Alle Textversionen sind inhaltlich identisch und folgen dem angegebenen Textzeugen.
Die
Fassung Erstdruck/Textzeuge zeigt die zeichengenaue Wiedergabe des Textzeugen. Nur offensichtliche Fehler sind emendiert. Alle Emendationen sind im Apparat verzeichnet. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.
In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Ansonsten folgt sie der angegebenen Textquelle.
In der Textversion ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ sind zusätzlich das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Orthographie angepasst.
Buͤlletin der
oͤffentlichen Blaͤtter.
Paris,
den 1. Januar.
Der Moniteur und andere Franzoͤſiſche Journale
hatten vor einiger Zeit eine Nachricht aus Engliſchen
Zeitungen, daß man auf Van Diemens Land eine 5
Bouteille mit Briefen gefunden, woraus man einige
Kunde uͤber das Schickſal des Peyrouſe zu erhalten
hoffte. Dieſe Briefe ſind
nunmehr bei dem See⸗Mi⸗
niſter angekommen. Es ſind ihrer fuͤnf, alle vom 24.
und 25. Februar 1793, von Offizieren auf den Schif⸗10
fen unter dem Befehl des Contre⸗Admirals d’Entre⸗
caſteaux an ihre Freunde geſchrieben, und ſie enthal⸗
ten nicht die geringſte Nachricht von la Peyrouſe.
(L. d. B.)
Parma, den 28. December.
In der Nacht vom 24. bis zum 25.
d. M. gegen 15
2 Uhr fand hier ein heftiges Erdbeben ſtatt.
Es fing
mit einem
ploͤtzlichen am Himmel ſichtbaren Glanz
an, auf welchen
ein Laut, einem ſtarken Donnerſchlag
aͤhnlich, folgte.
Gleich darauf ſpuͤrte man, waͤhrend
ohngefaͤhr 2 Minuten, eine oscillirende Bewegung der 20
Erde von Oſten nach Weſten. Mehrere Perſonen, die
eben aus der Meſſe kamen, wurden umgeworfen. Ein
Haus, in der Naͤhe der Stadt,
ſtuͤrzte um; zwei an⸗
dere, in der Stadt ſelbſt,
wurden ſchwer beſchaͤdigt.
Alle Schornſteine in der Genueſiſchen Straße wurden
25
umgeſtuͤrzt. Alles
ſcheint anzudeuten, daß unſre Stadt
der Mittelpunkt des
Erdbebens war, und man ſchließt,
daß in andern Gegenden
dieſes Departements keine
Beſchaͤdigungen vorgefallen
ſind. (M.)
Der
Moniteur enthaͤlt Folgendes: 30
An Se. Excellenz
den Miniſter der Marine und
Colonien.
Duͤnkirchen, den 29.
Deeember.
December.
Monſeigneur!
Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz
von einem un⸗35
gluͤcklichen Ereigniß zu
benachrichtigen, welches geſtern
auf der Rhede von
Duͤnkirchen ſtatt gehabt hat.
Der Dreimaſter unter Engliſcher
Flagge, Eliſa⸗
beth, von 650 Tonnen, Capitain
Hubert William
Exſtwick, der Oſtindiſchen Compagnie zuſtaͤndig, von 40
London kommend, welcher zu der in Portsmouth lie⸗
genden Flotte ſtoßen wollte, nachher aber zu
Cork in
Irrland ſchlechten Wetters wegen eingelaufen
war,
welchen Hafen er ſeit neun Tagen verlaſſen hat,
nach
Madras und Bengalen beſtimmt, mit einer Ladung 45
Eiſen, Kupfer, Blei, Bier, Glaswaaren, Huͤten, Klei⸗
dungsſtuͤcken und andern Guͤtern und einer
Equipage
von 11 Menſchen, den Capitain eingeſchloſſen,
und
außerdem noch von 30 weißen Paſſagieren, und 250
Lascars, die von der Oſtindiſchen Compagnie nach 50
Bengalen geſandt worden, durch Windſtoͤße verſchla⸗
gen, welche ihn fortwaͤhrend ſeit ſeiner Abreiſe
von
Cork verfolgten, ward in der geſtrigen Nacht zwi⸗
ſchen die Sandbaͤnke dieſer Rhede, ungefaͤhr bis
auf
drei Stunden in Nord⸗Oſten von unſerm Hafen hin⸗55
eingetrieben. Bald
darauf gerieth er auf die Bree⸗
bank. Man ward es
bei Tagesanbruch gewahr, als
er Nothſignale machte, und
Nothſchuͤſſe that; er fuͤhrte
naͤmlich 6 16pfuͤnder;
Herr Delacoſte, Chef des mou⸗
vemens, wandte
ſogleich alles an, um dieſem Schiffe 60
Huͤlfe zu leiſten,
aber alle Verſuche ſchlugen ſchlech⸗
terdings
fehl, da die Winde aus Nord⸗Weſt weheten
und das Meer
hohe Wellen ſchlug; man hoffte, im
Augenblick der
ſteigenden Fluth zum Ziel zu gelan⸗
gen: allein
vergebens, es war ungeachtet aller An⸗65
ſtrengungen
unmoͤglich, irgend ein Fahrzeug heraus⸗
zubringen.
