[001] An Auguste Helene von Massow, v. 13.(-18.)03.1793
Die textkritische Fassung Handschrift zeigt die diplomatische, nicht emendierte Wiedergabe der Handschrift. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.
In der Fassung Konstituierter Text ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Alle Emendationen sind ausgeführt und im Anhang einzeln verzeichnet. Ansonsten fusst die Fassung auf dem konstituierten Text der textkritischen Fassung der Handschrift.
In der Fassung Konstituierter Text ohne langes ſ ist das lange ſ durch s ersetzt. Ansonsten fusst die Fassung auf dem konstituierten Text der textkritischen Fassung der Handschrift.
[1]
[BKA IV/1 8]
[DKV IV 9]
[SE:1993 II 463]
[Heimböckel:1999 (Reclam) 9]
[MA II 533]
Frankfurth]Frankfurt
am
Mayn
]Main,
d.]den
13t
]13. (-18.)
Maerz]März
1792
1793
Was
ſoll
ich
Ihnen
zuerſt
beſchreiben, zuerſt
erzählen?
Soll
ich
Ihnen
den
Anblick
ſchöner
Gegenden, oder
den
Anblik]Anblick
ſchöner
Städte, 5
den
Anblick
prächtiger
Paläſte
oder
geſchmackvoller
Gärten, fürch
terlicher
Kanonen
oder
zahlreicher
Truppen
zuerſt
beſchreiben. ]beschreiben?
Ich
würde
das
Eine]eine
vergeßen]vergessen
u.]und
das
Andere]andere
hinſchreiben, wenn
ich
Ihnen
nicht
von
Anfang
an
alles
erzählen
swollte.
Ich
fahre
alſo
in
meiner
der
Beſchreibung
meiner
Reiſe
fort.
10
KEs
war
10
Uhr
als
ich
den
Brief
an
Guſtchen
zuſiegelte, u.]und
ihn
dem
Auf⸗
wärter
übergab.
Ich
legte
mich
im
Bette.
Es
war
ſeit
3
Tagen
die
erſte
ruhige
Nacht.
Es war
Folgenden
Tags
am
Donnerstag
war
es
noch
nicht
beſtimt]bestimmt
wenn
wir
abreiſen
wollten, u.]und
der
Kaufman]Kaufmann
beſchloß
bis
Freytag]Freitag
früh
um
7
Uhr
auf
Briefe
zu
warten, u.]und
dann
abzureiſen.
Ich
beſah
mir
noch
die
Pleissenburg
u.]und
die
umliegende
Gegend; 15
ich
kann
Ihnen
aber
dieſes
unmöglich
genau
beſchreiben
beſchreiben,
]beschreiben,
ich
hätte
zuviel
zu
thun,
tun;
]tun;
denn
je
naher
näher
näher
näher
]näher
ich
nach
Francfurth]Frankfurt
kam]kam,
je
ſchöner
je
romantiſcher
wurde
die
Gegend. —
Ein
Feuer
das
in
unſere
Nähe
entſtand, hielt
uns
bis
11
Uhr
wach;
wir
ſchliefen
aus
u.]und
fuhren
den
Freitag, da
noch
keine
Briefe
kamen, von
Leipzig
ab.
Kapaun
u.]und
Kuchen
war
aufgezehrt; ein
Kalbsbraten
erſezte]ersetzte
die
Stelle.
Auch
rieth]riet
20
man
mir, mich
wegen
herumſtreifenden
Franzoſen
in
der
Nähe
von
Frank⸗
furth]Frankfurt
in
Acht
zu
nehmen; mein
Mantel
würde
wurde
wurde
wurde
]wurde
alsſo
umgekehrt
u.]und
die
Sporen
abgemacht.
Wir
kamen
über
Alt]Alt-
Ranstaedt,]Ranstädt,
einem
Städtgen]Städtchen
wo
einſt
ein
wigtiger]wichtiger
Friede
geſchloßen]geschlossen
ward,
über
Lützen
bey]bei
demn
Stein
vorbey,]vorbei,
welcher
uns
an
den
großen
meuchelmördriſch
ge[Heimböckel:1999 (Reclam) 10] fallenen
Guſtav
Adolph
]Adolf
erinnerte,
[DKV IV 10]
u.]und
25
endlich
nach
Rippach
,
.
