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    Autorität und Würde des Parlaments in England.Anekdote.Richtschnur.Bülletin der öffentlichen Blätter.Polizeiliche Tages-Mittheilungen.
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  • 62tes Blatt. Den 11ten December 1810.
62tes Blatt. Den 11ten December 1810.

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xxx

Berliner Abendblaͤtter.

62tes Blatt. Den 11ten December 1810.

Autoritaͤt und Wuͤrde des Parlaments
in England.

Da wir wahrſcheinlich bald von dem Ausgange
des Prozeſſes
hoͤren werden, welchen Sir Francis
Burdett
wegen ſeine ſeiner Verhaftung, die das Unter⸗5
haus in Folge einer deſſen Wuͤrde beeintraͤchtigen⸗
den Druckſchrift, uͤbes uͤber ihn verhaͤngt hatte, am 20ten
Nov. d. J. vor einem der obern Engliſchen Ge⸗
richtshoͤfe gegen den Sprecher des Unterhauſes, und
gegen den Grafen von Moira, als Gouverneur des 10
Towers, wo er gefangen ſaſt, ſaß, anhaͤngig machen
wollte: ſo bringen wir hier folgenden parlamentari⸗
ſchen Vorgang in England aus einer fruͤheren
Zeit bei, der unſre Ideen daruͤber einigermaßen
vorbereitend berichtigen kann.
15

Im Jahre 1788 wurde Sir Elias Jmpey,
der gewißermaßen in den beruͤhmten Haſtingsſchen
Prozeß
mit verwickelt war, von der Oppoſition des
Engl. Unterhauſes wegen vieler vermeintlichen, und
vielleicht zum Theil wirklichen, Vergehungen, deren 20
er ſich als Oberrichter in Indien ſchuldig gemacht
haben ſoll, in Anſpruch genommen, und vor den
Schranken des Unterhauſes ſelbſt verhoͤrt.
Es iſt
eine, theils im poſitiven Rechte, theils in einer bil⸗
ligen
und humanen Obſervanz gegruͤndete Sitte in 25
England, daß bei allen, vorzuͤglich Criminal⸗Pro⸗
[ 62 ] 244zeſſen, waͤhrend des Ganges derſelben die oͤffent⸗
lichen Blaͤtter ſich aller Urtheile enthalten, welche
in England, wo das ſchuldig oder unſchuldig,
in allen Faͤllen von einer Jury von wenigſten wenigſtens 12 30
Perſonen geſprochen wird, durch Einfluß auf die
Meinung derſelben leicht einen ſchrecklichen Einfluß
gewinnen koͤnnen.
In dem Falle des Sir Elias
Jmpey hatte jedoch, wahrſcheinlich die Partheiſucht,
obige goldene Regel vergeſſen, und dies bewog ein 35
Mitglied der Miniſterialparthei, Herrn Grenville,
im Unterhauſe den Autrag Antrag zu machen, daß man
gegen den Verfaſſer und Drucker einer Schrift in
obiger Angelegenheit,
welche er als eine Schmaͤh⸗
ſchrift gegen das Unterhaus, und als einen groͤb⸗40
lichen Misbrauch der Preßfreiheit bezeichnete, eine
gerichtliche Unterſuchung verhaͤngen ſollte.

Herr Fox erklaͤrte: Er ſelbſt habe vielleicht
von allen Parlamentsgliedern am mehrſten durch
Schmaͤhſchriften gelitten, und doch immer geſchwie⸗45
gen.
Es ſei unter der Wuͤrde des Hauſes,
eine ihm zugefuͤgee zugefuͤgte Beleidigung durch
einen niederen Gerichtshof unterſuchen
zu laſſen.
Der hohe Rath der Nation habe, wie
er glaube, noch Einſicht genug, durch eigne 50
Reſolutionen
die Kuͤhnheit desjenigen zu be⸗
ſtrafen, der ſeine Ehre angreife, aber auch Recht⸗
ſchaffenheit genug, um ſich genau in den Schran⸗
ken des Rechts und der Billigkeit zu halten.
Den⸗
noch ging Herrn Grenvilles Antrag fuͤr eine ge⸗55
richtliche
Unterſuchung, von dem Miniſter Pitt
und der Parthei deſſelben unterſtuͤtzt, mit 109 Stim⸗
men gegen 37 durch.
Ein Beweis, daß der Mi⸗
niſter ſeiner Sache bei der unbeſtechlichen Engliſchen
245 Juſtiz, ſicher war.
Bei verſchiedenem Gange der 60
Partheyen im gegenwaͤrtigen Falle, duͤrfte gleich⸗
wohl wahrſcheinlich das Reſultat das
naͤhmliche
ſein.

Anekdote.

Ein mecklenburgiſcher Landmann, Namens Jonas,
war ſeiner Leibesſtaͤrke wegen, im ganzen Lande be⸗65
kannt

Ein Thuͤringer, der in die Gegend gerieth, und
von jenem mit Ruhm ſprechen hoͤrte, nahms nahm ſichs vor
ſich mit ihm zu verſuchen.

Als der Thuͤringer vor das Haus kam, ſah er 70
vom Pferde uͤber die Mauer hinweg auf dem Hofe ei⸗
nen Mann Holz ſpalten und fragte dieſen: ob hier
der ſtarke Jonas wohne? erhielt aber keine Antwort.

So ſtieg er vom Pferde, oͤffnete die Pforte, fuͤhrte
das Pferd herein, und band es an die Mauer.
75

Hier eroͤffnete der Thuͤringer ſeine Abſicht, ſich
mit dem ſtarken Jonas zu meſſen.

Jonas ergriff den Thuͤringer, warf ihn ſofort uͤber
die Mauer zuruͤck, und nahm ſeine Arbeit wieder vor.

Nach einer halben Stunde rief der Thuͤringer, 80
jenſeits der Mauer: Jonas! — Nun was giebts?
antwortete dieſer.

Lieber Jonas, ſagte der Thuͤringer: ſei ſo gut
und ſchmeiß mir einmal auch mein Pferd wieder her⸗
uͤber! Z.
85

Richtſchnur.

Wiſſe, ſtets wird recht dein Handeln ſein in dem
Leben,
Wuchert des Handelns Kern nicht in dein Leben
hinein.
90

W.

246

Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.

Paris den 30ten Nov.

Der heutige Moniteur enthaͤlt folgende Bemer⸗
kungen uͤber das Betragen der Englaͤnder in Por⸗95
tugal
:

Die Armee von Portugal hat bei Eroberung die⸗
ſes Koͤnigreichs Schwierigkeiten gefunden, die aus
der Natur der Sache ſelbſt herruͤhren, und das noth⸗
wendige Reſultat eines unthaͤtigen, tief durchdachten 100
Defenſionsplan ſind, der ohne Ausnahme mit einer
beſondern, bisher unerhoͤrten Barbarei ausgefuͤhrt wird.

Der Weg von Almeida nach Liſſabon ward, durch
den Ruͤckzug der Englaͤnder, zu einer ſolchen Wuͤſte,

daß die, ehemals dem Miniſter Louvois ſo ſehr vor⸗105
geworfene Verheerung der Pfalz, mit der Verhee⸗
rung von Portugal durch deſſen Alliirte, in keinen
Vergleich zu ſetzen iſt

Uebrigens iſt die Lage der Englaͤnder allarmirend.
Sie ſind hoͤchſtens liest »höchsten« 30 000 Mann ſtark.
Ihnen zur 110
Seite ſtehen 40 000 mißvergnuͤgte portugieſiſche Solda⸗
ten; hinter ihnen 100 000 Fluͤchtlinge in Verzweiflung
und die ungeheure Bevoͤlkerung von Liſſabon.

Die franz. Armee iſt in guter Stimmung. Sie
hat Zutrauen zu ihrem Anfuͤhrer, und keine Deſertion 115
bei den Nationalen. —
Die Armee hat wenig fremde
Bataillons.

London den 22ten Nov.

Geſtern Morgen ſtattete der Marquis von Welles⸗
ley
Sr. Maj. liest »Sr Maj« [siehe editorische Anmerkung] dem Koͤnige von Schweden in Claren⸗120
donhouſe⸗bondſtreet einen Beſuch ab.
Nach einer lan⸗
gen Unterredung fuͤhrte der edle Lord Sr. Maj. in
den Wagen, und begab ſich mit ihnen ins Buͤreau der
auswaͤrtigen Angelegenheiten, und von da in die Ad⸗
miralitaͤt.
Sr. Maj. hielten bei dem Marquis ein Di⸗125
ner, welcher ſie an der aͤußern Thuͤr ſeines Hauſes
empfangen und in ſeinen Salon gefuͤhrt hatte.

(Mon.)

Polizeiliche Tages⸗Mittheilungen.

In einem Hauſe in der Niederlagsſtraße hat vor⸗130
geſtern um 2 Uhr ein Schornſtein gebrannt, das Feuer
iſt jedoch ſogleich geloͤſcht und kein Feuerlaͤrm gemacht
worden.

Autorität und Würde des Parlaments in England.; Anekdote.; Richtschnur.; Bülletin der öffentlichen Blätter.; Polizeiliche Tages-Mittheilungen.;

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n256

Quellenangabe für Zitat:
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-62 [ + Angabe von Zeile / Vers oder Seite ], 31.03.2023

Apparat

 Stellenkommentar

4Ausgange des ProzeſſesDer Verfasser bezieht sich hier auf einen Konflikt zwischen dem englischen Reformpolitiker Francis Burdett und dem englischen Parlament im Jahr 1810. Burdett, der u.a. für eine Parlaments- und Wahlrechtsreform stritt, hatte dem House of Commons das Recht abgestritten, den radikalen Kritiker und Redner John Gale Jones ins Gefängnis zu sperren. Anschließend veröffentlichte er seine im Parlament gehaltene Rede in überarbeiteter Form im von William Cobbett herausgegebenen Weekly Register. Das House of Commons wertete diese Aktion als Verletzung seines Privilegs. Der Sprecher des Parlaments, Charles Abbot, erließ anschließend gegen Burdett einen Haftbefehl wegen Verleumdung des Unterhauses. Burdett zog sich zunächst in sein Haus zurück, umringt von einer großen Zahl seiner Anhänger, wurde aber schließlich von Soldaten zum Tower of London (Gefängnis) eskortiert und für mehrere Wochen gefangen gehalten. Nach seiner Haft erhob er Klage gegen den Sprecher des Parlaments Charles Abbot, aber die Klage wurde abgewiesen und stattdessen zugunsten der ursprünglichen Verleumdungsklage des Parlaments entschieden. Diese Entscheidung ist dem Verfasser des Abendblatt-Artikels allerdings noch unbekannt. Im Artikel wird die Causa Burdett in Beziehung zu einer Begebenheit gesetzt, die 22 Jahre vorher stattgefunden hatte, und aus Sicht des Verfassers starke Ähnlichkeiten zum Fall Burdett aufweist (siehe unten).

17gewißermaßenin gewissem Umfang (vgl. Goethe-Wörterbuch: ›gewissermaßen‹)

18beruͤhmten Haſtingsſchen ProzeßWarren Hastings gilt mit seiner Neuausrichtung der Ostindischen Kompanie, die durch ihn gleichzeitig als Handels- und Militärorganisation organisiert wurde, als der eigentliche Begründer der britischen Kolonialherrschaft in Indien. Um die militärische Funktion der Kompanie kam es allerdings zu einem Konflikt mit der englischen Regierung, die direkt die militärische Gewalt über Indien übernehmen wollte. Im Zuge dieses Konflikts wurde Hastings im Jahr 1785 von der Regierung abberufen und von Edmund Burke vor dem Unterhaus angeklagt wegen tyrannischer Willkürherrschaft und Erpressungen in Ostindien. Unter anderem wurde ihm ein gemeinschaftlicher Justizmord an dem indischen Steuereinnehmer Maharaja Nandakumar zur Last gelegt, den er mit dem auch hier erwähnten Elias Impey begangen haben solle. Ein sehr ausführlicher Artikel zur Amtsenthebung Warren Hastings ist in der englischsprachigen Wikipedia erschienen: ›Impeachment of Warren Hastings‹.

24billigenVgl. im Adelung sehr ausführliche Erläuterungen zu ›billig‹: »Dem Rechte der Natur, oder der im Innern, im Gewissen, empfundenen Verbindlichkeit gemäß [...]«.

25ObſervanzVgl. Adelung: ›Observanz‹: »eine in dem Herkommen gegründete Gewohnheit, ein hergebrachtes Recht«.

34Partheiſucht,Vgl. DWb zu ›Parteisucht‹: »die sucht eine partei zu bilden oder sich parteiisch zu zeigen; die sucht einer partei, die parteiische leidenschaftlichkeit«.

39Verfaſſer und Drucker einer Schrift in obiger Angelegenheit,Hier wird ein ähnlicher Konflikt wie in der Causa Burdett angesprochen, nur dass der Richter Elias Impey zum angesprochenen Zeitpunkt (noch) kein Mitglied des Parlaments war. Impey wurde vom Parlament zusammen mit Warren Hastings (siehe oben) angeklagt, an dem indischen Steuereinnehmer Maharaja Nandakumar mit falschen Vorwürfen einen gemeinschaftlichen Justizmord, Nandakumar wurde gehängt, begangen zu haben. Elias Impey hatte sich in einer langen, leidenschaftlichen Rede gegen die Anschuldigungen verteidigt. Diese Rede, die mündlich vorgetragen worden ist, wurde anschließend veröffentlicht. Die später publizierten Erinnerungen von Elias Impey geben über den Vorgang detailliert Aufschluss (vgl. Memoirs of Sir Elijah Impey, Knt., London 1846, hier S. 275–322, insbes. S. 321f.; Digitalisat). Gegen diese Veröffentlichung als »Schmähschrift« gegen das Parlaments und »Misbrauch der Preßfreiheit« hat sich der angesprochene William Grenville, der kurze Zeit später Sprecher des Parlaments wurde, gewandt. Auf der Parallele beider Fälle Burdett und Impey und dem jeweiligen Konflikt mit dem Parlament ist die Argumentation des Artikels aufgebaut. Der Verfasser des Beitrags unterstützt offensichtlich die Sache des Parlaments.

44am mehrſtenam meisten

62naͤhmlicheDas Gleiche, vgl. Adelung ›nähmlich‹: »2) [...] ein Fürwort, für eben derselbe«.

62duͤrfte gleichwohl wahrſcheinlich das Reſultat das naͤhmliche ſein.Wie oben (Stellenkommentar zu Zeile 4) erwähnt, war die richterliche Entscheidung in der Tat gegen Burdett und für das Parlament ausgefallen.

63Anekdote.Hermann F. Weiss hat 1997 auf eine Vorlage mit dem Titel ›Der neue Herkules‹ aus dem ›Anekdotenkrämer‹ von 1809 hingewiesen, die von Kleist für die ›Berliner Abendblätter‹ gründlich überarbeitet worden ist. (Vgl. Der Anekdotenkrämer. Eine ausgewählte Sammlung neuer, ächtkomischer Anekdoten, witziger und geistreicher Einfälle, überraschender Wortspiele und frappanter Charakterzüge, [2. verb. und verm. Aufl.] Wien 1809.)
Der Text der Vorlage lautet (zitiert nach Hermann F. Weiss, Neues zu zwei Abendblätter-Anekdoten. In: Beiträge zur Kleist-Forschung, 1997 (H. 11), S. 128–142, hier S. 135f.):
»Der neue Herkules.
Ein Landmann, der in seinem Canton wegen seiner Stärke und Gewandtheit berühmt war, kam öfters in den Fall, sich mit Leuten messen zu müssen, welche von Eitelkeit oder Neugierde getrieben wurden, einige Beulen oder blaue Augen bey ihm zu hohlen. Einst kam auch ein Kampflustiger aus weiter Ferne, und fragte nach dem Boxer. Man sagte ihm, daß derselbe gleich hinter dem Hause auf seinem Felde arbeite. Der Fremde stieg ab, gieng hinein, band sein Pferd an den Zaun, und sagte dann: He! guten Tag, Kammerad; ich habe viele Wunderdinge von dir sagen hören, und komme fünfzehn Stunden weit her, blos um dich zu besuchen und zu sehen, wer von uns beyden den andern zuerst niederwirft. Statt aller Antwort faßte der Boxer den Neugierigen an den Schultern, schleuderte ihn über den Zaun in des Nachbars Feld hinüber, und nahm seinen Spaten wieder, als ob nichts geschehen wäre. Als der Fremde endlich wieder aufgestanden war, und durch den Zaun schaute, fragte der Landmann: Hast du mir noch etwas zu sagen? - So eigentlich nicht, erwiederte der andere, doch würdst du mir einen Gefallen thun, wenn du mein Pferd auch herüber werfen möchtest.«

