Der zerbrochne Krug, ein Lustspiel [Handschrift]
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In der Fassung Konstituierter Text ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Alle Emendationen sind ausgeführt und im Anhang einzeln verzeichnet. Ansonsten fusst die Fassung auf dem konstituierten Text der textkritischen Fassung der Handschrift.
In der Fassung Konstituierter Text ohne langes ſ ist das lange ſ durch s ersetzt. Ansonsten fusst die Fassung auf dem konstituierten Text der textkritischen Fassung der Handschrift.
ein Luſtſpiel,
[Leerseite]
Vorrede.
Dieſem Luſtſpiel liegt wahrſcheinlich ein hiſto⸗
riſches
Factum, worüber ich jedoch keine nähere Aus⸗
kunft habe
auffinden können, zum Grunde. Ich nahm
die Veranlaſſung
dazu aus einem Kupferſtich, den ich
vor mehreren Jahren
in der Schweiz ſah. Man bemerkteIm Autograph ist das abschließende ›e‹
in ›bemerkte‹ nicht mehr erkennbar. Der gesamte rechte
Blattrand ist etwas verblasst, wesentlich durch Verschleiß
und Alterung. Im Faksimile-Druck von 1941 sind dagegen die
Buchstaben am rechten Rand noch deutlich
lesbar.
darauf — zuerſt einen Richter, der
gravitätiſch auf dem
Richterſtuhl ſaß: vor ihm ſtand eine
alte Frau, die
einen zerbrochenen Krug hielt, ſie ſchien
das Unrecht,
das ihm widerfahren war, zu demonſtriren:
Beklagter,
ein junger Bauerkerl, den der Richter, als
überwieſen,
andonnerte, vertheidigte ſich noch, aber
ſchwach: ein
Mädchen, das wahrſcheinlich in dieſer Sache
gezeugt hatte
(denn wer weiß, bei welcher Gelegenheit das
Delictum
geſchehen war) ſpielte ſich, in der Mitte
zwiſchen Mutter
und Bräutigam, an der Schürze; wer ein
falſches
Zeugniß abgelegt hätte, könnte nicht
zerknirſchter daſtehn:
und der Gerichtsſchreiber ſah (er hatte vielleicht kurz
vorher das Mädchen angeſehen) jetzt den Richter
mistrau⸗
iſch zur Seite an, wie Kreon, bei
einer ähnlichen Gele⸗
genheit, den Ödip
.
,
als die Frage war, wer den
Lajus erſchlagen?
.
Darunter ſtand: der
zerbrochene
Krug. — Das Original war, wenn ich
nicht irre, von
einem niederländiſchen Meiſter.
Perſonen.
+ Walter, Gerichtsrath. Adam, Dorfrichter. Licht, Schreiber. Frau Marthe Rull. + Eve, ihre Tochter. + Veit Tümpel, ein Bauer. Ruprecht, ſein Sohn. Frau Brigitte. + Ein Bedienter., Büttel, Mägde &.Die Handlung ſpielt in einem niederländiſchen
Dorfe bei Utrecht.
Scene: die Gerichtsſtube
Geballt, wie eine Fauſt groß, ſtrafe mich Gott,In der Phöbusüberarbeitung ändert Kleist die ursprünglichen zwei Verse, die im Erstdruck übernommen werden, in drei modifizierte Verse. Der Teilvers ›ſtrafe mich Gott,‹ wird Teil des folgenden, neu eingefügten Verses. Dass Kleist auch am Ende noch unzufrieden war, zeigt die erneute Korrektur für die Phöbusfassung: ›strafe mich Gott‹ wird geändert in ›hol’s der Henker‹. Querfeld ein Schlag, im Angesicht, blutrünstig,
Geballt, wie eine Faust groſs, hol’s der Henker, Querfeld ein Schlag, blutruͤnſtig, ſtraf mich Gott, Als hätt’ ihn eines Kein Großknechts Fauſtwüthend ihnEs ist nicht eindeutig, ob ›[wüthend ihn]‹ zusammen oder getrennt gestrichen wurde: ›[wüthend] [ihn]‹. geführt. trifft im ganzen Dorfe beſſer. Als hätt’ ein Großknecht wüthend ihn geführt. Als hätt’ ihn ein Großknecht wüthend geführt.Variante b entsteht, wenn ›wüthend ihn‹ nicht in einem Arbeitsgang, sondern getrennt voneinander gestrichen worden ist. Als hätt’ ihn eines Großknechts Fauſt geführt. Kein Großknecht trifft im ganzen Dorfe beſſer. Kein Groſsknecht trifft im ganzen Dorfe besser. Als haͤtt’ ein Großknecht wuͤthend ihn gefuͤhrt. Adam. Das iſt der Augenknochen. — Ja, nun ſeht, Das Alles hatt’ ich nicht einmal geſpürt. Licht. Ja, ja,! ſSo geht’s im Feuer des Gefechtes. Ja, ja, ſo geht’s im Feuer des Gefechtes. Ja, ja! So geht’s im Feuer des Gefechtes. Ja, ja. So geht’s im Feuer des Gefechtes. Ja, ja! So geht’s im Feuer des Gefechts. Adam Im Feuer des Gefechts! — Hört mir nur [vgl. Anm. 50 p] nur [vgl. Anm. 50 p] BKA und HAM lesen jeweils ›nur‹, nicht ›mir‹. Dabei ist der erste Buchstabe eindeutig als ›m‹ identifizierbar, danach folgt der typische Abstand, den Kleist vor der Minuskel ›i‹ einhält und auch selbiges ist deutlich als ›i‹ und nicht als ›u‹ zu lesen (zumal ein nach oben offene Bogen über der Minuskel ›u‹ fehlt). Auch der i-Punkt ist erkennbar. die Sſchamloſe Reden! [ ] Im Feuer des Gefechts! Hört mir die Reden! Im Feuer des Gefechts! Schamloſe Reden! Im Feuer des Gefechts — ſchamloſe Reden! Im Feuer des Gefecht’s — schamlose Reden! [ ] Gefecht! Was! — Mit dem verfluchten Cherubim focht’ ich, Gefecht! Was! — Mit dem verfluchten Cherubim Mit dem verfluchten Cherubim focht’ ich, Mit dem verfluchten Bockgesicht focht’ ich, Gefecht! Was! — Mit dem verfluchten Ziegenbock, Am Ofen focht’ ich, wenn ihr wollt. Jetzt weiß’ ich’s. Der an der Ofenkante eingefugt. Am Ofen focht’ ich, wenn ihr wollt. Jetzt weiß’ ich’s.Das Versende ›ich’s.‹ ist in Kleists Durchstreichung nicht enthalten (inhaltlich aber intendiert). Der an der Ofenkante eingefugt. Der an der Ofenkante eingefugt. Am Ofen focht’ ich, wenn ihr wollt. Jetzt weiß’ ich’s. Jetzt weiß ich es. Da ich, beim Auferſtehn, [ ] Jetzt weiß ich es. Da ich, beim Auferſtehn, Jetzt weiſs ich es. Da ich, beim Auferstehn, [ ] Da ich dDas Gleichgewicht des Kopfs verlier’, und gleichſam Da ich das Gleichgewicht verlier’, und gleichſam Das Gleichgewicht des Kopfs verlier’, und gleichſam Das Gleichgewicht verlier’, und gleichſam Das Gleichgewicht verlier’ und gleichsam wie Da ich das Gleichgewicht verlier, und gleichſam Ertrunken in den Lüften um mich greife, Faſſ’ ich — zuerſt die Hoſen, die ich geſtern Abend Faſſ’ ich die Hoſen, die ich geſtern Abend Faſſ’ ich — zuerſt die Hoſen, die ich geſtern Fass’ ich — zuerst die Hosen, die ich gestern Faſſ’ ich die Hoſen, die ich geſtern Abend Durchnäßt an das Geſtell des Ofens hieng. Nun faſſ’ ich ſie, verſteht ihr, denke mich, Ich Thor, daran zu halten, und nun reißt Der Bund, Bund’ jetzt und es ſtürztBKA und Hamacher lesen jeweils ›stürzt’‹. Hier wird jedoch das gelesene Apostroph mit dem Komma des vorlaufenden Verses hinter ›zu halten‹ verwechselt und damit doppelt gelesen als Komma in Vers 57 und als Apostroph in Vers 58. die Hoſ’ und ich, wir ſtürzen, und das Geſtell, Der Bund, Bund’ jetzt und Hoſ’ und ich, wir ſtürzen, Der Bund, es ſtürzt die Hoſ’ und das Geſtell, Der Bund, es stürzt die Hos’ und das Gestell, Der Bund; Bund jetzt und Hoſ’ und ich, wir ſtuͤrzen, Und häuptlingsIch ſtürz’ — und mit dem Stirnblatt ſchmettr’ ich auf wüthend Und häuptlings mit dem Stirnblatt ſchmettr’ ich auf Ich ſtürz’ — und mit dem Stirnblatt ſchmettr’ ich wüthend Ich stürz’ — und mit dem Stirnblatt schmettr’ ich wütheDer Setzer hatte hier offensichtlich Probleme mit der Überlänge des Verses. Statt die Wortabstände zu verkleinern, wurden (in der Eile?) die Buchstaben ›nd‹ einfach weggelassen. Und Haͤuptlings mit dem Stirnblatt ſchmettr’ ich auf DenJuſt auf den Ofen, hin, juſt wo ein Cherubim Den Ofen hin, juſt wo ein Cherubim Juſt auf den Ofen, wo ein Cherubim Just auf dem Ofen, wo ein Ziegenbock Den Ofen hin, juſt wo ein ZiegenbockDie Übernahme des ›Ziegenbock‹-Motivs aus der Phöbus-Bearbeitung in den Erstdruck ist einer der Hinweise, dass die finale Überarbeitung für den Erstdruck nach der Überarbeitung für den Phöbus erfolgte. Die Naſe an der Ecke vorgeſtreckt. Licht /: lacht :/ Gut, gut. Adam Verdam̄t,!ſag’ ich! Verdam̄t! Verdam̄t, ſag’ ich! Verdammt, sag ich! Verdammt! Licht Laßt’s gut ſein. [ ] Laßt’s gut ſein. Laſst's gut sein, Vetter. [ ] 9. Adam. Was? [ ] Was? [ ] [ ] Licht. /: fortlachend :/ ...........Kleist fügt zur Auffüllung der Zeile Punkte ein, um zu signalisieren, dass der ursprüngliche Teilvers in einen vollständigen geändert wurde. Der erſte Adamsfall, in eurem Leben, Gevatterchen, Der erſte Adamsfall, ........... Der erſte Adamsfall, in eurem Leben, ........... Der erſte Adamsfall, Gevatterchen, [ ] Der erſte Adamsfall, Den ihr aus einem Bett hinausgethan. gethan. Den ihr aus einem Bett hinausgethan. Den ihr aus einem Bett hinaus gethan. [ ] Den ihr aus einem Bett hinaus gethan. Adam. Mein Seel! — Doch, was ich ſagen wollte,Das mein’ ich auch, bei Gott! Doch was giebt’s Neues? Mein Seel! — Doch, was ich ſagen wollte, was giebt’s Neues? Das mein’ ich auch, bei Gott! Doch was giebt’s Neues? Ich muſs es wohl. — Doch was ich sagen wollte,Für das Phöbus-Fragment hat Kleist die folgenden Verse einer weiteren Überarbeitung unterzogen. Sie lauten dort in der finalen Fassung: ›Was giebt es Neues! | Licht. Ia, sieh da! hätt’ ich’s | Doch bald vergessen. | Adam. Nun? | Licht. Macht euch gefaſst, | Auf unerwarteten Besuch aus Utrecht. | Adam. Nun? Und von wem? | Licht. Rath Walter kömmt. | Adam (erschrocken) Wer kömmt? | Licht. Der Herr Gerichtsrath Walter kömmt aus Utrecht. | Adam. Was sagt ihr! | U. s. w.‹ Mein Seel! — Doch, was ich ſagen wollte, was giebts Neues? Licht Ja, was es Neues giebt! Der Henker hohl’s, Hätt’ ich’s doch bald vergeſſen. Adam. Nun? Licht. Macht euch bereit auf unerwarteten Beſuch aus Utrecht. Adam. So? Licht. Der Herr Gerichtsrath kömt. Adam. Wer kömt? Licht. Der Herr Gerichtsrath Walter kom̄t, aus Utrecht. Er iſt in B Reviſions-Bereiſung auf den Ämtern, Und heut noch trifft er bei uns ein. Adam. Noch heut! Seid ihr bei Troſte? Noch heut! Seid ihr bei Troſte? Noch heut! Seid ihr bei Troſt? Noch heut! Seid ihr bei Troſt? Licht. So wahr ich lebe. Er war in Holla, auf dem Gränzdorf, geſtern, Hat das Juſtizamt dort ſchon revidirt, Hat das Juſtizamt dort ſchon revidirt, Hat das Juſtizamt dort ſchon revidirt. Ein Bauer ſah zur Fahrt nach Huiſum ſchon Die Vorſpannpferde vor den Wagen ſchirren. Adam. Heut noch, er, der Gerichtsrath, her, aus Utrecht! Zur Reviſion, der wackre Mann, der ſelbſt Sein Schäfchen ſchiert, dergleichen Fratzen haßt. Nach Huiſum kom̄en, und uns cujoniren! 9. Licht. Kam er bis Holla, kom̄t er auch bis Huiſum. Nehmt euch in Acht. Adam. Ach, geht! Licht. Ich ſag’ es euch. Adam Geht mir mit eurem Mährchen, ſag’ ich euch. Licht. WeDas gestrichene ›We‹ ist einer der Hinweise, dass Kleist dieses Manuskript von einer nicht überlieferten Vorlage abschreibt. Hierbei ist er versehentlich schon in den folgenden Vers (›Wer weiß ...‹) gesprungen, korrigiert sich aber sofort. Der Bauer hat ihn ſelbſt geſehn, zum Henker. Adam Wer weiß, wen der triefäug’ge Schuft geſehn. Wer weiß, wen der triefaͤugige Schuft geſehn. Die Kerle unterſcheiden ein Geſicht Von einerm kahlen Hinterglatze nicht. Hinterkopf nicht, wenn er kahl iſt. Von einer kahlen Hinterglatze nicht. Von einem Hinterkopf nicht, wenn er kahl iſt. Von einem Hinterkopf nicht, wenn er kahl iſt. Setzt einen Huth dreieckig auf mein Rohr, Hängt ihm den Mantel um, zwei Stiefeln drunter, So hält ſo’n Schubiak ihn für wen ihr wollt. Licht. Wohlan, ſo zweifelt fort, in’s Teufels Namen, Wohlan ſo zweifelt fort, ins Teufels Namen, Bis er zur Thür hier eintrit. Adam. Er, eintreten! — Ohn’ uns ein Wort vorher geſteckt zu haben. Licht. Der Unverſtand! Als ob’s der vorige Reviſor noch der Rath Wachholder wäre! Reviſor noch, der Rath Wachholder, waͤre! Es iſt Rath Walter jetzt, der revidirt. Adam Wenn gleich, Rath Walter! Geht, laßt mich zufrieden. Wenn gleich Rath Walter! Geht, laßt mich zufrieden. Der Mann hat ſeinen Amtseid ja geſchworen, Und praktiſirt,BKA liest Komma hinter ›praktisirt‹ nicht als nachträglich eingefügt. wie wir nach demn Edicten vom ſechſten. Und praktiſirt nach dem Edict vom ſechſten. Und praktiſirt nach den Edicten. Und praktiſirt, wie wir nach den Edicten.In Vers 99 ist der genetische Prozeß nicht eindeutig entscheidbar, insbesondere wann Kleist die Wörter ›wie wir‹ eingefügt hat. Möglich wäre eine Variante c. Wahrscheinlicher ist, daß Kleist ›wie wir‹ erst im Kontext des hinzugefügten Vers 100 eingesetzt hat, da es Adams tradierte Rechtspraxis unterstreichen würde. Auch die Schriftmerkmale (u. a. Schriftlage von Einschub und Vers 100) sprechen dafür. In diesem Fall würde Variante c entfallen. Und praktiſirt, wie wir nach den Und praktiſirt, wie wir, nach den Beſtehenden Edicten und Gebräuchen. 10. Licht. Nun, ich verſichr’ euch, der Gerichtsrath Walter, Nun, ich verſichr’ euch, der Gerichtsrath Walter, Nun, ich verſichr’ euch, der Gerichtsrath Walter Nun ich verſichr’ euch, der Gerichtsrath Walter Erſchien in Holla unvermuthet geſtern, Viſ’tirte Caſſen und Regiſtraturen, Und ſuſpendirte Richter dort und Schreiber, Warum? ich weiß nicht, ab officio. Adam. Den Teufel auch? Hat das der Bauer geſagt? Licht. Dies, und noch mehr — Adam. So? Licht. Wenn ihr’s wiſſen wollt. Denn in der Frühe, heut ſucht man den Richter, Dem man in ſeinem Hauſ’ Arreſt gegeben, Und findet hinten in der Scheuer ihn Am Sparren hoch des Daches aufgehangen. Licht Adam. Was ſagt ihr?Kleist kürzt hier in zwei Korrekturgängen die Verse 112-1 und 112 zu einem einzigen zusammen. In der Grundschicht (Textstand ɑ) ist Vers 112-1 als Antilabe konstruiert, klar erkennbar an der Einrückung von Lichts Erwiderung ›Nichts …‹. In einer ersten Änderung löst Kleist die Antilabe auf und ergänzt Adams ›Was ſagt ihr?‹ zu einem Vollvers (Textstand β). Lichts Anteil an Vers 112-1 wird vollständig gestrichen, durch eine gerade Linie. Vers 112 bleibt unverändert. In einem späteren Arbeitsgang (Textstand ɣ) streicht Kleist die Ergänzung in 112-1 wieder (mit wellenförmiger Linie) und ändert im gleichen Arbeitsgang Vers 112 (durch zwei Streichungen und zwei Ergänzungen), so dass mit den verbleibenden acht Silben wieder eine Antilabe entsteht. Diese Fassung entspricht auch der Fassung des Erstdrucks. — Für die Diskussion um ein Stemma von Kleists Krug ist diese Korrektur wichtig. Die Herausgeber der BKA wollen zumindest nicht ausschließen, dass Kleist die Korrekturen in dieser Handschrift, die sich im Erstdruck wiederfinden, aus einer anderen Handschrift X übertragen habe. Der hier vorliegende, zweifache und zeitlich getrennte Arbeitsvorgang würden der Annahme einer weiteren Handschrift X widersprechen, da hier nicht übertragen sondern Lösungen erst probiert werden (Vgl. auch Zeller, KJb xxx). Aufgehangen? Ihn, den Richter? Was ſagt ihr? Was ſagt ihr? Aufgehangen? Ihn, den Richter? Was ſagt ihr? Was ſagt ihr? Licht. Nichts. Es ist ein Mährchen bloß. Nichts — Es ist ein Mährchen bloß. [ ] [ ] Inzwiſchen ruft man Hülfe gleichinzwiſchen komt herbei, Inzwiſchen ruft man Hülfe gleich herbei, Hülf inzwiſchen komt herbei, Huͤlf’ inzwiſchen kommt herbei, Man löſ’t ihn ab, und reibt ihn, und begießt ihn, Ins nackte Leben bringt man ihn zurück. Adam So? Bringt man ihn? Licht. Doch jetzo wird verſiegelt Doch jetzo wird verſiegelt, In ſeinem Haus, vereidet und verſchloſſen, Es iſt, als wär’ er eine Leiche ſchon, Es iſt, als waͤr er eine Leiche ſchon, Und auch ſein Richteramt iſt ſchon beerbt. Adam. Ei, Henker, ſeht! — Ein liederlicher Hund war’s — 11. Sonſt eine ehrliche Haut, ſo wahr ich lebe, Ein Kerl, mit dem ſich’s gut zuſam̄en war; Doch grauſam ſ liederlich, das muß ich ſagen. Wenn der Gerichtsrath heut in Holla war, So gieng’s ihm ſchlecht, dem armen Kauz, das glaub’ ich. Licht. Und dieſer Vorfall einzig, ſprach der Bauer, Sei Schuld, daß der Gerichtsrath noch nicht hier; Zu Mittag treff’ er doch unfehlbar ein. Zu Mittag treff’ er doch ohnfehlbar ein. Adam Zu Mittag, gut, Gevatter. Jetzt gilt’s Freundſchafft. Zu Mittag! Gut, Gevatter! Jetzt gilt’s Freundſchaft. Ihr wißt, wie ſich zwei Hände waſchen können. Ihr wollt auch gern, ich weiß, Dorfrichter werden, Und ihr verdient’s, bei Gott, ſo gut wie Einer. Doch heut iſt noch nicht die Gelegenheit, Heut laßt ihr noch den Kelch vorübergehn. Licht Dorfrichter, ich! Was denkt ihr auch von mir? Adam. Ihr ſeid ein Freund von wohlgeſetzter Rede, Und euren Cicero habt ihr ſtudirt Trotz Einem auf der Schul’ in Amſterdam. Drückt euren Ehrgeiz heut hinunter, hört’ ihr? Es werden wohl ſich Fälle noch ergeben, Wo ihr mit eurer Kunſt euch zeigen könnt. Licht Wir zwei Gevatterleute! Geht mir fort. Adam Zu ſeiner Zeit, ihr wißt’s, ſchwieg auch der große Demoſthenes. Folgt hierin ſeinem Muſter. Und bin ich König nicht von Macedonien, Kann ich auf meine Art doch dankbar ſein. 12. Licht. Geht mir mit eurem Argwohn, ſag’ ich euch. Hab’ ich jemals —? Hab ich jemals —? Adam. Seht, ich, ich, für mein Theil, Dem großen Griechen folg’ ich auch. Es ließe Von Depoſitionen ſich und Zinſen Zuletzt auch eine Rede ausarbeiten: Wer wollte ſolche Perioden drehn? Licht. Nun, alſo! Adam. Von ſolchem Vorwurf bin ich rein, Der Henker hol’s! Und Alles, was es gilt, Ein Schwank iſt’s etwa, der zur Nacht gebohren, Des Tags vorwitz’gen Lichtſtrahl ſcheut. Licht. Ich weiß. Adam. Mein Seel! Es iſt kein Grund, warum ein Richter, Wenn er nicht auf dem Richtſtuhl ſitzt, Soll gravitätiſch, wie ein Eisbär, ſein. Licht. Das ſag ich auch. Adam. Nun denn, ſo kom̄t, Gevatter. Folgt mir ein wenig zur Regiſtratur. Folgt mir ein wenig zur Regiſtratur; Die Actenſtöße ſetz’ ich auf, denn die Die liegen wie der Thurm zu Babylon. Ein Bedienter /: trit auf :/Hier ist nachträglich, wohl von Kleist selbst, ein Querstrich eingefügt worden zur Kennzeichnung des Beginns einer neuen Szene (›Zweiter Auftritt‹ im Erstdruck). Der Bediente. Gott helf, Herr Richter! Der Gerichtsrath Walter Läßt ſeinen Gruß vermelden, gleich wird er hier ſein. Adam Ei, du gerechter Him̄el! Iſt er mit Holla Schon fertig? 11. Der Bediente Ja, er iſt in Huiſum ſchon. Adam He! Liſe! Grete! He! Lieſe! Grete! Licht. Ruhig, ruhig jetzt. Adam. Gevatterchen! Licht. Laßt euren Dank vermelden. Laßt euern Dank vermelden. Der Bediente. Und morgen reiſen wir nach Huſſahe. Adam. Was thu thu’ Das Apostroph ist auch in einer Vergrößerung nicht erkennbar, verbirgt sich aber möglicherweise hinter dem Bogen über der Minuskel ›u‹. Im Erstdruck ohne Apostroph. thu’ Das Apostroph ist auch in einer Vergrößerung nicht erkennbar, verbirgt sich aber möglicherweise hinter dem Bogen über der Minuskel ›u‹. BKA und Hamacher lesen jeweils ›thu’‹. Das Apostroph ist auch in einer Vergrößerung nicht erkennbar, verbirgt sich aber möglicherweise hinter dem Bogen über der Minuskel ›u‹. Im Erstdruck ohne Apostroph. ich jetzt? Was laſſ’ ich? Was thu ich jetzt? Was laſſ’ ich? Was thu ich jetzt? Was laß ich?In E hier eingefügt: ›Er greift nach ſeinen Kleidern.‹. Eine Magd /: trit auf :/ Die Magd Hier bin ich, Herr. Licht. Wollt ihr die Hoſen anziehn? Seid ihr toll? Zweite Magd /: trit auf :/ Zweite Magd Hier bin ich, Herr Dorfrichter. Licht. Nehmt den Rock. Adam.In E ist hinter ›Adam.‹ als Regieanweisung noch ›(ſieht ſich um).‹ hinzugefügt. Wer? Der Gerichtsrath? Licht. Ach, die Magd iſt es. Adam Die Bäffchen! Mantel! Kragen! Die erſte Magd Erſt die Weſte! Adam. Was? — Rock aus! Hurtig! 12. Licht /: zum Bedienten :/ Der Herr Gerichtsrath werden Hier ſehr willkom̄en ſein. Wir ſind ſogleich Bereit ihn zu empfangen. Sagt ihm das. Adam. Den Teufel auch! Der Richter Adam läßt ſich Entſchuldigen. Licht. Entſchuldigen! Adam. Entſchuld’gen. Iſt er ſchon unterwegs etwa? Der Bediente. Er iſt Noch in der Schenke, wo er abgeſtiegen. Im Wirthshaus noch, er hat den Schmidt beſtellt Noch in der Schenke, wo er abgeſtiegen. Im Wirthshaus noch, er hat den Schmidt beſtellt Im Wirthshaus noch. Er hat den Schmidt beſtellt; Der Wagen gieng uns auf der Reiſ’ entzwei; Der Wagen gieng entzwei. Der Wagen gieng uns auf der Reiſ’ entzwei; Der Wagen gieng entzwei. Der Wagen ging entzwei. Er hat den Schmidt beſtellt. Er hat den Schmidt beſtellt. [ ] [ ] Adam Gut. Mein Empfehl. Der Schmidt iſt faul. Ich ließe mich entſchuld’gen. Ich hätte Hals und Beine faſt gebrochen, Schaut ſelbſt, ſ’iſt ein Spektakel, wie ich ausſeh: Schaut ſelbſt, s’ iſt ein Spektakel, wie ich ausſeh; Und jeder Schreck purgirt mich von Natur; Und jeder Schreck purgirt mich von Natur. Ich wäre krank. Adies. Adies Ein abschließender Punkt verbirgt sich unter der letzten Durchstreichung (die ohne einen vorhandenen Punkt auch gar keinen Sinn hätte). Adies Ein abschließender Punkt verbirgt sich unter der letzten Durchstreichung (die ohne einen vorhandenen Punkt auch gar keinen Sinn hätte). Licht. Seid ihr bei Sinnen? — Der Herr Gerichtsrath wär ſehr angenehm. — Wollt ihr? Adam. Zum Henker! Licht. Was? Adam. Der Teufel ſoll mich holen, Iſt’s nicht ſo gut, als hätt’ ich ſchon ein Pulver? Iſt’s nicht ſo gut, als haͤtt’ ich ſchon ein Pulver! Licht. Das fehlt noch, daß ihr auf den Weg ihm leuchtet. 13. Adam. Margrethe! He! Der Sack voll Knochen! Lieſe! Margrethe! he! Der Sack voll Knochen! Lieſe! Die beiden Mägde Hier ſind wir ja. Was wollt ihr? Adam. Fort! ſag’ ich. Kuhkähſe, Schinken, Butter, Würſte, Flaſchen Kuhkaͤſe, Schinken, Butter, Wuͤrſte, Flaſchen, Aus der Regiſtratur geſchafft! Und flink! — Du nicht. Die Andere. — Maulaffe! Du ja! — Gott’s Blitz, Margrethe! Lieſe ſoll, die Kuhmagd, In die Regiſtratur. Die erſte Magd /: abIn E wird ›ab‹ ergänzt zu ›(Die erſte Magd geht ab.)‹ :/ Die zweite Magd Sprecht, ſoll man euch verſtehn. Sprecht, ſoll man euch verſtehn! Adam Halt’s Maul jetzt, ſag’ ich —! Fort! Schaff mir die Perücke! Marſch! Aus dem KleiderBücherſchrank! Geſchwind! Pack dich! Marſch! Aus dem Kleiderſchrank! Geſchwind! Pack dich! Marſch! Aus dem Bücherſchrank! Geſchwind! Pack dich! Marſch! Aus dem Buͤcherſchrank! Geſchwind! Pack dich! Die zweite Magd /: ab :/ Licht /: zum Bedienten :/ Es iſt dem Herrn Gerichtsrath, will ich hoffen, Nichts Böſes auf der Reiſe zugeſtoßen? Der Bediente Je, nun! Wir ſind im Hohlweg umgeworfen. Adam. Peſt! Mein geſchundner Fuß! Ich krieg’ die Stiefeln — Licht. Ei, du mein Him̄el! Umgeworfen, ſagt ihr? Doch keinen Schaden weiter —? Der Bediente. Nichts von Bedeutung. Der Herr verſtaukte ſich die Hand ein wenig. Der Herr verſtauchte ſich die Hand ein wenig. Die Deichſel brach. Adam. Daß er den Hals gebrochen! 14. Licht. Die Hand verſtaukt! Ei, Herr Gott! Kam der Schmidt ſchon? Die Hand verſtaucht! Ei, Herr Gott! Kam der Schmidt ſchon? Der Bediente. Ja, für die Deichſel. Licht. Was? Adam. Ihr meint, der Doctor? . Ihr meint, der Doctor? Ihr meint, der Doctor. Ihr meint, der Doctor. Licht Was? Der Bediente. Für die Deichſel? Adam. Ach, was! Für die Hand. Der Bediente. Adies, ihr Herrn. — Ich glaub’, die Kerls ſind toll. /: ab :/ Licht Den Schmidt meint’ ich. Adam. Ihr gebt euch bloß, Gevatter. Licht Wie ſo?›Wie ſo‹ wurde in Kleists Zeit häufig getrennt geschrieben. So auch übernommen im Erstdruck. In Handschrift ein erkennbarer, aber eher kleiner Abstand. Adam. Ihr ſeid verlegen. Licht. Was! Die erſte Magd /: trit auf :/Sofortkorrektur. Kleist hatte offensichtlich bei der Reinschrift die Regieanweisung ausgelassen. Adam. He! L Adam. He! Lieſe! Was haſt du da? Erſte Magd. Braunſchweiger Würſt’, Herr Richter. Braunſchweiger Wurſt, Herr Richter. Adam. Das ſind Pupillenacten. Licht. Ich, verlegen! 15. Adam. Die kom̄en wieder zur Regiſtratur. Erſte Magd. Die Würſte? Adam. Würſte! Was! Der Einſchlag hier. Licht. Es war ein Misverſtändniß. Die zweite Magd /: trit auf :/ Zweite Magd. Im Bücherſchrank, Herr Richter, find’ ich die Perücke nicht. Herr Richter, find ich die Peruͤcke nicht. Adam. Warum nicht? Zweite Magd. Hm! Weil ihr — Adam. Nun? Zweite Magd. Geſtern Abend Glock eilf — Zweite Magd.Der Punkt hinter der gestrichenen Sequenz ›Zweite Magd‹ ist nicht eindeutig verifizierbar. (BKA und Recl:Hamacher lesen ihn.) Adam Nun? Werd’ ich’s hören? Nun? Werd ich’s hoͤren? Zweite Magd Ei, ihr kamt ja, Beſinnt euch, ohne die Perück’ in’s Haus. Beſinnt euch, ohne die Peruͤck’ ins Haus. Adam Ich, ohne die Perücke? Zweite Magd. In der That. Da iſt die Lieſe, die’s bezeugen kann. Und eure andr’ iſt beim Perückenmacher. Adam. Ich wär’ —? 16. Erſte Magd. Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam. Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam! Kahlköpfig wart ihr, als ihr wiederkamt, Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt; Ihr ſpracht, ihr wärt gefallen, wißt ihr nicht? Das Blut mußt’ ich euch noch vom Kopfe waſchen.Ab hier schreibt Kleist mit neuer (oder neu beschnittener) Feder. Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen. Adam. Die Unverſchämte! Erſte Magd. Ich will nicht ehrlich ſein. Adam. Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort. Licht. Habt ihr die Wund’ denn geſtern ſchon —? Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon? Adam. Nein heut. Die Wunde heut und geſtern die Perücke. Ich trug ſie weißgepudert auf dem Kopfe, Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe, Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß, Als ich ins Haus trat, aus Verſehen h ab. Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht. — Scheer dich zum Satan, wo du hingehörſt! In die Regiſtratur! Erſte Magd /: ab :/ Geh, Margarethe! Gevatter Küſter ſoll mir ſeine borgen. Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen; In meine hätt’ die Katze heute Morgen Gejungt, das Schwein! Sie läge eingeſäuet Mir unterm Bette da, ich weiß nun ſchon. Licht. Die Katze? Was? Seid ihr —? Adam. So wahr ich lebe. Fünf Junge, gelb und ſchwarz, und Ein’ iſt weiß. Fuͤnf Junge, gelb und ſchwarz, und eins iſt weiß. Die Schwarzen will ich in der Vecht erſäufen. Was ſoll man machen? Wollt ihr eine haben? 