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                    Ps. zum Schluß uͤber C. J.
                        Kraus.
                
                Die gerechte Wuͤrdigung der
                        Verdienſte des verſtor⸗
benen Chriſtian Jakob Kraus im
                        11ten Blatte dieſer 
Zeitſchrift, hat viele
                        gelegenheitliche Ergießungen red⸗
ſeliger
                        Freundſchaft veranlaßt. Wir bedauern
                            aufrich⸗5
tig, daß die nachgelaſſenen
                        Schriften des Profeſſors 
uns zu wenig
                        Eigenthuͤmliches dargeboten haben, als 
daß wir
                        von ſeiner Perſoͤnlichkeit haͤtten abſehen koͤn⸗
nen, wenn wir den Fleck treffen wollten, den wir
                            wirk⸗
lich getroffen haben.10
Eigentlich meinten wir
                        aber die wiſſenſchaftlichen 
Applikationen des
                            Adam Smith und ſeiner
                        Conſorten, 
auf die Verwaltung von Staaten, die
                        ſich durch Kunſt 
und innere Kraft erſt iſoliren
                        ſollen, und nicht durch 
Natur und innere Kraft
                        bereits iſolirt ſind, wie der 15
Brittiſche.
                        Die aͤußeren Lebensbedingungen der
                            beſon⸗
deren Staaten, welche Adam
                        Smith auf ſeiner Inſel 
eine Zeitlang uͤberſehen
                        durfte, muͤſſen bei uns ein Ge⸗
genſtand
                        ewiger Wachſamkeit ſein, die der Staatsge⸗
lehrte weder in der Geſetzgebung noch bei Fragen der
                            20
Nationaloͤkonomie je ungeſtraft verſaͤumen
                        wird. Wir 
brauchen unzaͤhlige kuͤnſtliche Schranken um der Frei⸗
heit willen, weil die Eine, große,
                        natuͤrliche Schranke 
fehlt, unter deren
                        tauſendjaͤhrigem Schutz und Zwang 
ſich ein
                        majeſtaͤtiſches Geſetz, alſo eine maͤnnliche Frei⸗25
heit, und in dieſen letzten Tagen dann auch
                            verfuͤhre⸗
riſche Syſteme der
                        Freiheit in England
                        entwickelt hat⸗
ten. Das alles ſagen wir, nicht mit Klagen uͤber
                        ein 
Verſaͤumniß der Natur gegen uns, ſondern
                        mit ſtolzer 
Anerkennung unſeres viel groͤßeren
                        Berufs: aus eig⸗30
ner Kraft des Herzens,
                        mit ſelbſt erbauten Schranken 
des Beſitzes, des
                        Genuſſes, des Gewerbes ſollen ſich 
[ 48 ]
                        188dereinſt die Staaten
                        des Continents iſoliren; ſie ſollen 
wiſſen, was
                        ſie frei gemacht und was England bis jetzt 
noch
                        nicht weiß: ſie ſollen politiſche Freiheit lehren koͤn⸗35
nen, was der Brittiſche Staatsgelehrte
                        heute noch 
nicht kann, weil er vor Baͤumen den
                        Wald nicht ſieht; 
ſie ſollen an die Dauer der
                        Freiheit glauben koͤnnen, 
was Burke, Pitt und Fox noch nicht konnten,
                        weil die 
brittiſche Freiheit nicht mit
                        Bewußtſein erworben oder 40
befeſtigt war.
Aus dieſen hoͤheren
                        Ruͤckſichten haben wir es fuͤr 
gut gefunden,
                        der deutſchen 
                            Sekte
                            liest ›Seite‹
                         des Adam Smith 
in den Weg zu treten, auf
                        eine Staatswirthſchaft zu 
dringen, welche
                        aͤußere und innere Lokalitaͤt, Gerichts⸗45
hoͤfe und Adminiſtration zugleich ins Auge faßte, und 
die Hieroglyphen unſrer alten
                            Continental⸗Einrichtun⸗
gen der
                        leichtſinnigen und in gewiſſen natuͤrlichen 
Grundſaͤtzen ſchwaͤrmenden Jugend, wieder verſtaͤnd⸗
lich und ehrwuͤrdig machte. Wir haben es unanſtaͤn⸗50
dig gefunden, uns der erſten beſten, uͤber das Meer
                            
herlaufenden Weisheit ſogleich auf
                        Diskretion zu er⸗
geben, wenn wir auch
                        nicht verſchmaͤhten, mit ihr zu 
kapituliren.
Um nun der Zerſtreuung
                        und Harthoͤrigkeit unſerer 55
Zeitgenoſſen zu
                        begegnen haben wir unſern kalten und 
ruhigen
                        Angrif diesmal perſoͤnlich und lokal eingerichtet, 
nachdem wir unabhaͤngig von Perſon und Zeit in
                            groͤ⸗
ßeren Werken 
                            