69ſich mit ihm zu verſuchen.ihn herauszufordern, auf die Probe stellen. Vgl. sehr ausführliche Erläuterungen in Grimms Wörterbuch, DWb ›versuchen‹, Abschnitt 4.

97Die Armee von PortugalHier sind die Verbände der französischen Armee gemeint, die unter dem Oberkommando von Marschall Massena in Portugal gegen die Engländer und Portugiesen kämpfen.

104durch den Ruͤckzug der Englaͤnder, zu einer ſolchen Wuͤſte,Der befehlende englische Feldherr Lord Wellington praktizierte bei seinem taktischen Rückzug Richtung Lissabon eine Politik der verbrannten Erde: »Alles was dem vordringenden Feinde nur immer Subsistenzmittel gewähren konnte, ließ Wellington zerstören. Überall erblickte man zerstörte Häuser und Mühlen, zertretene und verbrannte Kornfelder, niedergehauene Gärten und abgemähte Fruchtfelder, selbst niedergemetzelte Heerden. Das ganz Land war in eine Einöde verwandelt.« (zitiert nach: [anonym], Darstellung der denkwürdigsten europäischen Weltereignisse vom Jahr 1789 bis auf unsere gegenwärtigen Tage. V. Band, Memmingen, 1823, In der Christoph Müller’schen Kunst- und Buchhandlung, S. 286f.) Die Folgen für die nachrückende französische Armee waren verheerend, da sie kaum noch Nahrungsmittel auftreiben konnte: »Zu dieser Hungersnoth der Franzosen gesellte sich bald die Subordination der Truppen. Schlechte Nahrungsmittel, die unregelmäßig zubereitet und genossen wurden, führten endlich noch verderbliche Krankheiten herbei [...]«. Aufgrund dieser Situation zog sich Massena mit seinen Truppen Mitte November 1811 zunächst bis Santarem zurück. Nach weiteren 4 Monaten unter schwierigsten Bedingungen kehrte die französische Armee im März nach Spanien zurück. Dies war das Ende des französischen Feldzugs in Portugal. In der Folge wurde Massena von Napoleon durch den jüngeren Marschall August Marmont ersetzt.

114Die franz. Armee iſt in guter Stimmung.Vgl. Stellenkommentar Zeile 104.

121dem Koͤnige von Schweden in Clarendonhouſe⸗bondſtreet einen Beſuch ab. Der abgesetzte König Gustav IV von Schweden, erklärter Feind Napoleons, befand sich auf der Flucht durch Europa und wurde im Jahr 1810 noch von hohen Regierungskreisen empfangen, hier vom englischen Außenminister Richard Colley-Wellesley.

 Emendationen (insges. 7)
  • 5ſeineſeiner
  • 7uͤbesuͤber
  • 11ſaſt,ſaß,
  • 30wenigſtenwenigſtens
  • 37AutragAntrag
  • 47zugefuͤgeezugefuͤgte
  • 68nahmsnahm

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 62tes Blatt. Den 11ten December 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 11.12.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 243–246

Editorische Anmerkungen

  • 120 Sr. Maj. Die Punkte hinter Sr und Maj drucken nicht durch. Sie sind aber gesetzt, da ein entsprechendes Spation vorhanden ist. Deshalb werden die Punkte hier ergänzt.

