
auch
von
mir
denken, was
sie
wollen.
— Schreibe
bald (Ich]ich
habe
Dir
schon
von
Paris
aus
ein⸗
mal
geschrieben) — aber
nicht
mehr
poste
restante,
sondern
dans
la
ruë
ruè [undeindeutig]
ruè [Graph
undeutlich]
Noyer, No
]No
21.