                                    uuſre
                                    unſre
                                
                            liest ›unsre‹
                         Anſicht ſelbſt fuͤr eine unbefang⸗
nere Zukunft niedergelegt hatten. Dem Schatten des 60
rechtſchaffenen Kraus haben
                        wir nichts abzubitten, viel⸗
mehr haben
                        wir ſein Publikum um ein Betraͤchtliches 
vergroͤßert.
Weil wir aber mit
                        einem einzigen, ernſthaften 
und auf ſehr
                        erhabene Dinge zielenden Worte, neben⸗65
her ſo vielerlei kleine Unwuͤrdigkeiten und unziemliche 
Perſoͤnlichkeiten eingefangen haben, ſo werden
                        wir, 
mit großer Reſignation gegen uns, eheſtens
                        wieder 
eine andre gelehrte Autoritaͤt einer
                        ſolchen kurzen und 
ſtrengen Betrachtung
                        unterziehn. In der groͤßeren 70
189
                        Lebhaftigkeit des daraus erfolgenden Streits, und auf 
der Folie der mit unterlaufenden
                        Unwuͤrdigkeiten, wer⸗
den die heiligen
                        Prinzipien der Geſetzgebung, der 
Staatswirthſchaft und der Freiheit heller einleuchten, 
vor denen allezeit die Perſoͤnlichkeiten: Adam
                        Smith, 75
und Kraus und ∆**, und der witzige Koͤnigsberger
                        
und beſonders Ps. in Schatten treten ſollen.
                    An die Recenſenten der Elemente der
                            Staats⸗
kunſt von Adam Muͤller.
                
                Recenſionen verfert’ge ich euch, wie der Weber die 80
Struͤmpfe,
 Schwarz heut oder auch weiß, wie nur der
                            Mei⸗
ſter verlangt.
                    Um das Maas nicht bin ich bekuͤmmert, um
                        Laͤng’ und 
um
                            Breite,85
 Denn ſolch Strickwerk, es zieht
                        doch ſich nach jeg⸗
lichem Fuß.
                    Freilich wer Struͤmpfe bedarf, ſucht ſich
                        die paſſenden 
ſelber;
 Aber die Recenſion 
                            zieh’
                            liest ›zieh‹
                         ich gewaltſam euch an.90
                    Und drum web’ ich auch alles fein leicht und
                        windig 
wie
                            Spinnen,
 Denn wie ſelten es paßt, merkte
                        ſonſt endlich 
das Volk.
                    Nimmer moͤcht ich, bei Gott, mich mit dem
                        Ganzen 95
befaſſen,
 Jag’ ich dem Einzelnen nach,
                        giebt ſich das Ganze 
von ſelbſt.
                    Ueber ein Buch erſcheine mein Urtheil ſtreng
                        doch ge⸗
recht auch!100
 Saͤtze zerr’ ich heraus,
                        fuͤhre den klaͤrſten Beweis.
                    Was der Verfaſſer will, und wie ſein Wollen
                            er⸗
reicht iſt,
 Geht mich nichts an, ich
                        weiß: was mit ihm ſelbſt 
ich gewollt.105
190
                    Fuͤhl’ ich, beim Leſen des Buchs, „ſo haͤtt’
                        ichs ſelber 
geſchrieben,“
 Dann iſt’s trefflich,
                        es wird Lob ihm und Ehre 
genug.
                    Was mir am meiſten verhaßt, ich will es
                        ehrlich be⸗110
kennen,
 Unverſtaͤndliches, Freund,
                        iſt mir ein ſchrecklicher 
Graͤul.
                    W.
                    Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.115
                
                London d. 7. Nov.
Geſtern iſt
                        nachſtehendes Buͤlletin bekannt ge⸗
macht worden:
Windſor d. 6. Nov.
Sr. Maj. haben die verwichene Nacht nur
                        ſehr 120
wenig geſchlafen, und befinden ſich
                        dieſen Mor⸗
gen nicht beſſer. Reynolds, ⁊c.
Die traurige Krankheit
                        Sr. Maj. ſcheint haͤufigen 
Abwechſelungen von
                        Ruhe und Unruhe unterworfen 
zu ſein; ihr Puls
                        variirte in zwei Tagen von 80 zu 125
120
                        Schlaͤgen. Noch andern Nachrichten
                        zufolge, ſoll 
Sr. Maj. Zuſtand ſehr
                        bedenklich, und in London un⸗
ruhige
                        Auftritte vorgefallen ſein, weil das Volk glaubt, 
mau verberge ihm die Wahrheit. (L. d. B.)
                    Anzeige.130
                
                
                Den Verfaſſer eines
                        Aufſatzes: Ueber die neue⸗
ſte Lage von Großbrittannien,
                        der aus Ruͤck⸗
ſichten, die hier zu
                        eroͤrtern zu weitlaͤufig waͤre, nicht 
aufgenommen werden kann, erſuchen wir ganz erge⸗
benſt, ein Schreiben fuͤr ihn in der
                        Expedition der 135
Abendblaͤtter (Jaͤgerſtraße, bei Hrn.
                        Kralowsky) abzu⸗
holen. Daſſelbe wird ihm auf Vorzeigung eines 
Pettſchafts mit einem Sokrateskopf aus⸗
geliefert werden. (Die Redaction.)