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Autorität und Würde des Parlaments in England.

Zur Autorschaft: Christian Freiherr von Ompteda

Nach Sembdner handelt es sich bei dem Autor des Textes um Christian Freiherr von Ompteda (vgl. Sembdner, Quellen, S. 35f.). Diese Zuordnung ist in der Kleist-Forschung seither übernommen worden.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 243f.

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 I 313f.

Anekdote.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: Z. [= Heinrich von Kleist [Bearb.]]

Nach Sembdner soll Heinrich von Kleist der Verfasser der Anekdote sein (vgl. Helmut Sembdner, Neuentdeckte Schriften Heinrich von Kleists. Euphorion, Bd. 53, 1959, S. 175—194. Wiederabgedruckt in: Ders., In Sachen Kleist. Beiträge zur Forschung, München 1974, S. 121–143). Dagegen hatte R. Steig Kleist als Autor dieser Anekdote stark in Frage gestellt (vgl. Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe, Berlin 1901, S. 377). In der Brandenburger Kleist-Ausgabe wird Kleist als Verfasser genannt (mit Verweis auf Sembdner). In der DKV ist der Text den Anekdoten Kleists zugeordnet (auch mit Verweis auf Sembdner). Unberücksichtigt geblieben in den bisherigen Kleist-Ausgaben ist ein Fund von Hermann F. Weiss, eine Vorlage im ›Anekdotenkrämer‹ von 1809 mit dem Titel ›Der neue Herkules‹ (vgl. Stellenkommentar). Insofern handelt es sich bei der ›Anekdote‹ eher um eine gründliche Neubearbeitung einer bestehenden Vorlage durch Heinrich von Kleist.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 245

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 I 314f. [MA] II 425 [DKV] III 368 [SE:1993] II 271

Richtschnur.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: W. [= Karl Friedrich Gottlob Wetzel]

Als Autor der Distiche gilt Karl Friedrich Gottlob Wetzel. Nachweis in: Reinhold Steig: Friedrich Gottlob Wetzel als Beiträger zu Heinrich von Kleists ›Berliner Abendblättern‹. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig 1911, S. 28. Der Text liegt als Digitalisat vor.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 245

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 I 315

Bülletin der öffentlichen Blätter.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Bülletin ›Paris‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 8. Dezember 1810;
Bülletin ›London‹: Redigierter Text aus ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 8. Dezember 1810.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 246

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 I 315f.

Polizeiliche Tages-Mittheilungen.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Übernahme der Tagesmitteilung aus dem Polizeirapport vom 10.12.1810.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 246

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 I 316

 Erwähnte Personen
  • []Burdett, Sir Francis (1)
  • []Colley-Wellesley, Richard (1)
  • []Fox, Charles James (1)
  • []Grenville, William (1)
  • []Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1)
  • []Impey, Elijah (1)
  • []Louvois, François Michel Le Tellier de (1)
  • []Pitt der Jüngere, William (1)
  • []Rawdon-Hastings, Francis (1)
  • [»]Alle Personen anzeigen +/–
 Erwähnte Orte
  • []Almeida (1)
  • []England (1)
  • []Indien (1)
  • []Lissabon (1)
  • []London (1)
  • []Niederlagsstraße (1)
  • []Paris (1)
  • []Pfalz (1)
  • []Portugal (1)
  • [»]Alle Orte anzeigen +/–
 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [2 Abw.]
  • 110hoͤchſtens ] liest »höchsten«
  • 120Sr. Maj. ] liest »Sr Maj« [siehe editorische Anmerkung]
WERKE
  • Dramen
  • Erzählungen
  • Lyrik
  • Sonstige Prosa
  • Berliner Abendblätter
  • Phöbus
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  • Von Kleist erwähnte Werke
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