Rippach.
einem do
Hier
ſah
dich
im
Poſthauſe
den
Stuhl
auf
welchen
Friedrich
nach
der
Bataille
von
Rossbach]Roßbach
aus ruhte.
ausruhte.
ausruhte.
ausruhte.
]ausruhte.
Dieſer
Stuhl
ſteht
noch
ſo, wie
er
ſtand
als
König
Friedrich
davon
aufſtand; über
ihm
iſt
ein
[MA II 534]
Aſchenkrug
mit
der
Inſchrift
gemahlt:]gemalt:
Place
de
repos
de
Fréderic
II
R.
d.
P.
apres]après
la
bataille
de
Rossbach.]Roßbach.
Von
hier
fuhren
wir
über
das
Schlachtfeld
von
30
[2]
[BKA IV/1 11]
Rossbach,]Roßbach,
durch
das
Schloß
Weissenfels]Weißenfels
an
dem
Ufer
der
prächtigen
Saale
nach
Naumburg.
Was
ich
hier
für
Gegenden
ſah,
Tantchen
das
kann
[SE:1993 II 464]
ich
Ihnen
gar
nicht
beſchreiben.
Die
Gegenden
an
der
Saale
ſind
die
ſchönſten
in
ganz
Sachſen.
Ich
habe
nie
geglaubt
daß
es
in
der
Natur
ſo
ſchöne
Gegenden
Landſchaften
geben
könne, als
man
ich
ſie
35
magemahlt]gemalt
geſehen
habe; jezt]jetzt
aber
habe
ich
grade
das
Gegentheil]Gegenteil
erfahren.
Vor
Naumburg
liegt
ein
hoher
Felſen; eine
alte
Burg
ſtand
darauf.
Man
erzählte
mir
ein
hundertjähriger
Greis
ſey]sei
der
einziger
einzige
einzige
einzige
einzige
]einzige
Bewohner
dieſes
Ritterſchloßes;]Ritterschlosses;
dies
hören, u.]und
den
Entſchluß
gefaßt
zu
haben
ihn
zu
ſehen, war
[?]Eins.]eins.
Alles
Protestirens]Protestierens
[?]des
HErrn]Herrn
Rome⸗40
rio ungeachtet,
Rome⸗
rio,
fin
der
gern
ſich
nicht
gern
aufhalten
wollte, ungeachtet,
fing
ich
an
den
ſchroffen
Felſen
hinanzuklettern.
Ein
Tritt
auf
einen
loſen
Stein
welcher
abbrach, u.]und
ein
darauffolgender
Fall
5
fuß]Fuß
hoher
Fall,
ſchreckte
mich
invon
meinemn
meinem
meinem
meinem
meinem
Vorhaben
ab, u.]und
hätte
ſchlimmere
Folgen
für
mich
haben
können
wenn
unſer
2ter]zweiter
Begleiter
HErr
]Herr
Meier
mich
nicht
aufgefangen
45
hätte.
SieWir
fuh
ſahen
immer
noch
die
Saale
an
unſerer
Seite, ein
Gegen⸗
ſtand
der
uns
den
ganzen
Tag
ſehr
amüſirte.]amüſierte.
Jezt]Jetzt
passirten]passierten
wir
eine
Saline
(Salzwerck)]Salzwerk)
u.]und
von
hier
aus
konnten
wir
nun
ſchon
den
Thüringer
Wald
ſehen.
Um
8
Uhr
Abends]abends
trafen
wir
in
Auerstaedt
]Auerstädt
ein.
Hier
übernachteten
wir, waren
aber
um
3
Uhr
wieder
in
den
Wagen
u.]und
kamen
ohne
viel
50
geſehen
zu
haben
in
Buttelstaedt
]Buttelstädt
einan.
Je
näher
weiter
wir
nun
reiſten, je
majeſtätiſcher
zeigte
ſich
uns
das
prächtige
Gebürge.
In
Erfurt
ſah
ich
die
große
Glocke, u.]und
die
erſten
Mainziſchen
u.]und
Kaiſerl:]Kaiserl.
Truppen.
In
Gótha
Gotha
Gotha
Gotha
Gotha
]Gotha
ſprach
ich
umAbends]abends
um
6
Uhr
den
Generalsuperintendenten
Löffler;
er
trug
mirch
[Heimböckel:1999 (Reclam) 11]
auf
ihm
zbey]bei
Ihnen
zu
empfehlen, u.]und
erinnerte
ſich
unſers
Hauſes
mit
55
vielem
Vergnügen.
Hinter
Gótha
Gotha
Gotha
Gotha
Gotha
]Gotha
kamen
[DKV IV 11]
wir
nun
wirklich
in
das
mit
Schnee
bedekte]bedeckte
Gebürge.
Nur
Schade]ſchade
daß
es
finſter
war
und
daß
ich
alſo
nichts
geſehen
habe, folglich
nichts
erzählen
kann.
Wir
begegneten
auf
der
Farth]Fahrt
von
Gótha
Gotha
Gotha
Gotha
Gotha
]Gotha
nach
Eisenach
einem
Menſchen
im
tiefſten
Gebürge,
[3]
[BKA IV/1 12]
der
uns
mit
einem
Straßenräuber
nicht
viel
unähnliches]Unähnliches
zu
haben, ]haben
ſchien. 60
Er
klam̄erte
ſich
heimlich
hinten
an
den
Wagen; u.]und
da
dies
der
Postillion
bemerkte
ſo
ſchlug
er
nach
ihm
mit
der
Peitſche.
Ganz
[MA II 535]
ſtill
blieb
er
ſitzen
u.]und
ließ
ſchlagen.
Der
Postillion
trat
im
Fahren
auf
den
Bock, u.]und
hieb
mit
der
Peitſche
ſo
lange
bis
er
herunter
war.
Nun
fing
der
Menſch
gräßlich
an
zu
ſchreien.
Dencken]Denken
Sie
ſich
nur
ein
Gebürge; wir
ganz
allein
in
deſſen
65
Mitte, hier
wo
man
jeden
Laut
h10
maldoppelt
doppelt
10 doppelt
hört, hier
ſchrie
[SE:1993 II 465]
dieſer
Menſch
ſo
fürchterlich.
Uns
ſchien
es
nicht
eine
Stim̄e,
uns
ſchienen
es
ihrer
20
zu
ſeyn;]sein;
denn
an
jedem
GebriBerge
tönte
das
Geſchrei
doppelt
ſtark
zurück.
SDie
Pferde, dadurch
ſcheu
gemacht]gemacht,
gingen
durch, der
Postillion
der
auf
dem
Bock
noch
im̄er
ſtand, fiel
herunter, der
Menſch
brüllte
im̄er
70
hinter
uns
her
—
bis
endlich
h
einer
von
uns
der
Pferde
Zügel
haſchte.
u.
Dem
Räuber
(den̄
dies
war
er
ganz
gewiß) zeigten
wir
nun
den
blanken
Säbel, u.]und
frugen
ihm
swas
er
eigentlich
wollte; er
antwortete
mit
LSchreÿen]Schreien
u.]und
Toben
u.]und
Lärmen.
Der
Postillion
fuhr
ſcharf
zu, u.]und
wir
hörten
den
Menſchen
immer
noch
von
weitem
pfeiffen.]pfeifen.
Unter
dieſem
charmantem
75
Concert]Konzert
kamen
wir
des
Nachts
um
12
Uhr
[fehlt]
][fehlt]
in
Eisenach
an, fuhren
aber
um
3
Uhr
ſchon
wieder
ab.
Die
Chaussée]Chaussee
die
ſich
ſchon
von
Gótha
Gotha
Gotha
Gotha
Gotha
]Gotha
anfing
die
reizte
uns, ſie
zu
benutzen; ohne
ihr
hätten
wir
es
nicht
gewagt
im
Gebürge
herumzuirren.
Nach
einer
2ſtündigen]zweistündigen
Reiſe
ohngefähr
ohngefähr,
ohngefähr,
passirten]passierten
wir
die
Wartburg.
Sie
entſin̄en
ſich
gewiß
noch
Friedrichs
mit
der
80
gebißnen
Wange?
u.]und
ſeiner
Burg? —
Da
wir
ohnedem
wegen
der
Sſteilen
Berge
neben
den
Wagen
giengen,]gingen,
ſo
kletterte
ich
heimlich
den
Felſen
zur
Burg
hinan.
Eine
Ein
Ein
Ein
Ein [emendiert ohne Hinweis in Kommentar]
]Ein
ſteiler
Fußweg
zeigte
mir
die
Oeffnung]Öffnung
[Heimböckel:1999 (Reclam) 12]
zurm
Mau
Schloß.
Auf
dem
höchſten
Felſen
liegt
hier
weiter
nichts
als
ein
altes
eingefallnes
Haus
u.]und
2
Thürme.]Türme.
So
eine
antiques
]antike
eingefallnes
bemooſte
Burg
können
Sie
ſich
auf
einem
85
hohen
ſteilen
Felſen
beinah
vorſtellen; [DKV IV 12]
die
Ausſicht
aber
die
man
hier
genißt]genießt
kann
man
ſich
hie
unmöglich
dencken.
denken.
]denken.
Hier
ſieht
man
über
alle
beſchneyte]beschneite
Gebürge
weg; hundertjährige
Tannen
u.]und
Eichen
verſchönertn
es.
In
der
Ferne
ſehen
Sie
eine
meilenlange
Wieſe, in
deſſen
Mitte
das
Poſtamt
[4]
[BKA IV/1 15]
Berka
liegt, u.]und
in
noch
weiterer
Ferne
bemerken
Sie
GebüBerge
90
die
Sie
aber
gleichſam
nur
wie
durch
einen
blauen
Flor
ſehen.
Ueber]Über
ſie
gieng]ging
eben
die
Sonne
auf! —
(Sonderbar
iſt
es
was
ſolch
ein
Anblick
bei
mir
für
Wirkungen
zeigt.
Tauſend
andere
heitert
er
auf; ich
dachte
an
meine
Mutter
u.]und
an
Ihre
Wohlthaten.]Wohltaten.
Mehr
darf
ich
Ihnen
nicht
ſagen. —)
Ich
eilte
dem
Wagen
nach
der
ſchon
eine
Strecke
voran
war, 95
u.]und
in
A[?]bwech[MA II 536] ſelungen
der
ſchönſten
Gegenden
kamen
wir
in
dem
obenbenannten
Poſtamt,
]Postamt
an
(das
heißt
in
dem
lezten]letzten
ſächſiſch]sächsisch-
thüringiſchen)
an.
Auf
unſerer
Reiſe
begegneten
wir
viele
Couriere]Kuriere,
u.]und
grade
einer
der
hier
von
Frfth]Frankfurt
a]am
Mayn]Main
abſtieg
brachte
die][fehlt]
Nachricht, daß
die
Franzo⸗
ſen
[SE:1993 II 466]
von
den
Kaiſerl:]Kaiserlichen
aufs
Haupt
geſchlagen, u.]und
viele
Kanonen, Fahnen, u.]und
100
Soldaten
erbeutet
worden
ſind.
—
Nach
einem
kleinen
Frühſtück
fuhren
traten
wir
die
Reiſe
nach
Vach
an; es
verlor
hier
zwar
ſchon
das
Gebürge]Gebürge,
allein
Ritterſchlößer,]Ritterschlösser,
Wieſen, Felſen
u.]und
überhaupt
ſchöne
Gegenden
ſahen
wir
dennoch.
Zwar
verloren
mißten
vermißten
wir
den
Anblick
nie; denn
auf
unſerer
ganzen
Reiſe
war
keine
Minute
die
uns
Langeweile
gewährte, 105
außer
—
die
doppelt
langen
Minuten
der
Nacht.
Aus
dem
Fuldiſchen
Postamt,
kamen
wir
in
e[i?]ne
dem
Hessischen
Schüchtern
u.]und
von
hier
wieder
in
dem
erſtern, in
Fulda
ſelbſt
an, die
ſchönſte, nein
die
angenehmſte
Stadt
die
ich
je
geſehen
—
(doch
ich
entſinne
mich
Ihnen
Leip⸗
zig
als
die
ſchönſte
angeprieſen
zu
haben.
Sie
werden
mir
dieſen
Fehler
110
verzeihen, den̄
zulezt
zuletzt
]zuletzt
weis]weiß
ich
ſelbſt
dieas
ſSchönſte
was
ich
geſehen
habe
nicht
zu
nen̄en.) —
Von
Fulda
kamen
wir
nach
Westminster,
von
hier
nach
Kellnhau[Heimböckel:1999 (Reclam) 13] sen,
u.]und
nach
Hanau.
Hier
fanden
wir
ſchon
Preussen]Preußen
u.]und
Hessen
u.]und
ſahen
ſchon
lauter
Kriegsbewegungen, das
heißt
hier
Canonen,]Kanonen,
dort
Munitionswagens
auf
dem
Felde
herumfahren.
Ich
konnte
nicht
erwarten
115
nach
Frankfurth]Frankfurt
zu
kom̄en,
u.]und
wir
eilten
alſo
etwas
und
waren
den
11t
]11.
Maerz]März
anno
[DKV IV 13]
1792
1793
1793 [emendiert]
]1793 [emendiert]
um
halb
zwölf
Uhr
in
Frankfurth]Frankfurt
am
Maÿn.
Mayn.
]Main.
(u.]und
alſo
grade
8
Tage
auf
der
Reiſe) ]Reise).
Mein
erſter
Gang
war
natürlich
zum
Capv Frankenberg.
CapvFranckenberg.
Cap v Frankenberg
CapvFranckenberg.
Cap v Frankenberg.
]Cap. v. Franckenberg.
Er
glaubte
mich
nicht
ſo
früh
zu
ſehen, doch
freut’
es
ihm.
Seine
Verwundrung
nahm
120
aber
ab, als
ich
ihm
ſagte
daß
in
Frfth
]Frankfurt
a]a.
Oder
für
mich, ſeitdem
ich
keine
Mutter
mehr
beſitze, keine
Aufenthalt
der
Freude
mehr
ſey.]ſei.
Er
nahm
waren]wahren
Antheil
Anteil
]Anteil
an
meinen
Verluſt
u.]und
wünſchte
mir
Glück,
wenigſtens
keine
verlaßne
]verlassne
Weaiſe
zu
ſeyn,]sein,
u.]und
verſprach
ſich
meiner
nur
um
deſto
mehr
anzunehmen.
Ich
eilte
nun
mein
Quartier
zu
beſuchen; man
ſtellte
es
mir
125
frey]frei
mich
eins
auszuſuchen.
Ein
U
UnterOfficier
Unterofficier
Unterofficier
]Unteroffizier
ging
mit
mir
herum
u.]und
ich
beſah
mich
eins
nach
dem
andern.
Aber
eh’]eh
ich
alles
in
Ordnung
brachte
war
es
finſter, u.]und
es
war
7
Uhr
u.]und
hatte
noch
kein
Quartier.
Mein
lezter]letzter
Verſuch
gelang
gelang.
gelang.
gelang.
]gelang.
Der
Kaufmann
Romerio
erlaubte
mir
eine
Nacht
bein
ſeiner
Stube
zu
[MA II 537]
ſchlafen.
Den
andern
Tag
meldete
ich
mir
bey]bei
die
HErrn]Herrn
Staabs]Stabsoffizier,
Officier,]
gu.]und
alles
auf
der
130
Parade
freute
ſich, mich
ſo
bald
wieder
bei
ihnen
zu
ſehen
—
Nun
fand
ich
auch
ein
Quartier.
Ein
Vorzim̄er
u.]und
eine
Stube
mit
einer
wirklich
ſchönen
japonischen
japanischen
japanischen
japanischen
]japanischen
[SE:1993 II 467]
Tapete
u.]und
mit
ſchönen
Mahlereyen]Malereien
ausgeziert
gehört
mir
u.]und
meinen
Burſchen
ganz
allein.
Zwar
iſt
ſie
ſo
finſter, daß
ich
dies
was
ich
hier
ſchreibe
kaum
erkennen
kann; zwar
dringt
keine
Sonnenſtrahl
in
135
ihr,
die
Mitte
der
Stube,
allein
ich
wäre
zufrieden
u.]und
wenns
ein
Keller
wäre.
Was
mich
aber
über
alle
mMaaßen]Maßen
vorſonderbar
vorgeko
öm̄en
t
iſt,
vorkömmt,
vorkommt
vorkommt
vorkommt
vorkommt
]vorgekommt [vorkommt]
iſt
dies, daß
ich
für
ein
eigenes
Bette,
was
worum
ich
meiner
Wirthin]Wirtin
gebeten
habe, wöchentlich —
1
rth.]Rth.
ſage
Einen]einen
Reichsthaler
geben
muß.
Es
iſt
unerhört; allein
ich
mu
üßte
müßte
es
ihr
geben
u.]und
wenn
ſie
auch
nicht
einen
Pfennig
abließe.
