kleist-digital
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse
  •  Lexikalische Suche
  •  Semantische Suche
kleist-digital
  •  Suche
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse

  • Stellenkommentar
  • Emendationen
  • Textkonstitution
  • Editorial Artikel
  • Erwähnte Personen
  • Erwähnte Orte
  • Kollation Editionen
    Zu den Artikeln
    Gebet des Zoroaster.Fragment eines Schreibens aus Paris.Tagesbegebenheiten.[Redaktionsanzeige]Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt.
  • Home
  • Werke
  • Berliner Abendblätter
  • 1stes Blatt. Den 1sten October 1810.
1stes Blatt. Den 1sten October 1810.

Textwiedergabe  nach Erstdruck.

  • Fassung Erstdruck
    emendiert
  • Textversion
    ohne orig. Zeilenfall
  • Textversion
    [+] ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ

Alle Textversionen sind inhaltlich identisch und folgen dem angegebenen Textzeugen.
Die Fassung Erstdruck/Textzeuge zeigt die zeichengenaue Wiedergabe des Textzeugen. Nur offensichtliche Fehler sind emendiert. Alle Emendationen sind im Apparat verzeichnet. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.

In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Ansonsten folgt sie der angegebenen Textquelle.

In der Textversion ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ sind zusätzlich das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Orthographie angepasst.

1

Berliner Abendblaͤtter.

1stes Blatt. Den 1sten October 1810.

Einleitung.

Gebet des Zoroaſter.

(Aus einer indiſchen Handſchrift, von einem Reiſenden in den
Ruinen von Palmyra gefunden.)

Gott, mein Vater im Himmel! Du haſt dem 5
Menſchen ein ſo freies, herrliches und uͤppiges Le⸗
ben
beſtimmt.
Kraͤfte unendlicher Art, goͤttliche und
thieriſche, ſpielen in ſeiner Bruſt zuſammen, um ihn
zum Koͤnig der Erde zu machen.
Gleichwohl, von
unſichtbaren Geiſtern uͤberwaͤltigt, liegt er, auf ver⸗10
wundernswuͤrdige
und unbegreifliche Weiſe, in Ket⸗
ten
und Banden; das Hoͤchſte, von Irrthum geblen⸗
det,
laͤßt er zur Seite liegen, und wandelt, wie
mit Blindheit geſchlagen, unter Jaͤmmerlichkeiten
und Nichtigkeiten umher.
Ja, er gefaͤllt ſich in ſei⸗15
nem
Zuſtand; und wenn die Vorwelt nicht waͤre
und die goͤttlichen Lieder, die von ihr Kunde ge⸗
ben,
ſo wuͤrden wir gar nicht mehr ahnden, von
welchen Gipfeln, o Herr! der Menſch um ſich
ſchauen kann.
Nun laͤſſeſt du es, von Zeit zu Zeit, 20
niederfallen, wie Schuppen, von dem Auge Ei⸗
nes
deiner Knechte, den du dir erwaͤhlt, daß er die
Thorheiten und Irrthuͤmer ſeiner Gattung uͤber⸗
ſchaue;
ihn ruͤſteſt du mit dem Koͤcher der Rede,
daß er, furchtlos und liebreich, mitten unter ſie 25
trete, und ſie mit Pfeilen, bald ſchaͤrfer, bald lei⸗
ſer,
aus der wunderlichen Schlafſucht, in welcher
ſie befangen liegen, wecke.
Auch mich, o Herr,
haſt du, in deiner Weisheit, mich wenig Wuͤrdigen,
[ 1 ]2zu dieſem Geſchaͤft erkoren; und ich ſchicke mich zu30
meinem Beruf an.
Durchdringe mich ganz, vom
Scheitel zur Sohle, mit dem Gefuͤhl des Elends,
in welchem dies Zeitalter darnieder liegt, und mit
der Einſicht in alle Erbaͤrmlichkeiten, Halbheiten,
Unwahrhaftigkeiten und Gleisnereien, von denen 35
es die Folge iſt.
Staͤhle mich mit Kraft, den Bo⸗
gen
des Urtheils ruͤſtig zu ſpannen, und, in der
Wahl der Geſchoſſe, mit Beſonnenheit und Klug⸗
heit,
auf daß ich jedem, wie es ihm zukommt, be⸗
gegne:
den Verderblichen und Unheilbaren, dir 40
zum Ruhm, niederwerfe, den Laſterhaften ſchrecke,
den Irrenden warne, den Thoren, mit dem bloßen
Geraͤuſch der Spitze uͤber ſein Haupt hin, necke.