17. Licht. In die Perücke? Adam. Der Teufel ſoll mich holen. Ich hatte die Perücke aufgehängt, Auf einen Stuhl, da ich zu Bette gieng, Den Stuhl berühr’ ich in der Nacht, ſie fällt — Licht. Drauf nimt die Katze ſie ins Maul — Adam. Mein Seel — Licht. Und trägt ſie unter’s Bett’ und jungt darin. Und traͤgt ſie unter’s Bett und jungt darin. Adam In’s Maul? Nein — Licht. Nicht? Wie ſonſt? Adam. Die Katz’? Ach, was! Licht. Nicht? Oder ihr vielleicht? Adam. In’s Maul! Ich glaube —! Ich ſtieß ſie mit dem Fuße heut hinunter, Als ich es ſah. Licht. Gut, gut. Adam. Canaillen, die! Die balzen ſich und jungen, wo ein Platz iſt. Zweite Magd /: kichernd :/ So ſoll ich hingehn? Adam. Ja, und meinen Gruß An Muhme Schwarzgewand, die Küſterinn. Ich ſchickt’ ihr die Perücke unverſehrt 18. Noch heut zurück — ihm brauch’ſt du nichts zu ſagen. Noch heut zuruͤck — ihm brauchſt du nichts zu ſagen. Verſtehſt du mich? Zweite Magd. Ich werd’ es ſchon beſtellen. /: ab :/ Adam. Mir ahndet heut nichts Guts, Gevatter Licht. Licht. Warum? Adam. Es geht bunt Alles über Ecke mir. Iſt nicht auch heut Gerichtstag? Licht. Allerdings. Die Kläger ſtehen vor der Thüre ſchon. Adam. — Mir träumt’, es hätt’ ein Kläger mich ergriffen, Und ſchleppte vor den Richtſtuhl mich; und ich, Ich ſäße gleichwohl auf den Richtſtuhl dort, Ich ſaͤße gleichwohl auf dem Richtſtuhl dort, Und ſchält’ und hunzt’ und ſchlingelte mich herunter, Und judicirt’ den Hals ins Eiſen mir. Licht. Wie? Ihr euch ſelbſt? Adam. So wahr ich ehrlich bin. Drauf wurden beide wir zu Eins, und flohn, Und mußten in den Fichten übernachten. Licht. Nun? Und der Traum meint ihr? Adam. Der Teufel hol’s. Wenn’s auch der Traum nicht iſt, ein Schabernack, Sei’s, wie es woll’, iſt wider mich im Werk. Sei’s, wie es woll’, iſt wider mich im Werk! Licht. Die läpp’ſche Furcht! Gebt ihr nur vorſchriftsmäßig Die laͤpp’ſche Furcht! Gebt ihr nur vorſchriftsmaͤßig, 19. Wenn der Gerichtsrath gegenwärtig iſt,Kleist hat hier offensichtlich zu Beginn der neuen Seite bei der Abschrift eine Zeile ausgelassen und sie nachträglich am obereren Seitenrand ergänzt. Recht den Partheien auf dem Richterſtuhl, Recht den Partheien auf dem Richterſtuhle, Damit der Traum vom ausgehunzten Richter Auf andre Art nicht in Erfüllung geht. Der Gerichtsrath Walter /: trit auf :/ Walter. Gott grüß euch, Richter Adam. Adam. Ei, willkom̄en! Seid vielma Willkom̄en Ttauſendmal gnädger Herr in unſerm Huiſum!Die Textgenese von Vers 286 ist nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen, obwohl die Textänderungen zunächst eindeutig scheinen. Vom graphischen Befund her haben wir es vermeintlich mit zwei Streichungen zu tun, der Streichung von ›Seid vielma‹ und der von ›tauſendmal‹. Auch die Ergänzungen von ›Willkom̄en,‹ und ›gnädger Herr‹ sind in zwei Arbeitsgängen vorgenommen, da sie nicht auf einer gemeinsamen Grundlinie stehen. Hieraus ließe sich folgern, dass Kleist zunächst mit Variante a beginnt, sie aber abbricht und streicht und mit ›Willkom̄en, tauſendmal‹ neu ansetzt und wie in Variante 286c fortsetzt. Allerdings bleiben bei dieser Hypothese zwei Fragen offen: warum schrieb Kleist nach Streichung von ›Seid vielma‹ seine Änderung ›Willkom̄en, tauſendmal‹ nicht direkt auf der Grundlinie weiter? und warum ist ›Willkom̄en,‹ so platziert (schräg nach unten neigend), als solle es nahtlos an ›tauſendmal‹ anschließen? Die letzte Frage ist dadurch zu beantworten, dass das Wort ›tauſendmal‹ schon vor ›Willkom̄en,‹ geschrieben war, wofür weitere Schriftmerkmale sprechen (u.a. die exakt gleiche Grundlinie wie ›Seid vielma‹, gleiche Strichstärke, gleicher Raumbedarf). Daraus würde folgen, dass ›Seid vielma‹ nicht in einem Zug gestrichen wurde, sondern zunächst nur ›vielma‹ im Rahmen einer Sofortkorrektur durch ›tauſendmal‹ ersetzt wurde. Erst später ist dann auch ›Seid‹ gestrichen worden. Als Ergebnis erhalten wir zunächst Variante b: ›Seid tauſendmal in unſerm Huiſum!‹, die mit dem vorgeschalteten ›Ei, willkom̄en!‹ aus Vers 285 auch Sinn macht. Seid vielma Ttauſendmal Willkom̄en tauſendmal in unſerm Huiſum! Willkom̄en gnädger Herr in unſerm Huiſum! Willkommen, gnaͤd’ger Herr, in unſerm Huiſum! Wer konnte, ei du großer gerechter Gott, wer konnte Wer konnte, ei du großer Gott, wer konnte Wer konnte, du gerechter Gott, wer konnte Wer konnte, du gerechter Gott, wer konnte So freudigen Beſuches ſich gewärt’gen. Kein Traum, der noch vor wenigen Minuten heute früh Glock achte noch Kein Traum, der noch vor wenigen Minuten Kein Traum, der heute früh Glock achte noch Kein Traum, der heute fruͤh Glock achte noch Zu ſolchem Glücke ſich verſteigen durfte. Walter. Ich kom̄’ ein wenig ſchnell, ich weiß, und muß Ich komm ein wenig ſchnell, ich weiß; und muß Auf dieſer Reiſ’, in unſrer Staaten Dienſt, Zufrieden ſein, wenn meine Wirthe mich Mit wohlgemeintem Abſchiedsgruß entlaſſen. Inzwiſchen ich, was meinen Gruß betrifft, Ich mein’s von Herzen gut, ſchon wenn ich kom̄e. Das Obertribunal in Utrecht will Die Rechtspfleg’ auf dem platten Land verbeſſern, Die mangelhaft von mancher Seite ſcheint, Und ſtrenge Weiſung hat der Misbrauch zu erwarten: Und ſtrenge Weiſung hat der Mißbrauch zu erwarten. Doch mein Geſchäfft auf dieſer Reiſ’ iſt noch Ein ſtrenges nicht, ſehn ſoll ich bloß, nicht ſtrafen, Und find’ ich gleich nicht Alles, wie es ſoll, Und find ich gleich nicht Alles, wie es ſoll, Ich freue mich, wenn es erträglich iſt. Adam. Fürwahr, ſo edle Denkart muß man loben. Ew. Gnaden werden hie und da, nicht zweifl’ ich, 20. Den alten Brauch im Recht zu tadeln wiſſen, Den alten Brauch im Recht zu tadeln wiſſen; Und wenn er in den Niederlanden gleich Seit Kaiſer Karl dem fünften ſchon beſteht: Was läßt ſich in Gedanken nicht erfinden? Die Welt, ſagt unſer Sprichwort, wird ſtets klüger, Und Alles lieſ’t, ich weiß,BKA liest Ergänzung als Sofortkorrektur. Die Schriftmerkmale sprechen eher dafür, dass die Ergänzung zeitgleich mit anderen Änderungen auf dieser Seite (20) vorgenommen wurde. den Puffendorf: Und Alles lieſ’t den Puffendorff: Und Alles lieſ’t, ich weiß, den Puffendorff: Und Alles lieſ’t, ich weiß, den Puffendorff; Doch Huiſum iſt ein kleiner Theil der Welt, Auf den nicht mehr, nicht minder, als ſein Theil nur Kann von der allgemeinen Klugheit kom̄en. Belehrt hier gütigſt die Juſtiz, ſo binKlärt die Juſtiz in Huiſum gütigſt auf Belehrt hier gütigſt die Juſtiz, ſo bin Klärt die Juſtiz in Huiſum gütigſt auf Klaͤrt die Juſtiz in Huiſum guͤtigſt auf, Ich Und überzeugt, ihr ſeid ſobald nicht fort, euch, gnädger Herr, ihr habt Ich überzeugt, ihr ſeid ſobald nicht fort, Und überzeugt euch, gnädger Herr, ihr habt Und uͤberzeugt euch, gnaͤd’ger Herr, ihr habt Ihr noch ſobald den Rücken nicht gekehrt, [ ] Ihr noch ſobald den Rücken nicht gekehrt, Ihr noch ſobald den Ruͤcken nicht gekehrt, Als ſie auch völlig euch befried’gen wird; Doch fändet ihr ſie heut inm Amte Huiſum ſchon Doch fändet ihr ſie heut in Huiſum ſchon Doch fändet ihr ſie heut im Amte ſchon Doch faͤndet ihr ſie heut im Amte ſchon Wie ihr ſie wünſcht, mein Seel, ſo wär’s ein Wunder, Da ſie nur dunkel weiß noch, was ihr wollt. Walter Es fehlt an Vorſchriften, ganz recht. Vielmehr Es ſind zu viel, man wird ſie ſichten müſſen. Adam. Ja, durch ein großes Sieb. Viel Spreu! Viel Spreu! Walter. Das iſt dort der Herr Schreiber? Licht. Der Schreiber Licht, Zu Ew.uer hohern Gnaden Dienſten. Pfingſten Neun Jahre, daß ich im Juſtizamt bin. Adam /: bringt einen Stuhl :/ Setzt euch. Walter Laßt ſein. Adam Ihr kom̄t von Holla ſchon. Walter Zwei kleine Meilen — Woher wißt ihr das? 21. Adam Woher? Ew. Gnaden Diener — Licht. Ein Bauer ſagt’ es, Der eben jetzt von Holla eingetroffen. Walter Ein Bauer? Adam. Aufzuwarten. Walter. — Ja! Es trug ſich Dort ein ung unangenehmer Vorfall ſein zu, Der mir die heitre Laune ſtörte, Die in Geſchäfften uns begleiten ſoll. — Ihr werdet davon unterrichtet ſein? Adam. Wär’s wahr, geſtrenger Herr? Der Richter Pfaul, Weil er Arreſt in ſeinem Hauſ’ empfieng, Verzweiflung hätt’ den Thoren überraſcht, Er hieng ſich auf? Walter. Und machte Übel ärger. Was nur Unordnung ſchien, Verworrenheit, Nimt jetzt den Schein an der Veruntreuung, Die das Geſetz, ihr wißt’s, nicht mehr verſchont. — Wie viele Caſſen habt ihr? Adam. Fünf, zu dienen. Walter Wie, fuünf! Ich ſtand im Wahn — Gefüllte Caſſen? Ich ſtand im Wahn, daß ihr nur vier — Adam. Verzeiht. Verzeiht! Mit der Rhein-Inundations-Collecten-Caſſe? 22. Walter. Mit der Inundations-Collecten-Caſſe! Doch jetzo iſt der Rhein nicht inundirt, Und die Collecten gehn mithin nicht ein. — Sagt doch, ihr habt ja wohl gGerichtsrathBKA liest hier statt eines gestrichenen ›g‹ ein gestrichenes Komma. heut’? — Sagt doch, ihr habt ja wohl Gerichtstag heut? Adam. Ob wir —? Walter. Was? Licht. Ja, den erſten in der Woche. Walter Und jene Schaar von Leuten, die ich draußen Auf eurem Flure ſah, ſind das —? Adam. Das werden — Licht. Die Kläger ſind’s, die ſich bereits verſam̄eln. Walter. Gut. Dieſer Umſtand iſt mir lieb, ihr Herren. Laßt dieſe Leute, wenn’s beliebt, erſcheinen. Ich wohne dem Gerichtsgang bei, ich ſehe, Ich wohne dem Gerichtsgang bei; ich ſehe Wie er in eurem Huiſum üblich iſt, Wie er in eurem Huiſum uͤblich iſt. Wir nehmen die Regiſtratur, die Caſſen, Nachher, wenn dieſe Sache abgethan. Adam Wie ihr befehlt. — Der Büttel! He! Hanfriede! Die zweite Magd /: trit auf :/ Zweite Magd. Gruß von Frau Küſterinn, Herr Richter Adam. Gruß von Frau Küſterinn, Herr Richter Adam. Gruß von Frau Kuͤſterinn, Herr Richter Adam; So gern ſie die Perück’ euch auch — Adam. Wie? Nicht? Zweite Magd. Sie ſagt, es wäre Morgenpredigt heute, Sie ſagt, es waͤre Morgenpredigt heute; 23. Der Küſter hätte ſelbſt die Eine auf, Und ſeine Andre wäre unbrauchbar, Sie ſollte heut zu dem Perückenmacher. Adam. Verflucht! Zweite Magd. Sobald der Küſter wiederköm̄t, BKA liest mit Wortzwischenraum: ›wieder köm̄t‹Lesart mit oder ohne Wortzwischenraum ist nicht entscheidbar. Allerdings ist der Abstand zwischen ›wieder‹ und ›köm̄t‹ deutlich kleiner als die sonstigen Wortabstände und entspricht eher den Abständen, die Kleist innerhalb von Wörtern macht. liest wie BKA mit Wortzwischenraum: ›wieder köm̄t‹ Wird ſie jedoch ſogleich euch ſeine ſchicken. Adam. Auf meine Ehre, gnäd’ger Herr — Walter. Was giebt’s? Adam. Ein Zufall, ein verwünſchter, hat um beide Perücken mich gebracht. Und jetzt bleibt mir Die dritte aus, die ich mir leihen wollte: Ich muß kahlköpfig den Gerichtstag halten. Walter. Kahlköpfig!Erneuter Federwechsel (oder neu beschnittene Feder). Adam. Ja, beim ew’gen Gott! So ſehr Ja, beim ewigen Gott! So ſehr Ich ohne der Perrücke Perücke Beiſtand auch um Ich ohne der Perrücke Beiſtand auch Ich ohne der Perücke Beiſtand um Ich ohne der Peruͤcke Beiſtand um Mein Richteranſehn auch verlegen bin. — Ich müßt’ es auf dem Vorwerk noch verſuchen, Ob mir vielleicht der Pächter —? Walter. Auf dem Vorwerk! Kann jemand Anders hier im Orte nicht —? Adam. Nein, in der That — Walter. Der Prediger vielleicht. Adam Der Prediger? Der — Walter. Oder Schulmeiſter 24. Adam. Seit der Sackzehnde abgeſchafft, hEw Ew. Gnaden, Wozu ich vor’gen Som̄er hier im Amte mitgewirkt, Wozu ich vor’gen Som̄er mitgewirkt, Wozu ich hier im Amte mitgewirkt, Wozu ich hier im Amte mitgewirkt, Kann ich auf beider Dienſte nicht mehr rechnen. Walter. Nun, Herr Dorfrichter? Nun? Und der Gerichtstag? Denkt Denkt ihr zu warten, bis die Haar’ euch wachſen? Adam. Ja, wenn ihr mir erlaubt, ſchick ich auf’s Vorwerk. Ja, wenn ihr mir erlaubt, ſchick’ ich auf’s Vorwerk. Walter. — Wie weit iſt’s auf das Vorwerk? Adam. Ei! Ein kleines Halbſtündchen. Walter. Eine halbe Stunde, was! Und Eurer Sitzung Stunde ſchlug bereits. Macht fort,! iIch muß noch heute nach Huſſahe. Macht fort, ich muß noch heute nach Huſſahe. Macht fort! Ich muß noch heut nach Huſſahe. Macht fort! Ich muß noch heut nach Huſſahe. Adam. Macht fort! Ja — Walter. Ei, ſo pudert euch den Kopf ein! Wo Teufel auch, wo ließt ihr die Perücken? — Helft euch ſo gut, ihr könnt. Ich habe Eile. — Helft euch ſo gut ihr koͤnnt. Ich habe Eile. Adam. Auch das. Der Büttel /: trit auf :/ Der Büttel Hier iſt der Büttel! Adam. Kann ich inzwiſchen Mit einem guten Frühſtück, Wurſt aus Braunſchweig, Ein Gläſchen Danziger etwa — Walter. Danke ſehr. 25. Adam Ohn’ Umſtänd’. Walter. Dank’, ihr hört’s, hab’s ſchon genoſſen. Geht ihr, und nutzt die Zeit, ich brauche ſie In meinem Büchlein etwas mir zu merken. Adam Nun, wenn ihr ſo befehlt — Kom̄ Margarethe! Walter. — Ihr ſeid ja böſ’ verletzt, Herr Richter Adam. Seid ihr gefallen? Adam. — Hab’ einen wahren Mordſchlag Heut früh, als ich dem Bett’ entſtieg, gethan: Seht, gnäd’ger Herr Gerichtsrath, einen Schlag Ins Zim̄er hin, ich glaubt’ es wär’ ins Grab. Walter. Das thut mir leid. Es wird doch weiter nicht Von Folgen ſein? Adam. Ich denke nicht. Und auch In meiner Pflicht ſoll’s weiter mich nicht ſtören. — Erlaubt! Walter. Geht, geht! Adam /: zum Büttel :/ Die Kläger rufſt du — Marſch! Adam, die Magd, und der Büttel /: ab :/ Frau Marthe, Eve, Veit, Tümp Ruprecht /: treten auf :/Hier beginnt das Fragment B im Phöbus. Frau Marthe. Ihr krugzertrüm̄erndes Geſindel, ihr! Ihr ſollt mir büßen, ihr! loſes Pack, das an die Schenken mir, Ihr ſollt mir büßen, ihr! Ihr loſes Pack, das an die Schenken mir, Ihr loses Pack, das an die Schenken mir, Ihr ſollt mir buͤßen, ihr! Und jedem allen Pfeilern, guter Ordnung, rüttelt! [ ] Und jedem Pfeiler guter Ordnung, rüttelt! Und allen Pfeilern, guter Ordnung, rüttelt! Und alle Pfeiler, guter Ordnung, rüttelt!Es ist nicht entscheidbar, ob die Korrekturen in Vers 415-1 alle in einem Arbeitsgang oder mit zeitlichen Unterbrechungen vorgenommen wurden. Insofern kann die Variante 415-0 b / β auch schon an 415-1 b angeschlossen haben. Und jeden Pfeiler guter Ordnung rüttelt! [ ] Ihr ſollt mir büßen, ihr! [ ] Ihr ſollt mir büßen, ihr! Ihr sollt mir büſsen, ihr! [ ] 26. Veit. Sei ſie nur ruhig, Frau Marth’! Es wird ſich Alles hier entſcheiden. Frau Marthe. O ja. Entſcheiden. Seht doch. Den Klugſchwätzer. Den Krug mir, den zerbrochenen, entſcheiden. Wer wird mir den geſchiednen Krug entſcheiden? Wer wird mir den geschied’nen Krug entscheiden? Wer wird mir den geſchied’nen Krug entſcheiden? Hier wird entſchieden werden, daß der Krug geſchieden Hier wird entſchieden werden, daß der Krug Hier wird entſchieden werden, daß geſchieden Hier wird entschieden werden, daſs geschieden Hier wird entſchieden werden, daß geſchieden Geſchieden Der Krug mir bleiben ſoll. Für ſo’n Schiedsurtheil Geſchieden bleiben ſoll. Für ſo’n Schiedsurtheil Der Krug mir bleiben ſoll. Für ſo’n Schiedsurtheil Der Krug mir bleiben soll. Für so ’n Schiedsurtheil Der Krug mir bleiben ſoll. Fuͤr ſo’n Schiedsurtheil Geb’ ich noch die geſchied’nen Scherben nicht. Veit. Wenn ſie ſich Recht erſtreiten kann, ſie hört’s, Erſetz’ ich ihn. Frau Marthe. Er mir den Krug erſetzen. Wenn ich mir Recht erſtreiten kann, erſetzen. Setz’ er den Krug mal hin, verſuch’ er’s mal, Setz’ er’n mal hin auf das Geſims! Erſetzen! Den Krug, der kein Gebein zum Stehen hat, Zum Liegen hat, und oder hat und Sitzen hat, erſetzen! Zum Liegen hat, und Sitzen hat, erſetzen! Zum Liegen hat und Sitzen hat, erſetzen! Zum Liegen oder Sitzen hat, erſetzen! Zum Liegen hat und Sitzen hat, erſetzen! Zum Liegen hat und Sitzen hat, ersetzen! Zum Liegen oder Sitzen hat, erſetzen! Veit. Sie hört’s. Was geifert ſie? Kann man mehrthun? Sie hört’s. Was geifert sie? Kann man mehr thun? Sie hoͤrt’s! Was geifert ſie? Kann man mehr thun? Wenn Einer ihr von uns den Krug zerbrochen, Soll ſie entſchädigt werden. Frau Marthe. Ich entſchädigt! Als ob ein Stück von meinem Hornvieh ſpräche. Meint er, daß die Juſtiz ein Töpfer iſt? Und kämen die Hochmögenden und bänden Die Schürze vor, und trügen ihn zum Ofen, Die könnten ſonſt was in den Krug mir thun, Als ihn entſchädigen. Entſchädigen! 27. Ruprecht. Laß er ſie, Vater. Folg’ er mir. Der Drachen! Laſs er sie, Vater. Folg’ er mir. Der Drachen! Laß er ſie, Vater. Folg’ er mir. Der Drache! S’ iſt der zerbrochne Krug nicht, der ſie wurmt, ’S ist der zerbrochne Krug nicht, der sie wurmt, S’ iſt der zerbrochne Krug nicht, der ſie wurmt, Die Hochzeit iſt es, die ein Loch bekom̄en, Und mit Gewalt hier denkt ſie ſie zu flicken. Ich aber ſetze noch den Fuß Eins drauf: Verflucht bin ich, wenn ich die Metze nehme. Frau Marthe Der eitle Laffe!Verschiedene Schriftmerkmale sprechen dafür, daß die Korrekturen ›Laffe!‹ [u. a. aufrechte Position von ›ff‹], ›Thor, der!‹ [senkrechte Stellung, ›h‹ mit oberer und unterer Schleife], ›Seht‹ [›h‹ ebenfalls senkrecht mit offener oberer und unterer Schleife] zu den Korrekturen von 1808 (Phöbus-Überarbeitung) zu zählen sind. Das oberzeilig eingefügte ›ich‹, von der BKA auch der Phöbusüberarbeitung zugeordnet, ist eher den Korrekturen in 1806 zuzuordnen. Hierfür sprechen die stark liegende Schriftlage und die linksläufige Applikation des ›h‹. (Zum Vergleich: Vers 64 zeigt das Schriftbild von ›ich‹, wie Kleist es üblicherweise in 1808 geschrieben hat.) Auch alle anderen Korrekturen in diesem Vers sind eher zeitnah zur Entstehung des Manuskripts in 1806 erfolgt. In Abweichung zur Darstellung der BKA geht diese textgenetische Darstellung davon aus, daß ›Thor, der! Seht!‹ in einem einzigen Arbeitsgang eingefügt worden ist. Vgl. Günter Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers. Zu einer neuen Edition von Kleists Handschrift ›Der zerbrochne Krug, ein Lustspiel.‹, KJb 2020, xxx. Schuft! Flaps! Thor, der! Seht! Die Hochzeit wollt’ ich ich hier flicken! Der eitle Schuft! Die Hochzeit wollt’ ich flicken! Der eitle Flaps! Die Hochzeit wollt’ ich flicken! Der eitle Flaps! Die Hochzeit ich hier flicken! Der Thor, der! Seht! Die Hochzeit ich hier flicken! Der Laffe! Seht! Die Hochzeit ich hier flicken! Der Laffe! Seht! Die Hochzeit ich hier flicken! Der eitle Flaps! Die Hochzeit ich hier flicken! Die Hochzeit, nicht des Flickdraths, unzerbrochen, Nicht Einen von des Kruges Scherben werth. Und ſtünd’ die Hochzeit blankgeſcheuert vor mir, Wie noch der Krug auf dem Geſimſe geſtern, So faßt’ ich ſie beim Griffe jetzt, ſieht er, ſo, jetzt, mit den Händen ſieht er,Anhand der Schriftmerkmale lassen sich in Vers 450 einzig die Worte ›sieht er‹ den Phöbuskorrekturen zuordnen (eher steile Schriftlage sowie senkrecht stehendes ›h‹ mit offenen Schleifen). Auch das ›e‹ in ›Griffe‹ und das Komma nach ›jetzt‹ dürften erst 1808 eingefügt worden sein (Versvariante d). Die Streichungen am Versende sind in zwei Schritten erfolgt. Zunächst streicht Kleist das ›jetzt‹, wohl auch um eine Wiederholung im übernächsten Vers 452 zu vermeiden, wo zunächst das ›hier‹ durch ein ›jetzt‹ ersetzt wird (Variante b). Möglicherweise ist der Rest des Verses ›sieht er, so,‹ sofort im Anschluss gestrichen worden, so dass aus der Grundversion direkt die Variante c entstanden wäre. Diese entspricht der Fassung des Erstdrucks. Die finale Variante d hat, obwohl im Rahmen der Phöbus-Korrekturen entstanden, es nicht in die Phöbus-Fassung geschafft. Stattdessen steht dort die Grundversion a. — Die textgenetischen Annahmen, die in der BKA notiert werden, sind insofern sehr fraglich, als das ›jetzt‹ in ›jetzt, mit den Händen‹ mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht 1808, wie die BKA annimmt, ergänzt wurde, sondern schon in 1806. Hierfür sprechen die schräge Schriftlage, das unverschleifte ›z‹ (vergleiche ›Jetzt‹ in Vers 12, das eindeutig in 1808 eingefügt wurde) und im Kontext mit der 1806 ergänzten und gestrichenen Sequenz ›mit den Händen‹ die Entsprechung der Schriftgröße, der gleichen Grundlinie und Strichbeschaffenheit. (Vgl. Günter Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers, KJb 2020, xxx.) So faßt’ ich ſie beim Griff jetzt, ſieht er, ſo, So faßt’ ich ſie beim Griff, ſieht er, ſo, So faßt’ ich ſie beim Griff jetzt mit den Händen So faßt’ ich ſie beim Griffe jetzt, ſieht er, So faſst’ ich sie beim Griff jetzt, sieht er, so, So faßt’ ich ſie beim Griff jetzt mit den Haͤnden, Und ſchlüg’ ſie gellend ihm am Kopf entzwei, Und ſchlüg’ ſie ihm am Kopf entzwei, Und ſchlüg’ ſie gellend ihm am Kopf entzwei, Und schlüg’ sie gellend ihm am Kopf entzwei, Und ſchluͤg’ ſie gellend ihm am Kopf entzwei, Nicht aber hier jetzt hier die Scherben will mögt’ ich flicken! Nicht aber hier die Scherben will ich flicken! Nicht aber jetzt die Scherben mögt’ ich flicken! Nicht aber hier die Scherben mögt’ ich flicken! Nicht aber hier die Scherben möcht’ ich flicken! Nicht aber hier die Scherben moͤcht’ ich flicken! Sie flicken! Eve. Ruprecht! Ruprecht Fort du —! Eve Liebſter Ruprecht! Ruprecht. Mir aus den Augen! Eve. Ich beſchwöre dich. Ruprecht. Die lüderliche —! Ich mag nicht ſagen, was. Eve. Laß mich ein einz’ges Wort dir heimlich — Ruprecht. Nichts! 28. Eve. — Du gehſt zum Regimente jetzt, o Ruprecht, Dich führt der Krieg, der Him̄el weiß, wohin. Könnt’ ich dich von der Landmiliz befreien, Um eines Fehltritts, in der Angſt gethan, Müßt’ ich auf ewig jetzo dich verlieren? von dir Abſchied nehmen? Ruprecht. Und ſchickten ſie mich auch zu Schiff hin, wo Der Pfeffer wächſt, und müßt’ ich gleich mich mit Den Menſchenfreſſern in der Südſee ſchlagen, Geh! Auf zweitauſend Meilen wird mir wohl ſein. Ich mag nichts von dir wiſſen. Laß mich ſein. Frau Marthe.Kleist bricht hier bei der Abschrift seiner unbekannten Vorlage ab, streicht den Dialog von Eve und Ruprecht und schreibt die Verse direkt im Anschluß neu. Eve — Du gehſt zum Regimente jetzt, o Ruprecht, Wer weiß, ob ich dich je wwenn du erſt die Muskete trägſt, Wer weiß, ob ich dich je w Wer weiß, wenn du erſt die Muskete trägſt, Wer weiß, wenn du erſt die Muskete traͤgſt, Ob ich dich je im Leben wieder wiederſehe. Ob ich dich je im Leben wiederſehe. Ob ich dich je im Leben wieder ſehe. Ob ich dich je im Leben wieder ſehe. Krieg iſt’s, bedenke, Krieg in dem den du ziehſt: Krieg iſt’s, bedenke, Krieg in dem du ziehſt: Krieg iſt’s, bedenke, Krieg in den du ziehſt: Krieg iſt’s, bedenke, Krieg, in den du ziehſt: Willſt du mit ſolchem Grolle von mir ſcheiden? Ruprecht. Groll? Nein, bewahr mich Gott, das will ich nicht. Gott ſchenk’ dir ſo viel Wohlergehn, als er Erübrigen kann. Doch bögen alle Kugeln, kehrt’ ich aus dem Kriege Erübrigen kann. Doch bögen alle Kugeln, Erübrigen kann. Doch kehrt’ ich aus dem Kriege Eruͤbrigen kann. Doch kehrt ich aus dem Kriege Pfeilgrad auf mich gezielt, zur Seite aus, Geſund, mit erzgegoßnem Leib, zurück, eiſenfeſtem Leibe wieder,Schriftmerkmale (steile Schriftlage, deutliche Vorschwungschleife im ›L‹) und Fehlen in E sprechen dafür, dass die Korrektur in 1808 (›Phöbus‹) durchgeführt wurde. (In BKA nicht 1808 zugeordnet.) Pfeilgrad auf mich gezielt, zur Seite aus, Geſund, mit erzgegoßnem Leib, zurück, Geſund, mit eiſenfeſtem Leibe wieder, Geſund, mit erzgegoßnem Leib zuruͤck, Und würd’ in Huiſum achtzig Jahre alt, So ſagt’ ich noch im Tode zu dir: Metze! So ſagt ich noch im Tode zu dir: Metze! Du wißt willſt’s ja ſelber vor Gericht beſchwören. Du wißt ja ſelber vor Gericht beſchwören. Du willſt’s ja ſelber vor Gericht beſchwören. Du willſt’s ja ſelber vor Gericht beſchwoͤren. Frau Marthe. /: zu Eve :/ Hinweg! Was ſagt’ ich dir? Willſt du dich noch Beſchimpfen laſſen?, was?Die fast senkrechte Schriftlage und das Fehlen der Korrektur in E sprechen für Ausführung in 1808. Der Herr Corporal Beſchimpfen laſſen? Der Herr Corporal Beſchimpfen laſſen, was? Der Herr Corporal Beſchimpfen laſſen? Der Herr Corporal Iſt was für dich, der würd’ge Holzgebein, Der ſeinen Stock im Militair geführt, 29. Und nicht dort der Maulaffe, der dem Stock Jetzt ſeinen Rücken bieten wird. Heut iſt Verlobung, Hochzeit, wäre Taufe heute, Es wär mir recht, und mein Begräbniß leid’ ich, Wenn ich dem Hochmuth ſeinen erſt den Kam̄ zertreten, Wenn ich dem Hochmuth ſeinen Kam̄ zertreten, Wenn ich dem Hochmuth erſt den Kam̄ zertreten, Wenn ich dem Hochmuth erſt den Kamm zertreten, Der mir bis an die Krüge ſchwillet. Eve. Mutter! Laßt doch den Krug! Laßt mich doch in der Stadt verſuchen, Ob ein geſchickter Handwerksmann die Scherben Ob ein geſchickter Handwerksmann die Scherben, Nicht wieder euch zur Luſt zuſam̄enfügt. Und wär’s um ihn geſchehn, nehmt meine ganze Sparbüchſe hin, und kauft euch einen Neuen. Wer wollte doch um einen irdnen Krug, Und ſtam̄t’ er von Herodes her, Zeiten her, Und ſtam̄t’ er von Herodes her, Und ſtam̄t’ er von Herodes Zeiten her, Und ſtammt er von Herodes Zeiten her, Solch einen Aufruhr, ſoviel Unheil ſtiften. Solch einen Aufruhr, ſo viel Unheil ſtiften. Frau Marthe Du ſprichſt, wie du’s verſtehſt. Willſt du etwa Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche Am nächſten Sonntag reuig Buße thun? Dein guter Name lag in dieſem Topfe, Und vor der Welt mit ihm ward er zerſtoßen, zerſchlagen,Auch hier spricht die Schriftlage für eine Korrektur im ›Phöbus‹-Kontext in 1808. Und vor der Welt mit ihm ward er zerſtoßen, Und vor der Welt mit ihm ward er zerſchlagen, Und vor der Welt mit ihm ward er zerſtoßen, Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir. Der Richter iſt mein Handwerksmann, der Schergen, Der Block iſt’s, Peitſchenhiebe, die es braucht, Und auf den Scheiterhaufen dasDas ›a‹ in ›das‹ ist nur unvollständig ausgeschrieben. Geſindel, Wenn’s unſre Ehre weiß zu brennen gilt, Und dieſen Krug hier wieder zu glaſieren.
