kleist-digital
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse
  •  Lexikalische Suche
  •  Semantische Suche
kleist-digital
  •  Suche
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse

  • Stellenkommentar
  • Emendationen
  • Textkonstitution
  • Editorial Artikel
  • Kollation Editionen
    Zu den Artikeln
    Eine Legende nach Hans Sachs. Gleich und Ungleich.Theater. Sonderbares Versehn.Guter Rath.Zeichen.Miscellen. [3.11.1810]Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [3.11.1810]
  • Home
  • Werke
  • Berliner Abendblätter
  • 30tes Blatt. Den 3ten November 1810.
30tes Blatt. Den 3ten November 1810.

Textwiedergabe  nach Erstdruck.

  • Fassung Erstdruck
    emendiert
  • Textversion
    ohne orig. Zeilenfall
  • Textversion
    [+] ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ

Alle Textversionen sind inhaltlich identisch und folgen dem angegebenen Textzeugen.
Die Fassung Erstdruck/Textzeuge zeigt die zeichengenaue Wiedergabe des Textzeugen. Nur offensichtliche Fehler sind emendiert. Alle Emendationen sind im Apparat verzeichnet. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.

In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Ansonsten folgt sie der angegebenen Textquelle.

In der Textversion ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ sind zusätzlich das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Orthographie angepasst.

119

Berliner Abendblätter.

30tes Blatt. Den 3ten November 1810.

Eine Legende nach Hans Sachs.

Gleich und Ungleich.

Der Herr, als er auf Erden noch einherging,/ Kam mit Sanct Peter einst an einen Scheideweg,/ Und fragte, unbekannt des Landes,/ Das er durchstreifte, einen Bauersknecht,/ Der faul, da, wo der Rain sich spaltete, gestreckt/ In eines Birnbaums Schatten lag:/ Was für ein Weg nach Jericho ihn führe?/ Der Kerl, die Männer nicht beachtend,/ Verdrießlich, sich zu regen, hob ein Bein,/ Zeigt’ auf ein Haus im Feld’, und gähnt’ und sprach: da unten!/ Zerrt sich die Mütze über’s Ohr zurecht,/ Kehrt sich, und schnarcht schon wieder ein./ Die Männer drauf, wohin das Bein gewiesen,/ Gehn ihre Straße fort; jedoch nicht lange währt’s,/ Von Menschen leer, wie sie das Haus befinden,/ Sind sie im Land’ schon wieder irr./ Da steht, im heißen Strahl der Mittagssonne,/ Bedeckt von Aehren, eine Magd,/ Die schneidet, frisch und wacker, Korn,/ Der Schweiß rollt ihr vom Angesicht herab./ Der Herr, nachdem er sich gefällig drob ergangen,/ Kehrt also sich mit Freundlichkeit zu ihr:/ „Mein Töchterchen gehn wir auch recht,/ So wie wir stehn, den Weg nach Jericho?“/ Die Magd antwortet flink: „Ei, Herr!/ Da seid ihr weit vom Wege irr gegangen;/ Dort hinterm Walde liegt der Thurm von Jericho,/ Kommt her, ich will den Weg euch zeigen.“/ 120 Und legt die Sichel weg, und führt, geschickt und emsig,/ Durch Aecker die der Rain durchschneidet,/ Die Männer auf die rechte Straße hin,/ Zeigt noch, wo schon der Thurm von Jericho erglänzet,/ Grüßt sie und eilt zurücke wieder,/ Auf daß sie schneid’, in Rüstigkeit, und raffe,/ Von Schweiß betrieft, im Waizenfelde,/ So nach wie vor./ Sanct Peter spricht: „O Meister mein!/ Ich bitte dich, um deiner Güte willen,/ Du wollost dieser Maid die That der Liebe lohnen,/ Und, flink und wacker, wie sie ist,/ Ihr einen Mann, flink auch und wacker, schenken.“/ „Die Maid,“ versetzt der Herr voll Ernst,/ „Die soll den faulen Schelmen nehmen,/ Den wir am Scheideweg im Birnbaumsschatten trafen;/ Also beschloß ich’sApostroph im Druck nicht erkennbar, das Spatium hierfür ist vorhanden. gleich im Herzen,/ Als ich im Waizenfeld sie sah.“/ Sanct Peter spricht: „Nein Herr, das wolle Gott verhüten./ Das wär ja ewig Schad um sie,/ Müßt’ all ihr Schweiß und Müh’ verloren gehn./ Laß einen Mann, ihr ähnlicher sie finden,/ Auf daß sich, wie sie wünscht, hoch bis zum Giebel ihr/ Der Reichthum in der Tenne fülle.“/ Der Herr antwortet, mild den Sanctus strafend:/ „O Petre, das verstehst du nicht./ Der Schelm, der kann doch nicht zur Höllen fahren./ Die Maid auch, frischen Lebens voll,/ Die könnte leicht zu stolz und üppig werden./ Drum, wo die Schwinge sich ihr allzuflüchtig regt,/ Henk’ ich ihr ein Gewichtlein an,/ Auf daß sie’s beide im Maaße treffen,/ Und fröhlich, wenn es ruft, hinkommen, er wie sie,/ Wo ich sie Alle gern versammeln mögte./
121

Theater.

Sonderbares Versehn.

Durch einen unerklärlichen Zufall sind neulich bei der Aufführung der unvergleichlichen Iphigenia in Tauris, der einzigen ernsten Oper in der Welt, ein Paar Tänze aus dem Ballette der Opernschneider am feierlichen Schlusse zwischen getreten, welches dem Publikum große Belustigung gewährt hat. Das Publikum erklärte sich nachher, daß es zwar dankbar wäre, für die Aufmerksamkeit, ihm Ballette zu geben, es bäte sich aber dergleichen, wenn es nirgends gut anzubringen wäre, lieber als Nachspiel aus; auch wäre es ihm lieb, wenn die Tänzer die drei oder vier Zusammenstellungen, die sich seit der Vigano noch immer wie alte abgenutzte Dekorationen herumtreiben, endlich einmal mit ein Paar neuen vertauschten, besonders in einer heroischen Oper; gern würdeStatt eines ›ü‹ ist im Druck nur ein ›u‹ erkennbar. es auch im ersten Aufzuge, statt des Gespringes des einen Herrn, den Doppeltanz der beiden Krieger sehen, wie er in Paris aufgeführt wird, das Vollendetste in Wirkung und Zusammenhang (im Gegensatze der beiden Gefangenen die traurig und erschöpft nachgeführt werden,) was je die Tanzkunst hervorgebracht.

ava.

Guter Rath.

Lasse den Thoren daheim, und send’ ihn nimmer auf Reisen, Neue Thorheit allein bringt er aus jeglichem Land.

W.

Zeichen.

Hör und merk es wohl, woran du den Thoren erkennest. Er denkt dieses Geschlechts, denket der Thoren kein Mensch. 122 Ein Fuchs wittert den andern, besagt treuherzig das Sprichwort, Kein Thor, setz’ ich hinzu, der nicht den anderen merkt.

W.

Miscellen.

Mehreren Individuen in Tyrol sind Wohnorte in andern Theilen Baierns angewiesen. [liest ›angewiesen.‹] (Alt. Merk.)

In Paris ist die Gräfinn Montesquiou zur Hofmeisterinn der kaiserlichen Kinder (Gouvernante des enfans de France) ernannt worden.

Im Russischen Reiche wird nächstens eine außerordentliche Rekrutenaushebung statt finden. (L. d. B.)

In Wien hat man die traurige Nachricht erhalten, daß die Türken, die in so schönem Flor gestandene Russische Handelsstadt Odessa, am schwarzen Meer, bombardirt, und sehr beschädigt haben. Viele Waaren sind dabei zu Grunde gegangen.

Nach einem unverbürgten Gerücht soll auf einen Waffenstillstand zwischen der Pforte und Rußland angetragen sein, und die Russischen Truppen, welche nach der Donau beordert waren, Gegenbefehl erhalten haben. (L. d. B.)

Briefen aus Petersburg zufolge herrscht in dem dasigen Reichssenat und bei dem geheimen Conseil eine außerordentliche Thätigtigkeit. Ueber den Zweck der Sitzungen, die gehalten werden, herrscht das tiefste Geheimniß. Man sagt, es seien Unterhandlungen mit dem Divan eingetreten. (Rhein. Cor. d. 25. Oct.)

Laut Particularberichten aus Paris soll das Armee-Corps des Gen. Reynier, an den Portugiesischen Gränzen, von einer großen Uebermacht und mit ansehnlichem Verlust zurückgedrängt worden sein. Der Herzog von Abrantes soll dieses Corps zu spät oder gar nicht unterstützt haben, worauf er in Ungnade gefallen und zur Verantwortung gezogen sein soll. (Schweiz. N. d. 19. Oct.)

Der Moniteur vom 24. Oct. enthält zwei Briefe vom Div. Gen. Drouet und vom General-Intendanten der Portug. Armee, Lambert, über die glücklichen Fortschritte der französischen Truppen in Portugal.

Polizeiliche Tages-Mittheilungen.

Einem Huthfabrikanten sind gestern 1 Dutzend silberne Eßlöffel und noch mehreres Silbergeräth aus seinem Speisezimmer gestohlen; und

Einer Wittwe mehrere neue Kleidungsstücke.

Auf dem Neuen Markt ist ein abgenutztes Gemäß zerschlagen.