Und einen Kranz auch lehre mich winden, womit
ich, auf meine Weiſe, den, der dir wohlgefaͤllig iſt, 45
kroͤne!
Ueber Alles aber, o Herr, moͤge Liebe
wachen zu dir, ohne welche nichts, auch das Ge⸗
ringfuͤgigſte
nicht, gelingt: auf daß dein Reich ver⸗
herrlicht
und erweitert werde, durch alle Raͤume
und alle Zeiten, Amen!
50

x.

Fragment eines Schreibens aus Paris.

Den 6ten September.

Als des Kaiſers Maj. den 4ten d. 7 Uhr Mor⸗
gens
nach Paris kam, um das Monument auf dem
Platz Vendôme zu beſehen, traf ſich’s, daß mich die 55
Wanderungen, die ich bei Tagesanbruch gewoͤhnlich,
um mich zu beluſtigen und zu unterrichten, durch die
Stadt zu machen pflege, gerade auch auf dieſen Platz
gefuͤhrt hatten.
Der Monarch, der ſo nahe an mir
vorbeiritt, daß ich den Hut vor ihm ruͤcken konnte, 60
ſieht wohl und heiter aus; obſchon, wie mehrere be⸗
merkt
haben wollen, nicht mehr ganz ſo ſtark und
wohlbeleibt, als im Fruͤhjahr.
Derſelbe hat auch noch,
3an dieſem Morgen, mehrere andere Monumente und
oͤffentliche Arbeiten, die ihrer Vollendung nahe ſind, 65
in Augenſchein genommen; beſonders hierunter ſind die
in der Rue Seine und am Hôtel Dieu, wo eine große
Anzahl von Haͤuſern demolirt wird, merkwuͤrdig; und ich
werde vielleicht in einem meiner naͤchſten Briefe, Ge⸗
legenheit
haben, Dich naͤher davon zu unterrichten.
70

Wenn man in den Straßen von Paris, den Ver⸗
kehr,
den Kaufleute, Handwerker, Schenkwirthe, u. ſ.
w. treiben treiben, [emendiert] beobachtet: ſo zeigt ſich ein Charakter an
demſelben, der, auf die ſonderbarſte Weiſe, abſticht
gegen den Charakter unſers einfaͤltigen deutſchen Ver⸗75
kehrs.
Zuvoͤrderſt muß man wiſſen, daß der Kaufmann
nicht wie bei uns eine Probe ſeiner Waare zur Schau
ſtellt: die Waare ſelbſt, das Beſte und Koſtbarſte, was
er beſitzt, wird an Riegeln und Haken, auf Tiſchen,
Stuͤhlen und Baͤnken, auf die wohlgefaͤlligſte und ruhm⸗80
redigſte
Weiſe, ausgebreitet.
Aushaͤngeſchilde, die von
beiden Seiten in die Straße hineinragen, geben, in
langen Tarifen, zudringliche und ſchmeichleriſche Aus⸗
kunft
uͤber die Wohlfeilheit ſowohl, als uͤber die Vor⸗
trefflichkeit
der Waaren; und bei der unuͤberwindlichen 85
Anlage der Nation, ſich dadurch taͤuſchen zu laſſen,
iſt nichts luſtiger, als das Spiel zu ſehen, das getrieben
wird, um ſich damit zu uͤberbieten.
In der That, man
glaubt auf einem Theater zu ſein, auf welchem, von
hoͤherer Hand gedichtet, ein ſatyriſches Stuͤck, das den 90
Charakter der Nation ſchildert, aufgefuͤhrt wird: ſo
zweckmaͤßig, ich moͤchte ſagen, ſchalkhaft und durchtrie⸗
ben,
ſind die Zuͤge, aus denen er, in allen Umriſſen,
klar wird, zuſammengeſtellt und zur Anſchauung ge⸗
bracht.
Der Caffetier zum Beiſpiel, der am Eingang95
einer Straße wohnt, affichirt vielleicht, auf einem blo⸗
ßen
ſchwarzen Brett, mit weißen Lettern: Caffé; eini⸗
ge
Artikel fuͤhrt er, auf einfache Weiſe, mit ihren Prei⸗
ſen
an; er hat den Vortheil, er iſt der Erſte.
Der
Zweite, um ihm den Rang abzulaufen, fuͤgt ſchon uͤber⸗100
all
bei der Enumeration ſeiner Leckereien hinzu: du
plus exquis
;
de la meilleure qualité; und: le tout au
4plus modique prix; ſein Brett iſt bunt gefaͤrbt, es
ſei nun gelb, roth oder blau, und er ſchiebt es, um
die Aufmerkſamkeit damit zu fangen, noch tiefer in 105
die Straße hinein.
Der Dritte ſchreibt: Caffé des Con⸗
noiſſeurs,
oder Caffé des Turcs; er hilft ſich noch, in⸗
dem
er ſein Schild, um noch einen oder zwei Fuß tie⸗
fer
in die Straße reckt; und ſeine Lettern, auf ſchwar⸗
zem
oder weißem Grunde, ſind, auf ſonderbare und 110
bizarre Weiſe, bunt gefaͤrbt in ſich.
Des Vierten Lage
ſcheint verzweifelt; gleichwohl durch die Verzweiflung
ſelbſt witzig gemacht, uͤberbietet er noch alle ſeine Vor⸗
gaͤnger.
Caffé au non plus ultra, ſchreibt er; ſeine
Lettern ſind von Mannsgroͤße, dergeſtalt, daß ſie in der 115
Naͤhe gar nicht geleſen werden koͤnnen; und ſein Schild,
das den ganzen Regenbogen ſpielt, ragt bis auf die
Mitte der Straße hinaus.
Aber was ſoll der Fuͤnfte
machen?
Hoffnungslos, durch Charlatanerie, Selbſtlob
und Uebertreibung etwas auszurichten, faͤllt er in die 120
Ureinfalt der erſten Patriarchen zuruͤck.
Caffé, ſchreibt
er, mit ganz gewoͤhnlichen (niedergeſchlagenen) Lettern,
und darunter: Entrés et puis jugés.