ᚨNachträgliche Markierung für eine Einfügung. Diese ist auf einem Zettel notiert, der auf der gegenüberliegenden Seite 30 mit Sigellack befestigt ist. Der Eintrag auf dem Zettel lautet: › ᚨ C. Fünfter Auftritt.‹ Kleists Szenengliederung war offensichtlich noch eine andere als die, die später in E zur Anwendung gekommen ist. In E beginnt hier der ›Siebente Auftritt‹. C. Fünfter Auftritt.
Adam /: im Ornat, doch ohne Perücke, trit auf :/ Adam /: für ſich :/ Ei, Evchen! — Sieh! Und der vierſchröt’ge Schlingel, dort, Ei, Evchen! — Und der vierſchröt’ge Schlingel dort, Ei, Evchen! Sieh! Und der vierſchröt’ge Schlingel, Ei, Evchen sieh! Und der vierschröt’ge Schlingel, Ei, Evchen. Sieh! Und der vierſchroͤt’ge Schlingel, 30. Der Ruprecht! Ei, was Teufel, und die Anderen — ſieh! Die ganze Sippſchaft! Der Ruprecht! Ei, was Teufel und die Anderen — Der Ruprecht! Ei, was Teufel, ſieh! Die ganze Sippſchafft! Der Ruprecht! Ei, was Teufel, sieh! Die ganze Sippschaft! Der Ruprecht! Ei, was Teufel, ſieh! die ganze Sippſchaft! — Die werden mich doch nicht bei mir verklagen? Eve. O liebſte Mutter, folgt mir, ich beſchwör’ euch, Laßt dieſem Unglückszim̄er Ort des Unheils uns entfliehen! Laßt dieſem Unglückszim̄er uns entfliehen! Laßt dieſem Ort des Unheils uns entfliehen! Laſst diesem Ort des Unheils uns entfliehn! Laßt dieſem Ungluͤckszimmer uns entfliehen! Adam Gevatter! Sagt mir doch,. wWas bringen die? Gevatter! Sagt mir doch, was bringen die? Gevatter! Sagt mir doch. Was bringen die? Gevatter! sagt mir doch. Was bringen die? Gevatter! Sagt mir doch, was bringen die? Licht. Was weiß ich? Lärm um nichts. Lappalien. Was weiß ich? Lärm um nichts. Lappalien. Was weiſs ich? Lärm um nichts. Lappalien. Was weiß ich? Laͤrm um nichts; Lappalien. Es iſt ein Krug zerbrochen worden, hör’ ich. Adam. Ein Krug! So! Ei! — Ei, wer zerbrach den Krug? Licht Wer ihn zerbrochen? Adam. Ja, Gevatterchen. Licht. Mein Seel!, Sſetzt euch: ſo werdet ihr’s erfahren. Mein Seel! Setzt euch: ſo werdet ihr’s erfahren. Mein Seel, ſetzt euch: ſo werdet ihr’s erfahren. Mein Seel, setzt euch: so werdet ihr’s erfahren. Mein Seel, ſetzt euch: ſo werdet ihr’s erfahren. Adam /: heiumlich :/ Evchen! Evchen. Evchen! Eve. /: gleichfalls :/ Geh er. Adam. Ein Wort. Eve. Ich will nichts wiſſen. Adam. Was bringt ihr mir? Eve Ich ſag’ ihm, er ſoll dgehn. Adam Evchen! Ich bitte dich! Was ſoll mir das bedeuten? Eve. Wenn er nicht gleich —! Ich ſag’s ihm, laß er mich. 31. Adam /: zu Licht :/ Gevatter, hört, mein Seel, ich halt’s nicht aus. Die Wund’ am Schienbein macht mir Übelkeiten, Die Wund’ am Schienbein macht mir Übelkeiten, Die Wund’ am Schienbein macht mir Uebelkeiten; Führt ihr die Sach’, ich will zu Bette gehn. Führt ihr die Sach; ich muſs zu Bette gehn. Fuͤhrt ihr die Sach’, ich will zu Bette gehn. Licht. Zu Bett —? Ihr wollt —? Ich glaub’, ihr ſeid verrückt. Adam. Der Henker hol’s. Ich muß mich übergeben. Licht. Ich glaub’, ihr raſ’t, im Ernſt,. ihr raſ’t. So eben kom̄t ihr — Ich glaub’, im Ernſt, ihr raſ’t. So eben kom̄t ihr — Ich glaub’, ihr raſ’t, im Ernſt. So eben kom̄t ihr — Ich glaub', ihr ras't, im Ernst. So eben kommt ihr — Ich glaub, ihr raſ’t, im Ernſt. So eben kommt ihr —? — Meinthalben,. ſSagt’s dem Herrn Gerichtsrath dort. — Meinthalben, ſagt’s dem Herrn Gerichtsrath dort. — Meinthalben. Sagt’s dem Herrn Gerichtsrath dort. Meinthalben. Sagt’s dem Herrn Gerichtsrath dort. — Meinthalben. Sagt’s dem Herrn Gerichtsrath dort. Vielleicht erlaubt er’s. nicht. — Ich weiß nicht, was euch fehlt. Vielleicht erlaubt er’s nicht. — Ich weiß nicht, was euch fehlt. Vielleicht erlaubt er’s. — Ich weiß nicht, was euch fehlt. Vielleicht erlaubt er’s. — Ich weiſs nicht, was euch fehlt. Vieleicht erlaubt er’s. — Ich weiß nicht, was euch fehlt? Adam /: wieder zu Even :/ Evchen! Ich flehe dich! Um alle Wunden! Was wollt ihr Alle hier? iſt’s, das ihr mir bringt? Was wollt ihr Alle hier? Was iſt’s, das ihr mir bringt? Was ist’s, das ihr mir bringt? Was iſt’s, das ihr mir bringt? Eve. Er wird’s ſchon hören. Adam Bringt ihr Iſt’s nur denr Krug, den dort, den die Mutter hält, Einer euch entſentzweiſchlug, zerbrach,Für Hans Zeller ist der ›genetische Prozeß‹ von Vers 523 ›mehrdeutig‹, da aus seiner Sicht ›aus den graphischen Indizien‹ nicht zu entscheiden sei, ob die ›Variante „Ist’ ...“ vor oder nach der Variante „dort“ eingetreten ist‹ (vgl. Zeller, Zur Neuedition des ›Zerbrochnen Krugs‹ in der Brandenburger Ausgabe. In: KJb 1996, 245f). Eine genauere Analyse der graphischen Indizien dieses Verses zeigt allerdings, daß viele Schriftmerkmale, wie Strichspannung und -stärke, die Schriftlage und -ausdehnung und die Längen in der Mittelzone (Minuskeln) der beiden Einfügungen ›Ist’s nur‹ und ›dort die Mutter hält‹ übereinstimmen. Hinzu kommen Ähnlichkeit der Streichungen von ›Bringt ihr‹, ›Einer euch‹ und ›zerbrach‹ (jeweils horizontale Linie), was die Annahme einer gleichzeitigen Korrektur unterstützt und von Zellers vier alternativen, textgenetischen Darstellungen nur die Darstellung zuließe, die der unseren entspräche. Ausführlich hierzu im Anhang ›Textgenetische Problemfälle‹, hier S. 215–220. Bringt ihr den Krug, den Einer euch entſentzweiſchlug, Bringt ihr den Krug, den Einer euch zerbrach, Iſt’s nur der Krug, den dort die Mutter hält, Iſt’s nur der Krug, dort, den die Mutter hält, Ist’s nur der Krug dort, den die Mutter hält, Iſt’s nur der Krug dort, den die Mutter haͤlt, Von dem ich nichts —? Den ich, ſo viel —ich? weiß —? Von dem ich nichts —? Den ich, ſo viel —? Den ich, ſo viel ich weiß —? Den ich, so viel ich weiſs —? Den ich ſo viel —? Eve. Ja, der zerbrochene hier der Krug nur. Ja, der zerbrochene Krug nur. Ja, hier der Krug nur. Ja, hier der Krug nur. Ja, der zerbrochne Krug nur. Adam. Und weiter nichts? Eve. Nichts weiter. Adam. Nichts? Gewiß nicht? Nichts? Gewiſs nicht Nichts? Gewiß nichts? Eve. Ich ſag’ ihm, geh er. Laß er mich zufrieden. Adam. Hör du, bei Gott, ſei klug, ich rath’ es dir. Eve. Er, Unverſchämter! 32. Adam. In dem Atteſt ſteht Der Name jetzt, Fracturſchrifft, Ruprecht Tümpel. Hier trag’ ich’s fix und fertig in der Taſche. Hier trag’ ichs fix und fertig in der Tasche. Hier trag’ ich’s fix und fertig in der Taſche; Hörſt du es knackern, Evchen? Sieh, das kannſt du, AufBei meiner Ehr’,Treu, heut über’s Jahr dir holen, Auf meine Ehr’, heut über’s Jahr dir holen, Bei meiner Treu, heut über’s Jahr dir holen, Bei meiner Treu, heut über’s Jahr dir holen, Auf meine Ehr’, heut uͤbers Jahr dir holen. Dir Trauerſchürz’ und Mieder zuzuſchneiden, Die Trauerschürz, und Mieder zuzuschneiden, Dir Trauerſchuͤrz’ und Mieder zuzuſchneiden, Wenn’s heißt,: der Ruprecht in Batavia Krepirt’ — ich weiß, an welchem Fieber nicht, War’s gelb, war’s ſchl ſcharlach, oder war es faul. Walter. Sprecht nicht mit den Parthein, Herr Richter Adam, Vor der Seſſion! Hier, ſetzt euch, und befragt ſie. Vor der Session! Hier setzt euch, und befragt sie. Vor der Seſſion! Hier ſetzt euch, und befragt ſie. Adam. Was ſagt er? — Was befehlen Ew. Gnaden? Walter. Was ich befehl’? — Ich ſagte deutlich euch, Daß ihr nicht heimlich vor der Sitzung ſollt Mit den Parthein zweideut’ge Sprache führen. Hier iſt der Platz, der eurem Amt gebührt, Und öffentlich Verhör, was ich erwarte. Adam /: für ſich :/ Verflucht! Ich kann mich nicht entſchließen — Verflucht! Ich kann mich nicht dazu entschlieſsen — Verflucht! Ich kann mich nicht dazu entſchließen —! — Es klirrte etwas, da ich Abſchied nahm: — Es klirrte etwas, da ich Abschied nahm: — Es klirrte etwas, da ich Abſchied nahm — Licht /: ihn aufſchreckend :/ Herr Richter! Seid ihr —? Adam. Ich? Auf Ehre — ich nicht!Möglich ist, dass es sich hier um eine Sofortkorrektur Kleists gehandelt hat, er also statt ›nicht‹ in der Abschrift zunächst ›ich‹ geschrieben hat. Dann würde die Vers-Variante b entfallen. Ich? Auf Ehre — ich Ich? Auf Ehre nicht! Ich? Auf Ehre nicht? Ich? Auf Ehre nicht! Ich hatte ſie behutſam drauf gehängt, Und müßt’ ein Ochs geweſen ſein — Licht. Was? 33. Adam. Was? Licht. Ich fragte —! Ich fragte —! Ich fragte —? Adam Ihr fragtet, ob ich —? Licht. Ob ihr taub ſeid, fragt’ ich. Dort Sr. Gnaden haben euch gerufen. Adam. Ich glaubte —! Wer ruft? Ich glaubte —! Wer ruft? Ich glaubte —? Wer ruft? Licht. Der Herr Gerichtsrath dort. Adam /: für ſich :/ Ei! Hol’s der Henker auch! Zwei Fälle giebt’s, Mein Seel, nicht mehr, und wenn’s nicht biegt, ſo bricht’s. — Gleich! Gleich! Gleich! Was befehlen Ew. Gnaden? Soll jetzt die Procedur beginnen? Walter. Ihr ſeid ja ſonderbar zerſtreut. Was fehlt euch? Adam. A — Auf Ehr’! Verzeiht. Es hat ein Perlhuhn mir, Das ich von einem jüngſt ein Indienfahrer kaufte mir geſchenktWie an den unterschiedlichen Durchsteichungen zu erkennen, sind in der Sentenz ›ich von einem‹ zunächst das ›ich‹ (zusammen mit ›kaufte‹ am Versende), später das ›von einem‹ gestrichen worden. Alle Änderungen der Verse 559–561 sind 1808 durchgeführt worden, erkennbar an der steileren Schriftlage und der Schlingenbildung in den Unterlängen von g und h. Entsprechend sind die Änderungen in die Phöbusfassung eingegangen, der Erstdruck zeigt die Fassung der Grundschicht. Das ich von einem Indienfahrer kaufte Das von einem Indienfahrer mir geſchenkt Das jüngſt ein Indienfahrer mir geſchenkt Das jüngst ein Indienfahrer mir geschenkt, Das ich von einem Indienfahrer kaufte, Schwarz, wie ein Rab’, mit goldner gold’ner Ein Apostroph ist selbst in großer Vergrößerung nicht erkennbar. Auch im Phöbusdruck steht nur ›goldner‹. gold’ner Toll’ und Flügeln, Schwarz, wie ein Rab’, mit goldner Toll und Flügeln, [keine Entsprechung] Den Pips: ich jetzt ſoll es nudeln, und verſteh’s nicht, Den Pips: ich ſoll es nudeln, und verſteh’s nicht, Den Pips: jetzt ſoll esKleist vergißt offensichtlich, in der Korrektur zusätzlich das ›es‹ durch ›ich’s‹ zu ersetzen. In der Phöbusfassung dann richtig. nudeln, und verſteh’s nicht, Den Pips: jetzt soll ich’s nudeln, und versteh’s nicht. Den Pips: ich ſoll es nudeln, und verſteh’s nicht, Und fragte dort bloß die Jungfer jetzt dort um Rath. Und fragte dort die Jungfer jetzt um Rath.Die Textgenese ist nicht so eindeutig zu bestimmen wie BKA (BKA I/3, 291) und HAM (S. 144) es nahelegen, dass die Variante a ›Und fragte dort die Jungfer jetzt um Rath.‹ in einem einzigen Korrekturgang in die Variante c geändert worden sei, wofür Schriftmerkmale und Form der Streichungen durchaus sprechen könnten. Unberücksichtigt bleibt bei dieser Annahme die Einfügungsklammer, mit der das einzufügende ›dort‹ vor ›jetzt‹ platziert werden soll. Da Kleist am Versanfang auf eine Einfügemarke verzichtet, muss diese vor ›jetzt‹ eine Funktion gehabt haben. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass ›jetzt‹ zunächst nicht gestrichen, sondern zu einem ›dort jetzt‹ erweitert wurde. Wenn aber am Versende ›dort‹ hinzugefügt wird, muss es gleichzeitig am Versanfang gestrichen worden sein, wie in Variante b dargestellt: ›Und fragte die Jungfer dort jetzt um Rath.‹ Erst in einer weiteren Änderung ist dann die endgültige Variante c entstanden. Für E kommt es zu einer erneuten Umstellung von ›bloß‹ und ›dort‹. Und fragte die Jungfer dort jetzt um Rath. Und fragte bloß die Jungfer dort um Rath. Und fragte blos die Jungfer dort um Rath. Und fragte dort die Jungfer bloß um Rath. Ich bin ein Narr in ſolchen Dingen, ſeht, Und meine Hühner nenn’ ich ich meine Kinder. Walter Hier. Setzt euch. Ruft den Kläger und vernehmt ihn: Und ihr, Herr Schreiber führt das Protokoll. Und ihr, Herr Schreiber, führt das Protocoll. Und ihr, Herr Schreiber, fuͤhrt das Protokoll. Adam. Befehlen Ew. Gnaden den Proceß Nach den Formalitäten, oder ſo, Wie er in Huiſum üblich iſt, zu halten? 34. Walter. Nach den geſetzlichen Formalitäten. Nach den gesetzlichen Formalitäten: Nach den geſetzlichen Formalitaͤten, Wie er in Huiſum üblich iſt, So, wie er hier wird üblich ſein, nicht anders. Wie er in Huiſum üblich iſt, nicht anders. So, wie er hier wird üblich ſein, nicht anders. So, wie er hier wird üblich sein, nicht anders. Wie er in Huiſum uͤblich iſt, nicht anders. Adam. Gut, gut. Ich werd’ euch zu bedienen wiſſen. Seid ihr bereit, Herr Schreiber? Licht. Zu euren Dienſten. Adam. — So nim̄, Gerechtigkeit, denn deinen Lauf! Klägere trete vor. Frau Marthe Hier, Herr Dorfrichter! Adam. Wer ſeid ihr? Frau Marthe. Wer —? Adam Ihr. Frau Marthe Wer ich —? Adam. Wer ihr ſeid! Wes Namens, NStandes, Wohnorts, und ſo weiter. Frau Marthe. Ich glaub’, er ſpaßt, Herr Richter. Ich glaub’ er spaſst, Herr Richter. Ich glaub’, er ſpaßt, Herr Richter. Adam. Spaßen, was! Ich ſitz’ im Namen der Juſtiz, Frau Marthe, Und die Juſtiz muß wiſſen, wer ihr ſeid. Licht /: halblaut :/ Laßt doch die ſonderbare Frag’ — Frau Marthe Ihr kuckt Mir alle Sonntag in die Fenſter ja, Wenn ihre auf’s Vorwerk geht. Wenn ihr auf’s Vorwerk geht. Wenn ihr auf’s Vorwerk geht! 35. Walter. Kennt ihr die Frau? Adam. Sie wohnt hier um die Ecke, Ew. Gnaden, Wenn man den Fußſteig durch die Hecken geht; Wittw’ eines Caſtellans, Hebam̄e jetzt, Sonſt eine ehrliche Frau, von gutem Rufe. Walter Wenn ihr ſo unterrichtet ſeid, Herr Richter, So ſind dergleichen Fragen überflüſſig. Setzt ihren Namen in das Protokoll, Und ſchreibt dabei: dem Amte wohlbekannt. Adam. Auch das. Ihr ſeid nicht für Formalitäten. Thut ſo, wie Sr. Gnaden anbefohlen. Walter. Fragt nach dem Gegenſtand der Klage jetzt. Adam. Jetzt ſoll ich —? Walter. /: ungeduldig :/ Ja, den Gegenſtand ermitteln! Adam. Das iſt gleichfalls ein Krug, verzeiht. Walter. Wie? Gleichfalls! Wie! Gleichfalls — Wie? Gleichfalls! Adam. Ein Krug. Ein bloßer Krug. Setzt einen Krug, Und ſchreibt dabei: dem Amte wohlbekannt. Licht. Herr Rich Auf meine hingeworfene Vermuthung Wollt ihr, ſogleich ſo gleich —? Herr Richter —? Wollt ihr ſogleich —? Wollt ihr, Herr Richter —? Wollt ihr, Herr Richter —? Wollt ihr, Herr Richter —? Adam. Mein Seel, wenn ich’s euch ſage, So ſchreibt ihr’s hin. Iſt’s nicht ein Krug, Frau Marthe.? So ſchreibt ihr’s hin. Iſt’s nicht ein Krug, Frau Marthe. So ſchreibt ihr’s hin. Iſt’s nicht ein Krug, Frau Marthe? So schreibt ihr’s hin. Ist's nicht ein Krug, Frau Marthe? So ſchreibt ihrs hin. Iſt’s nicht ein Krug, Frau Marthe? Frau Marthe 36. Frau Marthe Ja, hier der Krug — Adam. Da habt ihr’s. Frau Marthe. Der zerbrochne — Adam. Pedantiſche Bedenklichkeit. Licht. Ich bitt’ euch — Adam Und wer zerbrach den Krug? Gewiß der Schlingel —? Und wer zerbrach den Krug? Gewiſs der Schlingel? Und wer zerbrach den Krug? Gewiß der Schlingel —? Frau Marthe. Ja, er, der Schlingel dort — . Adam /: für ſich :/ Mehr brauch’ ich nicht. Mehr brauch’ ich nicht. Mehr brauch ich nicht. Ruprecht. Das iſt nicht wahr, Herr Richter. Adam /: für ſich :/ Auf, aufgelebt, du alter Adam! Ruprecht. Das lügt ſie in den Hals hinein — Adam. Schweig, Maulaffe,! Schweig, Maulaffe, Schweig, Maulaffe! Schweig, Maulaffe! Schweig, Maulaffe! Du ſteckſt den Hals noch früh genug in’s Eiſen. Du steckst den Hals noch früh genug ins Eisen. Du ſteckſt den Hals noch fruͤh genug in’s Eiſen. — Setzt einen Krug, Herr Schreiber, wie geſagt, Zuſamt dem Namen deſſ’, der ihn zerſchlagen: Znsammt dem Namen dess’, der ihn zerschlagen: Zuſammt dem Namen deſſ’, der ihn zerſchlagen. Jetzt wird die Sache gleich ermittelt ſein. Walter. Herr Richter! Ei! Welch’ ein gewaltſames Verfahren. Herr Richter! Ei, welch ein gewaltsames Verfahren! Herr Richter! Ei! Welch’ ein gewaltſames Verfahren. Adam. Wie ſo? Licht. Wollt ihr nicht förmlich —? 37. Adam. Nein! ſag’ ich. Nein! sag’ ich. Nein! ſag’ ich; Ihr Gnaden lieben Förmlichkeiten nicht. Walter. Wenn ihr die Inſtruction, Herr Richter Adam, Nicht des Proceſſes einzuleiten wißt, Iſt hier der Ort jetzt nicht, es euch zu lehren. Wenn ihr Recht anders nicht, als ſo, könnt geben, So tretet ab: vielleicht kann’s euer Schreiber. Adam. Erlaubt! Ich gab’s, wie’s hier in Huiſum üblich. Erlaubt! Ich gab’s, wie’s hier in Huisum üblich! Erlaubt! Ich gab’s, wie’s hier in Huiſum uͤblich; Ew. Gnaden haben’s alſo mir befohlen. Walter. Ich hätt’ —? Adam. Auf meine Ehre! Walter. Ich befahl euch, Recht hier nach den Geſetzen zu ertheilen; Und hier in Huiſum glaubt’ ich die Geſetze Und hier in Huisum glaubt’ ich die Gesetze, Und hier in Huiſum glaubt’ ich die Geſetze, Wie anderswo in den vereinten Staaten. Adam. Da muß ſubmiß ich um Verzeihung bitten. Da muſs submiſs ich um Verzeihung bitten. Da muß ſubmiß ich um Verzeihung bitten! Wir haben hier, mit euerer Erlaubniß, Wir haben hier, mit euerer Erlaubniſs, Wir haben hier, mit Ew. Erlaubniß, Statuten, eigenthümliche, in Huiſum, Nicht aufgeſchriebene, muß ich geſtehn, doch durch Bewährte Tradition uns überliefert. Von dieſer Form, getrau ich mir zu hoffen, Bin ich noch heut kein Jota abgewichen. Doch auch in eurer andern Form bin ich, Wie ſie im Reich mag üblich ſein, zu Hauſe. 38. Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt. Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt. Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt! Ich kann Recht jeſo jetzt, jetzo ſo ertheilen. Walter. Ihr gebt mir ſchlechte Meinungen, Herr Richter. Es ſei. Ihr fangt von vorn die Sache an. Es sei. Ihr fangt von vorn die Sache an. Es ſei. Ihr fangt von vorn die Sache an. — Adam. Auf Ehr’! Gebt Acht, ihr ſollt zufrieden ſein. — Frau Marthe Rull! Bringt eure Klage vor. Frau Marthe. Ich klag’, ihr wißt’s, hier wegen dieſes Krugs. Ich klag’, ihr wiſst’s, hier wegen dieses Krugs. Ich klag’, ihr wißt’s, hier wegen dieſes Krugs; Doch ihr Jedoch vergönnt, daß ich, bevor ich euch, klage melde Die Korrekturen der Verse 641f sind versübergreifend, wobei die versübergreifenden Textstände (ɑ, β und ɣ) nicht eindeutig zu rekonstruieren sind. So könnte Variante 641b schon Teil des Textstands β gewesen sein, da auch sie anschlussfähig ist zu Variante 642b. Textstand β bildet die Grundlage für E, wobei offen bleiben muss, ob die Änderung von ›euch beſchreibe‹ in ›auch beſchreibe‹ ein Abschreibfehler oder eine Korrektur ist. Textstand ɣ ist die Basis für die ebenfalls modifizierte ›Phöbus‹-Fassung. Vgl. Günter Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Text, KJb 2020, S. xxx Doch ihr vergönnt, daß ich, bevor ich euch, Jedoch vergönnt, daß ich, bevor ich klage Jedoch vergönnt, daß ich, bevor ich melde Jedoch vergönnt, daſs ich, bevor ich melde, Jedoch vergoͤnnt, daß ich, bevor ich melde Was ihm dieſem Krug geſchehen, euch beſchreibe bericht’, umſtändlich melde,Was dieſem Krug hier böſ’lich wiederfahren,
Genau vorher, auf jeden Zug, euch melde, beſchreibe,Hier fügt Kleist für die ›Phöbus‹-Fassung einen zusätzlichen Vers ein. Was ihm geſchehn, bericht’ umſtändlich melde, Was dieſem Krug geſchehen, euch beſchreibe Was dieſem Krug hier böſ’lich wiederfahren,
Genau vorher, auf jeden Zug euch melde, Was dieſem Krug hier böſ’lich wiederfahren,
Genau vorher, auf jeden Zug, beſchreibe, Was diesem Krug hier böslich widerfahren,
Genau vorher, auf jedem Zug euch sage, Was dieſem Krug geſchehen, auch beſchreibe Was er vorher mir war. Was er vorher mir war. Was er vorher mir war. Was er mir war. Was er vorher mir war. Adam. Das Reden iſt an euch. Frau Marthe. Wohlan! Seht ihr den Krug, ihr werthen werthgeſchätzten Herren? Wohlan! Seht ihr den Krug, ihr werthen Herren? Seht ihr den Krug, ihr werthgeſchätzten Herren? Seht ihr den Krug, ihr werthgeschätzten Herren? Seht ihr den Krug, ihr werthgeſchaͤtzten Herren? Seht ihr den Krug? Adam. O Jja, wir ſehen ihn. Frau Marthe. Nichts ſeht ihr, mit Verlaub, die Scherben ſeht ihr, Nichts seht ihr, mit Verlaub, die Scherben seht ihr, Nichts ſeht ihr, mit Verlaub, die Scherben ſeht ihr; Der Krüge ſchönſter iſt entzweie geſchlagen. Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts, Sind die geſamten niederländiſchen Provinzen Dem ſpan’ſchen Philipp übergeben worden.Die Verse 649f sind für den ›Phöbus‹ von Kleist gekürzt: ›Sind die geſamten — — — — Provinzen | — — — — übergeben worden. | U. s. w. | (Hier folgt die Beschreibung des Kruges)‹. Die Auslassung der ›Beschreibung des Kruges‹ umfasst im Manuskript ca. 3,5 Seiten [hier bis Vers 729]. Hier im Ornat ſtand Kaiſer Karl der fünfte,: Von dem ſeht ihr nur noch die Beine ſtehn. Hier kniete Philipp, und empfieng die Krone: Der liegt im Topf, bis auf den Hintertheil, Und auch noch der hat einen Stoß empfangen. 39. Hier Dort wiſchten ſtanden ſeine beiden Muhmen ſeht, und wiſchtenHier und im Folgenden finden sich Korrekturen, die Kleist 1808 im Kontext der ›Phöbus‹-Überarbeitung vorgenommen hat. In die ›Phöbus‹-Fragmente sind sie aufgrund der Kürzung der Krug-Beschreibung nicht aufgenommen worden. Die genaue Bestimmung der für die ›Phöbus‹-Fragmente auszuwählenden Verse hat Kleist offensichtlich erst nach Abschluß der Korrekturen vorgenommen.ſich,In diesem Monolog von Marthe Rull finden sich wieder versübergreifende Korrekturen in den Varianten. Hier entspricht ɑ dem Textstand der Grundschicht, β bildet die Grundlage für die Fassung von E und ɣ entspricht dem finalen Textstand von 1808, der nicht im ›Phöbus‹ aufgenommen worden ist. Hier wiſchten ſeine beiden Muhmen ſich, Dort wiſchten ſeine beiden Muhmen ſich, Dort ſtanden ſeine Muhmen ſeht, und wiſchten, Dort wiſchten ſeine beiden Muhmen ſich, Der Franzen und der Ungarn Königinn,en Gerührt die Augen aus; ſich; wenn man ſie jetzt, die Eine Gerührt die Augen aus; wenn man ſie jetzt, Gerührt die Augen aus; wenn man die Eine Gerührt die Augen ſich; wenn man die Eine Geruͤhrt die Augen aus; wenn man die Eine Die Häande bloß ſieht noch mit denm Tüuchern empor ſieht heben, Die Hände bloß ſieht mit den Tüchern heben, Die Hand noch mit dem Tuch empor ſieht heben, Die Hand noch mit dem Tuch empor ſieht heben, So iſt’s, als weineten ſie über ſich. So iſt’s, als weineten ſie über ſich. So iſt’s, als weinete ſie über ſich. So iſt’s, als weinete ſie uͤber ſich. Hier im Gefolge ſtützt ſich Philibert, ſtützt ſich Siegfried, noch, für den der Kaiſer Hier im Gefolge ſtützt ſich Philibert, Hier ſtützt ſich Siegfried noch, für den der Kaiſer Hier im Gefolge ſtuͤtzt ſich Philibert, Für den dDen Stoß empfieang,en ſeht her, auf’s ſein Ritterſchwerth,der Kaiſer aufgefangen,
[Vgl. Faksimile Vers 661.] BKA: Die Streichung von ›der Kaiſer aufgefangen,‹ ist nicht transkribiert.
Für den den Stoß der Kaiſer aufgefangen, Den Stoß empfieng, ſeht her, auf’s Ritterſchwerth, Den Stoß empfangen auf ſein Ritterſchwerth, Fuͤr den den Stoß der Kaiſer aufgefangen, Noch auf das Schwerdt, Ganz unverletzt; doch jetzo müßt’ er fallen, Noch auf das Schwerdt, doch jetzo müßt’ er fallen, Ganz unverletzt; doch jetzo müßt’ er fallen, Noch auf das Schwerdt; doch jetzo muͤßt’ er fallen, So gut, wie Maximilian: der Schlingel! Die Schwerdter unten jetzt ſind weghinweggeſchlagen. Die Schwerdter unten jetzt ſind weggeſchlagen. Die Schwerdter unten ſind hinweg geſchlagen. Die Schwerdter unten jetzt ſind weggeſchlagen. Hier ſah man ringsum Leibtrabanten ſtehn, in der Mitte, mit gewölbter der heilgen Mütze1808 auf eingesiegeltem Zettel (s. u.) modifiziert Kleist in ›Hier, in der Mitte, mit der heil’gen Mütze,‹. Hier ſah man ringsum Leibtrabanten ſtehn, Hier in der Mitte, mit gewölbter Mütze, Hier in der Mitte, mit der heilgen Mütze, Hier in der Mitte, mit der heil’gen Muͤtze, Mit Hellebarden, dichtgedrängt, und Spießen, Sah man den Erzbiſchoff von Arras ſtehn,: Mit Hellebarden, dichtgedrängt, und Spießen, Sah man den Erzbiſchoff von Arras ſtehn,:In der Zettelfassung ändert Kleist das abschließende Satzzeichen in ein Semikolon (wie in E). Sah man den Erzbiſchof von Arras ſtehn; Und Häuſer hinten von dem Markt zu Brüſſel Den hat der Teufel ganz und gar geholt, Und Häuſer hinten von dem Markt zu Brüſſel Den hat der Teufel ganz und gar geholt, Den hat der Teufel ganz und gar geholt,Hier, in der Mitte, mit der heil’gen Mütze, Sah man den Erzbiſchoff von Arras ſtehn; Den Hirtenſtab hielt er, und hinter ihm [ ] Sah man geſchmückt den ganzen from̄en Klerus prangen: Sah man den ganzen from̄en Klerus prangen: Sah man geſchmückt den ganzen Klerus prangen: [ ] Den hat der Teufel ganz und gar geholt,[Von dritter Hand ist unten links auf dem angesiegelten Zettel notiert: ›acc. ms. 19287 1512‹. Siehe hierzu nähere Erläuterungen in BKA I/3 S. 440ff.]
Sein Schatten nunr fällt nur über’s Pflaſter. Sein Schatten nunr fällt nur über’s Pflaſter. Sein Schatten nur faͤllt lang noch uͤbers Pflaſter. Hier ſtanden rings, im Grunde, Leibtrabanten, Mit Hellebarden, dichtgedrängt, und Spießen, Mit Hellebarden, dicht gedraͤngt, und Spießen, Hier, die Miliz bewaffnet an den weit geöffnet, die drei Kirchenpforten, Hier, die Miliz bewaffnet an den Kirchenpforten, Hier, weit geöffnet, die drei Kirchenpforten, [ ] Hier Häuſer, ſeht, vomn dem großen Markt zu Brüſſel, Hier Häuſer, ſeht, vom großen Markt zu Brüſſel, Hier Häuſer, von dem großen Markt zu Brüſſel, Hier Haͤuſer, ſeht, vom großen Markt zu Bruͤſſel, Hier kguckt noch ein Neugier’ger aus dem Fenſter: Doch was er jetzo ſieht, das weiß ich nicht. Adam. Frau Marth’! Erlaßt uns das zerſcherbte Pactum, Frau Marth’! Erlaßt uns das zerſcherbte Pactum, Frau Marth! Erlaßt uns das zerſcherbte Pactum, Wenn es zur Sache nicht gehört. Uns geht das Loch — nichts die Provinzen an, Die darauf übergeben worden ſind. Frau Marthe! Erlaubt! Wie ſchön der Krug, gehört zur Sache. —Den Krug erbeutete ſich Childerich, Der Keſſelflicker, als Oranien Briel mit den Waſſergeuſenen überrumpelte. 40. Ihn hatt’ ein Spanier, gefüllt mit Wein, Juſt an den Mund geſetzt, als Childerich Den Spanier von hinten niederwarf, Den Krug ergriff, ihn leert’, und weiter gieng. Adam. Ein würd’ger Waſſergeuſe. Frau Marthe. Hierauf vererbte Der Krug auf Fürchtegott, den Todtengräber. Der Krug auf Fuͤrchtegott, den Todtengraͤber; Der trank zu dreimal nur, der Nüchterne, Und ſtets vermiſcht mit Waſſer aus dem Krug. Das Erſtemal, als er im Sechzigſten, Ein junges Weib ſich nahm; drei Jahre drauf, Als ſie noch glücklich ihn zum Vater machte; Als Und als ſie jetzt noch zehnmal in neun Jahren, funfzehn Kinder zeugte, Als ſie jetzt noch zehnmal in neun Jahren, Und als ſie jetzt noch funfzehn Kinder zeugte, Und als ſie jetzt noch funfzehn Kinder zeugte, Worunter fünfmal zZwillinge, gebahr, Worunter fünfmal Zwillinge, gebahr, [ ] [ ] Trank er zum drittenmale, als ſie ſtarb. Adam. Gut. Das iſt auch nicht übel. Frau Marthe Drauf fiel der Krug An den Zachäus, Schneider in Tirlemont, Der meinem ſeel’gen Mann, was ich euch jetzt Berichten will, mit eignem Mund’ erzählt. Berichten will, mit eignem Mund erzaͤhlt. Der warf, als die Franzoſen plünderten, Den Krug, ſamt allem Hausrath aus dem Fenſter, Sprang ſelbſt, und brach den Hals, der Ungeſchickte, Und dieſer irrdne Krug, der Krug von Thon, Und dieſer irdne Krug, der Krug von Thon, Auf’s Bein kam er zu ſtehen, und blieb ganz. Adam. Zur Sache, wenn’s blbeliebt, Frau Marthe! Zur Sache! Zur Sache, wenn’s beliebt, Frau Marthe! Zur Sache! Zur Sache, wenn’s beliebt, Frau Marthe Rull! Zur Sache! 41 Frau Marthe Drauf in der Feuersbrunſt von ſechs und ſechzig, Drauf in der Feuersbrunſt von Sechs und ſechszig, Da hatt’ ihn ſchon mein Mann, Gott hab’ ihn ſeelig — Adam. Zum Teufel! Weib! So ſeid ihr noch nicht fertig? Frau Marthe — Wenn ich nicht reden ſoll, Herr Richter Adam, So bin ich unnütz hier, ſo will ich gehn, Und ein Gericht mir ſuchen, das mich hört. Adam Walter.Von fremder Hand ›Adam‹ gestrichen und ›Walter.‹ ergänzt. Ihr sollt hier reden: doch von Dingen nicht, Die eurer Klage fremd. Wenn ihr uns ſagt, Daß jener Krug euch werth, ſo wiſſen wir Soviel, als wir zum Richten hier gebrauchen. So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen. Frau Marthe. Wieviel ihr brauchen möget, hier zu richten, Wie viel ihr brauchen moͤget, hier zu richten, Das weiß ich nicht, und unterſuch’ es nicht; Das aber weiß ich, daß ich, um zu klagen, Muß vor euch ſagen dürfen, über was. Walter. Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geſchah dem Krug? Ihr ſpracht vom Feuer Anno ſechs und ſechzig:Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer Ihr ſpracht vom Feuer Anno ſechs und ſechzig: Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer Was? — Was geſchah dem Krug im Feuer Von Anno ſechs und ſechzig? Wird man’s hören? [ ] Von Anno ſechs und ſechzig? Wird man’s hören? Von Anno ſechs und ſechszig? Wird man’s hoͤren? Was iſt dem Krug damals geschehn? Was iſt dem Krug damals geschehn? Was iſt dem Krug geschehn? Was iſt dem Krug geſchehn? Frau Marthe Was ihm geſchehen? Nichts iſt dem Krug, ich bitt’ euch ſehr, ihr Herren, Nichts Anno ſechs und ſechzig ihm geſchehen. Nichts Anno ſechs und ſechszig ihm geſchehen. Ganz blieb der Krug, ganz in der Flam̄en Mitte, 42. Und aus des Hauſes Aſche zog ich ihn Hervor, glaſirt, am andern Morgen, glänzend, Als käm’ er eben aus dem Töpferofen. Walter. Nun gut. Nun kennen wir den Krug. Nun wiſſen Wir Alles, was dem Krug geſchehn, was nicht. Was giebt’s jetzt weiter? Frau Marthe Nun dieſen Krug jetzt ſeht — den Krug, Nun dieſen Krug jetzt ſeht — den Krug, Nun dieſen Krug jetzt ſeht, Nun diesen Krug jetzt seht, Nun dieſen Krug jetzt ſeht — den Krug, Den Krug Z z ertrüm̄ertIn Vers 733f übersieht Kleist die Korrektur der versalen Versanfänge ›Zertrümmert‹ und ›Für‹. einen Krug noch werth, — den Krug Zertrüm̄ert einen Krug noch werth, den Krug Den Krug zertrüm̄ert einen Krug noch werth, — Den Krug, zertrümmert einen Krug noch werth, Zertruͤmmert einen Krug noch werth, den Krug Den Krug, F f ür eines Fräuleins Mund, die Lippe ſelbſt Für eines Fräuleins Mund, die Lippe ſelbſt Den Krug, für eines Fräuleins Mund, die Lippe Den Krug, für eines Fräuleins Mund, die Lippe Fuͤr eines Fraͤuleins Mund, die Lippe ſelbſt, Nicht der Frau Erbſtatthalterinn zu ſchlecht, Den Krug, ihr hohen Herren Richter beide, Den Krug hat jener Schlingel mir zerbrochen. Adam. Wer? Frau Marthe Er, der Ruprecht dort. Ruprecht. Das iſt gelogen, Herr Richter. Adam Schweig’ er, bis man ihn fragen wird. Auch heut an ihn noch wird die Reihe kom̄en. — Habt ihr’s im Protokoll bemerkt? — Habt ihr's im Protocoll bemerkt. — Habt ihr’s im Protocoll bemerkt? Licht. O ja. Adam. Erzählt den Hergang, würdige Frau Marthe. 43. Frau Marthe. Es war Uhr Eeilfe geſtern — Adam. Wann, ſagt ihr? Frau Marthe Uhr eilf. Adam. Am Morgen! Frau Marthe. Nein, verzeiht am Abend, — Nein, verzeiht am Abend, Nein, verzeiht am Abend — Nein, verzeiht! am Abend — Nein, verzeiht am Abend, Adam /: wendet ſich, mit der Gebährde des Erſchreckens :/ Frau Marthe /: fortfahrend :/Kleist fügt für die ›Phöbus‹-Überarbeitung hier Regieanweisungen ein. In E steht Vers 744 in der Fassung der Grundschicht. Und ſchon die Lamp’ im Bette wollt’ ich löſchen, Als laute Männerſtim̄en, ein Tumult, In meiner Tochter abgelegnen Kam̄er, In meiner Tochter abgeleg'nen Kammer In meiner Tochter abgelegnen Kammer, Als ob der Feind’ einbräche, mich erſchreckt. Geſchwind’ die Trepp’ eil’ ich hinab, ich finde Die Kam̄erthür gewaltſam eingeſprengt, 1Papierverderbtheit, so dass Kleists nachträglich eingefügte Zeilenzählung (1, 2, 3, 4, 6, 7, 5) gar nicht oder kaum noch (6, 7) erkennbar ist. Schimpfreden ſchallen wüthend mir entgegen, 2 Und da ich mir den Auftritt jetzt beleuchte, 3 Was find’ ich jetzt, Herr Richter, was jetzt find’ ich? 4 Der Den Krug,BKA liest das gestrichene Komma hinter ›Krug‹ als eingefügten Gedankenstrich. find’ ich der liegt am Boden euch, das Mädchen, find’ ich zerſcherbt im Zim̄er liegen, ᚫEinfügemarke: Kleist fügt in der Überarbeitung einen Vers (5) hinzu, hier weiter unten Vers 755. Der Krug, der liegt am Boden euch, das Mädchen, Den Krug find ich,Es ist unsicher, ob die Variante b überhaupt intendiert war, zumal sie klar gegen die Versmetrik verstößt. Für wahrscheinlicher hält Verf. die Möglichkeit, dass Kleist sofort nach Variante c korrigiert hat. Jedenfalls wurden die Tilgungen von ›der liegt am Boden euch, das Mädchen,‹ und ›find’ ich‹ getrennt durchgeführt, erstere mit einem durchgehenden Strich, letztere mit Schraffur. Möglich ist, dass Kleist zunächst die längere Sequenz ›der liegt ...‹ gestrichen hat, danach die Korrektur begann mit ›find’ ich‹, dieses aber aufgrund von Platzproblemen zwischen den Zeilen wieder streicht und neu ansetzte mit der Sequenz ›find’ ich zerſcherbt im Zim̄er liegen,‹. In diesem Fall würde Variante b entfallen. der liegt am Boden euch, das Mädchen, Den Krug find’ ich zerſcherbt im Zim̄er liegen, Den Krug find’ ich zerscherbt im Zimmer liegen, Den Krug find’ ich zerſcherbt im Zimmer liegen, 6 Das Das Mädchen ringt die Händ’, und jener er, der Flaps dort, trotzt, Das ringt die Händ’, und jener Flaps dort, trotzt, Das Mädchen ringt die Händ’, und er, der Flaps dort, Das Mädchen ringt die Hand', und er, der Flaps dort, Das Maͤdchen ringt die Haͤnd’, und er der Flaps dort, 7 Wie ein Beſeſſner, Der trotzt, wie toll, euch in des Zim̄ers Mitte. Wie ein Beſeſſner, in des Zim̄ers Mitte. Der trotzt, wie toll, euch in des Zim̄ers Mitte. Der trotzt, wie toll, euch in des Zimmers Mitte. Der trotzt, wie toll, euch in des Zimmers Mitte. ᚫ 5 In jedem Winkel liegt ein Stück, In jedem Winkel liegt ein Stück, In jedem Winkel brüchig liegt ein Stück, In jedem Winkel liegt ein Stuͤck, Adam. /: bankerott :/ Ei, Wetter! Frau Marthe. Was? Adam. Sieh da, Frau Marthe! Frau Marthe. Ja. Ja. Ja! — Drauf iſt’s, als ob in ſo gerechtem Zorn Drauf ist’s, als ob, in so gerechtem Zorn, Drauf iſt’s, als ob in ſo gerechtem Zorn, Mir noch zehn Arme wüchſen, jeglichen 44. Fühl’ ich mir wie ein Geier ausgerüſtet. Fühl’ ich mir, wie ein Geier, ausgerüstet. Fuͤhl’ ich mir wie ein Geier ausgeruͤſtet. Ihn ſtell’ ich dort zur [BKA liest ›zu‹] Rede, was er hier Ihn stell’ ich dort zur Rede, was er hier Ihn ſtell’ ich dort zu Rede, was er hier In ſpäter Nacht zu ſuchen, mir die Krüge Des Hauſes tobend einzuſchlagen habe: Und er, zur Antwort giebt er mir, jetzt rathet? Der Unverſchämte! Der Hallunke, der! Aufs Rad will ich ihn ſehen, oder mich Nicht mehr geduldig auf den Rücken legen: Er ſpricht, es hab’ ein Anderer den Krug Vom Simſ’ geſtürzt — ein Anderer, ich bitt’ euch, Der vor ihm aus der Kam̄er nur entwichen; — Und überhäuft mit Schimpf mir da das Mädchen. Adam. O! Faule Fiſche [BKA liest den ursprünglichen, dann durch einen Gedankenstrich überschriebenen Punkt nicht mit.] [Hamacher liest den ursprünglichen, dann durch einen Gedankenstrich überschriebenen Punkt nicht mit.] . — Laßt nur. Nun? Hierauf? O! Faule Fiſche. Laßt nur. Nun? O! Faule Fiſche — Hierauf? O! Faule Fische — hierauf! O! faule Fiſche — Hierauf? Frau Marthe. Auf dies Wort Seh’ ich das Mädchen fragend an, die ſteht Seh ich das Mädchen fragend an, die steht Seh’ ich das Maͤdchen fragend an; die ſteht Gleich einer Leiche da, ich ſage: Eve! — Sie ſetzt ſich: iſt’s ein Anderer geweſen?, Sie ſetzt ſich: iſt’s ein Anderer geweſen? Sie ſetzt ſich: iſt’s ein Anderer geweſen, Sie setzt sich: ist’s ein Anderer gewesen, Sie ſetzt ſich; iſt’s ein Anderer geweſen, Frag’ ich,? uUnd Joſeph und Marie, ruft ſie, Frag’ ich, und Joſeph und Marie, ruft ſie, Frag’ ich? Und Joſeph und Marie, ruft ſie, Frag’ ich? Und Joseph und Marie, ruft sie, Frag’ ich? Und Joſeph und Marie, ruft ſie, Was denkt ihr Mutter auch? — So ſprich! Wer war’s? Was denkt ihr Mutter euch? — So sprich! Wer war’s? Was denkt ihr Mutter auch? — So ſprich! Wer war’s? ¿Getilgter Buchstabe am Zeilenanfang. Unleserlich. Wer ſonſt, ſagt ſie, — und wer auch konnt’ es anders? Und ſchwört mir zu, daß er’s geweſen iſt. Eve. Was ſchwor’ ich euch? Was hab’ ich euch geſchworen? Nichts ſchwor’ ich, nichts euch — Nichts schwor’ ich, nichts euch — Nichts ſchwor ich, nichts euch — Frau Marthe. Eve! Eve. Nein! Dies verfälſcht lügt ihr — Nein! Dies verfälſcht ihr — Nein! Dies lügt ihr — Nein! Dïes lügt ihr — Nein! Dies luͤgt ihr. — Ruprecht. Da hört ihr’s. 45. Adam. Hund, jetzt, verfluchter, ſchweig, Soll hier die Fauſt den Rachen dir nicht ſtopfen! Soll hier die Faust den Rachen dir nicht stopfen! Soll hier die Fauſt den Rachen dir noch ſtopfen! Nachher iſt Zeit für dich, nicht jetzt. Frau Marthe. Du hätteſt nicht —? Eve. Nein! Mutter! Nein! Dies lügt verfälſcht ihr,. Nein! Mutter! Nein! Dies lügt ihr, Nein! Mutter! Dies verfälſcht ihr. Nein Mutter! Dies verfälscht ihr. Nein, Mutter! Dies verfaͤlſcht ihr. Seht, leid thut’s in der That mir tief zur Seele, Daß ich es öffentlich erklären muß: Doch nichts ſchwor ich, nichts, nichts hab’ ich geſchworen. Adam. Seid doch vernünftig, Kinder. Licht. /: für ſich :/ Ei, was Teufel —?Das iſt ja ſeltſam. Ei, was Teufel —? Das iſt ja ſeltſam. Das ist ja seltsam. Das iſt ja ſeltſam. Frau Marthe. Du hätteſt mir, o Eve, nicht verſichert —? Du hättest mir, o Eve, nicht versichert —? Du haͤtteſt mir, o Eve, nicht verſichert? Nicht Joſeph und Mariea angerufen? Nicht Joſeph und Marie angerufen? Nicht Joſeph und Maria angerufen? Nicht Joseph und Marie angerufen? Nicht Joſeph und Marie angerufen? Eve. Beim Schwur nicht,! ſSchwörend nicht,! ſSeht dies jetzt ſchwör’ ich, Beim Schwur nicht, ſchwörend nicht, ſeht dies jetzt ſchwör’ ich, Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht dies jetzt ſchwör’ ich, Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht dies jetzt schwör’ ich, Beim Schwur nicht! Schwoͤrend nicht! Seht dies jetzt ſchwoͤr’ ich, Und Joſeph und Maria ruf’ ich an. Und Joseph und Marie ruf’ ich an. Und Joſeph und Maria ruf ich an. Adam. Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht ſie? Wie ſchüchtert ſie das gute Kind auch ein. Wenn ſich die Jungfer wird beſonnen haben, Erinnert ruhig deſſen, was geſchehen, — Ich ſage, was geſchehen iſt, und was, — Ich sage, was geschehen ist, und was, — Ich ſage was geſchehen iſt, und was, Spricht ſie nicht, wie ſie ſoll, geſchehn noch kann: Gebt Acht, ſo ſagt ſie heute’ uns aus, wie geſtern, Gebt Acht, ſo ſagt ſie heute aus, wie geſtern, Gebt Acht, ſo ſagt ſie heut’ uns aus, wie geſtern, Gebt Acht, so sagt sie heut uns aus, wie gestern, Gebt Acht, ſo ſagt ſie heut uns aus, wie geſtern, 46. Gleichviel, ob ſie’s beſchwören kann, ob nicht. Gleichviel, ob sie’s beschwören kann, ob nicht, Gleichviel, ob ſie’s beſchwoͤren kann ob nicht. Laßt Joſeph und Maria aus dem Spiele. Laſst Joseph und Marie aus dem Spiele. Laßt Joſeph und Maria aus dem Spiele. Walter. Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den Partheien in den Mund die Worte legen. ſo zweideutge Lehren geben. Partheien in den Mund die Worte legen. Partheien ſo zweideutge Lehren geben. Partheien so zweideut’ge Lehren geben. Partheien ſo zweideut’ge Lehren geben. Legt ihnen nicht dDie Worte legt man Niemand in den Mund.Man legt die Worte niemand in den Mund. Legt ihnen nicht die Worte in den Mund. Die Worte legt man Niemand in den Mund! Man legt die Worte niemand in den Mund. Man legt die Worte niemand in den Mund. [ ] Frau Marthe Wenn ſie in’s Angeſicht mir ſagen kann, Wenn sie ins Angesicht mir sagen kann, Wenn ſie in’s Angeſicht mir ſagen kann, Schamlos, die liederliche Dirne, die, Schamlos, die lüderliche Dirne, die, Schamlos, die liederliche Dirne, die, Daß es ein Andrer, als der Ruprecht war, Daſs es ein Andrer als der Ruprecht war, Daß es ein Andrer, als der Ruprecht war, So mag meintwegen ſie — ich mag nicht ſagen, was. Ich aber, ich verſichr’ es euch, Herr Richter, Und kann ich gleich nicht, daß ſie’s ſchwor, behaupten, Daß ſie’s geſagt hat geſtern, das beſchwör’ ich, Und Joſeph und Maria ruf’ ich an. Und Joseph und Marie ruf’ ich an. Und Joſeph und Maria ruf’ ich an. Adam. Nun weiter will ja auch die Jungfer — Walter. Herr Richter! Adam. Ew. Gnaden? — Was ſagt er? — Nicht, Herzens-Evchen? Ew. Gnaden? — Was ſagt er? — Nicht, Evchen? Ew. Gnaden? — Was ſagt er? — Nicht, Herzens-Evchen? Ew. Gnaden? — Was sagt er? — Nicht, Herzens-Evchen? Ew. Gnaden? — Was ſagt er? Nicht, Herzens-Evchen? Frau Marthe Heraus damit! Haſt du’s mir nicht geſagt? Hinaus damit! Hast du's mir nicht gesagt? Heraus damit! Haſt du’s mir nicht geſagt? Haſt du’s mir geſtern nicht, mir nicht geſagt? Eve. Wer läugnet euch, daß ich’s geſagt — Wer leugnet euch, daſs ich’ gesagt — Wer laͤugnet euch, daß ich’s geſagt — Adam. Da habt ihr’s. Ruprecht. Die Metze, die! Adam. Schreibt auf. Veit. Pfui, ſchäm’ ſie ſich. 47. Walter. Von eurer Aufführung, Herr Richter Adam, Weiß ich nicht, nicht, was ich denken ſoll. Wenn ihr ſelbſt Weiß ich nicht, was ich denken ſoll. Wenn Weiß ich nicht, was ich denken ſoll. Wenn ihr ſelbſt Weiſs ich nicht, was ich denken soll. Wenn ihr selbst Weiß ich nicht, was ich denken ſoll. Wenn ihr ſelbſt Ihr ſelbſt, dDen Krug zerſchlagen hättet, könntet ihr Ihr ſelbſt, den Krug zerſchlagen hättet, könntet Den Krug zerſchlagen hättet, könntet ihr Den Krug zerschlagen hättet, könntet ihr Den Krug zerſchlagen haͤttet, koͤnntet ihr Ihr den Verdacht vVon euch ab auf den jungen Mann dort den Verdacht nicht eifriger Ihr den Verdacht von euch ab auf den jungen Mann dort Von euch ab den Verdacht nicht eifriger Von euch ab den Verdacht nicht eifriger Von euch ab den Verdacht nicht eifriger Hinwälzen mit mehr Eifer nicht auf den jungen Mann, als jetzt. — Hinwälzen mit mehr Eifer nicht als jetzt. — Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt. — Hinwälzen auf den jungen Mann als jetzt. — Hinwaͤlzen auf den jungen Mann, als jetzt. — Ihr ſetzt nicht mehr in’s Protokoll, Herr Schreiber, Ihr setzt nicht mehr in insNicht korrigierter Satzfehler im ›Phöbus‹. Protokoll, Herr Schreiber, Ihr ſetzt nicht mehr ins Protokoll, Herr Schreiber, Als nur der Jungfer Eingeſtändniß, hoff’ ich, Vom geſtrigen EingGeſtändniß, hoff’ ich, nicht vom Facto. Vom Eingeſtändniß, hoff’ ich, nicht vom Facto. Vom geſtrigen Geſtändniß, nicht vom Facto. Vom gestrigen Geständniſs, nicht vom Facto. Vom geſtrigen Geſtaͤndniß, nicht vom Facto. — Iſt’s an die Jungfer jetzt ſchon auszuſagen? Adam. Wenn’s Mein Seel, wenn’s ihre Reihe noch nicht iſt, verzeiht, Wenn’s ihre Reihe noch nicht iſt, verzeiht, Mein Seel, wenn’s ihre Reihe noch nicht iſt, Mein Seel, wenn’s ihre Reihe noch nicht ist, Mein Seel, wenn’s ihre Reihe noch nicht iſt, In ſolchen Dingen irrt der Menſch, Ew. Gnaden. In solchen Dingen irrt der Mensch, Ew. Gnaden! In ſolchen Dingen irrt der Menſch, Ew. Gnaden. Ein Schuft bin ich, ich ſeh Liest ›ſeh’‹. BKA liest ›ſeh’‹. Das Artefakt scheint eher durch Tintendurchschlag bedingt zu sein. ſchon, wo ich fehlte: Wen hätt’ ich fragen ſollen? jetzt? Den Beklagten? Ein Schuft bin ich, ich ſeh ſchon wo ich fehlte: Wen hätt’ ich fragen ſollen? Den Beklagten? Wen hätt’ ich fragen ſollen jetzt? Beklagten? Wen hätt’ ich fragen sollen jetzt? Beklagten? Wen haͤtt’ ich fragen ſollen jetzt? Beklagten? Hätt’ ich nicht dort Beklagten fragen müſſen? Auf Ehr’! Ich nehme gute Lehren an. Hätt’ ich nicht dort Beklagten fragen müſſen? Auf Ehr’! Ich nehme gute Lehren an. Auf Ehr’! ich nehme gute Lehre an. Auf Ehr’! Ich nehme gute Lehre an. Walter. Vollbringt die Sache, ja, Wie unbefangen! — Ja, fragt den Beklagten,. Vollbringt die Sache, ja, fragt den Beklagten, Wie unbefangen! — Ja, fragt den Beklagten. Wie unbefangen! — Ja, fragt den Beklagten. Wie unbefangen! — Ja, fragt den Beklagten. Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt’ euch ſehr: [ ] Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt’ euch ſehr: Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt’ euch sehr: Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt’ euch ſehr: Dies liest ›Die‹ iſt die letzt’e, Herr Richter Sache, die ihr führt. Dies iſt die letzt’, Herr Richter, die ihr führt. Dies iſt die letzte Sache, die ihr führt. Dies ist die letzte Sache, die ihr führt. Dies iſt die letzte Sache, die ihr fuͤhrt. Adam. Die letzt’e! Was! — Ei, Wetter! Ei, Ffreilich! Den Beklagten! Die letzt’! — Ei, Wetter! Freilich! Den Beklagten! Die letzte! Was! — Ei, freilich! Den Beklagten! Die letzte! Was! Ei, freilich! Den Beklagten! Die letzte! Was! Ei freilich! Den Beklagten! Wohin auch, alter Richter, dachteſt du? Verflucht, das pips’ge Perlhuhn, das ausländiſche! mir! Daß es Verflucht, das Perlhuhn, das ausländiſche! Verflucht, das pips’ge Perlhuhn mir! Daß es Verflucht, das pips’ge Perlhuhn mir! Daſs es Verflucht, das pips’ge Perlhuhn mir! Daß es Krepirt wär an der Peſt in Indien! [ ] Krepirt wär an der Peſt in Indien! Krepirt wär’ an der Pest in Indien! Krepirt waͤr an der Peſt in Indien! Stets liegt der Kloß von Nudeln mir im Sinn. Walter. Was liegt? —? Ein Kloß liegt euch —? Was für ein Kloß liegt euch —? Was liegt? Ein Kloß liegt euch —? Was liegt —? Was für ein Kloß liegt euch —? Was liegt — Was für ein Kloſs liegt euch—? Adam. Was liegt? Was fuͤr ein Kloß liegt euch —? Adam. Zu dienen, ja. +Der Nudelkloß,+ Zu dienen, ja. Der Nudelkloß, Der Nudelkloſs, Der Nudelkloß, Der Nudelkloß, Verzeiht, den ich dem Huhne ſoll geben. ſoll. Der Nudelkloß, den ich dem Huhn ſoll geben. Verzeiht, den ich dem Huhne geben ſoll. Verzeiht, den ich dem Huhne geben soll. Verzeiht, den ich dem Huhne geben ſoll. Schluckt mir das Aas die Pille nicht herunter, So Mein Seel, ſo Seht, Herr, ſo Mein Seel, ſo weiß ich nicht, wie’s mit mir werden wird. So weiß ich nicht, wie’s mit mir werden wird. Mein Seel, ſoweiß ich nicht, wie’s werden wird. Seht, Herr, ſo weiß ich nicht, wie’s werden wird. Mein Seel, ſo weiß ich nicht, wie’s werden wird. Mein Seel, so weiſs ich nicht, wie’s werden wird. Mein Seel, ſo weiß ich nicht, wie’s werden wird. Walter. Fragt den Beklagten, dort. fragt, und macht ein Ende. Thut eure Schuldigkeit, ſag’ ich, zum Henker!Zur Diskussion, ob der letzte, unten auf Seite 47 eingefügte Vers 845 im Rahmen der sonstigen Korrekturen auf dieser Seite, also schon 1806, oder erst 1808 im Rahmen der ›Phöbus‹-Korrekturen niedergeschrieben wurde, gibt es eine kontroverse Diskussion (vgl. Günter Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers (wie Anm. xxx), S. xxx). Die Summe der Schriftmerkmale, aber auch andere Indikatoren sprechen eher dafür, dass der Vers von Kleist schon im Jahr 1806 im Rahmen der sonstigen Korrekturen notiert worden ist (ebd. S. xxx). Fragt den Beklagten, fragt, und macht ein Ende. Fragt den Beklagten, dort. Thut eure Schuldigkeit, ſag’ ich, zum Henker! Thut eure Schuldigkeit, sag’ ich, zum Henker! Thut eure Schuldigkeit, ſag ich, zum Henker! 48. Adam. Beklagter trete vor. Ruprecht. Hier, Herr Dorfrichter. Ruprecht, Veits, des Koſſäthen, Sohn, aus Huiſum. Ruprecht, Veits des Koſſaͤthen Sohn, aus Huiſum. Adam. Vernahm er dort, was vor Gericht ſo eben, Vernahm er dort, was vor Gericht ſo eben, Vernahm er dort, was vor Gericht ſo eben Vernahm er dort, was vor Gericht ſo eben Frau Marthe gegen ihn hat angebracht.? Frau Marthe gegen ihn hat angebracht. Frau Marthe gegen ihn hat angebracht? Frau Marthe gegen ihn hat angebracht? Ruprecht. Ja, Herr Dorfrichter, das hab’ ich. Adam. Getraut er ſich Etwas dagegen aufzubringen, was? Bekennt er, oder unterfängt er ſich, Hier wie ein gottvergeſſner Menſch zu läugnen? Ruprecht. Was ich dagegen aufzubringen habe, Herr Richter? Ei! Mit euerer Erlaubniß, Daß ſie kein wahres Wort geſprochen hat. Adam. So? Und das denkt er zu beweiſen? Ruprecht. O ja. Adam. Die würdige Frau Marthe, die. Beruhige ſie ſich,. eEs wird ſich finden. Beruhige ſie ſich, es wird ſich finden. Beruhige ſie ſich. Es wird ſich finden. Beruhige ſie ſich. Es wird ſich finden. Walter. Was geht ihm die Frau Marthe an, Herr Richter? Was geht ihn die Frau Marthe an, Herr Richter? Adam. Was mir —? Bei Gott! Soll ich als Chriſt —? Walter Bericht’ Er, was er für ſich anzuführen hat. — Herr Schreiber, wißt ihr den Proceß zu führen? 49. Adam. Ach, was! Licht. Ob ich — ei nun, wenn Ew. Gnaden — Adam. Was glotzt er da? Was hat er aufzubringen? Steht nicht der Eſel, wie ein Ochſe, da? Was hat er aufzubringen? Ruprecht. Was ich aufzubringen? Walter. Er ja, er ſoll den Hergang jetzt erzählen. Ruprecht. Mein Seel, wenn man zu Wort mich kom̄en ließe. Mein Seel’, wenn man zu Wort mich kommen ließe. Walter. S’ iſt in der That, Herr Richter, nicht zu dulden. Ruprecht. Glock zehn Uhr mogt’ es etwa ſein zu Nacht Glock zehn Uhr mogt’ es etwa ſein zu Nacht, — Und warm und wunderduftig um’s Kinn ergoßen h ergoſſen ſich die Lüfte. hätſchelte,Die Versgenese erschließt sich durch die Kombination von Schriftbild, unterschiedlich ausgeführten Streichungen (horizontale Doppelstreichung, sonst Schraffur) und metrischen Anforderungen. Zunächst wird offensichtlich ›ergoſſen‹ gestrichen und über der Zeile durch ›ergoßen h‹ ersetzt (Variante b). Es bleibt unklar, wie Kleist fortfahren wollte, da er die Korrektur abbricht. Stattdessen wird die ursprüngliche Vers-Variante 872ɑ zugunsten von zwei Versen aufgelöst (872b, 872+1b). Für E hat auch diese Korrektur keinen Bestand, aus zwei Versen wird wieder einer und dieser neu formuliert: ›Und warm, juſt dieſe Nacht des Januars‹. Und warm um’s Kinn ergoſſen ſich die Lüfte. Und warm um’s Kinn ergoßen h ſich die Lüfte. Und warm und wunderduftig hätſchelte, Und warm, juſt dieſe Nacht des Januars Der Januar dem Menſchen um das Kinn, Der Januar dem Menſchen um das Kinn, [ ] Wie Mai, als ich zum Vater ſage: Vater! Ich will ein Biſſel noch zur Eve gehn. Denn heuern wollt’ ich ſie, das müßt ihr wiſſen, Denn heuren wollt’ ich ſie, das muͤßt ihr wiſſen, Ein rüſtig Mädel iſt’s, ich hab’s beim Erndten Geſehn, wo Alles von der Fauſt ihr gieng., Geſehn, wo Alles von der Fauſt ihr gieng. Geſehn, wo Alles von der Fauſt ihr gieng, Geſehn, wo Alles von der Fauſt ihr ging, Und ihr das Heu man flog, als wie gemauſet. [ ] Und ihr das Heu man flog, als wie gemauſet. Und ihr das Heu man flog, als wie gemauſ’t. Da ſagt’ ich,: willſt du? Und ſie ſagte: ach! Da ſagt’ ich, willſt du? Und ſie ſagte: ach! Da ſagt’ ich: willſt du? Und ſie ſagte: ach! Da ſagt’ ich: willſt du? Und ſie ſagte: ach! Was du da gakelſt. — Und nachher ſagt ſie, ja. Was du da gakelſt. Und nachher ſagt ſie, ja. Was du da gakelſt. — Und nachher ſagt ſie, ja. Was du da gakelſt. Und nachher ſagt’ ſie, ja. Adam. Bleib er bei ſeiner Sache. Gakeln! Was! Ich ſagte, willſt du? Und ſie ſagte, ja. Ruprecht. Ja, meiner Treu, Herr Richter. Walter. Weiter! Weiter! Weiter! 50. Ruprecht Nun —Da Kleist das Mittelglied der Analepse ›Weiter!‹ im Erstdruck ändert in ›Weiter! Weiter!‹, hätte er dort Ruperts ›Nun —‹ eigentlich streichen müssen, um im fünffüßigen Versmaß zu bleiben. Da ſagt’ ich: Vater, hört er? Laß er mich. Wir ſchwatzen noch am Fenſter was zuſam̄en. Na, ſagt er, lauf; bleibſt du auch draußen, ſagt er? Ja, meiner Seel’, ſag’ ich, das iſt geſchworen. Na, ſagt er,: lauf,Komma nicht gestrichen. In E nicht durch Doppelpunkt ersetzt. um eilfe biſt du hier. Na, ſagt er, lauf, um eilfe biſt du hier. Na, ſagt er, lauf: um eilfe biſt du hier. Na, ſagt’ er, lauf, um eilfe biſt du hier. Adam. Na, ſo ſag du, und gakle, und kein Ende. Na, hat er bald ſich ausgeſagt? Ruprecht. Na, ſag’ ich, Das iſt ein Wort, und ſetz’ die Mütze auf, Und geh’, undDie handschriftliche Abkürzung für ›und‹ (u.) wird korrigiert in ein ausgeschriebenes ›und‹. über’n Steig will ich, und muß Und geh; und uͤber’n Steig will ich, und muß Durch’s Dorf zurückgehn, weil der Bach geſchwollen. Ei, alle Wetter, denk’ ich, Ruprecht, Schlag! Nun iſt die Garthenthür bei Marthens zu: Denn bis um Zehne nur, läßt’s ſie Mädel ſie nur offen, Denn bis um Zehne nur, läßt ſie ſie offen, Denn bis um Zehn läßt’s Mädel ſie nur offen, Denn bis um zehn laͤßt’s Maͤdel ſie nur offen, Wenn ich um Zehn BKA liest hier kleines ›z‹ im Gegensatz zu vorigem Vers. Hier eher noch größer. Allerdings ist die Majuskel Z von der Minuskel bei Kleist schwer zu unterscheiden. In E wird in beiden Versen die Minuskel z gesetzt. nicht da bin, kom̄ ich nicht. Adam. Die liederliche Wirthſchafft, die. RWalter. Drauf — weiter? Drauf weiter? Ruprecht. DraufAb hier Federwechsel — wie ich über’n Lindengang mich näh’re, Bei Marthens, wo die Reihen dichtgewölbt, Bei Marthens, wo die Reihen dicht gewoͤlbt, Und dunkel, wie der Dom zu Utrecht, ſind, Hör’ ich die Garthenthüre fernher knarren. Sieh da! Da iſt die Eve noch! ſag’ ich, Und ſchicke freudig euch, von wo die Ohren Mir Kundſchafft brachten, meine Augen nach — — Und ſchelte ſie, da ſie mir wiederkom̄en, BKA liest ›wieder kom̄en,‹ Hamacher liest ›wieder kommen,‹ Für blind, und ſchicke auf der Stelle ſie 51. Zum zweitenmal, ſich beſſer umzuſehen, Und ſchimpfe ſie nichtswürdige Verläumder, Aufhetzer, niederträcht’ge Ohrenbläſer, Und ſchicke ſie zum drittenmal, und denke, Sie werden, weil ſie ihre Pflicht gethan, Unwillig los ſich aus dem Kopf mir reißen, Und ſich in einen andern Dienſt begeben: Die Eve iſt’s, am Latz erkenn’ ich ſie, Die Eve iſt’s, am Latz erkenn ich ſie, Und Einer iſt’s noch obenein. Adam. So? Einer noch? Und wer, er Klugſchwätzer? Ruprecht. Wer? Ja, mein Seel, da fragt ihr mich — Adam. Nun alſo! Und nicht gefangen, denk’ ich, nicht gehangen. Und nicht gefangen, denk ich, nicht gehangen. Walter. Fort! Weiter in der Rede! Laßt ihn doch! Was unterbrecht ihr ihn, Herr Dorfrichter? Ruprecht. Ich kann das Abendmahl darauf nicht nehmen, Stockfinſter war’s, und alle Katzen grau: Stockfinſter war’s, und alle Katzen grau. Doch müßt ihr wiſſen, daß der Flickſchuſter, Der Lebrecht, den man kürzlich losgeſprochen, Dem Mädel längſt mir auf die Fährte gieng. Ich ſagte vor’gen Herbſt ſchon, Eve, höre, Der Schuft ſchleicht mir um’s Haus, das mag ich nicht, Der Schuft ſchleicht mir um’s Haus, das mag ich nicht; Sag’ ihm, daß du kein Braten biſt für ihn, Mein Seel’, ſonſt werf’ ich ihn vom Hof’ herunter. Mein Seel’, ſonſt werf ich ihn vom Hof herunter. Die ſpricht, ich glaub’, du ſchierſt mich, ſagt ihm was, Die ſpricht: ich glaub’, du ſchierſt mich, ſagt ihm was, Das iſt nicht hin, nicht her, nicht Fiſch, nicht Fleiſch: Drauf geh ich hin, und werf’ den Schlingel herunter. 52. Adam. So? Lebrecht heißt der Kerl? Ruprecht. Ja, Lebrecht. Adam. Gut. Das iſt ein Nam’. Es wird ſich Alles finden. — Habt ihr’s bemerkt im Protokoll, Herr Schreiber? Licht. O ja, und alles Andere, Herr Richter. Adam. Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn. — Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn. Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn— Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn. Ruprecht. Nun ſchießt, Da ich Glock eilf das Pärchen hier begegne, — Glock zehn Uhr zog ich im̄er ab — das Blatt mir. Ich denke, halt, jetzt iſt’s noch Zeit, o Ruprecht, Noch wachſen dir die Hirſchgeweihe nicht: Noch wachſen dir die Hirſchgeweihe nicht: — Hier mußt du ſehn, ob dir von fern was keimt. ſorgſam dir die Stirn befühlen, Hier mußt du ſehn, ob dir von fern was keimt. Hier mußt du ſorgſam dir die Stirn befühlen, Hier mußt du ſorgſam dir die Stirn befuͤhlen, Ob dir von fern hornartig etwas keimt. [ ] Ob dir von fern hornartig etwas keimt. Ob dir von fern hornartig etwas keimt. Und drücke ſacht mich durch die Garthenpforte, Und berg’ in einen Strauch von Taxus mich,: Und berg’ in einen Strauch von Taxus mich, Und berg’ in einen Strauch von Taxus mich: Und berg’ in einen Strauch von Taxus mich: Und hör’ euch ein Gefipspre hier, ein Scherzen, Und hoͤr euch ein Gefispre hier, ein Scherzen, Ein Zerren hin, Herr Richter, Zerren her, Mein Seel, ich denk’, ich ſoll vor Luſt — Eve. Du Bösſ’wicht! Kleist ändert das runde s in ›Bös’wicht‹ in ein langes, als elidierte Form von ›Böſewicht‹ eine zwingende Korrektur. Was das o ſchändlich iſt von dir! Was das, o ſchaͤndlich iſt von dir! Frau Marthe Hallunke! Dir weiſ’ ich noch einmal, wenn wir allein ſind, Die Zähne! Wart! Du weißt noch nicht, wo mir Die Haare wachſen! Du ſollſt’s erfahren! Ruprecht. Ein Viertelſtündchen dauert’s ſo, ich denke, 53. Was wird’s doch werden, iſt doch heut nicht Hochzeit? Und eh ich den Gedanken ausgedacht, Und eh’ ich den Gedanken ausgedacht, Huſch! ſind ſie beid’ in’s Haus ſchon, vor dem Paſtor. Eve. Geht, Mutter, mag es werden, wie es will — Adam. Schweig du mir dort, rath’ ich, das Donnerwetter Schlägt über dich ein, unberufne Schwätz’rinn! Schlaͤgt uͤber dich ein, unberufne Schwaͤtzerin! Wart, bis ich auf zur Red’ dich rufen werde. Walter. Sehr ſonderbar, bei Gott! Ruprecht. Jetzt hebt, Herr Richter Adam, Jetzt hebt ſich’s, wie ein Blutſturz, mir. Luft! Luft! Jetzt hebt ſich’s, wie ein Blutſturz, mir. Luft! Luft! Jetzt hebt ſich’s, wie ein Blutſturz, mir. Luft! Jetzt hebt ſich’s, wie ein Blutſturz, mir. Luft! Sag’ ich Da mir der Knopf am Bruſtlatz ſpringt,: Luft jetzt! Sag’ ich. Da mir der Knopf am Bruſtlatz ſpringt, Luft jetzt! Da mir der Knopf am Bruſtlatz ſpringt: Luft jetzt! Da mir der Knopf am Bruſtlatz ſpringt: Luft jetzt! Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt, brauch’ ſag’ ich,! Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt, brauch’ ich, Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt, ſag’ ich! Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt ſag’ ich! Sag’ ich, uUnd geh, und drück’, und ſpreng’, und trete, tret’ und donnere, Sag’ ich, und geh, und drück’, und ſpreng’, und trete, Und geh, und drück’, und tret’ und donnere, Und geh, und druͤck, und tret’ und donnere, Da ich der Dirne Thür verriegelt finde, Da ich der Dirne Thuͤr, verriegelt finde, Durch die zerſprengte Thür in’s Zim̄er Geſtem̄t, die Thür mit Macht, auf einen Fußtritt, Tritt, ſie ein. Durch die zerſprengte Thür in’s Zim̄er ein. Geſtem̄t, die Thür, auf einen Fußtritt, ein. Geſtem̄t, mit Macht, auf einen Tritt, ſie ein. Geſtemmt, mit Macht, auf einen Tritt, ſie ein. Adam. Das nenn’ ich ¿ flink. Blitzjunge, du! Das nenn’ ich flink. Blitzjunge, du! Blitzjunge, du! Ruprecht. Juſt, da ſie auf jetzt raſſelt, Juſt da ſie auf jetzt raſſelt, Stürzt dort der Krug vom Simſ’ ins Zim̄er hin, Stuͤrzt dort der Krug vom Sims ins Zimmer hin, Und husch! springt Einer aus dem Fenster euch, Und huſch! ſpringt Einer aus dem Fenſter euch: Ich ſeh die Schöße noch vom Rocke wehn. Adam. War das der Leberecht? Ruprecht. Wer ſonſt, Herr Richter? Das Mädchen ſteht, die werf’ ich über’n Haufen, Zum Fenſter eil’ ich hin, und find’ den Kerl Noch in den Pfälen hangen, am Spalier, 54. Wo ſich das Weinlaub aufrankt bis zum Dach. Und da, als ich die Thür eindonnerte, die Klinke in der Hand mir blieb, Und da, als ich die Thür eindonnerte, Und da, die Klinke in der Hand mir blieb, Und da die Klinke in der Hand mir blieb, Die Klinke in der Hand mir blieb Als ich die Thür eindonnerte, ſo reiß’ ich Die Klinke in der Hand mir blieb, ſo reiß’ ich Als ich die Thür eindonnerte, ſo reiß’ ich Als ich die Thuͤr eindonnerte, ſo reiß’ ich Jetzt mit dem Stahl Eins pfundſchwer über’n Detz ihm,: Jetzt mit dem Stahl Eins pfundſchwer über’n Detz ihm, Jetzt mit dem Stahl Eins pfundſchwer über’n Detz ihm: Jetzt mit dem Stahl Eins pfundſchwer uͤber’n Detz ihm: Den juſt Herr Richter konnt’ ich noch erreichen. Den juſt, Herr Richter, konnt’ ich noch erreichen. Adam. War’s eine Klinke? Wars eine Klinke? Ruprecht.Kleist hat zunächst die folgenden fünfzehn Verse bis Vers 997 gestrichen und durch die Verse (982+1 bis 982+6) ersetzt. Später wird die gesamte Streichung durch eine gestrichelte Linie am rechten Rand wieder aufgehoben und stattdessen werden die neu eingefügten Verse wieder gestrichen. Klinke, ja, zu dienen. Und auf dem Griff — den Stiel hatt’ ich gefaßt,— Lag eine Menſchenfauſt, geballt, von Meſſing: auch: Die gilt, reicht’ ich ihn auch mit meiner nicht. Adam Er, grober Ochs, er hätt’ ihn tödten können, Den Leberecht! Walter. Zur Sache doch! Zur Sache! Ruprecht. Was? Adam. Ob’s —? Ob’s —? Ob’s — Ob’s — Ruprecht. Ja, die Thürklinke. Adam. Darum. Licht. Ihr glaubtet wohl, es war ein Degen? Adam. Ein Degen? Ich — wie ſo? Ruprecht. Ein Degen! Licht. Je nun! Man kann ſich wohl verhören. Eine Klinke Hat ſehr viel Ähnlichkeit mit einem Degen. Adam. Ich glaub’ —! Licht. Bei meiner Treu! Der Stiel, Herr Richter? Rupre Adam. Der Stiel! Ruprecht. Der Stiel! Der war’s nun aber nicht. Der Stiel! Der wars nun aber nicht. Das Der Klinke umgekehrtes Ende war’s. Adam. Das umgekehrte Ende war’s der Klinke! Licht. So! So! 55. Ruprecht. Doch auf dem Griffe lag ein Klumpen Blei, wie ein Degengriff, das muß ich ſagen. Adam. Ja, wie ein Griff. Licht. Gut. Wie ein Degengriff. Doch irgend eine tückſche Waffe mußt es Doch irgend eine tuͤckſche Waffe mußt’ es Geweſen ſein. Das wußt’ ich wohl. Walter. Zur Sache ſtets, ihr Herren, doch! Zur Sache! Zur Sache ſtets, ihr Herrn, doch! Zur Sache! Adam. Nichts als Allotrien, Herr Schreiber! — Er, weiter! Ruprecht.Ab hier wieder Federwechsel. Die wieder rückgängig gemachte Überarbeitung der Verse 982ff ist eine Sofortkorrektur Kleists gewesen, zu der er sich nach Abschrift der (uns unbekannten) Vorlage(n) bis Vers 997 entschlossen hatte. Nach Streichung der Überarbeitung (982+1 bis 982+6) und Wiederherstellung der ursprünglichen Version setzt Kleist die Abschrift mit neuer Feder fort. Jetzt ſtürzt der Kerl, und ich ſchon will mich wenden, Als ich’s im Dunkeln auf ſich rappeln ſehe. Ich denke, lebſt du noch? Und ſteig’ und will auf’s Fenſter Ich denke, lebſt du noch? Und ſteig’ und will Ich denke, lebſt du noch? Und ſteig’ auf’s Fenſter Ich denke, lebſt du noch? und ſteig auf’s Fenſter Dem Und will dem Kerl das Gehen unten legen, ſeht, Dem Kerl das Gehen unten legen, ſeht, Und will dem Kerl das Gehen unten legen, Und will dem Kerl das Gehen unten legen: Als jetzt, ihr Herrn, da ich zum Sprunge juſt aushol’, Als jetzt, ihr Herrn, da ich zum Sprunge aushol’, Als jetzt, ihr Herrn, da ich zum Sprung juſt aushol’, Als jetzt, ihr Herrn, da ich zum Sprung juſt aushol’, Mir eine Handvoll grobgekörnten Sandes — — Und Kerl und Nacht und Welt und Fenſterbrett, Worauf ich ſteh, denk’ ich nicht, ſtraf mich Gott, Das Alles fällt in einen Sack zuſam̄en — Wie Hagel, ſtiebend, in die Augen fliegt. Adam. Verflucht! Sieh da! Wer that das? Ruprecht. Wer? Der Lebrecht. Adam. Hallunke! Ruprecht. Meiner Treu! Wenn er’s geweſen. Adam. Wer ſonſt? Wer ſonſt! 56. Ruprecht. Als ſtürzte mich ein Schloſſenregen Von eines Bergs zehn Klaftern hohen Abhang, So iſt’s, ihr Herrn, und mir vergeht die Luft, So iſt’s, ihr Herrn, und mir vergeht die Luft, [gestrichen] [in H gestrichen] Da ich So ſchlag’ ich jetzt vom Fenſter jetzt in’s das euch in’s Zim̄er ſchlage: Da ich vom Fenſter in das Zim̄er ſchlage: Da ich vom Fenſter jetzt in’s Zim̄er ſchlage: So ſchlag’ ich jetzt vom Fenſter euch in’s Zim̄er: So ſchlag’ ich jetzt vom Fenſter euch ins Zimmer: Ich denk’, ich ſchmettere den Boden ein. Ich denk’ ich ſchmettere den Boden ein. Nun brech’ ich mir den Hals doch nicht, auch nicht Das Kreuz mir, auch die Ribben nicht, Hüften, oder ſonſt, inzwiſchen Das Kreuz mir, auch die Ribben nicht, inzwiſchen Das Kreuz mir, Hüften, oder ſonſt, inzwiſchen Das Kreuz mir, Huͤften, oder ſonſt, inzwiſchen Konnt’ ich des Kerls doch nicht mehr habhaft werden, Und ſitze auf, und wiſche mir die Augen. Die kom̄t, und ach, Herr Gott! ruft ſie, und Ruprecht! Was iſt dir auch? Mein Seel’, ich hob den Fuß, Gut war’s, daß ich nicht ſah, wohin ich ſtieß. Adam.Die Korrekturen der Verse 1021f müssen im Zusammenhang gelesen werden. Variante ɑ entspricht der Grundschicht (›Adam. Solch Sandwurf! | Ruprecht. Da ich jetzt auferſteh, ‹). Nach der Zwischenvariante β korrigiert Kleist nochmals in Variante ɣ mit zwei zusätzlichen Halbversen (Fassung E). Sieh! Solch ein Sandwurf! Solch Sandwurf! Sieh! Solch ein Sandwurf! Adam Kam das vom Sande noch? Kam das vom Sande noch? Kam das vom Sande noch? Ruprecht. Vom Sandwurf, ja. Vom Sandwurf, ja. Vom Sandwurf, ja. Adam Verdam̄t! Der traf! Verdam̄t! Der traf! Verdammt! Der traf! Ruprecht. Da ich jetzt auferſteh, Da ich jetzt auferſteh, Da ich jetzt auferſteh’ Was ſollt’ ich auch die Fäuſte hier mir ſchänden? So ſchimpf’ ich ſie, und ſage liederliche Metze, Und denke, das iſt gut genug für ſie. Doch Wehen Thränen , jetzt nun ſeht, erſticken mir die Sprache. Doch Wehen jetzt erſticken mir die Sprache. Doch Thränen nun erſticken mir die Sprache. Doch Thränen, ſeht, erſticken mir die Sprache. Doch Thraͤnen, ſeht, erſticken mir die Sprache. Denn da Frau Marthe jetzt in’s Zim̄er trit, Und ihre Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort, Und ihre Lampe hebt, und ich das Mädchen Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort, Die Lampe hebt, und ich das Maͤdchen dort Nun Dort, Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen, daſtehn vor mir ſehe, Nun ſchlotternd, zum Erbarmen, daſtehn ſehe, Dort, ſchlotternd, zum Erbarmen, daſtehn ſehe, Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen, vor mir ſehe, Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen vor mir ſehe, Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah, [ ] Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah, Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah, So ſag’ ich zu mir, blind iſt auch nicht übel. Ich hätte meine Augen hingegeben, Knippkügelchen, wer will, damit zu ſpielen. Eve. Er iſt nicht werth, der Böſ’wicht — Adam. Sie ſoll ſchweigen! Ruprecht. Das Weitre wißt ihr. Adam. Wie, das Weitere? Ruprecht. Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte, 57. Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar, Und Muhme Suſ’ und Muhme Lieſe kamen, Und Knecht’ und Mägd’ und Hund’ und Katzen kamen, Und Knecht und Maͤgd’ und Hund’ und Katzen kamen, S’ war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerſchlagen, Und die, die ſprach, ihr wißt’s, daß ich’s geweſen. Mein Seel, ſie hat ſo Unrecht nicht, ihr Herren. Mein Seel’, ſie hat ſo Unrecht nicht, ihr Herren. Den Krug, den ſie zu Waſſer trug, zerſchlug ich, Und der Flickſchuſter hat im Kopf ein Loch. Und der Flickſchuſter hat im Kopf ein Loch. —Der Gedankenstrich, der sich in E am Ende des Verses findet, verdankt sich möglicherweise einem Abschreibfehler. In H hat Kleist hier einen horizontalen Markierungsstrich gesetzt (für eine mögliche spätere Szeneneinteilung). Auszuschließen ist aber nicht, daß Kleist für E in der Korrektur einen expliziten Gedankenstrich gesetzt hat, da die Aussage Ruprechts hier endet. Adam. Frau Marthe! Rull! Was ſagt ſie dazu? Was entgegnet ſie ihr der Rede?Vers 1046 bildet zunächst mit 1046-F eine Analepse und wird nach Streichung von 1046-F zu einem Vollvers erweitert. Frau Marthe Rull! Was ſagt ſie dazu? Frau Marthe! Was entgegnet ſie der Rede? Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede? Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede? Sagt an!Der Halbvers ›Sagt an!‹ wird notwendig im Zusammenhang der Korrektur von Vers 1047, der von Kleist im versübergreifenden Textstand δ auf einen vierfüßigen Halbvers gekürzt wird. Vgl. Diskussion der Verse 1046ff in Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers (wie Anm. xx) S. xxx [ ] Sagt an! Sagt an! Frau Marthe Was Was [ ] [ ] Ich dazu ſage? Daß die Rede Was ich der Red’ entgegneene? Daß ſie, ſich, Ich dazu ſage? Daß die Rede ſich, Was ich der Red’ entgegne? Daß ſie ſich, Was ich der Red’ entgegne? Daß ſie, Was ich der Red’ entgegene? Was ich der Red entgegene? Daß ſie, Herr Richter, wie die Königsſchlange Rieſenſchlange aufbäumt, der Marder einbricht, Herr Richter, wie die Königsſchlange aufbäumt, Herr Richter, wie die Rieſenſchlange aufbäumt, Herr Richter, wie der Marder einbricht, Daß ſie, Herr Richter, wie der Marder einbricht, Daß ſie, Herr Richter, wie der Marder einbricht, Und Wahrheit, mit geſchmeid’gem Gliederbau, wie ein gakelnd Huhn erwürgt. Und Wahrheit, mit geſchmeid’gem Gliederbau, Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwürgt. Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwuͤrgt. Geknäuelt, wie ein blöckend Lam̄, erdrückt. Geknäuelt, wie ein blöckend Lam̄, erdrückt. [ ] [ ] Was Recht liebt, ſollte zu den Keulen greifen, Das Um dieſes Ungethüm, zuſamt dem Neſt, der Nacht zu tilgen. Das Ungethüm, zuſamt dem Neſt, zu tilgen. Das Ungethüm der Nacht zu tilgen.Es ist nicht zu entscheiden, ob ›Um dieſes‹ gleichzeitig mit ›der Nacht‹ oder nachträglich eingefügt worden ist. Die Schriftmerkmale sprechen eher dagegen. Bei gleichzeitiger Korrektur würde Variante b entfallen. Vgl. Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers (wie Anm. xx), S. xxx. Um dieſes Ungethüm der Nacht zu tilgen. Um dieſes Ungethuͤm der Nacht zu tilgen. Adam. Da wird ſie den Beweis uns führen müſſen. Frau Marthe. O ja, ſehr gern. Hier iſt mein Zeuge — Rede! O ja, ſehr gern. Hier iſt mein Zeuge. — Rede! Adam Die Tochter? Nein, Frau Marthe. Walter. Nein? Warum nicht? Adam. Als Zeuginn, gnäd’ger Herr? Steht ihm im Geſetzbuch Nicht, titulo, iſt’s quarto? oder quinto? Nicht titulo, iſt’s quarto? oder quinto? Wenn Krüge, oder ſonſt, was weiß ich? Wenn Kruͤge oder ſonſt, was weiß ich? Von jungen Bengeln ſind zerſchlagen worden, So zeugen Töchter ihren Müttern nicht? 58. Walter. In eurem Kopf liegt Wiſſenſchafft und Irrthum Geknetet, innig, wie ein Teig, zuſam̄en; Mit jedem Schnitte gebt ihr mir von beidem. Die Jungfer zeugt noch nicht, ſie deklarirt jetzt; Ob, und für wen, ſie zeugen will, und kann, Ob, und fuͤr wen, ſie zeugen will und kann, Wird erſt aus der Erklärung ſich ergeben. Adam. Ja, deklariren,. gGut. Titulo secto. Ja, deklariren, gut. Titulo secto. Ja, deklariren. Gut. Titulo secto. Ja, deklariren. Gut. Titulo sexto. Doch was ſie ſagt, das glaubt man nicht. Walter. Trit vor, mein junges Kind. Adam. He! Liſ’ —! — Erlaubt! Die Zunge wird ſehr trocken mir — Margrethe! Eine Magd /: trit auf :/ Ein Glas mit Waſſer! — Kann ich gleichfalls dienen? Ein Glas mit Waſſer! — Kann ich gleichfalls dienen? Ein Glas mit Waſſer! — Ein Glas mit Waſſer! — Die Magd. Gleich. Gleich! Adam. Kann ich euch gleichfalls euch —? Kann ich gleichfalls euch —? Kann ich euch gleichfalls —? Kann ich euch gleichfalls —! Walter. Ich danke. Adam. Franz? Oder Moſ’ler? Was ihr wollt. Franz? oder Moſ’ler? Was ihr wollt. Walter /: verneigt ſich, :/ und die Magd geht ab, :/ und bringt Waſſer :/ AdamOffensichtlich wollte Kleist zunächst nach ›Adam‹ mit Vers 1072 fortfahren, entschied sich aber für die Einfügung einer Regieanweisung. Diese wurde von Kleist jedoch gar nicht beendet, sondern gestrichen und stattdessen die vorher stehende Regieanweisung (Walter) in zwei Schritten ergänzt. In E ändert Kleist in ›Walter (verneigt ſich; die Magd bringt Waſſer und entfernt ſich.)‹, anschließend folgt der ›Neunte Auftritt‹. Die Magd /: geht und bringt Waſſer Adam — Wenn ich freimüthig reden darf, Ihr Gnaden, Die Sache eignet gut ſich zum Vergleich. Walter. Sich zum Vergleich? Das iſt nicht klar, Herr Richter. Vernünft’ge Leute können ſich vergleichen; 59. Doch wie ihr den Vergleich ſchon wollt bewirken, Da noch durchaus die Sache nicht entworren, Das hätt’ ich wohl von euch zu hören Luſt. Wie denkt ihr’s anzuſtellen, ſagt mir an? Habt ihr ein Urtheil ſchon gefaßt? Adam. Mein Seel! Wenn ich, da das Geſetz im Stich mich läßt, Philoſophie zu Hülfe nehmen ſoll, So war’s — der Leberecht — Walter. Wer? Adam. Oder Ruprecht — Walter. Wer? Adam. Oder Lebrecht, der den Krug zerſchlug. Walter. Wer alſo war’s? Der Lebrecht oder Ruprecht? Ihr greift, ich ſeh, mit eurem Urtheil ein, Wie eine Hand in einen Sack voll Erbſen. Adam Erlaubt! Walter. Schweigt, ſchweigt, ich bitt’ euch. Adam. Wie ihr wollt. Auf meine Ehre, ſeht, mir wär’s es vollkom̄en recht, Auf meine Ehre, mir wär’s recht, Auf meine Ehre, ſeht, mir wär’ es recht, Auf meine Ehre, mir wär’ vollkom̄en recht, Auf meine Ehr, mir waͤr’s vollkommen recht, Wenn ſie es alle beid’ geweſen wären. — Habt ihr das Protokoll da in Bereitſchafft? — Habt ihr das Protokoll da in Bereitſchafft? [ ] [ ] Walter.Der Dialog Walter-Adam Verse 1091 bis 1093 würde nachträglich einfügt, in dem sich auch der oben gestrichene Verse 1090+1 wiederfindet. Fragt dort, ſo werdet ihr’s erfahren. Adam. Sehr gern. Doch wenn ihr’s herausbekom̄t, bin ich ein Schuft. Doch wenn ihr’s heraus bekommt, bin ich ein Schuft. — Habt ihr das Protokoll da in Bereitſchafft? Licht. Vollkom̄en.Die Versgenese ist nicht eindeutig zu rekonstruieren, wenn auch die hier ausgewiesene sehr wahrscheinlich ist. Vgl. Dunz-Wolff, Kleists Arbeit am Vers (wie Anm. xx), S. xxx. O ja. Vollkom̄en. Vollkom̄en. Vollkom̄en. O ja. Vollkom̄en. Vollkommen. Adam. Wohlan. Gut. Gut. Wohlan. Gut. Gut. Gut. Gut. Gut. Licht. Und brach ein eignes Blatt mir, Und brech’ ein eignes Blatt mir, Begierig, was darauf zu ſtehen kom̄t. 60. Adam. Ein eignes Blatt? Auch gut. Walter. Sprich dort, mein Kind. Adam. Sprich, Evchen, hörſt du, ſprich jetzt, Jungfer Evchen! Gieb Gotte, hörſt du, Herzchen, gieb, mein Seel, Ihm und der Welt, gieb ihm was von der Wahrheit. Denk, daß du hier vor Gottes Richtſtuhl biſt, Und daß du deinen Richter nicht mit Läugnen, Und Plappern, was zur Sache nicht gehört, Betrüben mußt. Ach, was! Du biſt vernünftig. Ein Richter im̄er, weißt du, iſt ein Richter, Und Einer brauhtbraucht ihn heut, und Einer morgen. Sagſt du, daß es der Lebrecht war: nun gut; Und ſagſt du, daß es Ruprecht war: auch gut! Sprich ſo, ſprich ſo, ich bin kein ehrlicher Kerl, Es wird ſich Alle¿s, wie du’s wünſcheſt finden. Willſt du mir hier von einem Andern trätſchen, Und Dritten etwa, dum̄e Namen nennen: Sieh, Kind, nim dich in Acht, ich ſag’ nichts weiter. In Huiſum, hol’s der Henker, glaubt dir’s Keiner, Und Keiner, Evchen, in den Niederlanden, Du weißt, die weißen Wände zeugen nicht, Der auch wird zu vertheidigen ſich wiſſen: Und deinen Ruprecht holt die Schwerenoth! Walter. Wenn ihr doch eure Reden laſſen wolltet. Geſchwätz, gehauen nicht und nicht geſtochen. Adam. Verſtehen’s Ew. Gnaden nicht? Walter. Macht fort. jetzt; Macht fort jetzt; Macht fort. Macht fort! Ihr habt zulängſt hier auf dem Stuhl geſprochen. 61. Adam. Auf Ehr’! Ich habe nicht ſtudirt, Ew. Gnaden. Auf Ehr! Ich habe nicht ſtudirt, Ew. Gnaden. Bin ich euch Herrn aus Utrecht nicht verſtändlich, Mit dieſem Volk vielleicht verhält ſich’s anders: Die Jungfer weiß, ich wette, was ich will. Frau Marthe Was ſoll das? Dreiſt heraus jetzt mit der Sprache! Eve. O liebſte Mutter! Frau Marthe Du —! Ich rathe dir! Ruprecht. Mein Seel, ſ’iſt ſchwer, Frau Marthe, dreiſt zu ſprechen, Sitzt Wenn das Gewiſſen Einem an der Kehle.’ uns ſitzt. Sitzt das Gewiſſen Einem an der Kehle. Wenn das Gewiſſen an der Kehle ſitzt. Wenn das Gewiſſen an der Kehl’ uns ſitzt. Wenn das Gewiſſen an der Kehl’ uns ſitzt. Adam. Schweig’ er jetzt, Naſ’weis, muckſ’ er nicht. Frau Marthe. Wer war’s? Eve. O Jeſus! Frau Marthe. Maulaffe, der! Der niederträchtige! O Jeſus! Als ob ſie eine Hure wäre. War’s der Herr Jeſus? Adam. Frau Marthe! Rull! Unvernunft! Frau Marthe Rull! Frau Marthe! Unvernunft! Frau Marthe! Unvernunft! Die Unvernunft! — Was das für! —! Laß ſie die Jungfer doch gewähren! Die Unvernunft! — Laß ſie die Jungfer doch gewähren! Was das für —! Laß ſie die Jungfer doch gewähren! Was das fuͤr —! Laß ſie die Jungfer doch gewaͤhren! Das Kind einſchrecken — Hure — Schaafsgeſicht! So wird’s uns nichts. Sie wird ſich ſchon beſinnen. Ruprecht. O ja, beſinnen. Adam. Flaps dort, ſchweig’ er jetzt. Flaps dort, ſchweig er jetzt. 62 Ruprecht. Dier Flickſchuſter heißt wird ihr ſchon einfallen. Der Flickſchuſter heißt ihr ſchon einfallen. Der Flickſchuſter wird ihr ſchon einfallen. Der Flickſchuſter wird ihr ſchon einfallen. Adam. Der Satan! Ruft den Büttel! He! Hanfriede! Ruprecht. Nun, nun! Ich ſchweig’, Herr Richter, laßt’s nur ſein. Sie wird euch Sie wird euch ſchon auf meinen Namen kom̄en. Sie wird euch ſchon auf meinen Namen kom̄en. Sie wird euch ſchon auf meinen Namen kom̄en. Sie wird euch ſchon auf meinen Nahmen kommen. Frau Marthe. Hör du, mach mir hier kein Spektakel, ſag’ ich. Hör, neun und vierzig bin ich alt geworden In Ehren: funfzig mögt’ ich gern erleben. Den dritten Februar iſt mein Geburtstag, Den dritten Februar iſt mein Geburtstag; Heut iſt der erſte. Mach es kurz. Wer war’s? Adam. Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe, ſo! Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull! Frau Marthe. Der Vater ſprach, als er verſchied,: hHör’,BKA liest Korrektur in versales H nicht: ›verschied: hör‘,‹. Marthe, Der Vater ſprach, als er verſchied, hör’, Marthe, Der Vater ſprach, als er verſchied: Hör’, Marthe, Der Vater ſprach, als er verſchied: Hoͤr’, Marthe, Dem Mädel ſchaff mir einen wackern Mann; Und wird ſie eine liederliche Metze, So gieb dem Todtengräber einen Groſchen, Und laß mich wieder auf den Rücken legen: Mein Seel, ich glaub’, ich kehr’ im Grab mich um. Mein Seel, ich glaub’, ich kehr’ im Grab mich um. Mein Seel, ich glaub’, ich kehr’ mich um. Mein Seel, ich glaub ich kehr’ im Grab mich um. Adam. Nun! Das iſt auch nicht übel. Nun, das iſt auch nicht uͤbel. Frau Marthe Willſt du Vater Und Mutter jetzt, mein Evchen, nach dem vierten Gebot hochehren, gut, ſo ſprich: in meine Kam̄er Gebot hoch ehren, gut, ſo ſprichIn E folgt hinter dem ›sprich‹ kein Doppelpunkt wie in H. Es wird in der Regel entsprechend emendiert (BKA, Reclam/Hamacher). Ganz auszuschließen ist eine Streichung des Doppelpunktes aus rhythmischen Gründen allerdings nicht. in meine Kammer Ließ ich den Schuſter, oder einen Dritten, Hörſt du? Der Bräutgam aber war es nicht. Hoͤrſt du? Der Braͤut’gam aber war es nicht. Ruprecht. Sie jam̄ert mich. Laßt doch den Krug, ich bitt’ euch. Ich will’n nach Utrecht tragen. Solch’ ein Krug! Ich will’n nach Utrecht tragen. Solch’ ein Krug —. Ich wollt’ ich hätt’ ihn nur entzwei geſchlagen. 63. Eve. Unedelmüth’ger, du! Pfui, ſchäme dich, Daß du nicht ſagſt, gut, ich zerſchlug den Krug! Pfui, Ruprecht, pfui, o ſchäme dich, daß du Mir nicht in meiner That vertrauen kannſt. Gab’ ich die Hand dir nicht, und ſagte, ja, Als du mich fragteſt, wirſt du treu mir ſein? Eve, willſt du mich? Als du mich fragteſt, wirſt du treu mir ſein? Als du mich fragteſt, Eve, willſt du mich? Als du mich fragteſt, Eve, willſt du mich? Meinſt du, daß du den Flickſchuſter nicht werth biſt? Und hätteſt du durch’s Schlüſſelloch mich mit Dem Lebrecht aus dem Kruge trinken ſehen, Du hätteſt denken ſollen: Ev’ iſt brav, Es wird ſich Alles ihr zum Ruhme löſen, Und iſt’s im Leben nicht, ſo iſt es jenſeits, Und wenn wir auferſtehn iſt auch ein Tag. Ruprecht. Mein Seel, das dauert mir zu lange, Evchen. Was ich mit Händen greife, glaub’ ich gern. Eve. Geſetzt, es wär der Leberecht geweſen, Warum — des Todes will ich ewig ſterben, Hätt’ ich’s dir Einzigem nicht gleich vertraut; Jedoch warum vor Nachbarn, Knecht’ und Mägden, Jedoch warum vor Nachbarn, Knecht und Maͤgden — Geſetzt, ich hätte Gründ’, es zu verbergen, Geſetzt, ich haͤtte Grund, es zu verbergen, Warum, o Ruprecht, ſprich, warum nicht ſollt’ ich, Auf dein Vertraun hin ſagen, daß du’s warſt? Warum nicht ſollt’ ich’s? Warum ſollt’ ich’s nicht? Ruprecht. Ei, ſo zum Henker, ſag’s, es iſt mir Recht, Wenn du die Fiedel dir erſparen kannſt. Eve. O du Abſcheulicher! Du Undankbarer! 64. Werth, daß ich mir die Fiedel ſpare! Werth, Daß ich mit einem Wort zu Ehren mich, Und dich in ewiges Verderben bringe. Walter. Nun —? Und dies einz’ge Wort —? Was ſoll man davon denken?! Halt uns nicht auf. Nun —? Und dies Wort —? Was ſoll man davon denken? Nun —? Und dies Wort —? Was ſoll man davon denken! Nun —? Und dies einz’ge Wort —? Halt uns nicht auf. Nun —? Und dies einz’ge Wort —? Halt uns nicht auf. Der Ruprecht alſo war es nicht? Eve. Nein, gnäd’ger Herr, weil er’s denn ſelbſt ſo will, Nein gnaͤd’ger Herr, weil ers denn ſelbſt ſo will, Um ſeinetwillen nur verſchwieg ich es: Den irdnen Krug zerſchlug der Ruprecht nicht, Wenn er’s euch ſelber läugnet, könnt ihr’s glauben. Frau Marthe Eve! Der Ruprecht nicht? Eve. Nein, Mutter, nein! Und wenn ich’s geſtern ſagte, war’s gelogen. Frau Marthe. Hör, dir zerſchlag’ ich alle Knochen! /: ſie ſetzt den Krug nieder :/ Eve. Thut, was ihr wollt. Walter /: drohend :/ Frau Marthe! Adam. He! Der Büttel! — Schmeißt ſie heraus dort, die verwünſchte Vettel! Warum ſoll’s Ruprecht juſt geweſen ſein? Warum ſoll’s Ruprecht juſt geweſen ſein. Hat ſie das Licht dabei gehalten, was? Die Jungfer, denk ich, wird es wiſſen müſſen,: Die Jungfer, denk ich, wird es wiſſen müſſen, Die Jungfer, denk ich, wird es wiſſen müſſen: Die Jungfer, denk’ ich, wird es wiſſen muͤſſen: Ich bin ein Schelm, wenn’s nicht der Lebrecht war. Frau Marthe Wäar es der Lebrecht etwa? War’s der Lebrecht? Adam. Sprich, Evchen, war’s nicht Leberecht, mein Herzchen? Sprich, Evchen, war’s der Lebrecht nicht, mein Herzchen? 65. Eve. Er Unverſchämter, er! Er Niederträcht’ger! Wie kann er ſagen, daß es Lebrecht — Walter. Jungfer! Was unterſteht ſie ſich? Iſt das mir der Reſpeckt, den d ſie dem Richter ſchuldig iſt? Eve. Ei, was! Der Richter dort! Werth, ſelbſt vor dem Gericht, ein armer Sünder, dazuſtehn — — Er, der wohl beſſer weiß, wer es geweſen! /: ſich zum Dorfrichter wendend :/ W¿ — Hat er den Lebrecht in die Stadt nicht geſtern — Hat er den Lebrecht in die Stadt nicht geſtern Hat er den Lebrecht in die Stadt nicht geſtern Hat er den Lebrecht in die Stadt nicht geſtern Geſchickt nach Utrecht, vor die Com̄iſſion, Mit dem Atteſt, die die Rekruten aushebt? Wie kann er ſagen, daß es Lebrecht war, Wenn er wohl weiß, daß der in Utrecht iſt? Adam Nun, wer denn ſonſt? Wenn’s Lebrecht nicht, zum Henker — Nun wer denn ſonſt? Wenn’s Lebrecht nicht, zum Henker — Nicht Ruprecht iſt, nicht Lebrecht iſt — — dWas machſt du? Ruprecht. Mein Seel, Herr Richter Adam, laßt euch ſagen, Mein Seel’, Herr Richter Adam, laßt euch ſagen, Hierin mag doch die Jungfer juſt nicht lügen. Den Lebrecht hab’ ich ſelbſt begegnet geſtern, Dem Lebrecht bin ich ſelbſt begegnet geſtern, Als er nach Utrecht gieng, früh war’s Glock ſechsacht, Als er nach Utrecht gieng, früh war’s Glock ſechs Als er nach Utrecht gieng, früh war’s Glock acht, Als er nach Utrecht ging, fruͤh war’s Glock acht, Und wenn er auf ein Fuhrwerk ſich nicht lud, Hat ſich der Kerl, krum̄beinig, wie er iſt, Hat ſich der Kerl, krumbeinig wie er iſt, Glock zehn Uhr Nachts noch nicht zurück gehaspelt. Es kann ein Dritter wohl geweſen ſein. Adam. Ach, was! Krum̄beinig! Schaafsgeſicht! Der Kerl, Ach, was! Krum̄beinig! Schaafsgeſicht! Der Kerl, Ach, was! Krum̄beinig! Schaafsgeſicht! Der Kerl Ach, was! Krumbeinig! Schaafsgeſicht! Der Kerl Geht ſeinen Stiefel, wie ein Anderer. der, trotz Einem. Geht ſeinen Stiefel, wie ein Anderer. Geht ſeinen Stiefel, der, trotz Einem. Geht ſeinen Stiefel, der, trotz Einem. Ich will von ungeſpaltnem Leibe ſein, 66. Wenn nicht ein Schäferhund von mäß’ger Größe Muß ſeinen Trab gehn, mit ihm fortzukom̄en. Walter. Erzähl den Hergang uns. Eve.Kleist intendierte zunächst einen Halbvers für Eve (1235+1) einzufügen, strich die Ergänzung nach mehreren Korrekturen wieder und setzte den schon gestrichenen zweiten Halbvers 1235 ›Verzeihn, Ew Gnaden.