Eine Legende nach Hans Sachs. Gleich und Ungleich.; Theater. Sonderbares Versehn.; Guter Rath.; Zeichen.; Miscellen. [3.11.1810]; Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [3.11.1810];

Quellenangaben für Zitation
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-30, [ggf. Angabe von Zeile/Vers oder Seite], 18.05.2025

Zeilen- u. Seitennavigation

Apparat

  • Emendationen
  • Kollation Editionen
  • Stellenkommentar
Stellenkommentar

48ich’sApostroph im Druck nicht erkennbar, das Spatium hierfür ist vorhanden.

83würdeStatt eines ›ü‹ ist im Druck nur ein ›u‹ erkennbar.

 Emendationen (insges. 3)
  • 84eineseinen
  • 108angewiesrn.angewiesen.
  • 113B.B.)

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 30tes Blatt. Den 3ten November 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 3.11.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 119–122

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Eine Legende nach Hans Sachs. Gleich und Ungleich.

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Erstmalig wurde Kleist als Autor durch Köpke zugeordnet (vgl. Köpke:1862, S. 31, S. 38).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 119f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 153f [MA] II 522f [DKV] III 445f [SE:1993] I 37–39

Theater. Sonderbares Versehn.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: ava. [= Achim von Arnim]

Autograph des Textes inkl. Korrekturen Kleists vgl. Häker:1995.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 121

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 155

Guter Rath.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: W. [= Karl v. Woltmann [?] oder (F. G. Wetzel [?])]

Steig hält Woltmann für einen möglichen Autor (vgl. Steig:1901; S. 389), Sembdner verweist auf Wetzel (vgl. SE:1939; S. 42).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 121

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 155

Zeichen.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: W. [= Karl v. Woltmann [?] (oder F. G. Wetzel [?]) ]

Steig hält Woltmann für einen möglichen Autor (vgl. Steig:1901; S. 389), Sembdner verweist auf Wetzel (vgl. SE:1939; S. 42).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 121f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 155f

Miscellen. [3.11.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

— Miszelle ›Tyrol‹: redigierter Text aus ›Altonaischer Mercurius‹ vom 30. Oktober 1810.
— Miszelle ›Gräfinn Montesquiou‹: redigierter Text aus ›Privilegierte Liste der Börsen-Halle‹ vom 30. Oktober 1810.
— Miszelle ›Russisches Reich‹: redigierter Text aus ›Privilegierte Liste der Börsen-Halle‹ vom 30. Oktober 1810.
— Miszelle ›Odessa‹: redigierter Text aus ›Privilegierte Liste der Börsen-Halle‹ vom 31. Oktober 1810.
— Miszelle ›Waffenstillstand‹: redigierter Text aus ›Privilegierte Liste der Börsen-Halle‹ vom 31. Oktober 1810.
— Miszelle ›Briefen aus Petersburg‹: redigierter Text aus ›Rheinische Correspondenz‹ vom 25. Oktober 1810.
— Miszelle ›Particularberichten aus Paris‹: redigierter Text aus ›Gemeinnützige Schweizerische Nachrichten‹ vom 19. Oktober 1810.
— Miszelle ›französische Truppen in Portugal‹: redigierter Text aus ›Privilegierte Liste der Börsen-Halle‹ vom 31. Oktober 1810.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 122

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 156

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [3.11.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Von Kleist redigierte Texte aus den Polizei-Rapporten vom 3. November 1810. (Vgl. BKB 11, hier S. 117f).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 122

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 157

 Vergleich Editionen

Die durchgeführte Kollation mit unterschiedlichen historischen und aktuellen Kleist-Editionen zeigt bestimmte Lesarten und Emendationen, die von der vorliegenden emendierten Fassung abweichen. In den Anmerkungen finden sich hierzu häufig nähere Erläuterungen. (Gelegentlich ist die Ursache für Abweichungen ein Transkriptionsfehler in der jeweiligen Edition.)

Disclaimer: Abweichungen, die ihren Grund in typographisch bedingten Normalisierungen und Standardisierungen haben, werden nicht angezeigt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Mitgeteilte Abweichungen müssen am Original überprüft werden.

[BKA:1989] [1 Abw.]
  • 108angewiesrn. ] [liest ›angewiesen.‹]
WERKE
  • Dramen
  • Erzählungen
  • Lyrik
  • Sonstige Prosa
  • Berliner Abendblätter
  • Phöbus
VERZEICHNISSE
  • Personen
  • Orte
  • Kleist Texte (alphabetisch)
  • Von Kleist erwähnte Werke
  • Literaturverzeichnis
SONSTIGES
  • Über die Edition
  • Kleist-Wörter-Rätsel
  • Handschriften-Simulator
  • Handschriften-Fonts
  • Kontakt Herausgeber
  • Impressum / Haftungsausschluss
  • Datenschutzerklärung
  • Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter einer
    Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz