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Miszellen./
Wenn ein Waizenkorn jaͤhrlich 50 Koͤrner giebt,/ ſo betraͤgt die Ernte im zweiten Jahre 2500; im drit/ten 125,000; im ſechſten 15,625,000,000; und im zwoͤlf/ten Jahre 244,140,625,000,000,000,000 Koͤrner. Nun/ haͤlt ein Malter ungefaͤhr 20,478,240 Koͤrner; alſo/ macht die 12jaͤhrige Ernte von einem Waizenkorn/ 11,921,953,497,910 Malter aus. Nach dieſer Rechnung/ koͤnnte ein Waizenkorn, nach drei Jahren, mehr als/ 320 Perſonen auf eine Mahlzeit ſpeiſen, wobei den/ 10 noch ſo viele Kleyen abfielen, daß davon 8 Schweine/ einen Tag gefuͤttert werden koͤnnten. (Corr. f. Deutſchl.)/
Bei Gelegenheit der Jubelfeier in der Wai/ſenhauskirche./
Die Jubelfeier des ehrwuͤrdigen und gelehrten/
vierundachtzigjaͤhrigen Predigers Schmidt*) nach gluͤck/licher und thaͤtiger Amtsfuͤhrung, waͤhrend eines hal/ben Jahrhunderts, wurde am vorletzten Sonntage
von/ dem, im vorigen Jahre ausgebrannten, durch
milde/ Beitraͤge wieder auferbauten Thurme der
Waiſen/ 20 hauskirche, durch den erſten Klang der neugegoſ/ſenen Glocken verkuͤndet. Die
Verſammlung war/ zahlreicher, als die kleine Kirche faſſen
konnte, man/ denke ſich, wie viele Buͤrger einen nahen
Beruf zu/ dieſer Feier fuͤhlten, da uͤber dreitauſend
Kinder aus/ dieſer Anſtalt unter der chriſtlichen
Belehrung und/ Segnung des Jubelgreiſes zu allen Arten
buͤrgerlicher/ Nahrung uͤbergegangen ſind. — Die Singeakademie/ verherrlichte dieſe andaͤchtige Stunde durch wohlge/waͤhlte Choͤre; wir hatten ſie oft in ihrem
Saale und/ 30 im Opernſaale bewundert, doch ungeachtet der
Stim/
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*) Dieſer große Literatus, der
insbeſondre eine der herrlichſten/ Sammlungen von
Kirchengeſaͤngen beſitzt, uͤbte vor einigen/ Jahren
den nachahmungswerthen Patriotismus, der koͤnigli/chen Bibliothek alle Buͤcher ſeiner Bibliothek, die ihr
fehlten,/ zu ſchenken./
292mendaͤmpfung in der kleinen
Kirche voll Menſchenge/draͤnge, fuͤhlten wir nie
ſo lebhaft das Herrliche die/ſes Inſtituts, und
die Moͤglichkeit, durch daſſelbe den/ verſchollenen
Kirchengeſang wieder zu beleben. Wir/ 40 wuͤnſchen, daß es den Mitgliedern dieſer freien muſi/kaliſchen Verbindung gefallen moͤchte, ſtatt den
in dem/ beſchraͤnkten Saale der Akademie immer nur
wenigen/ zugaͤnglichen oͤffentlichen Singeabenden,
eine der/ Hauptkirchen unſerer Stadt zu waͤhlen, um als
Ein/leitung
und in Verbindung mit dem großen Vormit/tagsgottesdienſte, ihrer Kunſt den wuͤrdigſten Zweck/
und allen ihren Glaubensgenoſſen wenigſtens alle vier/zehn Tage eine Stunde der Erhebung zu gewaͤhren:/ ja wir moͤchten dieſen Vorſchlag, der uns wie eine/ 50 Eingebung dieſes Feſtes vor der Seele geblieben, dem/ wuͤrdigen Vorſteher dieſer Anſtalt recht ernſtlich
zur/ Pruͤfung empfehlen. Wie herrlich koͤnnten wir leben,/ wenn unſere Zeit,