‹ durch Unterpunktierung wieder in Kraft, ergänzt um einen Gedankenstrich. O Gott! im Him̄el! Wie kann ich? Den Hergang — Wie ſoll ich — O Gott im Him̄el! O Gott! Wie kann ich? O Gott! Den Hergang — O Gott! Wie ſoll ich — [ ] [ ] Adam. — Verzeihn, Ew Gnaden. Verzeih’n Ew. Gnaden! — Hierauf wird euch die Jungfer ſchwerlich dienen. Walter. Nicht dienen? Mir nicht dienen? Und warum nicht? Adam. Ein twatſches Kind. Ihr ſeht’s. Gut, aber twatſch. Blutjung, gefirmelt kaum; das ſchämt ſich noch, Wenn’s einen Bart von Weitem ſieht. So’n Volk, Im Finſtern leiden ſie’s, und wenn es Tag iſt, Im Finſtern leiden ſie’s, und wenn es Tag wird, So läugnen ſie’s vor ihren Richter ab. So laͤugnen ſie’s vor ihrem Richter ab. Walter. Ihr ſeid gar ſeltſam ſehr nachſichtsvoll, Herr Richter, Adam, Ihr ſeid gar ſeltſam nachſichtsvoll, Herr Richter, Ihr ſeid ſehr nachſichtsvoll, Herr Richter Adam, Ihr ſeid ſehr nachſichtsvoll, Herr Richter Adam, Gar Sehr mild in Allem, was die Jungfer angeht. Gar mild in Allem, was die Jungfer angeht. Sehr mild in Allem, was die Jungfer angeht. Sehr mild, in allem, was die Jungfer angeht. Adam. Die Wahrheit euch zu ſagen, Herr Gerichtsrath, Ihr Vater war ¿¿ ein guter Freund von mir. Wollen Ew. Gnaden heute huldreich ſein, So thun wir wir hier heut nicht mehr, als unſre Pflicht, und weiter nichts. So thun wir unſre Pflicht, und weiter nichts. So thun wir heut nicht mehr, als unſre Pflicht, So thun wir hier nicht mehr, als unſre Pflicht, So thun wir hier nicht mehr, als unſre Pflicht, Und laſſen ſeine Tochter gehn. [ ] Und laſſen ſeine Tochter gehn. Und laſſen ſeine Tochter gehn. Walter. Ich aber ſpüre große Luſt in mir, Herr Richter, Ich aber ſpüre große Luſt in mir, Herr Richter, Ich ſpüre große Luſt in mir, Herr Richter, Ich ſpuͤre große Luſt in mir, Herr Richter, Der Sache völlig auf den Grund zu kom̄en. — Sei dreiſt, mein junges Kind, und unverzagt, ſag’, wer den Krug zerſchlug. Sei dreiſt, mein junges Kind, und unverzagt, Sei dreiſt, mein Kind, ſag’, wer den Krug zerſchlug. Sei dreiſt, mein Kind; ſag, wer den Krug zerſchlagen. Du wirſt nichts Böſes zu entdecken haben,Vor niemand ſtehſt du, in dem Augenblick, Du wirſt nichts Böſes zu entdecken haben, Vor niemand ſtehſt du, in dem Augenblick, Vor niemand ſtehſt du, in dem Augenblick, Nichts, was zuletzt ſich nicht verzeihen ließe:Der einen Fehltritt nicht verzeihen könnte. Nichts, was zuletzt ſich nicht verzeihen ließe: Der einen Fehltritt nicht verzeihen könnte. Der einen Fehltritt nicht verzeihen koͤnnte. Erzähl den ganzen Hergang uns der Sache, Erzähl den ganzen Hergang uns der Sache, [ ] [ ] Und ſag’ uns, wer den Krug zerbrochen hat. Und ſag’ uns, wer den Krug zerbrochen hat. [ ] [ ] 66/67 Eve. Mein lieber, würdiger, und gnäd’ger Herr, Mein lieber, wuͤrdiger und gnaͤd’ger Herr, Erlaßt mir, euch den Hergang zu erzählen. Von dieſer Weig’rung denkt uneben nicht. Es iſt des Him̄els wunderbare Fügung, Die mir den Mund in dieſer Sache ſchließt. Daß Ruprecht jenen Krug nicht traf, will ich, Daß Ruprecht jenen Krug nicht traf, will ich Mit einem Eid, wenn ihr’s verläangt, Auf heiligem Altar bekräfftigen. Jedoch die geſtrige Begebenheit, Mit jedem andern Zuge, iſt mein eigen, Und nicht das ganze Garnſtück kann die Mutter, Um eines einz’gen Fadens willen, fordern, Der, ihr gehörig, durch’s Gewebe läuft. Ich kann euch hier, wer ihr den Krug zerſchlug, nicht melden, ſagen, melden, Ich kann, wer ihr den Krug zerſchlug, nicht melden, Ich kann euch hierDie Ergänzung ›euch hier‹ ist nicht getrennt, sondern zusammen eingefügt worden, da andernfalls die beide Worte umschließende Einfügeklammer keinen Sinn ergibt. Für diesen Befund sprechen auch Schriftmerkmale wie Stricheigenschaften und die gemeinsame Grundlinie. Aus metrischen Gründen hat Kleist ›euch‹ später wieder gestrichen., wer den Krug zerſchlug, nicht ſagen, Ich kann hier, wer den Krug zerſchlug, nicht melden, Ich kann hier, wer den Krug zerſchlug, nicht melden, Ganz andre Dinge müßt’ ich noch, dem Kruge,Vorfälle Geheimniſſe, die nicht mein Eigenthum, Ganz andre Dinge müßt’ ich noch, dem Kruge, Vorfälle Geheimniſſe, die nicht mein Eigenthum, Geheimniſſe, die nicht mein Eigenthum, Und ihrer Klage, völlig Müßt’ ich, dem Kruge völlig fremd, berühren. Und ihrer Klage, völlig fremd, berühren. Müßt’ ich, dem Kruge völlig fremd, berühren. Muͤßt’ ich, dem Kruge voͤllig fremd, beruͤhren. Ich will’s, fFrüh oder ſpät, will ich’s ihr anvertrauen; Ich will’s, früh oder ſpät, ihr anvertrauen; Früh oder ſpät, will ich’s ihr anvertrauen; Fruͤh oder ſpaͤt, will ich’s ihr anvertrauen, Doch hier das Tribunal iſt nicht der Ort. Doch hier das Tribunal iſt nicht der Ort, Wo ſie das Recht hat, mich danach zu fragen. Wo ſie das Recht hat, mich darnach zu fragen. Adam. Nein. Rechtens nicht. Auf meine Ehre nicht. Wenn Die Jungfer Eve hier den Eid will ſchwören, weiß, w wo unſre Zäume hängen. Wenn Jungfer Eve hier den Eid will ſchwören, Die Jungfer weiß, wo unſre Zäume hängen. Die Jungfer weiß, wo unſre Zaͤume haͤngen. Wenn ſie den Eid hier vor Gericht will ſchwören. [ ] Wenn ſie den Eid hier vor Gericht will ſchwören. Wenn ſie den Eid hier vor Gericht will ſchwoͤren, So fällt der Mutter Klage weg: Dagegen iſt nichts weiter einzuwenden. Frau Walter. Was ſagt zu der Erklärung ſie, Frau Marthe. Was ſagt zu der Erklaͤrung ſie, Frau Marthe? Frau Marthe. Wenn ich gleich was Erkleckliches nicht aufbring’, Geſtrenger Herr, ſo glaubt, ich bitt’ euch ſehr, Daß mir der Schlag bloß jetzt hier jetzt die Zunge lähmte. Daß mir der Schlag bloß jetzt die Zunge lähmte. Daß mir der Schlag bloß hier die Zunge lähmte. Daß mir der Schlag bloß jetzt die Zunge lähmte. Daß mir der Schlag bloß jetzt die Zunge laͤhmte. 68. Beiſpiele giebt’s, ich weiß, zu Hauf, daß ein verlorner Menſchen, Beiſpiele giebt’s, ich weiß, zu Hauf, daß Menſchen, Beiſpiele giebt’s, daß ein verlorner Menſch, Beiſpiele giebts, daß ein verlohrner Menſch, Um vor der Welt zu Ehren ſich zu bringen, Frech einen Den Meineid vor den Richtſtuhl wagent; ; doch daß Frech einen Meineid vor den Richtſtuhl wagen; Den Meineid vor den Richtſtuhl wagt; doch daß Den Meineid vor dem Richterſtuhle wagt; doch daß Doch daß eEin falſcher falſcher Eid ſich ſchwören kann erbeut falſch,ſchwören kann auf heilgem Doch daß ein falſcher Eid ſich ſchwören kann Doch daß ein Eid ſich eerbeut falſch, auf heilgem Ein falſcher Eid ſich ſchwören kann, auf heilgem Ein falſcher Eid ſich ſchwoͤren kann, auf heil’gem Auf dem Altar, um an den Pranger hinzukom̄en, Auf dem Altar, um an den Pranger hinzukom̄en, Altar, um an den Pranger hinzukom̄en, Altar, um an den Pranger hinzukommen, Das erſt heut erfaähret ich die Welt heut zum Erſtenmal. Das erſt erfahre ich heut zum Erſtenmal. Das erstMöglicherweise hat Kleist bereits in der Variante b das ›erst‹ gestrichen, was nicht endgültig entscheidbar ist. Da die Schriftmerkmale (Stricheigenschaften, Schriftlage) dafür sprechen, dass die Ergänzungen ›heut‹ und ›die Welt‹ im gleichen Zuge geschrieben wurden, ist auch nicht auszuschließen, dass Kleist direkt in Variante c korrigiert hat, Variante b würde entsprechend entfallen. erfährt heut die Welt zum Erſtenmal. Das heut erfährt die Welt zum Erſtenmal. Das heut erfaͤhrt die Welt zum erſtenmal. Wär’, daß ein Andrer, als der Ruprecht, geſtern ſich Wär’, daß ein Andrer, als der Ruprecht, geſtern Wär’, daß ein Andrer, als der Ruprecht, ſich Waͤr’, daß ein Andrer, als der Ruprecht ſich In ihrer Kam̄er Abends war,Komma unter Einfügemarke verdeckt. BKA liest ohne Komma. geſtern ſchlich, gegründet, In ihrer Kam̄er Abends war, gegründet, In ihrerKleist übersieht bei seiner Korrektur der Verse 1289f die Änderung von ›ihrer‹ in ›ihre‹. In E entsprechend korrigiert. Kam̄er geſtern ſchlich, gegründet, In ihre Kammer geſtern ſchlich, gegruͤndet, Wär’s überall nur möglich, gnäd’ger Herr, Verſteht mich wohl, — ſo ſäumt ich hier nicht länger. Verſteht mich wohl, ſo ſäumt ich hier nicht länger. Verſteht mich wohl, — ſo ſäumt ich hier nicht länger. Verſteht mich wohl, — ſo ſaͤumt ich hier nicht laͤnger. Den Stuhl ſetzt’ ich, zur erſten Einrichtung, Ihr vor die Thür’, und ſagte, geh, mein Kind, Die Welt iſt weit, da zahlſt du keine Miethe, Und lange Haare erbteſt du von mir, haſt du auch geerbt, Und lange Haare erbteſt du von mir, Und lange Haare haſt du auch geerbt, Und lange Haare haſt du auch geerbt, Woran du dich, kom̄t Zeit, kom̄t Rath, kannſt hängen. Walter. Ruhig, ruhig, Frau Marthe. Frau Marthe. Da ich jedoch Hier den Beweis noch anders führen kann, Als bloß durch ſie, die dieſen dDienſt mir weigert, Und überzeugt bin völlig, daß nur er Mir, und kein Anderer, den Krug zerſchlug, So bringt die Luſt, es kurzhin abzuſchwören,ſchwören, So bringt die Luſt, es kurz hin abzuſchwoͤren, Mich jetzt auf einen ſchändlichen Verdacht. Mich noch auf einen ſchaͤndlichen Verdacht. E Die Nacht von geſtern birgt ein anderes Verbrechen noch, als bloß die Krugzerſtörverwüſtung. Verbrechen noch, als bloß die Krugzerſtör Verbrechen noch, als bloß die Krugverwüſtung. Verbrechen noch, als bloß die Krugverwuͤſtung. Ich muß euch ſagen, gnäd’ger Herr, daß Ruprecht Zur Conſcription gehört, in wenig Tagen Soll er den Eid zur Fahn’ in Utrecht ſchwören. Die jungen Landesſöhne reißen aus. 69. Geſetzt, er hätte geſtern Nacht geſagt: Was meinſt du, Evchen? Kom̄. Die Welt iſt groß, Was meinſt du, Evchen? Komm. Die Welt iſt groß. Zu Kiſt’ und Kaſten haſt du ja die Schlüſſel — Und ſie, ſie hätt’ ein wenig ſich geſperrt: So hätte ohngefähr, da ich ſie ſtörte, — Bei ihm aus Rach’, aus Liebe noch bei ihr — Der Reſt, ſo wie geſchehn, erfolgen können. Ruprecht. Das Rabenaas! Was das für Reden ſind! Zu Kiſt’ und Kaſten — Walter. Still! Eve. Er, austreten! Walter. Zur Sache hier. Vom Krug iſt hier die Rede. — Auf den Beweis kom̄t’s an, auf den Beweis, Frau Marthe, Auf den Beweis kom̄t’s an, auf den Beweis, Frau Marthe, [ ] [ ] Daß jener junge Mann den Krug Beweiſs, Beweis, daß Ruprecht ihn zerbrach! Daß jener junge Mann den Krug zerbrach! Beweis, Beweis, daß Ruprecht ihn zerbrach! Beweis, Beweis, daß Ruprecht ihn zerbrach! Frau Marthe Gut, gnäd’ger Herr. Erſt will ich hier beweiſen, Daß Ruprecht mir den Krug zerſchlug, Und dann will ich im Hauſe unterſuchen. — Zehn Zeugen liest ›Zeugen,‹ liest ›Zeugen,‹ ſeht, kann ich für Einen ſtellen, Seht, eine Zunge, die mir mir Zeugniß redet, Zehn Zeugen ſeht, kann ich für Einen ſtellen, Seht, eine Zunge, die mir Zeugniß redet, Seht eine Zunge, die mir Zeugniß redet, Und hätte ſie ſogleich euch zugeführt, Bring’ ich für jedes Wort auf, das er ſagte, Und hätte ſie ſogleich euch zugeführt, Bring’ ich für jedes Wort auf, das er ſagte, Bring’ ich fuͤr jedes Wort auf, das er ſagte, Hätt’ ich von fern geahndet nur, daß dieſe Und hätt’ in Reihen gleich ſie aufgeführt, Hätt’ ich von fern geahndet nur, daß dieſe Und hätt’ in Reihen gleich ſie aufgeführt, Und haͤtt’ in Reihen gleich ſie aufgefuͤhrt, Ihr Zeugniß vor Gericht mir weigern würde. Wenn ich g von fern geahndet geahndet nur, daß dieſe Ihr Zeugniß vor Gericht mir weigern würde. Wenn ich von fern geahndet nur, daß dieſe Wenn ich von fern geahndet nur, daß dieſe Die ihrige für mich nicht brauchen würde. [ ] Die ihrige für mich nicht brauchen würde. Die ihrige fuͤr mich nicht brauchen wuͤrde. Doch wenn ihr Frau Brigitte jetzo ruft, die ihm Doch wenn ihr Frau Brigitte ruft, die ihm Doch wenn ihr Frau Brigitte jetzo ruft, Doch wenn ihr Frau Brigitte jetzo ruft, Die ihm die Muhme’ iſt, die leibliche, die ſo genügt mir die, Die Muhme ist, die leibliche, die gnügt Die ihm die Muhm’ iſt, ſo genügt mir die, Die ihm die Muhm’ iſt, ſo genuͤgt mir die, Weil die den Hauptpunct juſt beſtreiten wird. [ ] Weil die den Hauptpunct juſt beſtreiten wird. Weil die den Hauptpunkt juſt beſtreiten wird. Die Denn die, die hat, Glock halb auf eilf, im Garten, merkt, Die hat, Glock halb auf eilf, im Garten, merkt, Denn die, die hat, Glock halb auf eilf, im Garten, Denn die, die hat Glock halb auf eilf im Garten, Ich bitt’ euch ſehr, Merkt wohl, bevor der Krug zertrüm̄ert, worden, Ich bitt’ euch ſehr, bevor der Krug zertrüm̄ert, Merkt wohl, bevor der Krug zertrüm̄ert worden, Merkt wohl, bevor der Krug zertruͤmmert worden, Wortwechſelnd mit der Eve’ ihn ſchon getroffen; Wortwechſelnd mit der Eve ihn getroffen; Wortwechſelnd mit der Ev’ ihn ſchon getroffen; Wortwechſelnd mit der Ev’ ihn ſchon getroffen; 70. Und wie die Fabel, die er vorgebracht aufgeſtellt, Und wie die Fabel, die er vorgebracht, Und wie die Fabel, die er aufgeſtellt, Und wie die Fabel, die er aufgeſtellt, Zu Schanden durch den kleinen Umſtand wird, Von Kopf zu Fuß dadurch geſpalten wird, Zu Schanden durch den kleinen Umſtand wird, Von Kopf zu Fuß dadurch geſpalten wird, Vom Kopf zu Fuß dadurch geſpalten wird, Durch dieſe einz’ge Zung’, ihr hohen Richter,: [ ] Durch dieſe einz’ge Zung’, ihr hohen Richter, Durch dieſe einz’ge Zung’, ihr hohen Richter: Durch dieſe einz’ge Zung’, ihr hohen Richter, Das überlaſſ’ ich ſelbſt euch, einzuſehen. Das uͤberlaß’ ich ſelbſt euch einzuſehn. Ruprecht. Wer hat mich —? Veit. Schweſter Briggÿ? Ruprecht. Mich? Mit Eve’? —? Im Garten? Mich? Mit Eve —? Mich? Mit Ev’? Im Garten? Mich mit Ev’? Im Garten? Im Garten?In der ursprünglichen Fassung bildete ›Im Garten?‹ den Eingangshalbvers von Vers 1341. In der Korrektur hat Kleist diese Worte dann dem vorhergehenden Vers 1340 zugeschlagen und in Vers 1341 ›mit Ev’‹ aus metrischen Gründen ergänzt zu ›mit der Ev’‹. Im Garten? [ ] [ ] Frau Marthe. Ihn mit der Ev’, im Garten, Glock halb’ eilf, Ihn mit Ev’, im Garten, Glock halb’ eilf, Ihn mit der Ev’, im Garten, Glock halb’ eilf, Ihn mit der Ev’, im Garten, Glock halb eilf, Bevor er noch, wie er geſchwätzt, um eilf Die Thüre ihre Kam̄er Das Zim̄er überrumpelnd eingeſprengt.: Die Thüre ihrer Kam̄er eingeſprengt. Das Zim̄er überrumpelnd eingeſprengt: Das Zimmer uͤberrumpelnd eingeſprengt: Und zwar im heft’gen Im Wortgewechſel , koſend bald, bald zerrend, [ ] Und zwar im heft’gen Wortgewechſel zerrend, Im Wortgewechſel, koſend bald, bald zerrend, Im Wortgewechſel, koſend bald, bald zerrend, Als wollt er ſie zu etwas überreden. [ ] Als wollt er ſie zu etwas überreden. Als wollt’ er ſie zu etwas uͤberreden. Adam /: für ſich :/ Verflucht! Der Teufel iſt mir gut. Walter. Schafft dieſe Frau herbei. Ruprecht. Ihr Herrn, ich bitt euch. Ihr Herrn, ich bitt’ euch: Das iſt kein wahres Wort. Das ist nicht möglich. Das iſt kein wahres Wort, das iſt nicht moͤglich. Adam. O wart, Hallunke! — He! Der Büttel! Hanfried! — Denn auf der Flucht zerſchlagen ſich die Krüge — [ ] Denn auf der Flucht zerſchlagen ſich die Krüge — Denn auf der Flucht zerſchlagen ſich die Kruͤge — — Herr Schreiber, geht, ſchafft Frau Brigitt’ herbei! Veit. Hör, du verfluchter Schlingel, du, was machſt du? Dir brech’ ich alle Knochen noch. Dir brech ich alle Knochen noch. Ruprecht. Weshalb auch? Veit. Warum verſchwiegſt du, daß du mit der Dirne 71. Glock halb auf eilf im Garten ſchon ſcharwenzt? Warum verſchwiegſt du’s? Ruprecht. Warum ich’s verſchwieg? Gott’s Schlag und Donner!, weil’s nicht wahr iſt, Vater. Gott’s Schlag und Donner! weil’s nicht wahr iſt, Vater. Gott’s Schlag und Donner, weil’s nicht wahr iſt, Vater. Gott’s Schlag und Donner, weil’s nicht wahr iſt, Vater! Wenn das die Muhme Briggÿ zeugt, ſo hängt mich;. Und bei den Beinen ſie meinthalben obenein dazu. Und ſie meinthalben obenein dazu. Und bei den Beinen ſie meinthalb dazu. Und bei den Beinen ſie meinthalb dazu. Veit. Wenn aber ſie’s bezeugt — nim̄ dich in Acht,! ſag’ ich! Wenn ſie’s bezeugt — nim̄ dich in Acht, ſag’ ich! Wenn aber ſie’s bezeugt — nim̄ dich in Acht! Wenn aber ſie’s bezeugt — nimm dich in Acht! Du und die ſaubre Jungfer Eve dort, Du und die ſaub’re Jungfer Eve dort, Wie ihr auch vor Gericht euch ſtellent, mögt,ihr ſteckt Wie ihr auch vor Gericht euch ſtellen mögt, Wie ihr auch vor Gericht euch ſtellt, ihr ſteckt Wie ihr auch vor Gericht euch ſtellt, ihr ſteckt Ihr ſteckt dDoch unter einer Decke noch. S’ iſt irgend Ihr ſteckt doch unter einer Decke noch. Doch unter einer Decke noch. S’ iſt irgend Doch unter einer Decke noch. S’ iſt irgend S’ iſt irgend noch eEin schändliches Geheimniß noch, von dem S’ iſt irgend noch ein ſchändliches Geheimniß Ein ſchändliches Geheimniß noch, von dem Ein ſchaͤndliches Geheimniß noch, von dem Das ſie aus Liebe nur zu dir verſchweigt. Sie weiß, und nur aus Schonung hier nichts ſagt. Das ſie aus Liebe nur zu dir verſchweigt. Sie weiß, und nur aus Schonung hier nichts ſagt. Sie weiß, und nur aus Schonung hier nichts ſagt. Ruprecht. Welch ein Geheimniß?! Welches? Welch ein Geheimniß? Geheimniß! Welches? Geheimniß! Welches? Veit. Warum haſt du geſtern eingepackt? Warum haſt du geſtern eingepackt? Warum haſt du eingepackt? Warum haſt du eingepackt? He? Warum haſt Du geſtern Abend eingepackt? Ruprecht. Die Sachen? Veit. Röcke, Hoſen, ja, und Wäſche; Ein Bündel, wie’s ein Reiſender juſt auf Die Schulter wirft? Die Schultern wirft? Ruprecht. Weil ich nach Utrecht ſoll! Weil ich zum Regiment ſoll! Him̄el,-Donner —! Weil ich zum Regiment ſoll! Him̄el, Donner —! Weil ich zum Regiment ſoll! Him̄el-Donner —! Weil ich zum Regiment ſoll! Himmel⸗Donner —! Glaubt er, daß ich —? Veit. Nach Utrecht? Ja, nach Utrecht! Du haſt geeilt, nach Utrecht hinzukom̄en! Vorgeſtern wußteſt du noch nicht, ob du Den fünften oder ſechſten Tag wirſt reiſen. 72. Walter. Weiß er zur Sache was zu melden, Vater? Veit. — Geſtrenger Herr, ich will noch nichts behaupten. Ich war daheim, als ſich der Krug zerſchlug, Und auch von einer andern Unternehmung Hab’ ich, die Wahrheit zu geſtehn, noch nichts, Wenn ich jedweden Umſtand wohl erwäge, Das meinen Sohn verdächtig macht, bemerkt. Von ſeiner Unſchuld völlig überzeugt, Kam ich hierher, nach abgemachtem Streit Kam ich hieher, nach abgemachtem Streit Sein ehelich Verlöbniß aufzuzlöſen, Und ihm das Silberkettlein einzufordern, Zuſamt dem Schaupfennig, den er der Jungfer Bei dem Verlöbniß vorgen Herbſt verehrt. Wenn jetzt von Flucht was, und Verrätherei An meinem grauen Haar zu Tage komt, So iſt mir das ſo neu, ihr Herrn, als euch: Doch dann der Teufel ſoll den Hals ihm brechen. Walter. Schafft Frau Brigitt’ herbei, Herr Richter Adam. Adam. — Wird Ew. Gnaden dieſe Sache nicht Ermüden? Sie zieht ſich in die Länge. Ew. Gnaden haben meine Caſſen noch, Und die Regiſtratur — Was iſt die Glocke? Licht. Es ſchlug ſo eben halb. Adam. Auf eilf! 73. Licht. Verzeiht! Auf zwölfe. Verzeiht, auf zwoͤlfe. Walter. Gleichviel. Adam. Ich glaub’, die Zeit iſt, oder ihr verrückt. /: er ſieht nach der Uhr :/ Ich bin kein ehrlicher Mann. — Ja, was befehlt ihr? Walter. Ich bin der Meinung — Adam. Abzuſchließen? Gut — Abzuſchließen? Gut —! Walter. Erlaubt! Ich bin der Meinung, fortzufahren. Adam Ihr ſeid der Meinung — Auch gut. Sonſt würd’ ich Auf Ehre, morgen früh, Glock neun, die Sache, Zu euerer Zufriedenheit beend’gen. Walter. Ihr wißt um meinen Willen. Adam. Wie ihr befehlt. Herr Schreiber, ſchickt die Büttel ab, ſie ſollen Herr Schreiber, ſchickt die Buͤttel ab; ſie ſollen Sogleich in’s Amt die Frau Brigitte laden. Sogleich ins Amt die Frau Brigitte laden. Walter. Und nehmt euch — Zeit, die mir viel werth, zu ſparen — Gefälligſt ſelbſt der Sach’ ein wenig an. Licht /: ab :/ Adam. /: aufſtehend :/In E Beginn ›Zehnter Auftritt‹. Inzwiſchen könnte man, wenn’s ſo gefällig, Vom Sitze ſich ein wenig lüften —? 74. Walter. Hm! O ja. Was ich ſagen wollte’ — Was ich ſagen wollte — Was ich ſagen wollt’ — Was ich ſagen wollt’ — Adam Erlaubt ihr gleichfalls, Daß die Parthei’n, bis Frau Brigitt’ erscheint —? Walter Was? Die Parthei’n? Adam. Ja, vor die Thür, wenn ihr — Walter /: für ſich :/ Verwünſcht! /: laut :/ Herr Richter Adam, wißt ihr was? Gebt ein Glas Wein mir in der Zwiſchenzeit. Adam. Von ganzen Herzen gern. He! Margarethe! Von ganzem Herzen gern. He! Margarethe! Ihr macht mich glücklich, gnäd’ger Herr. — Margrethe! Die Magd /: trit auf :/ Die Magd. Hier. Adam. Was befehlt ihr? — Tretet ab, ihr Leute. Franz? — Auf dem Vorſaal draußen. — Oder Rhein? Walter Von unſerm Rhein. Adam. Gut. — Bis ich rufe. Marſch! Walter Wohin? Adam. Geh. Vom Verſiegelten, Margrethe. — Geh, vom Verſiegelten, Margrethe. — Was? Auf den Flur bloß draußen. Hier die Schlüssel.Kleist hat ›Schlüſſel.‹ bis in den Falz ausgeschrieben, dann gestrichen und aus Gründen der Lesbarkeit unter der Zeile neu geschrieben. BKA liest unter der Streichung nur ›Schlüſſ.‹. Schlüssel. Was? Auf den Flur bloß draußen. — Hier. — Der Schluͤſſel. 75. Walter. Hm! Bleibt. Adam. Fort! Marſch, ſag’ ich! — Geh, Margarethe,! Und Butter, friſchgeſtampft, Käſ’ auch aus Limburg, Und von der fetten pom̄erſchen Räuchergans. Walter. Halt! Einen Augenblick! Macht nicht ſo viel Umſtänd’, ich bitt’ euch ſehr, Herr Richter. Umſtaͤnd’ ich bitt euch ſehr, Herr Richter. Adam. Schert Zum Teufel euch, ſag’ ich! Thu, wie ich sagte. Walter. Schickt ihr die Leute fort, Herr Richter? Adam. Ew. Gnaden? Walter. Ob ihr —? Adam. Sie treten ab, wenn ihr erlaubt. Bloß ab, bis Frau Brigitt’ erſcheint. Wie, oder ſoll’s nicht etwa —? Walter. Hm! Wie ihr wollt. Doch ob’s der Mühe ſich verlohnen wird? Meint ihr, daß es ſo lange Zeit wird währen, Bis man im Ort ſie trifft? Adam. S’ ist heute Holztag, Gestrenger Herr. Die Weiber größtentheils Sind in den Fichten, Sträucher einzuſam̄eln. Es könnte leicht — Ruprecht. Die Muhme iſt zu Hauſe. 76. Walter. Zu Hauſ’. Laßt ſein. Ruprecht. Die wird sogleich erſcheinen. Walter. Die wird uns gleich erſcheinen. Schafft den Wein. Adam /: für ſich :/ Verflucht! Walter. Macht fort. Doch nichts zum Imbiß, bitt’ ich, Macht fort. Doch nichts zum Imbiß, bitt ich, Als ein Stück trocknen Brodes nur, und Salz. Adam /: für ſich :/ Zwei Augenblicke draußen könnten mich — — mit der Dirne’ allein — Zwei Augenblicke draußen könnten mich — Zwei Augenblicke mit der Dirne könnten — Zwei Augenblicke mit der Dirn’ allein — Zwei Augenblicke mit der Dirn’ allein — /: laut :/ Ach! Trocknes Brod! Was! Salz! Geht doch. Ach trocknes Brod! Was! Salz! Geht doch. Walter. Gewiß. Adam. Ei, ein Stück Käs’ aus Limburg mindstens liest ›mindstens.‹ liest ›mindstens.