Die Goelette la Victoire, welche der
Kauffahrtei⸗Capitain Gaspard Malo beſtieg, der, ſo
wie auch andere Lotſen und Seeleute, bei dieſer
Gele⸗
gelenheit
Gele⸗
43
genheit
große Beweiſe ſeines Muthes gab, ward 70
laͤngs der
Verpfaͤhlung vor dem Hafen mit Armes⸗
kraft
hingezogen; doch da dieſer Capitain ſah, daß
ſeine
Goelette, durch die Wogen, die wuͤthend brau⸗
ſten, fortgeriſſen ward, und er denſelben nicht wider⸗
ſtehen konnte, ſo ſah er ſich gezwungen, ſeinem Vor⸗75
haben zu entſagen, nachdem er die groͤßten
Gefahren
ausgeſtanden hatte.
Waͤhrend des hatte das Schiff
den Beſam⸗ und
den großen Maſt verloren, und verſchwand
bald, ſo
daß man nur den Fockmaſt voller Menſchen gewahr
80
ward; drei Boͤte ſah man auf die Kuͤſte zu
hinarbei⸗
ten, aber nur zweien gelang es,
beim Fort Risban zu
landen, und mit Huͤlfe der Garniſon
dieſes Forts und
einiger Zollbedienten 22 Menſchen
auszuſchiffen; das
dritte Bot ging unter; das Meer ward
augenblick⸗85
lich mit Truͤmmern aller Art
bedeckt, die nach und
nach die Kuͤſten erreichten, aber
ſich ſehr weit zerſtreu⸗
ten; auch ſah man einige
Leichname.
Die Geretteten ſind: der
Capitain, der erſte Lieu⸗
tenant, ein Officier von
der Engliſchen Armee in 90
Bengalen, zwei Paſſagiere und 16
Lascars; alle uͤbri⸗
gen ſind umgekommen. Die
Nacht war noch ſchreck⸗
licher als der Tag; und
dieſen Morgen weht der
Wind noch heftig aus dem
Nord⸗Nord⸗Weſten zu
Nord⸗Nord⸗Oſten, mit Regen, Schnee
und Hagel 95
vermiſcht.
Unſere erſte Sorge war, den
Ungluͤcklichen die
noͤthige Huͤlfe zu leiſten.
Ich habe die Ehre ⁊c.
Der
Marine⸗Commiſſair, 100
C. Fourcroy.
Ueber den
Zuſtand der Schwarzen in
Amerika.
(Fortſetzung.)
Die Neger begeben ſich, in der
Regel, ein we⸗105
nig vor Aufgang der Sonne, an ihre
Arbeit; man
giebt ihnen eine halbe Stunde zum
Fruͤhſtuͤcken und
44 zwei Stunden zum Mittagseſſen.
Sie ſind nicht traͤge
bei
der Arbeit, aber ungeſchickt; und ein engliſcher
Tageloͤhner wuͤrde in einem Tage mehr leiſten, als 110
auch
der fleißigſte Schwarze.
Jeder Neger bekommt einen
Quadratſtrich Erd⸗
reichs, den er, nach ſeiner
Laune und ſeinem Gutduͤnken,
bewirthſchaften kann.
Sie gewinnen darauf, wenigſtens
zweimal des Jahrs, Mais, Ertoffeln, Spinat ⁊c. Die 115
Geſchickteren Ananas,
Melonen ⁊c. Alle Produkte, die
ſie auf ihren Feldern erzielen, haben ſie das Recht,
zu verkaufen; ein Erwerb, der bei weitem
betraͤchtli⸗
cher iſt, als der Erwerb auch
des thaͤtigſten Tage⸗
loͤhners in Europa. Niemals ſieht man, unter die⸗120
ſen Negern Bettler, oder Geſtalten ſo elender und
jaͤmmerlicher Art, wie ſie Einem in Großbrittannien
und Irrland begegnen.
Alle Schwarze werden in
Krankheiten gepflegt;
beſonders aber die Weiber
derſelben waͤhrend ihrer 125
Niederkunft. Jedem Weibe, das in Wochen liegt,
wird eine Hebamme und eine Waͤrterinn zugeordnet;
man fordert auch nicht die mindeſte Arbeit von ihr,
bis
ſie voͤllig wieder hergeſtellt iſt. Ueberhaupt
aber
duͤrfen die Weiber nicht in ſchlechtem Wetter
arbei⸗130
ten: ein Aufſeher, der zu ſtrenge
gegen ſie waͤre,
wuͤrde weggejagt und nirgends wieder
angeſtellt wer⸗
den. Auf den Mord ſteht unerbittlich der Tod.
Seitdem die Englaͤnder Meiſter
vom hollaͤndi⸗
ſchen Guyana ſind, haben ſie eine
große Menge freier 135
Schwarzen und Halbneger ins Land
gezogen, welche
(als Schuſter, Schneider,
Zimmermeiſter, Maurer)
Profeſſionen betreiben. Dieſe Menſchen arbeiten an⸗
faͤnglich unter der Anleitung engliſcher und ſchotti⸗
ſcher Meiſter; nachher werden ſie ſelbſt gebraucht, um 140
die jungen Schwarzen zu unterrichten. Man hat be⸗
merkt, daß
diejenigen, die aus den Voͤlkerſchaften von
Congo
nnd
und
Elbo abſtammen, geſchickter und gelehri⸗
ger ſind, als die uͤbrigen Afrikaner.
(Die
Fortſetzung folgt.)145