waͤhrend ſie faſt zu arm wird, neue/ Kirchen zu bauen, und
die aͤlteren zu ſchmuͤcken, das/ Kunſtgeſchick der
Menſchen hinlaͤnglich entwickelte, um/ durch ihr
unmittelbares Zuſammenwirken die Erbau/ung der
Seele zu ſchaffen. H. P. Ribbeck, indem er/ auf den zwiefachen Gegenſtand der Jubelfeier, auf/ die Erhaltung der Kirche und Ihres Predigers auf/ 60 merkſam machte, gedachte mit Ruͤhrung jener
Armuth/ unſrer Tage, die auf Erbauung zerſtoͤrter
Gotteshaͤu/ſer nur wenig zu wenden erlaubt:
er erwaͤhnte, wie/ eine der Hauptkirchen unſrer Stadt
wahrſcheinlich/ noch lange, vielleicht fuͤr immer
untergegangen ſey./ Eine Bemerkung draͤngte ſich uns
hierbei auf. Unge/achtet wir den Wiederaufbau dieſer verbrannten Pe/trikirche wuͤnſchen, und den Bau einer großen Kirche/ als Denkmahl und Begraͤbnißort der unvergeßlichen/ Koͤnigin ruͤhmen wuͤrden, ſo nothwendig ſcheint es/ 70 uns, alles fuͤr den oͤffentlichen Gottesdienſt zu
Errich/tende, aus dem freien Willen des
Volkes hervorge/hen zu laſſen; die heiligſten
Kirchen ſind das Werk/ milder Stiftungen und freiwilliger
Beitraͤge, und die/ St. Peterskirche in Rom hat mit aller
ihrer Herrlich/keit der Kirche nie verguͤtet, was
durch die dazu ein/gerichtete, der Geſinnung der
Zeit widerwaͤrtige Ab/laßkraͤmerei in der
allgemeinſten Schwankung und/ Trennung der chriſtlichen
Kirche fuͤr Schaden geſtif/tet worden. Dagegen
wie erhebend und wie ange/ 80 293nehm bezuͤglich auf dieſe kleine, faſt laͤndliche
Waiſen/hauskirche iſt die Erzaͤhlung des
Myconius
von dem/ kleinen baufaͤlligen Kirchlein des
Auguſtinerkloſters zu/ Wittenberg, wo Luther ſeine erſten
Predigten zur Ab/ſchaffung der Kirchenmißbraͤuche
gehalten. Wir koͤnnen/ uns
nicht enthalten, ſie bei dieſer Veranlaſſung aus/fuͤhrlich mitzutheilen./
„In Wittenberg war das Auguſtinerkloſter neu/ angefangen zu bauen, die Fundamenta der Kirche wa/ren angelegt, aber nur der Erde gleich gebracht.
Mit/ 90 ten in denſelben Fundamentis ſtand ein
alt Kapellen,/ von Holz gebauet und mit Laimen beklaibt.
Das/ war ſehr baufaͤllig,
war geſtuͤtzet auf allen Seiten./
Es war bei 30 Schuhe lang und zwanzig breit, hat/ ein klein alt roſtig Chor, darauf ein 20 Menſchen mit/ Noth ſtehen konnten. An
der Wand gegen Mittag/ war ein Predigtſtuhl von alten
Bretern, die ungeho/belt, ein Predigtſtuͤhligen,
anderthalb Ellen hoch von/ der Erden. In Summa: Es hatte allenthalben das/ Anſehen, wie die Mahler den Stall mahlen zu Beth/ 100 lehem, darin Chriſtus geboren war. In dieſer armen,/ elenden,
jaͤmmerlichen Kapelle hat Gott zu dieſen letz/ten Zeiten ſein liebes heiliges Evangelium, und das/
liebe Kindlein Jeſus laſſen neugeboren werden. Es/ war kein Muͤnſter⸗Stift noch großes Gotteshaus
auf/ Erden, deren viele tauſend waren, das Gott hiezu
er/waͤhlt hatte, ſondern dies arme
unanſehnliche
Kapell/chen.