(Die Fortſetzung folgt.)

Tagesbegebenheiten.125

Stadtgeruͤcht. Von dem Preußiſchen Eigenthum im Herz.
Warſchau, mit Ausſchluß der Bank, Seehandl. und Wittw. Caſſe,
iſt der Sequeſter aufgehoben worden.
— Privatnachrichten.
Der Gr. Gottorp ſoll in Riga angekommen ſein.

Von dieſem Blatte erſcheint taͤglich, mit Ausſchluß des Sonn⸗130
tags,
ein Viertelbogen, und wird in der Stunde von 5–6 Uhr Abends
in der Expedition desſelben, hinter der katholiſchen Kirche Nr. 3. zwei
Treppen hoch, ausgegeben.
Das Abonnement betraͤgt vierteljaͤhrig,
alſo fuͤr 72 Stuͤck, achtzehn Groſchen klingendes Courant, das
einzelne Blatt dagegen, koſtet 8 Pf.
Den Intereſſenten des Herrn 135
Buchalsky kann es durch diesen in’s Haus geſchickt werden; Aus⸗
waͤrtige,
die es mit den Zeitungen zugleich zu erhalten wuͤnſchen,
belieben ſich an das hieſige Koͤnigl. Hof-Poſtamt zu wenden.
Die
Spedition an die Buchhandlungen, jedoch nur in Monatsheften, hat
der hieſige Buchhaͤndler, J. E. Hitzig uͤbernommen.
140

Berlin den 1. October 1810.Die Redaction.

5

Extrablatt
zum erſten Berliner Abendblatt.

Durch den Koͤnigl. Praͤſidenten der Polizei, Herrn
Gruner, der jedes Unternehmen gemeinnuͤtziger Art 145
mit ſo vieler Guͤte und Bereitwilligkeit unterſtuͤtzt,
ſind wir in den Stand geſetzt, in ſolchen Extrablaͤt⸗
tern,
als hier das Erſte erſcheint, uͤber Alles, was in⸗
nerhalb
der Stadt, und deren Gebiet, in polizeili⸗
cher
Hinſicht, Merkwuͤrdiges und Intereſſantes vor⸗150
faͤllt,
ungeſaͤumten, ausfuͤhrlichen und glaubwuͤrdigen
Bericht abzuſtatten: dergeſtalt, daß die Reihe dieſer,
dem Hauptblatt beigefuͤgten Blaͤtter, deren Inhalt
wir auch mit ſtatiſtiſchen Nachrichten aus den Provinzen
zu bereichern hoffen duͤrfen, eine fortlaufende Chronik,155
nicht nur der Stadt Berlin, ſondern des geſammten
Koͤnigreichs Preußen, bilden werden.