‹ Käse BKA (I/3, S. 378) und HAM (S. 188) lesen ›mindſtens. Käſe‹. Träfe dieses zu, ergäbe sich in H eine andere Aussage als in E. Statt ›mindſtens Käſe‹ – und zwar egal welcher – mache ›erſt geſchickt die Zunge‹, hieße es in H stattdessen sinngemäß ›ein Stück Käſ’ aus Limburg mindſtens‹ mache ›erſt geſchickt die Zunge‹. Aus Sicht des Verfassers handelt es sich hier in H allerdings eher um ein Artefakt, einen zufälligen Tintenausfluss oder Tintendurchschlag, ähnlich wie in der folgenden Zeile das Artefakt hinter ›erst‹. Der Abstand zwischen ›mindſtens‹ und ›Käſe‹ wäre für Kleists Schreibgewohnheit auch viel zu gering, wenn dort noch ein Punkt hätte stehen sollen. Nicht zuletzt steht die Gestaltung in E gegen die Annahme eines Punktes, da Kleist hier zur Verdeutlichung ›mindſtens Käſe‹ zusätzlich zwischen zwei Gedankenstrichen einschließt. Die Antwort Walters (Vers 1449) unterstützt diese Lesart. Ei, ein Stuͤck Kaͤſ’ aus Limburg — mindſtens Kaͤſe — Macht erſt geſchickt die Zunge, Wein zu ſchmecken. Walter. Gut. Ein Stück Käſe denn. Doch weiter nichts. Gut. Ein Stuͤck Kaͤſe denn, doch weiter nichts. Adam. So geh. Und weiß, von Damaſt, aufgedeckt. Schlecht Alles zwar, doch recht. Die Magd /: ab :/ Das iſt der Vortheil Von uns verrufnen hageſtolzen Leuten, Daß wir, was Andre, knapp und kum̄ervoll, Daß wir, was Andre knapp und kummervoll, Mit Weib und Kindern täglich theilen müͤſſen, Mit einem Freunde, zur gelegnen Stunde, Mit einem Freunde zur gelegnen Stunde, Vollauf genießen. 77. Walter.Ab hier mit neuer Feder geschrieben. Was ich ſagen wollte — Wie kamt ihr doch zu eurer Wund’, Herr Richter? Das iſt ein böſes Loch, fürwahr, im Kopf, das! Adam. — Ich fiel. Walter. Ihr fielt. Hm! So. Wann? Geſtern Abend? Adam. Heut, Glock halb ſechs, verzeiht, am Morgen, früh, Da ich ſo eben aus dem Bette ſtieg. Walter. Worüber? Adam Über — Gnäd’ger Herr Gerichtsrath, Ueber — gnaͤd’ger Herr Gerichtsrath, Die Wahrheit euch zu ſagen, über mich. Ich ſchlug euch häuptlings auf den BoOdfen an an den Ofen nieder, Ich ſchlug euch häuptlings auf den Boden an Ich ſchlug euch häuptlings auf den Ofen an Ich ſchlug euch häuptlings an den Ofen nieder, Ich ſchlug euch haͤuptlings an den Ofen nieder, Bis dieſe Stunde weiß ich nicht, warum? Walter. Von hinten? Adam. Wie? Von hinten — Walter. Oder vorn? Ihr habt zwo zWunden, vorne Ein’ und hinten. Adam. Von vorn und hinten. — Margarethe! Die beiden MagdKleist übersieht, nach Einfügen von ›beiden‹ auch ›Magd‹ in die Pluralform zu ändern. /: mit Wein u. ſ. w. Sie decken auf, undgehen wieder ab :/ Walter. Wie? Adam. Erſt ſo, dann ſo. Erſt auf die Ofenkante, Die vorn die Stirn mir einſtieß, und ſodann 78 Vom Ofen rückwärts auf den Boden wieder, Wo ich mir noch den Hinterkopf zerschlug. /: Er er ſchenkt ein :/ Iſt’s euch gefällig. Iſt’s euch gefaͤllig? Walter. /: nimt das Glas :/ Hättet ihr ein Weib, So würd’ ich wunderliche Dinge glauben, Herr Richter. Adam. Wie so? Walter. Ja, bei meiner Treu, So rings ſeh ich zerkritzt euch und zerkratzt. So rings ſeh’ ich zerkritzt euch und zerkratzt. Adam /: lacht :/ Nein, Gott ſei Dank! Frauenn-NägelKleist ändert aus metrischen Gründen ›Frauennägel‹ in ›Fraun-Nägel‹. Hierbei lässt er in der Korrektur das ›e‹ in ›Frauen‹ stehen und vertraut aufgrund der Ähnlichkeit von ›e‹ und ›n‹ in der Current-Handschrift darauf, dass das ›e‹ nun als ›n‹ gelesen wird, also statt ›Fraue‹ ›Fraun‹. ſind es nicht. Nein, Gott ſei Dank! Frauennägel ſind es nicht. Nein, Gott ſei Dank! Fraun-Nägel ſind es nicht. Nein, Gott ſei Dank! Fraunnaͤgel ſind es nicht. Walter. Glaub’s. Auch ein Vortheil noch der Hageſtolzen. Adam /: fortlachend :/ Strauchwerk, für Seidenwürmer, das man trocknend, Mir an dem Ofenwinkel aufgeſetzt. — Auf euer Wohlergehn! /: sie trinken :/ Walter. Und grad’ auhKleist schreibt ›auh‹ statt ›auch‹. heut Noch die Perücke ſeltſam einzubüßen. Noch die Peruͤcke ſeltſam einzubuͤßen! Die hätt’ euch eure Wunden noch bedeckt. Die haͤtt’ euch eure Wunde noch bedeckt. Adam. Ja, ja. Jedwedes Übel iſt ein Zwilling. — Hier — von dem fetten jetzt — kann ich —? Walter. Ein Stückchen. Aus Limburg? Adam. Rect’ aus Limburg, gnäd’ger Herr. 79. Walter. — Wie Teufel aber, ſagt mir, gieng das zu? Adam. Was? Walter. Daß ihr die Perücken eingebüßt. Daß ihr die Peruͤcke eingebuͤßt. Adam. Ja ſeht. Ich ſitz’ und leſe geſtern Abend Ein Actenstück, und weil ich mir die Brille Verlegt, duck’ ich ſo tief mich in den Streit, Daß bei der Kerze Flam̄e lichterloh Mir die Perücke angeht. Ich, ich denke, Feu’r fällt vom hHim̄el auf mein ſündig Haupt, Und greife ſie, und will ſie von mir werfen; Doch eh’ ich noch das Nackenband gelöſ’t, Doch eh ich noch das Nackenband geloͤßt, Brennt ſie wie Sodom und Gomorrha ſchon. Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette. Walter. Verwünſcht! Und eure andr’ iſt in der Stadt. Verwuͤnſcht! Und eure andre iſt in der Stadt. Adam. Bei dem Perückenmacher. — Doch zur Sache. Walter. Nicht allzuraſch, ¿ ich bitt’, Herr Richter Adam. Adam. Ei was! Die Stunde rollt. Ein Gläschen. Hier. Ei, was! Die Stunde rollt. Ein Glaͤschen hier. /: Er er ſchenkt ein :/ Walter. Der Lebrecht, — wenn der Kauz dort wahr geſprochen — Er auch hat einen böſen Fall gethan. Adam. Auf meine Ehr’. /: er trinkt :/ 80. Walter. Wenn hier die Sache, Wie ich faſt fürchte, unentworren bleibt, So werdet ihr, in eurem Ort, den Thäter Leicht noch aus ſeiner Wund’ entdecken können. /: er trinkt :/ Nierſteiner? Adam. Was? Walter. Oder guter Oppenheimer? Adam. Nierſtein. Sieh da! Auf Ehre! Ihr verſteht’s. Aus Nierſtein, gnäd’ger Herr, als hätt’ ich ihn geholt. Walter. Ich prüft’ ihn, vor drei Jahren, an der Kelter. Adam /: ſchenkt wieder ein :/ Walter. — Wie hoch iſt euer Fenſter — dort! Frau Marthe! — Wie hoch iſt euer Fenſter — dort! Frau Marthe. Frau Marthe. Mein Fenſter? Walter. Das Fenſter jener Kam̄er, ja, Das Fenſter jener Kammer ja, Worin die Jungfer ſchläft? Frau Marthe. Die Kam̄er zwar Iſt nur vom erſten Stock, ein Keller drunter, Mehr als neun Fuß das Fenſter nicht vom Boden; Jedoch die ganze, wohlerwogene, Jedoch die ganze, wohlerwogene Gelegenheit ſehr ungeſchickt zum Springen. Denn auf zwei Fuß ſteht von der Wand ein Weinſtock, Der ſeine knot’gen Äſte rankend hin Durch ein Spalier treibt längs der ganzen Wand: liest ›Wand‹ Ein Doppelpunkt hinter ›Wand‹ ist unter einem Tintenausfluss noch erkennbar. Entsprechend auch in E übertragen. BKA und Hamacher lesen ›Wand‹. Durch ein Spalier treibt, laͤngs der ganzen Wand: Das Fenſter ſelbst iſt noch iſtKleist übersieht, das überflüssige zweite ›ist‹ im Vers zu streichen. davon umſtrickt. Das Fenſter ſelbſt iſt noch davon umſtrickt. 81. Es würd’ ein Eber, ein gewaffneter, Müh mit den Fängern haben, durchzubrechen. Adam Es hieng auch keiner drin. /: er ſchenkt ſich ein :/ Walter. Meint ihr? Adam. Ach, geht! /: er trinkt :/ Walter /: zu Ruprecht :/ Wie traf er denn den Sünder? Auf den Kopf? Adam. Hier. Walter. Laßt. Adam. Gebt her. Walter. S’ iſt halb noch voll. Adam. Will’s füllen. Wills fuͤllen. Walter Ihr hört’s. Adam. Ei, für die gute Zahl. Walter. Ich bitt’ euch. Adam. Ach, was! Nach der Pythagoräer-Regel. /: er ſchenkt ihm ein :/ Walter. /: wieder zu Ruprecht :/ Wie oft traf er dem Sünder denn den Kopf? Adam. Eins iſt der Herr. Zwei iſt das finſtre Chaos. Eins iſt der Herr. Zwei iſt das finſtre Chaos; Drei iſt die Welt. Drei Gläser lob’ ich mir. Im dDritten trinkt man mit den Tropfen Sonnen, Und Firmamente mit den übrigen. 82. Walter. Wie oftmals auf den Kopf traf er den Sünder? Er, Ruprecht, ihn dort frag’ ich! Adam. Wird Wird man’s hören? Wie oft trafſt du den Sündenbock? Na, heraus! Wie oft trafſt du den Sündenbock? Wie oft trafſt du den Sündenbock? Na, heraus! Wie oft trafſt du den Suͤndenbock? Na, heraus! Na, heraus! Gott’s Blitz, ſeht, weiß der Kerl wohl ſelbſt, ob er — Na, heraus! Gott’s Blitz, ſeht, weiß der Kerl wohl ſelbſt, Gott’s Blitz, ſeht, weiß der Kerl wohl ſelbſt, ob er — Gott’s Blitz, ſeht, weiß der Kerl wohl ſelbſt, ob er — Vergaßt du’s? Ruprecht. Mit der Klinke? Adam. Ja, was weiß’ ich. Ja, was weiß ich. Walter. Vom Fenſter, als er nach ihm herunter hieb? Ruprecht. Zweimal, ihr Herrn. Adam. Hallunk’e! Das behielt er! Hallunk’! Hallunke! Das behielt er! Hallunke! das behielt er! /: er trinkt :/ Walter. Zweimal! Er konnt’ ihn mit zwei ſolchen Hieben Erſchlagen, weiß er —? Ruprecht. Hätt’ ich ihn erſchlagen, So hätt’ ich ihn. Es wär mir grade recht. Läg er hier vor mir, todt, ſo könnt’ ich ſagen, Laͤg’ er hier vor mir, todt, ſo koͤnnt’ ich ſagen, Der war’s, ihr Herrn, ich hab’ ¿ euch nicht belogen. Der war’s, ihr Herrn, ich hab euch nicht belogen. Adam. Ja, todt! Das glaub’ ich. Aber ſo — /: er ſchenkt ein :/ Walter. Konnt’ er ihn n denn im Dunkel nicht erkennen? Konnt’ er ihn denn im dunkeln nicht erkennen? Ruprecht. Nicht einen Stich, geſtrenger Herr. Wie ſollt’ ich? Nicht einen Stich, geſtrenger Herr. Wie ſollt ich? Adam. Warum ſperrt’ſt du nicht die Augen auf — Stoßt an! 83. Ruprecht. Die Augen auf! Ich hatt’ ſie aufgeſperrt. Der Satan warf ſie mir voll Sand. Adam /: in den Bart :/ Voll Sand, ja! Warum ſperrt’ſt du deine großen Augen auf. — Hier. Was wir lieben, gnäd’ger Herr! Stoßt an! Walter. — Was recht und gut und treu iſt, Richter Adam! /: ſie trinken :/ Adam. Noch Eins. Die Stunde rollt. Wir müſſen’s ſchließen. Nun denn, zum Schluß jetzt, wenn’s gefällig iſt. Noch Eins. Die Stunde rollt. Wir müſſen’s ſchließen. Nun denn, zum Schluß jetzt, wenn’s gefällig iſt. Nun denn, zum Schluß jetzt, wenns gefaͤllig iſt. /: er ſchenkt ein :/ Walter. Ihr ſeid zuweilen bei Frau Marthe wohl, Herr Richter Adam. Sagt mir doch, Wer, außer Ruprecht, geht dort aus und ein. Adam.Die folgenden Verse bis Blattende ebenso wie die ersten sechs Zeilen der Folgeseite 84 streicht Kleist nach Abschrift wieder. Die Erwiderung Walters am Ende der Streichung auf Seite 84 wir gar nicht mehr ausgeführt, bzw. abgeschrieben. Die nach der Streichung folgenden Verse auf Seite 84 sind mit anderer Feder als die vorhergehenden geschrieben. Da aber das Schriftbild ab Seite 85 wieder dem der Verse bis einschließlich der Streichung auf Seite 83f entspricht, kann man davon ausgehen, dass Kleist den Rest der Seite 84 zunächst frei läßt, und ab Seite 85 mit der Abschrift fortfährt. Später wurden die neu geschriebenen Verse dann auf Seite 84 ergänzt und teilweise direkt korrigiert. Ich, gnäd’ger Herr? Niemals! Walter. Niemals? Adam. Wie komt ihr —? Walter. Frau Marthe! Frau Marthe. Was? Walter. Habt ihr’s mit Richter Adam Verdorben? Sollt’ er die Wittwe nicht Zuweilen eines ſeel’gen Freund’s beſuchen? Frau Marthe Ob ich’s mit Richter Adam —? Walter. Ja. Frau Marthe. Verdorben? 84. Das wüßt’ ich nicht, geſtrenger Herr, Vielmehr denk’ ich, er iſt mein guter Freund. Walter. Das ſag’ ich auch?. Adam. Das hab’ ich nicht geläugnet. Walter. Adam. Nicht allzu oft, geſtrenger Herr, verzeiht. Das kann ich mit Genauigkeit Wer aus und eingeht, kann ich euch nicht ſagen. Das kann ich mit Genauigkeit nicht ſagen. Wer aus und eingeht, kann ich euch nicht ſagen. Wer aus und eingeht, kann ich euch nicht ſagen. Walter. Wie? Solltet ihr die Wittwe nicht zuweilen nicht Wie? Solltet ihr zuweilen nicht Wie? Solltet ihr die Wittwe nicht zuweilen Wie? Solltet ihr die Wittwe nicht zuweilen Die Wittwe eines Von eurem ſeel’gen Freunds beſuchen? Die Wittwe eines ſeel’gen Freunds beſuchen? Von eurem ſeel’gen Freund beſuchen? Von eurem ſeel’gen Freund beſuchen? Adam. Nein, in der That. Sehr ſelten nur. Nein, in der That, ſehr ſelten nur. Walter. Frau Marthe! Habt ihr’s mit Richter Adam hier verdorben? Er S ſagt, er ſpräche niemalsnicht mehr Er ſagt, nur ſelten ſpräch’ er er ſpräche nicht mehr bei euch ein?Während Kleist nach der Abschrift seine Korrekturen (bis auf kurze Sofortkorrekturen) zwischen die Zeilen schreiben muss, in der Regel in kleinerer Schrift, korrigiert er hier den Vers 1567 mehrfach und über zwei Zeilen direkt während der Niederschrift, erkennbar aus dem Zeilenabstand, der dem üblichen Abstand bei der Abschrift entspricht. In diesem Vers ist einzig die Ergänzung für Versvariante d nachträglich (per Schweifklammer) eingefügt worden. Dieser Befund ist ein weiterer Beleg für die Annahme (neben Schriftmerkmalen und Federwechsel), dass Kleist zwei Drittel der Seite 84 zunächst frei gelassen hatte, um die Verse 1561 bis 1576 nachzutragen. Er ſagt, er ſpräche niemals bei euch ein? Er ſagt, er ſpräche nicht mehr bei euch ein? Er ſagt, nur ſelten ſpräch’ er bei euch ein? Er ſagt, er ſpräche nicht mehr bei euch ein? Er ſagt, er ſpraͤche nicht mehr bei euch ein? Frau Marthe. Hm! Gnädger Herr, verdorben? Das juſt nicht. Hm! Gnaͤd’ger Herr, verdorben? Das juſt nicht. Ich denk’ er nennt mein guter Freund ſich noch. Ich denk er nennt mein guter Freund ſich noch. Doch daß ich oft in meinem Hauſ’ ihn ſähe, Das vom Herrn Vetter kann ich juſt nicht rühmen. Neun Wochen ſind’s, daß ich er’s zuletzt betrat, Und auch nur da noch im Vorübergehn. Walter Wie ſagt ihr? Frau Marthe Was? Walter. Neun Wochen wären’s —? Frau Marthe. Neun Neun, Ja — Donnerſtag ſind’s zehn. Er bat ſich Saamen Bei mir, für Nelken und Aurikeln aus. Bei mir, von Nelken und Aurikeln aus. 85. Walter. Und — Sonntags — wenn er auf das Vorwerk geht —? Frau Marthe. Ja, da — da kuckt er mir in’s Fenſter wohl, Ja, da — da gukt er mir in’s Fenſter wohl, Und ſagt guten Tag zu mir und meiner Tochter: Und ſaget guten Tag zu mir und meiner Tochter; Da Doch dann ſo geht er wieder ſeiner Wege. Walter /: für ſich :/ Hm! Sollt’ ich auch dem Manne wohl — Hm! Sollt ich auch dem Manne wohl — /: er ergr trinkt :/ Ich glaubte, Weil ihr die Jungfer Muhme dort zuweilen In eurer Wirthſchafft braucht, ſo würdet ihr Zum Dank die Mutter dann und wann beſuchen. Zu Dank die Mutter dann und wann beſuchen. Adam. Wie ſo, geſtrenger Herr? Walter. Wie ſo? Ihr ſagtet, Die Jungfer helfe euren Hühnern auf, Die euch im Hof’ erkranken. Hat ſie nicht Die euch im Hof erkranken. Hat ſie nicht Noch heut in dieſer Sach’ euch Rath ertheilt? Frau Marthe. Ja, allerdings, geſtrenger Herr, das thut ſie. Vorgeſtern ſchickt’ er ihr ein krankes Perlhuhn In’s Haus, das ſchon den Tod im Leibe hatte. Vorm Jahre rettete ſie ihm eEins vom Pips, Vorm Jahr rettete ſie ihm eins vom Pips, Und dies auch wird ſie mit der Nudel heilen: Jedoch zum Dank iſt er noch nicht erſchienen. Walter /: verwirrt :/ — Schenkt ein, Herr Richter Adam, ſeid ſo gut. Schenkt gleich mir ein. Wir wollen Eins noch trinken. Adam. Zu eurem Dienſt. Ihr macht mich glücklich. Hier. /: er ſchenkt ein :/ 86. Licht. Walter.Von unbekannter Hand in roter Tinte ›Licht.‹ gestrichen und ›Walter.‹ ergänzt. Auch in E erfolgt Zuordnung zu Walter. Auf euer Wohlergehn! — Der Richter Adam, Er wird früh oder ſpät ſchon zu euch kom̄en. Er wird ſchon zu euch kom̄en. Er wird früh oder ſpät ſchon kom̄en. Er wird fruͤh oder ſpaͤt ſchon kommen. Frau Marthe.Das ›M‹ in ›Marthe‹ fehlt aufgrund von Papierverderbnis. Meint ihr? Ich zweifle. Könnt’ ich Nierſteiner, ſolchen wie ihr trinket, Koͤnnt’ ich Nierſteiner, ſolchen, wie ihr trinkt, Und wie mein ſeel’ger Mann, der Caſtellan, Wohl auch, von Zeit zu Zeit, im Keller hatte, Vorſetzen dem Herrn Vetter, wär’s was Anders: Doch ſo beſitz’ ich nichts, ich arme Wittwe, In meinem Hauſe, das ihn lockt. Walter. Und Um ſo viel beſſer. Licht. Frau Brigitte /: mit einer Perücke in der Hand :/ Die Mägde /: treten auf :/ Licht. Hier, Frau Brigitt’! Herein! Hier, Frau Brigitte, herein. Walter. Iſt das die Frau, Herr Schreiber Licht? Licht. Das iſt die Frau Brigitte, Ew. Gnaden. Walter. Nun denn, ſo laßt die Sach’ uns jetzt beſchließen. Nehmt ab, ihr Mägde. Hier. Die Mägde /: mit Gläſern & ab :/ Adam /: während deſſen :/ Nun, Evchen, höre, Dreh du mir deine Pille ordentlich, Wie ſich’s gehört, ſo ſprech’ ich heute Abend Auf ein Gericht Karauſchen bei euch ein. Sie muß dDem Luder muß ſie ganz jetzt die dGurgel, Sie muß dem Luder ganz jetzt die Gurgel, Dem Luder muß ſie ganz jetzt die Gurgel, Dem Luder muß ſie ganz jetzt durch die Gurgel, Iſt ſie zu groß, ſo mag’s den Tod dran freſſen. Walter /: erblickt die Perücke :/ Was bringt uns Frau Brigitte dort für eine Perücke? 87. Licht. Gnäd’ger Herr? Walter. Was jene Frau uns dort fürAufgrund eines Papierschadens ist von ›für‹ nur das ›f‹ zu erkennen. Der Papierschaden ist möglicherweise ausgelöst durch abgetrennten roten Siegellack, der an zwei Stellen nachzuweisen ist. Es ist nicht bekannt, was hier möglicherweise angesiegelt war. eine Perücke bringt? Licht. Hm! Walter. Was? Licht. Verzeiht — Walter. Werd’ ich’s erfahren? Werd ich’s erfahren? Licht. Wenn Ew. Gnaden gütigſt Die Frau, durch den Herrn Richter, fragen wollen, Die Frau, durch den Herrn Richter fragen wollen, So wird, wem die Perücke angehört, Sich, und das Weitre, zweifl’ ich nicht, ergeben. Sich, und das Weitre, zweifl’ ich nicht ergeben. Walter. — Ich will nicht nicht wiſſen, wem ſie angehört. Wie kam die Frau dazu? Wo fand ſie ſie? Licht. Die Frau fand die Perücke im Spalier Bei Frau Margrethe Rull. Sie hieng geſpießt, Gleich einem Neſt, im Kreuzgeflecht des Weinſtocks, Dicht unterm Fenſter, wo die Jungfer ſchläft. Walter Frau Marthe. Was? Bei mir? Im Spalier? Walter /: heimlich :/ Herr Richter Adam, Habt ihr mir etwas zu vertraun, So bitt’ ich, um die Ehre des Gerichtes, Ihr ſeid ſo gut, und ſagt mir’s an.
[…
… …]
Ab hier
fehlen im Autograph die Seiten 88 bis 123. Die Verszählung
orientiert sich im folgenden an der Zählung der Edition
von E in dieser Edition, die identisch ist mit den
Verszählungen der Editionen von Sembdner und
DKV.
Und wenn ich das gethan, u.ſ.w....... iſt Eve mein! Eve. Und ich geh einen Sonntag um den andern, Und ſuch’ ihn auf den Wällen auf, und bring’ ihm Im kühlen Topf von friſchgekrenterkernter Butter,: Im kühlen Topf von friſchgekernter Butter, Im kühlen Topf von friſchgekernter Butter: [ ] Bis ich ihn einſt mit mir zurückenehme. Ruprecht. Walter. Und ich empfehle meinem Bruder ihn, Dem Hauptmann von der Landmiliz, der ihn Aufnimt, wollt wollt ihr, in ſeine Compagnie? 129. Eve. Das wollt ihr thun? Walter. Das werd’ ich gleich beſorgen. Eve. O guter Herr! O wie beglückt ihr uns. Walter. Und iſt ſein kurzes Dienſtjahr nun verfloßen, So kom̄’ ich Pfingſten, die nächſtfolgenden, Und melde mich als Hochzeitsgaſt: ihr werdet Das Pfingſtfeſt über’s Jahr doch nicht verſäumen? Eve. Nein, mit den nächſten Mai’n blüht unſer Glück. Walter Ihr ſeid damit zufrieden doch, Frau Marthe? Ruprecht. Ihr zürnt mir jetzo nicht mehr, Mutter — nicht? Frau Marthe. Warum ſoll ich zürnen, dum̄er Jung’? Haſt du Den Krug herunter vom Geſims geſchmiſſen? Walter. Nun alſo. — Er auch, Vater. Veit. Von Herzen gern. Walter. — Nun mögt’ ich wiſſen, wo der Richter blieb? Licht. Der Richter? Hm! Ich weiß nicht, Ew. Gnaden, — Der Richter? Hm! Ich weiß nicht, Ew. Gnaden, Der Richter? Hm! Ich weiß nicht, Ew. Gnaden — [ ] Ich ſteh hier ſchon geraume Zeit am Fenſter, Und einen Flüchtling ſeh’ ich, ſchwarz ornirt, Das aufgepflügte Winterfeld durchſtampfen, Als ob er Rad und Galgen flöhe. Walter Wo? 130. Licht. Wollt ihr gefälligſt euch hierher bemühen — /: ſie treten alle an’s Fenſter :/ Walter Iſt das der Richter? Licht. Ja, wer ſcharfe Augen hätte — Ruprecht Der Henker hol’s! Licht Iſt er’s? Ruprecht So wahr ich lebe! Sieh, Ev’, ich bitte dich — Eve. Er iſt’s. Ruprecht’s. Er iſt’s! Ich ſeh’s an ſeinem hinkenden Gallop. Veit. Der dort den Fichtengrund heruntrabt, Der Richter? Frau Marthe. So wahr ich ehrlich bin. Seht nur, Wie die Perücke ihm den Rücken peitſcht. Wie die Peruͤcke ihm den Ruͤcken peitſcht!Dieser Vers ist identisch mit Vers 1959 in E am Ende des 12. Auftritts. Dort ist er mehreren Sprechern zugeordnet: › Mehrere. | Jetzt kommt er auf die Straße. Seht! ſeht! | Wie die Peruͤcke ihm den Ruͤcken peitſcht!‹. Die Verse 2415 bis Ende sind mit Ausnahme der mitgeteilten Abweichungen identisch mit den Versen 1960 bis 1974 in E. Walter. Geſchwind, Herr Schreiber, fort! Holt ihn zurück! Daß er nicht Übel rettend ärger mache. Von ſeinem Amt zwar iſt er ſuspendirt, Und euch beſtell’ ich ich, bis auf weitere Verfügung, hier im Ort es zu verwalten; So Doch ſind die Caſſen richtig, wie ich hoffe, So wird er wohl auf irgend einem Platze Zur Deſertion ihn zwingen will ich nicht. Noch zu erhalten ſein. Fort, holt ihn wieder. Fort! Thut mir den Gefallen, holt ihn wieder! 131. Licht /: ab :/Hier Beginn von ›Letzter Auftritt.‹ in E. Frau Marthe Mit Sagt doch, geſtrenger Herr, wo find’ ich auch Den Sitz in Utrecht der Regierung? Walter. Weshalb, Frau Marthe? Frau Marthe. Hm! Weshalb? Ich weiß nicht — Soll hier dem Kruge nicht ſein Recht geſchehn? Walter. Verzeiht mir. Allerdings. Am großen Markt. Verzeiht mir! Allerdings. Am großen Markt, Und Dienſtag iſt, und Freitag, Seſſion. Und Dienſtag iſt und Freitag Seſſion. Frau Marthe. Gut, auf die Woche ſtell’ ich dort mich ein. Gut! Auf die Woche ſtell’ ich dort mich ein. (Alle ab). Ende.