Aus dieſem iſt das heilige Grab, welches iſt/ die heilige Schrift, durch Herzog Friedrichen,
wieder/ genommen werden, oder wie die alte
Prophezeihung/ 110 lautet. Und da er einen Schild an den Baum haͤngt,/ iſt er
wieder gruͤn worden. Anno 1518. In dieſer/ Kirche predigte Doktor Luther gegen den Ablaß und/ uͤber die Freiheit der Predigt, und ward in Kurzem/ dieſe Kirche zu enge und ward Doktor Martini be/fohlen, in der Pfarre zu Wittenberg zu
predigen.“/
L. A. v. A./
Stiftung einer fortlaufenden jaͤhrlichen Feier/ zum Gedaͤchtniß der verewigten Koͤnigin/ von Preußen./ 120
Einer ſo eben im Druck erſchienenen, von Sr./ Majeſtaͤt dem Koͤnige ſelbſt genehmigten, erhebenden/294 Ankuͤndigung eines in der Reſidenz Potsdam zu er/richtenden Denkmals, zum Andenken Ihro Maj. der/ verewigten Koͤnigin, durch den Hofprediger Hrn. Eylert,/ von dem fruͤher in dieſen Blaͤttern ſchon die Rede/ war, zufolge, will derſelbe auf Subſcription eine Samm/lung der in den Monaten April, Mai und Juni d. J./ in Gegenwart beider Majeſtaͤten und des Koͤniglichen/ Hofes in der Hofkirche gehaltenen religioͤſen Vortraͤge/ 130 herausgeben; und den Ertrag als Kapital zu einem/ ganz im Geiſte der Verewigten angeordneten Zweck,/ zur jaͤhrlichen Ausſtattung einer tugendhaften aber/ unbemittelten Braut, in der Art verwenden, daß ihr/ am Tage der Verheirathung die jaͤhrlichen Intereſſen/ dieſes Kapitals als eine freundliche bedeutungsvolle/ Ausſtattung gereicht werden ſollen. Es iſt hier noch/ zu bemerken, daß die Hochſelige an eben dem Tage,/ wo ſie mit Begeiſterung und Fuͤlle von Liebe und/ Ernſt uͤber die Befoͤrderung des ehelichen und/ 140 haͤuslichen Gluͤckes ſprach, uͤberzeugt, daß in die/ſem der Grund und Anfang jeder wahren Verbeſſe/rung liege, und daß nur aus tugendhaften Ehen eine/ gute und edle Generation hervorgehen koͤnne, in/ dem Augenblick als ſie den ſchoͤnen Wunſch aͤußerte,/ in dieſer wichtigen Beziehung wirkſam und der Na/tion nuͤtzlich werden zu koͤnnen, den Hofprediger Ey/lert aufforderte, jene Predigten drucken zu laſſen, mit/ der huldvollen Erlaubniß, ſie ihr zu dediciren./
Welche erhabene, ſinnvolle Beziehung in dieſem/ 150 Denkmaal liegt, deſſen Grundſtein der biedere Mann/ nun legt, und zu deſſen Ausfuͤhrung er Allen einen/ Zutritt eroͤffnet, welchen das Andenken ihrer Koͤnigin/ theuer iſt, alſo der ganzen Nation, dies bedarf weder/ beſonders ausgefuͤhrt, noch durch ſchoͤne Worte ge/prieſen zu werden. Es genuͤgt, um alles auszuſpre/chen, daß Se. M. der Koͤnig, in der erbetenen Geneh/migung dieſer Stiftung, Selbſt ſolche ein wuͤrdi/ges Denkmaal nennt und ergaͤnzen will, was/ fehlt; weshalb am Schluß des Subſcriptionstermins/ 160 Ihm das Namens⸗ und Beitrags⸗Verzeichniß einge/reicht werden ſoll./
Wer wird nicht eilen, an einem ſolchen Denkmaal/ Antheil zu nehmen!/ W./