Folgende Extracte aus den Polizei-Rapporten ſind
uns bis heute 10 Uhr zugekommen.

Rapport vom 28. September.160

Am 27. in der Nacht iſt der Krug in Steglitz mit
allen Nebengebaͤuden abgebrannt, und zugleich ein mit
Zucker beladener Frachtwagen nebſt 4 Pferden.

Rapport vom 29. September.

Am 28. Abends iſt das alte hoͤlzerne Wohnhaus165
des Zimmergeſellen Graſſow in der Dresdner Straße
Nr. 93. 93 93 abgebrannt.

Rapport vom 30. September.

Geſtern Abend ſind im Dorfe Alt-Schoͤnberg 3
Bauerhoͤfe mit ſaͤmmtlichen Nebengebaͤuden abgebrannt.
170
Das Feuer iſt in der Scheune des Schulzen Willmann
ausgekommen, und zu gleicher Zeit iſt ein ziemlich ent⸗
fernter,
gegenuͤber ſtehender Ruͤſternbaum in Brand
gerathen, welches die Vermuthung begruͤndet, daß das
Feuer angelegt iſt.
175

6
Rapport vom 1. October.

In dieſer Nacht iſt das Haus des Baͤckermeiſter
Lamprecht in der neuen Koͤnigsſtraße Nr. 71 abgebrannt.

Das Haus war ſehr baufaͤllig, und die Entſtehungs⸗
art
iſt noch nicht ausgemittelt.
Auch außerhalb Ber⸗180
lin,
angeblich in Friedrichsfelde, iſt in dieſer Nacht
Feuer geweſen.

In Lichtenberg brennt in dieſen Augenblick (10 Uhr
Morgens) ein Bauerhof.
Die Entſtehungsart iſt noch
unbekannt, und ſind alle Vorkehrungen gegen die wei⸗185
tre
Verbreitung getroffen.

Auch ſind in dieſer Nacht von den Stadtthuͤrmen
3 Braͤnde in verſchiedenen Gegenden, jedoch außerhalb
des Berliniſchen Polizei Bezirks, entdeckt worden.

Zu bemerken iſt, daß bei einem, in Schoͤnberg ver⸗190
hafteten
Vagabonden geſtohlne Sachen gefunden wor⸗
den
sind, welche dem abgebrannten Schulzen Willman
in Schoͤnberg und den dem abgebrannten Kruͤger in Steg⸗
litz
gehoͤren.
Dieſes giebt Hofnung den Brandſtiftern
auf die Spur zu kommen, deren Daſein die haͤufigen 195
Feuersbruͤnſte wahrſcheinlich machen.
(Sobald die
Redaction, durch die Gefaͤlligkeit der hohen Polizeibe⸗
hoͤrde,
von dieſem gluͤcklichen Ereigniß unterrichtet ſein
wird, wird ſie dem Publico, zu ſeiner Beruhigung,
davon Nachricht geben.)
200

Gebet des Zoroaster.; Fragment eines Schreibens aus Paris.; Tagesbegebenheiten.; [Redaktionsanzeige]; Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt.;

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n2

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-01, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

Zeilen- u. Seitennavigation

Apparat

  • Editorische Anmerkungen
  • Emendationen
  • Erwähnte Personen
  • Erwähnte Orte
  • Kollation Editionen
  • Stellenkommentar
Stellenkommentar

2Zoroaſter.Altgriechisch für Zarathustra. Religionsstifter, Gründer des Zoroastrismus.

16VorweltKorrespondierend mit den Begriffen ›Nachwelt‹ und ›Mitwelt‹. ›Vorwelt‹ bezeichnet hier meist eine Zeit weit in der Vergangenheit (›historische oder prähistorische periode‹). Vgl. [DWB (26, 1913–1917): Vorwelt, 3)].

35Gleisnereien,Gleiſnerei ist synonym gebraucht für Heuchelei, Schmeichelei. [GWB (4, 307–308): gleißen)].

75Verkehrs.Ursprünglich in der Bedeutung von Verkehr, Umsatz und Vertrieb von Waren [DWB (25, 625–637): Verkehr, 3)].

