[108] An Otto August Rühle von Lilienstern, den 13. Juli 1807
Alle Textversionen sind inhaltlich identisch. Die Handschrift wird in konstituierter und emendierter Fassung dargestellt (eine textkritische Darstellung ist in Planung). Alle Emendationen sind im Anhang einzeln verzeichnet.
Die
Fassung Handschrift zeigt die emendierte Wiedergabe der Handschrift. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Diese Fassung wird wegen der Zeilenlänge auf Smartphones nicht angezeigt.
In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Die Zeilenzahl wird alle 10 Zeilen angezeigt.
In der Textversion ohne langes ſ sind das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Darstellungsweise angepasst. Der originale Zeilenumbruch wird nicht angezeigt, Seitenumbrüche bleiben erhalten.
ich ſchreibe dir nur ganz kurz, um dir folgende Notizen zu geben. Soeben iſt, von dem Gen. Clarke, der Befehl zu meiner Loslaſſung angekommen. Ich bin aber ganz ohne Geld, und nicht im Stande, zu reiſen, wenn du mir nicht unverzüglich das Geld [SE:1993 II 784] von Arnold ſchickſt. Ich zweifle auch gar nicht daran, [MA II 872] daß du dieſe Sache ſchon, auf meinen Brief, vom Ende vorigen Monats, Monats Monats (glaub glaub’ glaub’ ich) abgemacht haſt, und daß das Geld ſchon unterweges iſt. Sollte es aber doch, unvorhergeſehener Hinderniſſe wegen, unmöglich geweſen ſein: ſo mußt du es entweder noch möglich machen, und zwar ohne allen Verzug (müßteſt du auch einen Theil der Summe dafür aufopfern) oder aber wenigſtens meiner Schweſter Ulrike davon Nachricht geben, ſo höchſt unangenehm [2] [BKA IV/2 513] mir auch dieſer Schritt wäre. Ich muß dir ſagen, daß es mir äußerſt niederſchlagend ſein würde, wenn ich mir mit allen meinen Bemühungen nicht ſo viel erſtrebt hätte, als nöthig iſt, mich aus einer Noth, wie die jetzige iſt, heraus zu reißen. Arnold hat das Buch, wie du mir geſchrieben haſt, ſchon vor 10 Wochen gedruckt; es läßt ſich alſo gar kein billiger Grund denken, warum er ſo lange mit der Bezahlung zögert. Ich glaube auch nicht, daß [Heimböckel:1999 (Reclam) 390] er es gethan hat; ich glaube auch nicht, daß deinem Eifer irgend etwas vorzuwerfen ſei; die Möglichkeit nur, daß das [DKV IV 381] Geld doch, trotz dem Allen ausbleiben könnte, macht mich unruhig. Auf jeden Fall erwarte ich deine Antwort hier, auf meinen vorigen Brief, die ſpäteſtens in 14 Tagen, wenn du geſchrieben haſt, hier eintreffen muß. Ich muß auf Befehl des Gen. Clarke, nach Berlin gehen, und mich dort bei ihm melden. Es iſt ungeheuer, jemanden ſo durch die Welt zu jagen, ohne zu fragen, wo er das [3] [BKA IV/2 514] Geld dazu hernehme? Bis dieſe Stunde verweigert man mir noch die Reiſe-Entſchädigungen, die ſonſt einem gefangenen Officier zukommen; und ob ich mich gleich an das Kriegs-Gouvernement in Paris wenden werde, ſo iſt doch ſehr zweifelhaft, ob ich etwas damit ausrichte. Doch die Poſt drängt, ich muß ſchließen. Sobald ich in Berlin bin ſchreibe ich dir; und eile in deine Arme, ſobald ich dort meinen Paß habe. Denn ein Verhör werde ich doch wohl noch dort auszuſtehen haben. Lebe wohl, und bleibe treu
Chalons sur Marne, Deinem Hv H. Kleiſt d. 13t Juli, 1807.
N. S. Antworte mir unverzüglich auf dieſen Brief. Sollteſt du den Wechſel ſchon abgeſchickt haben, ſo kannſt du genau berechnen, wann ich in Berlin bin. Laß mich auch dort einen Brief vorfinden, der mich genau von deinen Entſchlüſſen für die Zukunft unterrichtet. Adieu.