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    Bülletin der öffentlichen Blätter. [14.01.1811]Über den Zustand der Schwarzen in Amerika. (Fortsetzung.)
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  • 1811. No. 11. Berlin, den 14ten Januar 1811.
1811. No. 11. Berlin, den 14ten Januar 1811.

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41

1811. No. liest »Nro.« 11.

Berliner Abendblaͤtter.

Berlin, den 14ten Januar 1811.

Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.

Paris, den 1. Januar.

Der Moniteur und andere Franzoͤſiſche Journale
hatten vor einiger Zeit eine Nachricht aus Engliſchen
Zeitungen, daß man auf Van Diemens Land eine 5
Bouteille mit Briefen gefunden, woraus man einige
Kunde uͤber das Schickſal des Peyrouſe zu erhalten
hoffte.
Dieſe Briefe ſind nunmehr bei dem See⸗Mi⸗
niſter angekommen.
Es ſind ihrer fuͤnf, alle vom 24.
und 25. Februar 1793, von Offizieren auf den Schif⸗10
fen unter dem Befehl des Contre⸗Admirals d’Entre⸗
caſteaux an ihre Freunde geſchrieben, und ſie enthal⸗
ten nicht die geringſte Nachricht von la Peyrouſe.
(L. d. B.)

Parma, den 28. December.

In der Nacht vom 24. bis zum 25. d. M. gegen 15
2 Uhr fand hier ein heftiges Erdbeben ſtatt.
Es fing
mit einem ploͤtzlichen am Himmel ſichtbaren Glanz
an, auf welchen ein Laut, einem ſtarken Donnerſchlag
aͤhnlich, folgte.
Gleich darauf ſpuͤrte man, waͤhrend
ohngefaͤhr 2 Minuten, eine oscillirende Bewegung der 20
Erde von Oſten nach Weſten. Mehrere Perſonen, die
eben aus der Meſſe kamen, wurden umgeworfen.
Ein
Haus, in der Naͤhe der Stadt, ſtuͤrzte um; zwei an⸗
dere, in der Stadt ſelbſt, wurden ſchwer beſchaͤdigt.
Alle Schornſteine in der Genueſiſchen Straße wurden 25
umgeſtuͤrzt.
Alles ſcheint anzudeuten, daß unſre Stadt
der Mittelpunkt des Erdbebens war, und man ſchließt,
daß in andern Gegenden dieſes Departements keine
Beſchaͤdigungen vorgefallen ſind.
(M.)

42

Der Moniteur enthaͤlt Folgendes: 30

An Se. Excellenz den Miniſter der Marine und
Colonien.

Duͤnkirchen, den 29. Deeember. December.

Monſeigneur!

Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz von einem un⸗35
gluͤcklichen Ereigniß zu benachrichtigen, welches geſtern
auf der Rhede von Duͤnkirchen ſtatt gehabt hat.

Der Dreimaſter unter Engliſcher Flagge, Eliſa⸗
beth, von 650 Tonnen, Capitain Hubert William
Exſtwick, der Oſtindiſchen Compagnie zuſtaͤndig, von 40
London kommend, welcher zu der in Portsmouth lie⸗
genden Flotte ſtoßen wollte, nachher aber zu Cork in
Irrland ſchlechten Wetters wegen eingelaufen war,
welchen Hafen er ſeit neun Tagen verlaſſen hat, nach
Madras und Bengalen beſtimmt, mit einer Ladung 45
Eiſen, Kupfer, Blei, Bier, Glaswaaren, Huͤten, Klei⸗
dungsſtuͤcken und andern Guͤtern und einer Equipage
von 11 Menſchen, den Capitain eingeſchloſſen, und
außerdem noch von 30 weißen Paſſagieren, und 250
Lascars, die von der Oſtindiſchen Compagnie nach 50
Bengalen geſandt worden, durch Windſtoͤße verſchla⸗
gen, welche ihn fortwaͤhrend ſeit ſeiner Abreiſe von
Cork verfolgten, ward in der geſtrigen Nacht zwi⸗
ſchen die Sandbaͤnke dieſer Rhede, ungefaͤhr bis auf
drei Stunden in Nord⸗Oſten von unſerm Hafen hin⸗55
eingetrieben.
Bald darauf gerieth er auf die Bree⸗
bank. Man ward es bei Tagesanbruch gewahr, als
er Nothſignale machte, und Nothſchuͤſſe that; er fuͤhrte
naͤmlich 6 16pfuͤnder; Herr Delacoſte, Chef des mou⸗
vemens, wandte ſogleich alles an, um dieſem Schiffe 60
Huͤlfe zu leiſten, aber alle Verſuche ſchlugen ſchlech⸗
terdings fehl, da die Winde aus Nord⸗Weſt weheten
und das Meer hohe Wellen ſchlug; man hoffte, im
Augenblick der ſteigenden Fluth zum Ziel zu gelan⸗
gen: allein vergebens, es war ungeachtet aller An⸗65
ſtrengungen unmoͤglich, irgend ein Fahrzeug heraus⸗
zubringen.
Die Goelette la Victoire, welche der
Kauffahrtei⸗Capitain Gaspard Malo beſtieg, der, ſo
wie auch andere Lotſen und Seeleute, bei dieſer Gele⸗
gelenheit
Gele⸗
43

genheit große Beweiſe ſeines Muthes gab, ward 70
laͤngs der Verpfaͤhlung vor dem Hafen mit Armes⸗
kraft hingezogen; doch da dieſer Capitain ſah, daß
ſeine Goelette, durch die Wogen, die wuͤthend brau⸗
ſten, fortgeriſſen ward, und er denſelben nicht wider⸗
ſtehen konnte, ſo ſah er ſich gezwungen, ſeinem Vor⸗75
haben zu entſagen, nachdem er die groͤßten Gefahren
ausgeſtanden hatte.

Waͤhrend des hatte das Schiff den Beſam⸗ und
den großen Maſt verloren, und verſchwand bald, ſo
daß man nur den Fockmaſt voller Menſchen gewahr 80
ward; drei Boͤte ſah man auf die Kuͤſte zu hinarbei⸗
ten, aber nur zweien gelang es, beim Fort Risban zu
landen, und mit Huͤlfe der Garniſon dieſes Forts und
einiger Zollbedienten 22 Menſchen auszuſchiffen; das
dritte Bot ging unter; das Meer ward augenblick⸗85
lich mit Truͤmmern aller Art bedeckt, die nach und
nach die Kuͤſten erreichten, aber ſich ſehr weit zerſtreu⸗
ten; auch ſah man einige Leichname.

Die Geretteten ſind: der Capitain, der erſte Lieu⸗
tenant, ein Officier von der Engliſchen Armee in 90
Bengalen, zwei Paſſagiere und 16 Lascars; alle uͤbri⸗
gen ſind umgekommen. Die Nacht war noch ſchreck⸗
licher als der Tag; und dieſen Morgen weht der
Wind noch heftig aus dem Nord⸗Nord⸗Weſten zu
Nord⸗Nord⸗Oſten, mit Regen, Schnee und Hagel 95
vermiſcht.

Unſere erſte Sorge war, den Ungluͤcklichen die
noͤthige Huͤlfe zu leiſten.

Ich habe die Ehre ⁊c.

Der Marine⸗Commiſſair, 100
C. Fourcroy.

Ueber den Zuſtand der Schwarzen in
Amerika.

(Fortſetzung.)

Die Neger begeben ſich, in der Regel, ein we⸗105
nig vor Aufgang der Sonne, an ihre Arbeit; man
giebt ihnen eine halbe Stunde zum Fruͤhſtuͤcken und
44 zwei Stunden zum Mittagseſſen.
Sie ſind nicht traͤge
bei der Arbeit, aber ungeſchickt; und ein engliſcher
Tageloͤhner wuͤrde in einem Tage mehr leiſten, als 110
auch der fleißigſte Schwarze.

