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1811. No. 10.
Berliner Abendblaͤtter.
Berlin, den 12ten Januar 1811.
Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.
Bern, den 26. December.
Durch ein Kreisſchreiben vom 8. dieſes, theilte der Landammann der Schweiz den Cantons⸗Regierungen in Fortſetzung der Berichte vom 8. November uͤber die in den Koͤnigreichen Neapel und Spanien herrſchenden peſtartigen Krankheiten den nachfolgenden Bericht des Handels⸗Conſuls in Marſeille mit:
„Die Quarantaine, beſagt derſelbe, fuͤr Alles, was aus dem Koͤnigreich Neapel herkomme, ſei aufgehoben, und beſtehe nicht mehr, weil der Sanitaͤts⸗ Verwaltung bekannt geworden, daß die letzthin zu Brindiſi geherrſchte Krankheit nur eine oͤrtliche Krankheit geweſen ſei. Was aber die in den Spaniſchen Seehaͤfen herrſchende Krankheit anbetrifft, ſo ſei dieſe bedenklicher, und Alles, was von Weſtindien herkommt oder viſitirt worden ſei, werde einer ſtrengen Quarantaine unterworfen.“ (L. d. B.)
Neueſte Nachrichten.
Aus der Schweiz, den 21. December.
Man ſpricht theils von einer beabſichtigten neuen Zuſammenberufung des großen Raths des Kantons Teſſin fuͤr verfaſſungsmaͤßige Geſchaͤfte, theils von ehrerbietigen Vorſtellungen und Bitten, welche die Regierung dieſes Kantons kuͤrzlich durch das Mittel des Landammanns der Schweiz an Se. Maj. den franzoͤſiſchen Kaiſer gelangen ließ. — Außer dem Kanton Zuͤrich ſind es, wie man verſichert, die Regierungen der Staͤnde Uri, Schwyz und Appenzell des aͤußern Rhoden, welche Wuͤnſche und Begehren fuͤr die Zuſammenberufung einer außerordentlichen Tagſazung an das Bundeshaus richteten. Inzwiſchen legt ei 38nem beſchleunigten Zuſammentritt derſelben ſchon der gegenwaͤrtig nahe bevorſtehende Wechſel des Direktorialſtandes und der Uebergang des Direktoriats von Bern auf Solothurn Schwierigkeiten in den Weg. (Schw. B.)
Ueber den Zuſtand der Schwarzen in Amerika.
In dem Werk: A Voyage to the Demerary, containing a statistical account of the settlements there, and of those of the Essequebo, the Berbice and other contiguous rivers of Guyana, by Henri Bolingbroke, London, 1810. ſind merkwuͤrdige Nachrichten uͤber den Zuſtand und die Behandlung der dortigen Neger enthalten.
„Waͤhrend meines Aufenthalts zu Demerary,“ ſagt der Vf., hatte ich Gelegenheit, mehrere Mal die Eigenthuͤmer der reichen Zuckerplantagen zu Reyneſtein zu beſuchen. So oft ich dies that, benutzte ich dieſelbe, mich von dem Zuſtande und der Arbeit, welche den Negern, in dieſen weitlaͤuftigen Pflanzungen auferlegt iſt, zu unterrichten. Von England hatte ich den Wahn mitgebracht, die Neger waͤren dergeſtalt gegen ihre Herren erbittert, daß dieſe ſchlechthin kein Zutrauen gegen ſie haͤtten; das Leben eines Weißen glaubte ich einer ununterbrochenen Gefahr ausgeſetzt und meinte, die Haͤuſer der Europaͤer waͤren, aus Furcht und Beſorgniß, lauter kleine Citadellen. Wie groß war mein Erſtaunen, zu finden, daß die Schwarzen zu Demerary ſelbſt die Behuͤter ihrer Herren und ihres Eigenthums ſind!
Ich bemerkte, am Abend meiner Ankunft, mehrere große Feuer, welche auf manchen Punkten der Pflanzung, auf die Art, wie man einander Signale zu geben pflegt, angezuͤndet waren. Auf meine betroffene Frage an den Hollaͤnder, der mich empfangen hatte: was dies zu bedeuten habe? antwortete er mir: daß dies eben ſoviel Negerpoſten waͤren, welche ausgeſtellt waͤren und ſich abloͤſ’ten, um, waͤhrend der Nacht, die Diebſtaͤhle zu verhuͤten. Ich hoͤrte ſie, bis zum Anbruch des Tages, Patrouillen machen, und ſich 39 eine Art von Parole zurufen, wie in einem Lager. (All’s well!) In Folge dieſer Maaßregel ſtehen, waͤhrend der Nacht, alle Thuͤren der Haͤuſer offen, ohne daß ſich der mindeſte Diebſtahl ereignete.
Ich habe mehrere amerikaniſche Inſeln, als Grenada, St. Chriſtoph ⁊c. beſucht, und uͤberall den Zuſtand der Neger nicht nur ertraͤglich, ſondern ſogar ſo angenehm gefunden, als es, unter ſolchen Umſtaͤnden, nur immer moͤglich iſt.
(Die Fortſetzung folgt.)
Kunſt⸗Nachrichten.
Die Ausſtellung der Gemaͤlde in dem Saale des Muſeum Napoleon zu Paris wurde am 5ten Novbr. eroͤffnet. Die Zahl der Gemaͤlde iſt aͤußerſt anſehnlich. Faſt alle franzoͤſiſche Mahler haben zu dieſer Ausſtellung beitragen wollen, und manche, welche zum Erſtenmal ihre Arbeiten ausſtellen, treten auf eine ſolche Weiſe auf, daß man die ſchoͤnſten Hoffnungen von ihnen zu faſſen berechtigt wird. Unter den bekannten Kuͤnſtlern erſcheint wieder David mit einem Gemaͤlde, den, nach Vertheilung der Adler, dem Kaiſer auf dem Marsfelde geleiſteten Schwur der Armee darſtellend; Gerard mit der Schlacht von Auſterlitz; Guerin mit Andromache und Phyrrhus; Girodet mit dem Aufſtande zu Kairo; Gautherot mit dem bei Regensburg verwundeten Kaiſer; Gros mit der Einnahme von Madrid; Meynier mit dem Einzuge des Kaiſers in Berlin; A. C. Vernet mit dem Bombardement von Madrid. Allgemein wird dieſe Ausſtellung fuͤr eine der glaͤnzendſten gehalten, welche Statt gefunden hat, ſeitdem die Regierung die Aufmunterung der Kuͤnſte ſich hat angelegen ſein laſſen.
Randgloſſe.
Bei den Aegyptiern war man verbunden, alle Jahre dem Gouverneur der Provinz ſeine Profeſſion und die Mittel anzuzeigen, durch welche man ſubſiſtire. Es ſtand Todesſtrafe darauf, wenn Jemand 40 nicht Rechenſchaft von ſeiner Auffuͤhrung geben, noch beweiſen konnte, daß er auf rechtlichem Wege lebe. Die Strafe war uͤbertrieben, allein der Zweck dieſes Geſetzes war gewiß vortrefflich. Es legte die Nothwendigkeit auf, nuͤtzlich zu ſeyn, und machte den Buͤrger fuͤr ſeine Handlungen dem Vaterlande verantwortlich. Zu Athen fuͤhrte Solon ein aͤhnliches Geſetz ein. — Auch in Leipzig hat man neuerdings, bei Einfuͤhrung einer neuen Polizeiordnung, auf dieſe uralten, aber in jedem Betracht ſo zweckmaͤßigen Polizeigeſetze, Ruͤckſicht genommen, und allen Hausbeſitzern aufgegeben, genaue Verzeichniſſe aller ihrer Miethleute, mit Beiſetzung ihres Standes und ihrer Er werbszweige, einzureichen. In einem ſolchen Verzeichniſſe hat ſich denn ein gewiſſenhafter Buͤrger genoͤthigt geſehen, dem Namen eines ſeiner Abmiether die Anmerkung beizufuͤgen: „Er ſaͤet nicht, er erntet nicht; aber unſer himmliſcher Vater ernaͤhret ihn doch.“
Miscellen.
Ein Pariſer Journal bemerkt, daß die Gewohnheit, ſich mit dem Degen zu ſchlagen ganz abkomme, und die Fechtſaͤle leer ſtehen: dafuͤr ſei das Schießen auf Piſtolen ſo im Schwange, daß die Schießſchulen (tirs) von Lepage und Peignet gar nie leer werden. Es giebt wenig junge Leute, die nicht auf 25 Schritte durch einen Hut, und auf 15 einen Stoͤpſel von einer Bouteille wegſchießen. Eine Boëte de combat von 20 bis 40 Louis, bei oben genannten Waffenſchmieden gekauft, fuͤr das Schießen auf Piſtolen, und mit den noͤthigen Geraͤthen gefuͤllt, gehoͤrt unter die nothwendigſten Nécessaires eines jungen Mannes von Ton.