Eigentlich
muß
140
ich
mit
dem
Burſchen
zuſam̄[Heimböckel:1999 (Reclam) 14] enſchlafen,
u.]und
dies
geſchähe
auch
recht
gern]gern;
denn
wenn
der
Menſch
reinlich
iſt, ſo
iſt
dies
gar
nicht
ſonderbar.
Allein
auch
er
hat
nur
einen
Strohſack
u.]und
eine
Decke.
Ich
könnte
dies
meinem
Capitaine
ſagen,
u.]und
er
wäre
gewiß
ſo
gütig
für
mich
beſſer
zu
ſorgen; ich
mag
mich
aber
das
nicht
aus ſetzen,
aussetzen,
aussetzen,
aussetzen,
]aussetzen,
daß
es
heißt, ich
bin
mit
nichts
zufrieden
u.]und
es
käme
mir
145
nur
ungewohnt
vor.
Das
EßMittag⸗eßen]Mittagessen
[DKV IV 14]
beſteht
in
einer
Suppe
u.]und
Gemüße,]Gemüse,
öfters
als
zum
Beiſpiel
heute
feht
fehlt
fehlt
die
Suppe.
Kaffée
Kaffee
]Kaffee
u.]und
Zucker
hab’]hab
ich
ſelbſt.
Abendbrod]Abendbrot
[6]
[BKA IV/1 19]
eß
ich
bei
einen
den
Wirth]Wirt
einer
meiner
Cameraden,]Kameraden,
bei
einen
her⸗
zensguten
Mann, ſehr
gut
u.]und
wohlfeil.
Was
ich
aber
in
meinem
Quartier
verzehre
muß
ich
aufs
theuerſte]teuerste
bezahlen.
Glauben
Sie
etwa
nicht
150
daß
dies
ein
Appendix
zu
dem
Geſpräch
ſey]sei
was
wir
einmal
hatten,
nemlich]nämlich
daß
die
Söhne
ihren
Eltern
öfters
von
Unglücksfällen
vorlügen]vorlügen;
dies
iſt
der
Fall
nicht
u.]und
wird
es
nie
ſein.
Jezt
]Jetzt
darf
ich
zu
dem
Mittel
meine
Zuflucht
noch
nicht
ergreifen
nehmen,
u.]und
für
die
Folge
da
werden
Sie,
Gnädigſte]gnädigste
Tante,
ſchon
ſorgen.
Gott
ſey]sei
Danck]Dank
daß
es
nicht
mehr
lange
dauern
155
wird, denn
wir
marschiren]marschieren
Don̄erstag
oder
Freÿtag
Freytag
]Freitag
([?]d.
21t
]21.
oder
22t) ]22.
ganz
gewiß.
Vier
Esquadrons
von
Golz
haben
eine
franzöſiſche
Batterie
von
18
Canonen]Kanonen
bei
Rüremonde
erobert; 12
Stück
12℔dige
]zwölfpfündige
ſtehen
ſchon
als
Siegs]
Trophaen]Siegstrophäen
auf
dem
hieſigen
Römer]
Platz.]Römerplatz.
Die
Franzoſen
oder
vielmehr
das
Räubergeſindel
wird
jezt]jetzt
aller]
wärts]allerwärts
160
geklopft.
Mastricht
iſt
entſezt,]entsetzt,
u.
[fehlt]
][fehlt]
die
Feinde
ſind
von
den
Oeſterreichern]Österreichern
an
6
drei
Orten
zurück
geſchlagen
worden.
Täglich
ziehen
Kai[MA II 538] ſerl:,]Kaiserliche,
Sächſiſche,
Hessische
u.]und
allerley]allerlei
Truppen
hier
durch
die
Stadt.
Täglich
kom̄en
ſchwere
Batterien
auf
FrachtWagen
Fracht Wagen
Fracht Wagen
]Frachtwagen
aufgepackt
hier
nach
Frankfurth.]Frankfurt.
Bereits
ſind
180
ſchwere
InfOeſtreichſche]östreichsche
Batterien
[SE:1993 II 468]
hier, ohne
die
Preuß’ſchen]preuß’schen
u.]und
ohne
165
die, die
noch
kommen.
WMan
erwartet
täglich
den
Anfang
des
Bombardements
von
Mainz,
u.]und
ſo
ganz
ohne
Nutzen
wird
die
Gàrde
Garde
Garde
Garde
Garde
Garde
]Garde
hier
wohl
nicht
ſein.