Jeder Neger bekommt einen Quadratſtrich Erd⸗
reichs, den er, nach ſeiner Laune und ſeinem Gutduͤnken,
bewirthſchaften kann.
Sie gewinnen darauf, wenigſtens
zweimal des Jahrs, Mais, Ertoffeln, Spinat ⁊c.
Die 115
Geſchickteren Ananas, Melonen ⁊c.
Alle Produkte, die
ſie auf ihren Feldern erzielen, haben ſie das Recht,
zu verkaufen; ein Erwerb, der bei weitem betraͤchtli⸗
cher iſt, als der Erwerb auch des thaͤtigſten Tage⸗
loͤhners in Europa.
Niemals ſieht man, unter die⸗120
ſen Negern Bettler, oder Geſtalten ſo elender und
jaͤmmerlicher Art, wie ſie Einem in Großbrittannien
und Irrland begegnen.

Alle Schwarze werden in Krankheiten gepflegt;
beſonders aber die Weiber derſelben waͤhrend ihrer 125
Niederkunft.
Jedem Weibe, das in Wochen liegt,
wird eine Hebamme und eine Waͤrterinn zugeordnet;
man fordert auch nicht die mindeſte Arbeit von ihr,
bis ſie voͤllig wieder hergeſtellt iſt.
Ueberhaupt aber
duͤrfen die Weiber nicht in ſchlechtem Wetter arbei⸗130
ten: ein Aufſeher, der zu ſtrenge gegen ſie waͤre,
wuͤrde weggejagt und nirgends wieder angeſtellt wer⸗
den.
Auf den Mord ſteht unerbittlich der Tod.

Seitdem die Englaͤnder Meiſter vom hollaͤndi⸗
ſchen Guyana ſind, haben ſie eine große Menge freier 135
Schwarzen und Halbneger ins Land gezogen, welche
(als Schuſter, Schneider, Zimmermeiſter, Maurer)
Profeſſionen betreiben.
Dieſe Menſchen arbeiten an⸗
faͤnglich unter der Anleitung engliſcher und ſchotti⸗
ſcher Meiſter; nachher werden ſie ſelbſt gebraucht, um 140
die jungen Schwarzen zu unterrichten.
Man hat be⸗
merkt, daß diejenigen, die aus den Voͤlkerſchaften von
Congo nnd und Elbo abſtammen, geſchickter und gelehri⸗
ger ſind, als die uͤbrigen Afrikaner.

(Die Fortſetzung folgt.)145

Bülletin der öffentlichen Blätter. [14.01.1811]; Über den Zustand der Schwarzen in Amerika. (Fortsetzung.);

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n364/mode/1up

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1811-11, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

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Apparat

  • Editorische Anmerkungen
  • Emendationen
  • Kollation Editionen
  • Stellenkommentar
 Emendationen (insges. 3)
  • 33Deeember.December.
  • 69GelegelenheitGele genheit
  • 143nndund

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 1811. No. 11. Berlin, den 14ten Januar 1811. Berlin: August Kuhn, 14.1.1811.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 41–44 (1811)

Editorische Anmerkungen

  • 40Exſtwick,Auch in Quelle so benannt, richtig: Robert William Eastwick.

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Bülletin der öffentlichen Blätter. [14.01.1811]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Bülletin ›Paris‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 11.1.1811, S. 1; Bülletin ›Parma‹: Redigierter Text aus ›Le Moniteur Universel‹ vom 3.1.1811, S. 7; Bülletin ›Dünkirchen‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 11.1.1811, S. 2f.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 41–43 (1811)

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/8 II 57–59

Über den Zustand der Schwarzen in Amerika. (Fortsetzung.)

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Von Kleist übersetzt nach Louis de Sevelinges in: Mercure de France, 22.12.1810, Nr. 492, S. 430-435.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 43f. (1811)

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/8 II 60f. [MA] II 460–463 [kompletter Text] [DKV] III 636–639 [kompletter Text] [SE:1993] II 440–443 [kompletter Text]

 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [1 Abw.]
  • vor 1No. ] liest »Nro.«
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