80ruhmredigſteprahleriſch [DWB (14, 1453–1455): ruhmredig].

83Tarifen,Verzeichnis von Waren, Dienstleistungen mit beigefügten Preisen [DWB (21, 145–146): Tarif].

84WohlfeilheitEinen verhaͤltnißmäßig geringen Preis habend, im Gegensatz zu teuer [Adelung (4, 1596f): wohlfeil].

95CaffetierBesitzer eines Cafés (Kaffeehauses).

96affichirt›affichieren‹: ausstellen, anzeigen, anschlagen.

97Caffé;[DWB (11, 21f): Kaffee]: ›eins der letzten culturgeschenke des orients an den occident; aus Arabien stammend‹.

101EnumerationAufzählung.

102du plus exquis;am erlesensten.

102de la meilleure qualité;beste Qualität.

102le tout au alles zum niedrigsten Preis.

106Connoiſſeurs,Kenner.

107Turcs;Türken.

123Entrés et puis jugés.Richtig: ›Entrez et puis jugez.‹ (Treten sie ein und urteilen sie dann.)

128Sequeſter[DWB (16, 617–619): Sequeſter] 2) ›gerichtsseitige beschlagnahme und verwaltung einer strittigen sache bis zur gerichtlichen entscheidung‹.

129Gr. GottorpGustav IV. Adolf, König von Schweden, war 1809 von Napoleon abgesetzt und außer Landes verwiesen worden. Ab 1810 im Exil nannte er sich u. a. Graf Gottorp.

131Viertelbogen,Kennzeichnung Papierformat: ein einmal in der Mitte gefalzter Bogen, entsprechend vier Seiten. Die einzelne Seite entspricht einem Viertelbogen.

134CourantCourant ist eine Münze, deren Nominalwert durch das Metall, aus dem sie besteht, vollständig gedeckt ist. [Vgl. Wikipedia: Kurantmünze]. Die Echtheit (Reinheit des Metalls) der Münze wurde u. a. durch ihren Klang geprüft. Hieraus leitet sich die Redewendung ›klingendes Courant‹ ab, heute spricht man eher von ›klingender Münze‹.

151ungeſaͤumten,[Adelung (4, 862f): ungeſäumt] ›ohne Säumniß, mit aller nur moͤglichen Geschwindigkeit‹.

173RuͤſternbaumUlme, auch Ruͤſter genannt.

187Stadtthuͤrmen›Die Waͤchter auf den Stadtthuͤrmen, welche alle Stunden des Nachts abblieſen, mußten auch am Tage, wenn Feuer war, auf demſelben ſein, um dasſelbe zu beblaſen. Außerdem ſteckten ſie eine Fahne am Thurme auf, und des Nachts hingen ſie eine Laterne aus demſelben nach dem Orte hin, wo das Feuer war. Auf die gegebenen Feuerzeichen, oder wenn die Sturmglocken geſchlagen wurden, eilten die naͤchſten Nachbarn und die Bewohner des Viertels mit Eimern, Spritzen und andern Waſſergeraͤthſchaften zum Feuer.‹ Zitiert nach ›Albert Ballhorn: Das Polizei-Praͤſidium zu Berlin. Berlin, 1852. S. 61.‹

191VagabondenFrz. Form des Vagabunden, Landſtreichers.

 Emendationen (insges. 1)
  • 193dendem

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 1stes Blatt. Den 1sten October 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 1.10.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 1–6

Editorische Anmerkungen

  • 15Ja, er gefaͤllt ſichEs ist ziemlich deutlich, dass das »Ja« hier gesperrt gedruckt ist. Alle anderen Editionen drucken ohne Sperrung (oder Kursivierung).
  • 136in’sDas Apostroph ist im Druck nicht erkennbar. Das gewählte Spatium läßt aber auf dieses schließen.
  • 159bisDas ›i‹ in ›bis‹ iſt im Druck nicht erkennbar, aber aufgrund des vorhandenen Zwischenraumes zu vermuten.
  • 166ZimmergeſellenDas ›e‹ in ›Zimmergeſell[e]n‹ iſt im Druck nicht erkennbar, aber aufgrund des vorhandenen Zwischenraumes zu vermuten.
  • 178Nr.Der Punkt nach ›Nr‹ iſt im Druck nicht erkennbar, aber aufgrund des vorhandenen Zwiſchenraumes zu vermuten.
  • 189worden.Der Punkt nach ›worden‹ iſt im Druck nicht erkennbar.
  • 194BrandſtifternDas ›f‹ in ›Brandſti[f]tern‹ iſt im Druck nicht erkennbar, aber aufgrund des vorhandenen Zwischenraumes zu vermuten.