Uebermorgen]Übermorgen
ohngefähr
(denn
heute
ſchreiben
wir
ſchon
den
18t)]18.
mar⸗
chiren]marschieren
wir, wohin? das
weiß
kein
Menſch
noch
nicht, u.]und
[Heimböckel:1999 (Reclam) 15]
wenn
beſtim̄t,
eben]
ſowenig.]ebensowenig.
Wahrſcheinlich
ſollen
wir
eine
Meile
von
hier
die
Stelle
170
des
Corps]Korps
von
Hohenlohe
mit
erſetzen
was
über
den
Rhein
ſetzen
ſoll.
Sollte
ich
bald
mit
Briefe
von
Ihnen,
Gnädg]gnädiges
Tantchen,
oder
von
meinen
lieben
Schweſtern
beglückt
werden,
ſo
adressiren]adressieren
Sie
nur, wenn
sSie
nicht
genau
den
Ort
unſers
Aufenthalts
wißen,]wissen,
den
Brief
nach
Frankfurth]Frankfurt
a
]a.
Maÿn,
Mayn
]Main
u.]und
ſo
werd’]werd
ich
ihn
wohl
bekommen. —
Haben
Sie
die
Gnade
Güte
u.]und
[DKV IV 15]
empfehlen
Sie
mich
175
[7]
[BKA IV/1 20]
der
Fr: ]Frau
Landräthin]Landrätin
vGloger
v Gloger
v Gloger
]v. Gloger
zu
Gnaden;
ihren
HErr]Herr
Sohn
hab
ich
geſund
u.
und [in Errata emendiert in ›u‹]
]und
wohl
geſprochen
u.
und [in Errata emendiert in ›u‹]
]und
bereits
Brief
u.
und [in Errata emendiert in ›u‹]
]und
Pack
abgegeben. —
Ich
gefalle
mich
alſo
hier
in
Frankfurth]Frankfurt
ſehr
gut, u.]und
meiner
völligen
Zufriedenheit
fehlt
nichts
als
das
gewiße
]gewisse
Bewuſtſein]Bewußtsein
iIhrer
aller
Geſundheit.
In
den
vergnügteſten
vernügtesten
Augenblicken
ſtört
mich
freilich
öfters
der
Gedancke]Gedanke
180
beinahe
eine
100
Meilen
von
Ihnen
entfernt
zu
ſeyn;]sein;
von
Ihnen
allen,
die
Einzigen,]einzigen,
die
ich
um deſto mehr u.
noch
lebhafter
liebe
u.]und
ſchäze,]schätze,
u. ]und
auf
an
denren
Liebe
ich
noch
natürlichen
Anſpruch
machen
darf.
Der
Gedancke]Gedanke
an
Ihnen,
GnBeſte]beste
Tante,
erpreßt
mir
Thränen,]Tränen,
indem
ich
zugleich
an
eine
verlorne
zärtliche
Mutter
denke, u.]und
der
Gedancke]Gedanke
an
Ihre
Wohlthaten]Wohltaten
tröſtet
mich
185
indem
ich
nun
keine
verlaßne
Waiſe
zu
ſein
denke
glaube.
LDies
alles,
Tantchen,
Schmerz
u.]und
Freude, iſt
bey]bei
der
Neuheit
meines
dieſes
unglücklichen
Vorfalls
natürlich; die
beſte
Tröſterin
aller
Leiden, die
Zeit, wird
nach
u.]und
nach
auch
mich
tröſten, aber
vergeßen]vergessen
werd’]werd
ich
ſie
die
Urſach
nie.
[?]Bey]Bei
dem
Auspacken
meines
Felleiſens
erin̄erte
mich
jede
Kleinigkeit
190
an
Ihre
WohltSorgfalt, u.]und
all’
viele
von
die
Sachen
die
sSie
ſo
vorſorgend
mir
mitga⸗
ben,
muß
ich
aus Mangel an
zurücklaßen.]zurücklassen.
Kaum
daß
ich
das
Kafféezeug
Kaffeezeug
]Kaffeezeug
mit]
nehmen]mitnehmen
kann.
Mein
Capitaine
hätte
meingewiß
meinen
ganzen
Mantelſack
mitgenom̄en,
wenn
er
noch
wie
ſonſt
fahren
dürfte.
