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    Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [18.01.1811]Bülletin der öffentlichen Blätter. [18.01.1811]Mein theurer Freund! [Über die Finanzmaßregeln der Regierung]
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  • 1811. No. 15. Berlin, den 18ten Januar 1811.
1811. No. 15. Berlin, den 18ten Januar 1811.

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57

1811. No. liest »Nro.« 15.

Berliner Abendblaͤtter.

Berlin, den 18ten Januar 1811.

Polizeiliche Tages⸗Mittheilungen.

In der Nacht vom 14. bis 15. hat ſich ein 77jaͤhri⸗
ger Gelbgießergeſelle in ſeiner Wohnung, Niederwall⸗
ſtraße, erhaͤngt.

Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.5

London, den 1ſten Januar.

Ueber die um die Mitte des Novembers ſtatt ge⸗
habte ruͤckgaͤngige Bewegung des Marſchalls Maſſena
enthaͤlt der Star einen Brief, aus dem Hauptquartier
Cartayo, vom 30. Nov., aus welchem hervorgeht, daß 10
noch keine Schlacht ſtatt gehabt, und daß es auch das
Anſehen habe, als werde uͤberhaupt keine ſo bald ſtatt
finden.
Die Franzoͤſiſche Armee brach in ſolcher Stille
aus ihrem Lager auf, daß man, im Lager Welling⸗
tons, erſt bei Tagesanbruch, als keine Spur jener 15
Armee mehr da war, ſolches gewahr ward.
Die
Stellung, welche Maſſena bei Santarem einnahm, liest »einahm,«
war durch Fluͤſſe und Suͤmpfe ſo gedeckt, daß nur 2
Chauſſeen auf das Plateau der Huͤgelkette fuͤhrten,
auf welcher Maſſena ſtand. Wellington entſchloß ſich, 20
ihn hier anzugreifen.
Zu ſeinem Gluͤck entſtand da⸗
durch eine ſolche Verſaͤumniß, daß General Pack eine Ka⸗
none, mit welcher das Signal zum Angriff gegeben
werden ſollte, nicht fortbringen konnte; der General
Spencer, der indeß herbeigekommen war, ward von 25
dem bloßen Gedanken dieſes Projekts wie verſteinert,
und erklaͤrte es fuͤr unausfuͤhrbar. Seitdem ſind,
durch große Regenguͤſſe, die Fluͤſſe im Thal ſo ange⸗
ſchwollen, daß keine der beiden Armeen zu der ande⸗
ren kommen kann, wenn ſie auch noch ſo gern wollte. 30
Demnach iſt nichts Merkwuͤrdiges vorgefallen, außer
58 daß Wellington 2000 Ochſen, die fuͤr die franzoͤſiſche
Armee zuſammengebracht waren, in die Haͤnde gera⸗
then ſind. (Mon.)

London, den 2ten Januar.35

Sowohl im Ober⸗ als Unter⸗Hauſe ſind gegen
die Beſchraͤnkung der Regentſchaft, welche, mit einer
betraͤchtlichen Stimmenmehrheit, durchgegangen iſt,
Proteſtationen eingelegt worden. Man erwartet noch
heute Abend eine ſehr ſtuͤrmiſche Sitzung, in der man 40
auf den Widerruf der genommenen Beſchluͤſſe dringen
wird.
(L. d. B.)

Mein theurer Freund!

Aus der Cabinetsordre Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs
vom 28. December v. J. haben Sie erſehen, daß, ge⸗45
gen die, zur Tilgung der Nationalſchuld ergriffenen
Maaßregeln, eine ehrfurchtsvolle aber eindringliche
Vorſtellung, von Seiten der Staͤnde des Stolpiſchen
Kreiſes, eingegangen iſt.
Ueber den Inhalt jener Vor⸗
ſtellung giebt das Koͤnigliche Schreiben keine weitere 50
Auskunft; inzwiſchen wollen Sie aus guter Quelle
wiſſen, daß der beſagte Kreis darin uͤber die indirecte
Form der Beſteurung geklagt habe; die Laſt der damit
verbundenen Controllen legt er auseinander, und bringt
am Schluß auf unerwartete Weiſe den Gedanken zur 55
Sprache, lieber die ganze Quote der Contribution,
die auf ſeinen Theil faͤllt, baar innerhalb des Raums
von ſechs Monaten entrichten zu wollen.
Wenn nun,
fragen Sie, anzunehmen waͤre, daß auch bei dem uͤbri⸗
gen Theil der Staͤnde, zur Erhaltung der alten Ord⸗60
nung der Dinge, dieſer Entſchluß zur Reife gelangen
koͤnnte: warum griff die Regierung nicht ſogleich, ohne
irgend die Grundlage der Verfaſſung anzuruͤhren, zu
einem Mittel, das mit einem Mal den ganzen gordi⸗
ſchen Knoten der Staatsaufgabe, auf die es ankommt, 65
loͤſ’t?

Ihnen zu Gefallen will ich einmal in die Mei⸗
nung, als ob eine directe Beſteurung des Landes, Be⸗
hufs einer Abtragung der Nationalſchuld, beides, aus⸗
59fuͤhrbar und zweckmaͤßig, waͤre, eingehen.
Ich will 70
vergeſſen, daß in der Verfaſſung, ſo wie ſie ſeit Fried⸗
rich dem Erſten beſtand, mancherlei vorhanden war,
das, auf ganz augenſcheinliche Weiſe, einer Ausbeſſe⸗
rung oder eines Umbau’s bedurfte; ich will anneh⸗
men, daß die Tilgung der Nationalſchuld der einzige 75
und letzte Zweck aller Verordnungen geweſen waͤre,
die ſeit dem 27. Oct. v. J. im Umfange der Monar⸗
chie erſchienen ſind.

Fern ſei von mir, zur Einleitung in das, was ich
Ihnen zu ſagen habe, in die auf allen Lippen ertoͤ⸗80
nende Klage, uͤber Mangel an Gemeingeiſt und Pa⸗
triotismus einzuſtimmen!
In einem Augenblick, wie
der jetzige iſt, ſcheint es mir doppelt unſchicklich, dieſe
Untugend der Zeit, wenn ſie vorhanden ſein ſollte,
anders anzuklagen, als durch die beſſere That.
Wer 85
Vergangenheit und Zukunft ins Auge faßt, der iſt
mit der Gegenwart, als dem Mittelglied derſelben,
ausgeſoͤhnt; und wenn ein betraͤchtlicher Zeitraum
von Jahren verfloſſen iſt, ohne daß die Kraft der
Hingebung und Aufopferung fuͤr das Gemeinweſen 90
waͤre erprobt und geuͤbt worden, ſo iſt dies nur ein
Grund mehr fuͤr mich, zu glauben, daß wir dem Zeit⸗
punkt ganz nahe ſind, wo ihm die groͤßeſten und herr⸗
lichſten Opfer, wuͤrdig der ſchoͤnſten Beiſpiele der
Vorzeit, werden gebracht werden.95

Aber geſetzt, die Regierung haͤtte, Ihrem Vor⸗
ſchlage gemaͤß, ohne die Form der Verfaſſung, wie es
geſchehen iſt, anzuruͤhren, die Summe der National⸗
ſchuld direct, ſei es nun unter der Form einer An⸗
leihe oder einer Contribution, von dem Lande einge⸗100
fordert: mit welchem Geiſte, meinen Sie, wuͤrde dieſe
Anforderung wol, bei der Erſchuͤtterung alles inner⸗
lichen Wohlſtandes, von dem Lande aufgenommen
worden ſein?
Wuͤrde man ſich zu einer Kraftaͤuße⸗
rung ſo außerordentlicher Art, ſchon vor acht Wochen, 105
als man das Druͤckende, das in der Alternative lag,
nicht kannte, ſo ſchlagfertig und bereitwillig gezeigt
haben? Hatten die Staͤnde, moͤcht’ ich fragen, da⸗
mals dieſe Kraft ſchon, und ging nicht (ich berufe
mich auf Sie ſelbſt) von Mund zu Mund, auf nichts 110
geſtuͤtzt und doch nichts deſto weniger allgemein, die
Behauptung, daß die Contribution die Kraͤfte des
Landes bei Weitem uͤberſteige?

60

Wie nun, wenn der Gedanke, dieſe Kraft in dem
Schooß der Nation zu erwecken und zu reifen, mit in 115
die Waageſchale gefallen waͤre?
Wenn man die Reac⸗
tion, die gegen den Inbegriff der erlaſſenen Verord⸗
nungen, auf ganz nothwendige Weiſe, eintreten mußte,
gar wohl berechnet haͤtte, und nicht ſowohl der Buch⸗
ſtabe derſelben, als vielmehr der Geiſt, den ſie, in 120
Folge jener natuͤrlichen Reaction, annehmen wuͤrden,
die Abſicht und der Zweck der Regierung geweſen
waͤre? —

Boͤrhave erzaͤhlt von einem Hollaͤnder, der para⸗
lytiſch war, daß er, ſeit mehreren Jahren ſchon, nicht 125
die Kraͤfte gehabt habe, die Thuͤre ſeines Zimmers zu oͤff⸗
nen.
Als aber zufaͤllig Feuer in dem Zimmer ent⸗
ſtand: hatte er die Kraft, ohne auch nur die Klinke
oder den Schluͤſſel zu verſuchen, die Thuͤre, auf den
erſten Anſtoß, einzuſprengen: er befand ſich, ohne daß 130
er angeben konnte, woher ihm das Vermoͤgen dazu
gekommen war, auf der offenen Straße, und war ge⸗
rettet.

Der Himmel bewahre mich davor, der Regierung
bei ſo viel preiswuͤrdigen und geſegneten Schritten, 135
die ſie zum Aufbau einer beſſeren Zukunft that, nichts
als eine Abſicht dieſer ſecondairen Art unterzulegen;
es gilt hoffentlich ganz andre Dinge, als die bloße
Tilgung einer, momentan auf uns laſtenden, Kriegs⸗
ſchuld und ich gehe hier bloß in eine Anſicht der 140
Dinge ein, die Sie mir in Ihrem Briefe aufgeſtellt
haben.
Aber Ihr Urtheil, mein theurer Freund,
moͤcht’ ich Sie, wenn es ſeyn kann, bewegen, vor der
Vollendung des Werks, von dem uns einige Grund⸗
linien vor Augen gelegt worden ſind, gefangen zu 145
nehmen – moͤchte Ihr Vertrauen ſchaͤrfen zu einer Re⸗
gierung, die es lebhaft, wie je eine, verdient, und,
in einer ſo verhaͤngnißvollen Zeit, wie die jetzige,
mehr als irgend eine andere, falls die Wolken, die
uns umringen, zerſtreut werden ſollen, in ihren Maaß⸗150
regeln, groß und klein, die ſie zu ergreifen fuͤr gut
befindet, bedarf.
Leben Sie wohl!
x y.

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [18.01.1811]; Bülletin der öffentlichen Blätter. [18.01.1811]; Mein theurer Freund! [Über die Finanzmaßregeln der Regierung];

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n380/mode/1up

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1811-15, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

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Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 1811. No. 15. Berlin, den 18ten Januar 1811. Berlin: August Kuhn, 18.1.1811.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 57–60 (1811)

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [18.01.1811]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 57 (1811)

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/8 II 77

Bülletin der öffentlichen Blätter. [18.01.1811]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Bülletin ›London I‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 15.1.1811, S. 1f.; Bülletin ›London II‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 15.1.1811, S. 3;

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 57f. (1811)

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/8 II 77f.

Mein theurer Freund! [Über die Finanzmaßregeln der Regierung]

Zur Autorschaft: Autor-Zn: x y. [= Heinrich von Kleist]

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 58–60 (1811)

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/8 II 78–81 [MA] II 463–465 [DKV] III 508–511 [SE:1993] II 405–407

 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [2 Abw.]
  • vor 1No. ] liest »Nro.«
  • 17einnahm, ] liest »einahm,«
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