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Gebet des Zoroaster.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: x. [= Heinrich von Kleist]

Der mit der Chiffre ›x.‹ unterzeichnete Text wird erstmalig durch R. Köpke Kleist als Autor zugeordnet. Vgl. [Köpke:1862, S. 29].

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 1f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 7f [MA] II 341f [DKV] III 541f [SE:1993] II 325f

Fragment eines Schreibens aus Paris.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: [anonym] [= Heinrich von Kleist]

Der Text ist nicht unterzeichnet. Erstmalig hat R. Steig den Text Kleist als Autor bzw. Bearbeiter zugeordnet: ›Das Schreiben kann echte Grundlage haben, es kann aber auch ganz fingirt und in Berlin verfaßt sein: jedenfalls trägt es den Charakter des Kleistischen Stiles‹ [Steig:1901, S. 49]. In der Forschung sind u. a. Varnhagen und Kotzebue als mögliche Quellen für Kleists Komposition genannt. Vgl. [SE:1993 II, S.940], [DKV III, S. 1178f].

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 2–4

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 8–10 [MA] II 342–344 [hier 342f] [DKV] III 590–592 [hier 590f] [SE:1993] II 383–385 [hier 383f]

Tagesbegebenheiten.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Zuordnung durch Sembdner: Kleist habe sich diese ›Eigenmeldungen‹ ›unabhängig von Gruners Rapporten und auch unabhängig von den Tageszeitungen‹ verschafft. Vgl. [SE:1939, S. 323].

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 4

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 10

[Redaktionsanzeige]

Zur Autorschaft: Autor-Zn: Die Redaction. [= Heinrich von Kleist]

Erstmalig in [MP:1936 VII, S. 217].

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 4

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 10 [MA] II 344 [DKV] III 651 [SE:1993] II 452

Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist [Bearb.]

Die Einleitung stammt von Kleist. Bei den anschließenden Meldungen handelt es sich um von Kleist redigierte Texte aus den Polizei-Rapporten vom 28./29. und 30. September, sowie vom 1. Oktober 1810 (Vgl. BKB 11, hier S. 43–59).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 5f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 11f [MA] II 344–346 [DKV] III 616f [SE:1993] II 423–425

 Erwähnte Personen
  • []Buchalsky, C. H. (1)
  • []Grassow (1)
  • []Gruner, Karl Justus (1)
  • []Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1)
  • []Hitzig, Julius Eduard (1)
  • []Horst, Johann Christoph Peter (1)
  • []Lamprecht (1)
  • []Napoleon Bonaparte (3)
  • []Willmann, Johann Daniel (2)
  • [»]Alle Personen anzeigen +/–
 Erwähnte Orte
  • []Berlin (4)
  • []Dresdner Straße (1)
  • []Friedrichsfelde (1)
  • []Hinter der katholischen Kirche (1)
  • []Lichtenberg (1)
  • []Palmyra (1)
  • []Paris (4)
  • []Paris ›Hôtel-Dieu‹ (1)
  • []Paris ›Place Vendôme‹ (1)
  • []Paris ›Rue de Seine‹ (1)
  • []Riga (1)
  • []Schönberg (3)
  • []Steglitz (2)
  • []Warschau (1)
  • [»]Alle Orte anzeigen +/–
 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[DKV:1990] [1 Abw.]
  • 73treiben ] treiben, [emendiert]
[BKA:1989] [1 Abw.]
  • 16793. ] 93
[MA:2010] [1 Abw.]
  • 16793. ] 93
WERKE
  • Dramen
  • Erzählungen
  • Lyrik
  • Sonstige Prosa
  • Berliner Abendblätter
  • Phöbus
VERZEICHNISSE
  • Personen
  • Orte
  • Kleist Texte (alphabetisch)
  • Von Kleist erwähnte Werke
  • Literaturverzeichnis
SONSTIGES
  • Über die Edition
  • Kleist-Wörter-Rätsel
  • Handschriften-Simulator
  • Handschriften-Fonts
  • Kontakt Herausgeber
  • Impressum / Haftungsausschluss
  • Datenschutzerklärung
  • Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter einer
    Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz