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Erklaͤrung. So gewiß der Unterzeichnete uͤber Chriſtian Jakob /Kraus und uͤber die Frage, ob es zweckmaͤßig oder unzweckmaͤßig /war, die Grundſaͤtze des Adam Smithſchen Syſtems der preuß. /Staatsverwaltung einzuverleiben, ſeine Parthei genommen hat, ſo /iſt der Gegenſtand doch, von jeder Seite betrachtet, zu wichtig, /als daß derſelbe nicht dem wiſſenſchaftlichen Geſpraͤch, das ſich /in dieſen Blaͤttern daruͤber erhoben hat, freien Lauf laſſen ſollte. /Demnach legt er dem Publikum, ſeines Antheils an dieſer Sache /gewiß, folgenden Aufſatz von der Hand eines hoͤchſt achtungswuͤr/digen Staatsmannes aus Koͤnigsberg vor, der ſich berufen ge/ 10 fuͤhlt hat, die Sache ſeines Freundes, des verewigten Chriſtian /Jakob Kraus, gegen den Angriff (11tes Blatt) zu vertheidigen./
Auch etwas uͤber Chriſtian Jakob Kraus /auf eine andere Manier./
Haͤtte der Verfaſſer des Aufſatzes uͤber C. J. Kraus /in Nr. 11. des Berliner Abendblattes an Luthers: /„Ein jeder kehre vor ſeiner Thuͤr und lerne ſeine /Lektion, ſo wird es wohl im Hauſe ſtehn“, gedacht, /vielleicht haͤtt er ihn gar nicht geſchrieben, jetzt da die / 20 Leſer durch das pro und contra ſeines Lobes und Ta/dels im Urtheil uͤber meinen vieljaͤhrigen Freund irre /werden koͤnnten, halt ich es fuͤr noͤthig, ihnen durch /kleine Zurufe uͤber einiges in dieſem Petulant⸗ſuͤßen /Aufſatze, aus der Abſchaͤtzungsſchaukel wieder auf die /ſichere Erde zu helfen./
Herr Ps. nennt unſern Kraus einen langſa/men, unfruchtbaren Kopf. Langſamkeit iſt aber /kein abſoluter Fehler, wie die Vorſchnelligkeit es iſt. /Scharfſinn und Bedachtſamkeit erlauben da, wo ſie ſo / 30 innigſt verbunden ſind, wie ſie es in Kr. Kopf waren, /durchaus keine genialiſtiſche Geſchwindigkeit, und laſ/ſen hoͤchſtens ein festina-lente zu. Das Studiren /koͤnnte man mit einer Jagdparthie vergleichen, auf /der der vorſichtige Jaͤger nicht oft ſchießt, aber immer /trift, der Eilfertige, Schuß auf Schuß macht, und /wenig in der Jagdtaſche heimbringt. Was Kr. Un/fruchtbarkeit betrift, ſo iſt es wohl unbillig ihn ſelbiger /zu zeihen, weil er nicht Buͤcher drucken ließ, ſondern /nur Beweiſe ſeiner intenſiven Fruchtbarkeit in ſeinen / 40 Vorleſungen durch den feurigſten Eifer fuͤr das Frucht/barmachen zu guten Werken ablegte. Die Phyſiokra/ 180ten rechnen den Landmann ausſchließlich zur produkti/ven Klaſſe, und thut er mehr als ſein Feld gut bear/beiten und guten Samen ausſtreuen?/
Wenn Kr. Kunſt des Periphraſirens, Laͤu/terns, Rubricirens und Numerirens ſelbſt /mechaniſche Koͤpfe zum Verſtehen ſeiner treflichen Vor/traͤge und ihrer nachherigen Befolgung zu bringen /vermochte, iſt dadurch ſein Verdienſt um ſeine Wiſſen/ 50 ſchaft nicht groͤßer, als wenn er bloß honoratiores um /ſich verſammelt und ſie aus der mit eau de mille fleurs /gefuͤllten Rednergießkanne uͤberſpruͤtzt haͤtte, obgleich /die wahre Fruchtbarkeit nur durch Regenwaſſer befoͤr/dert wird? Oder wenn er die gewoͤhnlichen Elemente /reichlich ſubdividirt, und blanke Einfaͤlle durch ſophi/ſtiſche Daͤmpfe uͤber Gebuͤhr zu erheben geſucht haͤtte?/
Kr. dachte viel ſelbſt, laß die Alten und Neuen, /benutzte ſelbſt Umgangsgeſpraͤche zum Vortheil ſeiner /Lieblingswiſſenſchaft, und vermochte eben dadurch den / 60 Werth des von Unberufnen commentirten und excer/pirten Adam Smith in beſſern Umlauf zu bringen, /als es manchen Buͤchermachern und Vorleſern damit /gelingen duͤrfte./
Iſt es Recht wider einen Mann zu ſprechen, von /dem man ſelbſt eingeſteht, er habe die ſelten gewordne /ſchulgerechte Form verſtanden, und vielleicht durch ihre /Zudringlichkeit ſo heilſam auf andre gewirkt?/
Muͤßte man nicht das in den Vorberichten uͤber ihn /geſagte durch ein ſtark vergroͤßerndes Glas anſehen, / 70 wenn man darin eine uͤbertriebene Adoration /wahrnehmen, und dieſe fuͤr eine Verkuͤr/zung ſeines wohl verdienten Ruhms erklaͤ/ren wollte? Man ließ ihm bloß Gerechtigkeit wi/derfahren, und die ihn kannten haben keinen Ein/ſpruch gethan./
Kr. Poſitivismus hatte einen guten Grund in ſei/nem zwanzigjaͤhrigen Studio des Smith und in den /vielen Erfahrungen uͤber die Richtigkeit der Smith/ſchen Grundſaͤtze, hinderte ihn aber warlich nicht, oft / 80 groͤßere und freiere Anſichten anzunehmen und auszu/ſprechen, als die Smithſchen Buchſtaben darbieten, /denn auch er wußte unleugbar, daß der Buchſtabe /manches in unſrer Geſetzgebung getoͤdtet habe — iſt /aber durch nachfolgende Freykuͤnſtler ſchon viel getoͤd/tetes wieder lebendig gemacht, oder ſind nicht die meh/reſten bloß bei Geiſtercitationen ſtehen geblieben, bei /denen es einerlei iſt, ob ſie die alte Frau von Endor /oder ein blutjunger Merlin treibt. Wer uͤber Adam/181Smith oder Adam Muͤller das Studiren der lehrrei/ 90 chen Zeit vergißt, fuͤr den ſind Krauſe’s Poſthuma /nicht gedruckt./
Als herzlicher Lehrer der Moral und des Natur/rechtes vergaß er wahrlich nie, daß Wiſſenſchaft des /Rechts mit der Wiſſenſchaft aͤchter Oekonomie unzer/trennlich ſchweſterlich verbunden ſein muͤſſe, ob er gleich /zu ſeiner Zeit noch nicht den casum verkuͤmmerter Or/ganiſations Behandlungen ſo deutlich und ausfuͤhrlich /in terminis gehabt hatte, wie er neuern Virtuoſen zu /Dienſten ſteht, und ſie vor dem Zutrauen in die un/ 100 bedingte Praͤciſion ihrer im Fluge aufgegriffenen Prin/cipien warnen oder davon abhalten koͤnnte./
Zur Antwort auf die vom Herrn Ps. aufgeworfne /erſte Schlußfrage diene die Verſicherung, daß Kr. an/geblich unproductiver und abhaͤngiger Kopf /zu der Lokalautoritaͤt gekommen, weil ſeine jungen /Zuhoͤrer unbefangene Juͤnglinge waren, denen ſeine /unuͤbertreffliche Lehrgabe Liebe und Zutrauen einfloͤßte, /und weil die aͤltern und Dienſtmaͤnner, die ſeine Vor/leſungen beſuchten, wenn ſie das Buch ihrer Erfahrun/ 110 gen mit ſeinen Vortraͤgen verglichen, lauter gediegene /Wahrheit darin fanden, und aus ihnen manche Be/handlungsirrthuͤmer erkannten./
Die 2te Frage beantworte ich mit einer andern: /warum mußte die ſeit undenklicher Zeit von den Nie/derlaͤndern hochgetriebene und die ſeit 50 Jahren ruͤhm/lich bekannte beßre Wirthſchaft der Englaͤnder in dem /den Niederlanden und England naͤher gelegenen /Deutſchland letzterm erſt in viel ſpaͤtern Jahren zu /einem uͤbertriebnen Anſehen gelangen? Der lange / 120 Winter den die Smithſchen Saaten in der Erde Preuſ/ſens zubrachten, hat vielleicht ihr beßres Gedeihen /bey uns veranlaßt./
Ferne ſey es von Krauſe’s Landsleuten, ihm eine /Geſetzgeberrolle aufdringen zu wollen, zu der /er nicht geboren war, und die ihm auch gewiß nie in /den Sinn kam, wie ſolches zum Theil ſeine faſt uͤber/triebene Abneigung gegen das Druckenlaſſen bezeugt, /zu der aber die einen vorzuͤglichen Hang (pruritus) zu /verrathen ſcheinen, die ihre Vorleſungen pfeilſchnell / 130 zum Verleger tragen, und manches ſtaatswirthſchaft/liche Raͤthſel ſchlecht oder gar nicht errathen haͤtten, /haͤtten ſie nicht mit dem Smith-Krauſeſchen Kalbe /gepfluͤget./
An den Großherrn./
(Als er den Mufti abſetzte.)/
Recht haſt du, Herr! Ein kleines Licht /Paßt auf den Kirchenleuchter nicht./
Anekdote./
Zwei beruͤhmte Engliſche Baxer, der Eine aus Portsmouth / 140 gebuͤrtig, der Andere aus Plymouth, die ſeit vielen Jahren von ein/ander gehoͤrt hatten, ohne ſich zu ſehen, beſchloſſen, da ſie in London /zuſammentrafen, zur Entſcheidung der Frage, wem von ihnen der /Siegerruhm gebuͤhre, einen oͤffentlichen Wettkampf zu halten. Dem/nach ſtellten ſich beide, im Angeſicht des Volks, mit geballten Faͤu/ſten, im Garten einer Kneipe, gegeneinander; und als der Ply/mouther den Portsmouther, in wenig Augenblicken, dergeſtalt auf /die Bruſt traf, daß er Blut ſpie, rief dieſer, indem er ſich den Mund /abwiſchte: brav! — Als aber dald darauf, da ſie ſich wieder geſtellt /hatten, der Porthsmouther den Plymouther, mit der Fauſt der ge/ 150 ballten Rechten, dergeſtalt auf den Leib traf, daß dieſer, indem er /die Augen verkehrte, umfiel, rief der Letztere: das iſt auch nicht uͤbel —! /Worauf das Volk, das im Kreiſe herumſtand, laut aufjauchzte, und, /waͤhrend der Plymouther, der an den Gedaͤrmen verletzt worden /war, todt weggetragen ward, dem Portsmouther den Siegsruhm /zuerkannte. — Der Porthsmouther ſoll aber auch Tags darauf am /Blutſturz geſtorben ſein./
Polizeiliche Tages-Mittheilungen./
Ein Schlaͤchter hat ſeine Waage durch das Beihaͤngen eines /eiſernen Hakens unrichtig gemacht, und iſt deshalb zur Unterſuchung / 160 gezogen./
Bei der Recherche der Tanzboͤden ſind 3 Frauenzimmer als /brod⸗ und dienſtloſe Herumtreiberinnen, eine Mannsperſon als Ru/heſtoͤrer und 9 oͤffentliche Maͤdchen verhaftet./
Vorgeſtern Abend iſt eine noch von Niemand erkannte Manns/perſon zwiſchen den beiden Schleuſenthoren in die Spree geſprun/gen, und hat ſich erſaͤuft. Obgleich er ſehr bald wieder herausge/zogen ward, ſo war doch alle aͤrztliche Huͤlfe zur Wiederbelebung /deſſelben vergeblich./
Druckfehler im geſtrigen Stuͤck./ 170
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