Es
iſt
aber
bei
Cassa⸗
tions
]Kassation
verbo[MA II 539] ten,
u.]und
darf
blos]bloß
gepackt
werden; in
die
Stelle
eines
meines
195
Bettſacks
den
ich
nun
wohl
verkaufen
werde, wird
ein
2ter
]2.
Turniſter
erſetzen, wo
ich
denn
alles
höchſt
nothwendige]Notwendige
einpacken
u.]und
ihn
ſo
dem
[SE:1993 II 469]
Capitaine
überge[Heimböckel:1999 (Reclam) 16] ben
werde.
Alles
Ueberflüßige]Überflüssige
bleibt
hier
in
Frankfth
]Frankfurt
am
Mayn
]Main
in
ſicherer
Verwahrung.
Nun,
Beſtes]bestes
Tantchen,
iſt
auch
meine
ganze
Erzählungs-Suade
erſchöpft]erschöpft,
200
denn
in
dieſen
Augenblik]Augenblick
fällt
mir
nichts
bey]bei
was
ich
Ihnen
noch
mittheilen]mitteilen
[8]
[BKA IV/1 23]
könnte, u.]und
doch
bin
ich
überzeugt
noch
vieles
vergeßen]vergessen
zu
haben.
Um
Ihnen
nun
allber
alles
mitzutheilen,]mitzuteilen,
was
in meiner
mir
u.]und
die
hjezige]jetzige
Lage
der
Dinge
anbetrift,]anbetrifft,
ſo
werde
ich
im̄er
fortfahren
Ihnen
meinen
hieſigen
Lebenswandel
zu
beſchreiben.
205
Mir
verſchaft]verschafft
das
[DKV IV 16]
Beſchäftigung
u.]und
Vergnügen, u.]und
vielleicht
iſt
dies
Ihnen
auch
nicht
ganz
unangenehm.
Freilich, lange
werde
ich
Beſchäftigung
nicht
mehr
ſuchen
dürfen; die
wird
ſich
auf
einem
baldigen
Marsch
ſchon
von
ſelbſt
einfinden. —
Allen
[Absatz eingefügt]
meinen
Angehörigen,
Theilnehmern
Teilnehmern
]Teilnehmern
u.]und
210
Freunden
bitte
ich
meinen
Empfehlung
zu
machen,
und
mit
der
Bitte, ja
meinen
Miſchmaſch
von
Brief
nicht
zu
kritiſiren]kritisieren
u.]und
genau
zu
betrachteten, habe
ich
die
Ehre
mit
der
ſchuldigſten
Ehrfurcht
u.]und
aufrichtigſten
Liebe
mich
zu
nennen
Gnädigſtes]gnädigstes
Tantchen
215
Ihr
gehorſamer
Knecht
HeinrichvKl
Heinrich v. Kl.
Heinrich v. Kl.
Heinrich vKl
]Heinrich v. Kl.
P. S.
Beinahe
hätte
ich
vergeßen]vergessen
das
Wichtigſte
Ihnen
zu
melden.
Ich
bin
nemlich]nämlich
durch
einen
gewißen
220
LieutvHaak
Lieut.v.Haak
Lieut. v. Haak
]Lieut. v. Haak
der
bey]bei
der
Suite
mit
avantage
]Avantage
verſezt]versetzt
iſt
um
eine
Stufe
avançirt,
avançiert
]avanciert
u.]und
habe
Hoffnung
zu
mehr.
—
Wenn
Sie
die
Gnade
haben
mich
bald
mit
eine
der
Nachricht
Ihres
Wohlbefindens
zu
beglücken, ſo
erbitte
ich
mich
von
Ihnen
mir
doch
den
Eindruck
zu
beſchreiben, den
die
Nachricht
des
Verluſts
unſrer
225
Mutter
bey]bei
die
4
Cousins
gemacht
hat. —
Dieſes
einzige
mal,]Mal,
Tantchen
würcken]würken
Sie
nur
noch
bey]bei
Gustchen
Verzeihung
aus, daß
ich
ihr
nicht
ſchreibe;
ich
könnte
zwar
wohl
noch
auf
den
künftigen
Poſttag
warten, allein
der
Marſch
übereilt
uns.
Ich
erwarte
u.]und
hoffe
aber
von
beiden
lieben
Schweſtern
Briefe.